Können tropfende Wasserhähne im Flugzeug gefährlich sein?
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Undichte Wasserhähne an Bord von Boeing-787-Maschinen sorgen für ein Sicherheitsrisiko bei den Flugzeugen.
© Quelle: imago images/Panthermedia
Ein tropfender Wasserhahn kann extrem nervig sein – klingt aber nicht wirklich gefährlich. Der Fall einer Boeing 787 Dreamliner, bei der während des Fluges ein Wasserschaden entdeckt wurde, zeigt jedoch, dass dies ein ernstes Problem für die Flugsicherheit ist.
Die US-amerikanische Flugsicherheitsbehörde hat aus diesem Grund eine Warnung an alle Fluggesellschaften herausgegeben, die solche Maschinen in ihrer Flotte haben. Die Wasserhähne der Boeings müssten inspiziert werden, weil sie eine Gefahr darstellen würden.
Laut der Federal Aviation Administration (FAA) bestehe das Risiko, dass durch undichte Stellen an den Wasserhähnen Flüssigkeit austrete und über kurz oder lang in die Nähe wichtiger Elektronikteile gerate.
Wie viel Wasser kann bei einem Leck austreten?
Solange das Problem unbemerkt bleibt, kann bei einem Leck in einem Flugzeug eine große Menge Wasser austreten. An Bord einer Boeing 787 können bis zu 1000 Liter in den Wassertanks sein, wie das Luftfahrtbundesamt (LBA) erklärt.
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Die Wassermenge variiert jedoch je nach Größe des Flugzeuges und der geplanten Flugstrecke stark, sagt Luftfahrtsexperte Heinrich Großbongardt dem reisereporter.
Das Problem im aktuellen Fall sei jedoch eher die Sorge vor einem schleichenden Leck als vor einem größeren Wasseraustritt. „Wenn unbemerkt Wasser über einen längeren Zeitraum austritt, kann das an Steckverbindungen zu Korrosion und schlussendlich zu Kurzschlüssen sowie einer Unterbrechung der Stromversorgung führen“, so Großbongardt.
Laut der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) sollen im aktuellen Fall etwas mehr als 230 Milliliter Wasser aus einem undichten Hahn an Bord der Boeing ausgetreten sein.
Systeme im Flugzeug sind mehrfach gesichert
Falls es dazu kommen sollte, dass Elektronik im Flugzeug aufgrund eines Wasserschadens ausfällt, betrifft das laut Großbongardt jedoch immer nur einzelne Systeme. Die Maschinen seien so konstruiert, dass es nicht zu einem kompletten Stromausfall kommen könnte. „Es gibt für alle wichtigen Systeme zwei oder sogar drei Notfallsysteme, die im Falle eines Ausfalls anspringen würden“, erklärt der Experte. Aufgrund eines Wasserlecks würde kein Flugzeug abstürzen.
Auch das Luftfahrtbundesamt beschreibt das Szenario eines Flugzeugabsturzes aufgrund eines Wasserlecks nur als theoretisches – praktisch wäre das in der heutigen Zeit nicht mehr möglich.
Allerdings führe ein solcher Fall zu Situationen mit einem unkalkulierbaren Risiko, so Großbongardt. Denn falls während des Fluges weitere Probleme auftreten würde, wie zum Beispiel ein Triebwerksausfall, werde die Situation für Pilotinnen und Piloten schon schwieriger.
Was kann die Crew bei einem Wasserschaden an Bord machen?
Eine Schwierigkeit sei auch, dass bei einem Systemausfall durch Wasserschäden die Ursache für die Crew an Bord nicht so einfach auszumachen sei. Pilotinnen und Piloten würden nur über den Systemausfall informiert.
Die Aufgabe aller Beteiligten sei es deswegen dann meistens nur, das Flugzeug wieder sicher auf den Boden zu bringen. Dabei gibt es laut LBA festgelegte Vorgehensweisen: Pilotinnen oder Piloten seien dadurch selbst im Fall multipler Systemausfälle in der Lage, ein Flugzeug sicher zu landen. Auf Fehlersuche begeben sich dann erst die Konstrukteure und Sicherheitsmitarbeiter im Flugzeughangar, erklärt Großbongardt.
Flugzeug-Crew bemerkt nassen Teppich
Wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland berichtet, hätte im aktuellen Fall die Crew der nicht benannten Airline einen nassen Teppich im Cockpit des Flugzeuges entdeckt. Nach der Landung wurden das Fluzeug sowie die gesamte Flotte der Fluggesellschaft untersucht. Dabei seien mehrere undichte Wasserhähne in Dreamlinern entdeckt worden.
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Die Probleme sind bei Wasserhähnen an Bord einer Boeing 787 Dreamliner aufgetreten, bei welcher Fluggesellschaft genau hat die FAA nicht mitgeteilt.
© Quelle: imago images / ZUMA Press
Es sind nicht die ersten Probleme mit Wasserlecks bei Boeing, bereits Ende vergangenen Jahres soll es teilweise zu Fehlern gekommen sein. Bei Maschinen der Dreamliner-Reihe hatte Boeing in den letzten Jahren mehrfach mit Materialproblemen zu tun, weshalb es zwischenzeitlich sogar zu einem Lieferstopp kam.
Welche Maßnahmen werden nun ergriffen?
Nach der Warnung durch die FAA werde nun höchstwahrscheinlich eine offizielle Anweisung der Flugsicherheitsbehörde an alle Airlines herausgehen, die Wassersysteme an möglicherweise betroffenen Flugzeugen ständig zu kontrollieren, so Großbongardt.
Dies müssen die Fluggesellschaften dann so lange fortführen, bis der Hersteller Boeing die betroffenen Flugzeugteile an allen Maschinen ausgetauscht habe. Ein Boeing-Sprecher sagte gegenüber AP, dass die Airline das betroffene Bauteil bereits umgestaltet habe und dies nun schrittweise nachgerüstet werden soll.
Reisereporter