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Flugzeug-Friedhof in Lourdes: Mehr als nur ein Lagerplatz

Auseinandergeschnitten Flugzeugrümpfe werden mittels Kran bewegt.

Auseinandergebaut und wiederverwertet: Direkt am Flughafen Tarbes-Lourdes befindet sich auch der Flugzeug-Friedhof.

Der kleine Ort Lourdes im Südwesten Frankreichs ist vor allem als Wallfahrtsort bei Pilgerern bekannt. Dass sich hier auch einer der größten Flugzeug-Friedhöfe Europas befindet, wissen wohl die wenigsten. Gut zehn Kilometer vom Zentrum entfernt liegt der Flughafen Tarbes-Lourdes. Ausrangierte Airbusse warten hier auf ihr Ende. Abgestellt und ohne jede weitere Verwendung.

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Quasi über Nacht entstand während der Pandemie ein riesiger Bedarf an Abstellflächen für ungenutzte Flugzeuge. All die Maschinen, die plötzlich am Boden blieben, mussten irgendwo hin. Doch Stellplätze kosten Geld, kostengünstiger sind die Friedhöfe. Reihenweise haben Airlines während der Lockdowns ihre Flugzeuge früher ausgemustert als geplant. Allein im ersten Corona-Jahr wurden laut „Airliners.de“ 3400 Maschinen ausgeflottet – rund 2400 mehr als üblich.

Flugzeuge werden zerlegt und recycelt

Mehrere Hundert von ihnen landeten in Tarbes-Lourdes. An dem südwestfranzösischen Flughafen hat das Unternehmen Tarmac Aerosave seinen Sitz, das sich neben der Wartung von noch flugfähigen Maschinen auch um die Ausschlachtung der Giganten der Lüfte kümmert. Hier werden die Maschinen in ihre Einzelteile zerlegt und recycelt.

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In den vergangenen Jahren hat sich das Unternehmen, das auch den Flugzeug-Friedhof im spanischen Teruel betreibt, der gestiegenen Nachfrage angepasst und ist expandiert. Obwohl weitere Flächen für die ausrangierten Flugzeuge erworben wurden, herrscht in Lourdes Platznot. „Du musst die Maschinen wie bei Tetris bewegen, um für jedes Flugzeug den richtigen Platz zu finden“, sagt Sébastien Demouron von Tarmac Aerosave gegenüber „Airliners.de“.

Um den Platz bestmöglich auszunutzen, gibt es in Tarbes sogar eine Magnetwand mit Miniaturmodellen der unterschiedlichen Maschinen-Typen, die je nach Bedarf hin- und hergeschoben werden können. So wird in der Theorie schon mal getestet, wo vielleicht noch ein weiteres Flugzeug einen Platz findet.

In Reih und Glied dämmern in Lourdes die ehemaligen Giganten der Lüfte ihrem weiteren Schicksal entgegen. Einst bereisten sie die Welt, jetzt drehen sie höchstens am Boden eine Runde, um für Neuankömmlinge Platz zu schaffen. Mit zum Teil abgeklebten Fenstern und versiegelten Triebwerken warten sie darauf, dass sie an der Reihe sind.

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Wiederverwertung steht an oberster Stelle

Doch nach und nach werden auch wieder Plätze frei. Dann, wenn eine Maschine komplett recycelt und entsorgt wurde. In der Regel dauert das sechs bis sieben Wochen. Gut erhaltene Teile werden in anderen Maschinen derselben Fluggesellschaft verbaut oder verkauft.

„Wir stellen die Maschine komplett auf den Kopf und verwerten alles, was geht“, so Arthur Rondeau von Tarmac Aerosave zu „Airliners.de“. Der Rest der Maschine werde anschließend gereinigt und dann zerteilt.

Arbeiter bauen eine Sitzreihe aus einem Flugzeug aus.

Was noch gut ist, wird in anderen Maschinen wieder eingebaut.

So ist Tarbes-Lourdes viel mehr als nur ein Friedhof, auf dem die aussortierten Maschinen sich selbst überlassen werden. Es ist wohl eher ein riesengroßes Ersatzteillager für andere Flugzeuge. Mechaniker und Mechanikerinnen bauen die einzelnen Komponenten aus. Diese werden verpackt und sogar verschickt.

Laut eigener Website hat Tarmac Aerosave seit seiner Gründung 2007 mehr als 300 Flugzeuge recycelt. Mit den Ersatzteilen wurden über 1000 Maschinen repariert und wieder in den Dienst gestellt. „Menschen neigen dazu zu vergessen, dass diese Flugzeuge die ganze Welt gesehen haben“, so Mechaniker Teddy Saves zu „Airliners.de“. „Ich mag den Gedanken, dass sie hier ein schönes Ende finden.“

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Flugzeuge werden wieder zum Leben erweckt

Auch am zweiten Sitz von Tarmac Aerosave, dem bekannteren Flughafen-Friedhof im spanischen Teruel, gibt es Grund zur Hoffnung: Mit der Erholung des Luftverkehrs heben immer mehr von den einst abgestellten Fliegern wieder ab. „Viele Langstrecken-Flugzeuge haben unseren Flughafen wieder verlassen. Wir sehen eine rasante Zunahme des weltweiten Flugverkehrs“, so Flughafenchef Alejandro Ibrahim gegenüber der „Tagesschau“.

2020 geriet Teruel mit gut 130 abgestellten Maschinen fast an seine Grenzen. Dabei ist die Fläche in der spanischen Einöde ungefähr so groß wie 185 Fußballfelder. Mittlerweile haben rund 50 Flieger das sonnige Teruel wieder verlassen – auch mehrere der gigantischen Airbus A380 sind dabei.

Um die Giganten aus dem Tiefschlaf zu wecken, brauchen die Mechaniker etwa zwei Monate – gut 2500 Arbeitsstunden. „Wir helfen, dass Fluggesellschaften ihre Flieger wieder in die Luft bekommen. Wie die Lufthansa“, so Ibrahim zur „Tagesschau“. Die deutsche Airline hatte während der Corona-Zeit 13 Airbus A380 nach Spanien gebracht. Das größte Passagierflugzeug mit Platz für gut 500 Reisende wurde nicht mehr gebraucht.

Das sieht mittlerweile anders aus. „Aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage nach Flugtickets und der verzögerten Auslieferung bestellter Flugzeuge reaktiviert Lufthansa den Airbus A380″, teilt das Unternehmen mit. Drei der großen Airbusse wurden bereits abgeholt. Monatelang auf dem Flugzeug-Friedhof abgestellt, erobern sie jetzt wieder die Lüfte.

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