Chile

Chile: Abenteuer auf 4.500 Metern

Der Salzsee am Fuße des Vulkans ist bis zu 60 Grad heiß. Nach den Strapazen des Tages ist das eine willkommene Wellness-Behandlung.

Der Salzsee am Fuße des Vulkans ist bis zu 60 Grad heiß. Nach den Strapazen des Tages ist das eine willkommene Wellness-Behandlung.

Oje, die Luft ist dünn. „Keine hektischen Bewegungen und bloß nicht mit dem Kopf hinunterbeugen“, rät uns Reiseführerin Estella, während unsere achtköpfige Truppe im Zeitlupentempo einen Schritt vor den anderen setzt. Wir befinden uns in rund 3.900 Metern Höhe im Hochland der Anden ganz im Norden von Chile.

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Auf einer Hochmoorebene haben wir einen Zwischenstopp eingelegt – zum Akklimatisieren. Das ist auch dringend nötig: Denn es herrscht Atemnot. Die sauerstoffarme Luft ist eine Herausforderung: Mein Herz rast, und mein Atem geht so schnell wie nach einem 100-Meter-Sprint. „Koka kauen – das hilft“, sagt Estella und reicht mir ein paar Blätter. Nach zehn Minuten Wandern wird es zum Glück etwas besser. Schnell noch eine kurze Pause, bevor es weiter die Berge hinaufgeht.

 

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Wir genießen ein grandioses Naturerlebnis: Bemooste Felsen, flauschiges Grün, in den Gräben plätschert Bachwasser, um mich herum hoppeln possierliche Viscachas, eine Chinchillaart, und ein paar Meter weiter weiden Lamas und die seltenen Vikunjas, die wie Alpakas zur Familie der Kamele gehören. Wie im Auenland der Hobbits. Ich bin ganz berauscht.

Auf 4.517 Höhenmetern sind die Strapazen vergessen

Rein in den Tourbus, und weiter geht es durch den Lauca-Nationalpark –über die knochenharte, staubige Waschbrettpiste, bei der man schon mal die Zähne zusammenbeißen muss, damit sie nicht so klappern. Doch auf 4.517 Höhenmetern angekommen, sind alle Strapazen vergessen. Wir erreichen den Lago Chungará, einen der höchstgelegenen Seen der Welt.

 

Es ist ein atemberaubendes Panorama. Der schneebedeckte Vulkan Parinacota (6.342 Meter) spiegelt sich im kobaltblauen Wasser, und Hunderte von Piepmätzen tummeln sich am Ufer. „Für Vogelliebhaber ist der See ein Paradies. Über 130 Arten hat man hier gezählt“, weiß Estella. Die anmutige Schönheit des Lagos haben wir für uns allein. Kein anderer Reisender verirrt sich an diesem Tag in diese Höhe. Wir können Enten, Gänse und Flamingos, die am flachen Ufer des Sees fressen und nisten, aus nächster Nähe beobachten und fotografieren.

 

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Der Vulkan Parinacota taucht auf: Sein Gipfel ist zu jeder Jahreszeit schneebedeckt.

Der Vulkan Parinacota taucht auf: Sein Gipfel ist zu jeder Jahreszeit schneebedeckt.

 

Bevor wir die Rückfahrt ins Hotel antreten, unternehmen wir einen Abstecher nach Parinacota, einem winzigen Dorf in 4.392 Metern Höhe – unterhalb des gleichnamigen Vulkans. Nur noch 29 Indianer des Aymara-Stammes leben hier, in ihren windschiefen Häusern aus großen mit Lehm beworfenen Steinen. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass ein Bus mit deutschen Touristen kommt.

 

Die Bewohner erwarten uns: mit handgewebten, farbenprächtigen Teppichen, bestickten Ledertaschen, weichen Schals und Ponchos aus Alpakawolle. Kaufrausch in luftiger Höhe. Auch ich schleppe später ein paar Tüten in den Bus. Wer möchte, kann auch die Aymara-Frau mit ihrem Alpaka fotografieren – für 1.000 chilenische Pesos, das sind umgerechnet etwa 1,50 Euro.

 

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Der Stolz des Dorfes ist jedoch die Kirche. Ein weiß gekalktes, mit Pacha-Gras gedecktes Gebäude. Die türkisblaue Eingangstür bleibt an diesem Tag leider verschlossen – der Schlüssel befindet sich kilometerweit entfernt im Nachbarort. Und so bekommen wir die berühmten Fresken aus dem 17. Jahrhundert nicht zu sehen. Man kann eben nicht immer Glück haben.

Kirche als Schlüssel zu den Herzen der Menschen

In diesen paar Tagen in Chile habe ich allerdings mehr Kirchen gesehen als zu Hause in den vergangenen Jahren. Das habe ich der Altiplano-Stiftung zu verdanken, die 31 der 90 Gotteshäuser der Region restauriert, um das Erbe der jahrhundertealten Aymara-Dörfer in den Anden Chiles zu retten. „Ruta de las Misiones“ heißt das Projekt – Weg der Missionen. „Die Gebäude wieder aufzubauen ist der erste Schritt, um die Andendörfer wiederzubeleben und die Abwanderung zu stoppen“, sagt Christian Heinsen, Direktor des Projekts. Die Kirche sei der Schlüssel zu den Herzen der Menschen, ihrer Kultur und ihrer Zukunft.

 

Dass das Vorhaben funktioniert, beweist das Beispiel von Belén. In dem kleinen Dorf erstrahlt nicht nur die Kirche in neuem Glanz, auch der Dorfplatz, das Gemeindehaus und zahlreiche Wohngebäude wurden fachgerecht saniert. Zunächst musste der Bürgermeister von dem Vorhaben überzeugt werden. Aber irgendwann hatte Heinsen es geschafft und konnte loslegen mit der Arbeit.

 

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Nach und nach kamen die Einheimischen, boten Hilfe an und wollten lernen, wie man Häuser mit den Materialien der Region restaurieren kann – allen voran mit den ungebrannten Lehmziegeln, den sogenannten Adobes, die schon vor 4.000 Jahren in den Anden verwendet wurden. Heute ist das Dorf ein Juwel, ein Vorzeigeort im Hochland. Die Fassaden leuchten in traditionellen Lehmtönen, die Straßen sind mit alten Steinen neu gepflastert. Sogar private Unterkünfte und ein Restaurant gibt es inzwischen in Belén.

Nicht mehr als 30 Kilometer pro Stunde

Mit Sonnenuntergang kehren wir zurück nach Putre. Das 2.200-Seelen-Dorf auf 3.650 Metern Höhe ist der ideale Ausgangspunkt für die Erkundung der Sehenswürdigkeiten der Umgebung. Hier gibt es Gästehäuser und ein paar Hotels. Am nächsten Morgen begeben wir uns wieder auf die Schotterpiste. Unser Ziel: der Salzsee von Surire. So viel steht fest: Der etwa vierstündige Weg ist selbst für unseren geländegeübten Fahrer Manuel eine Herausforderung.

 

Mal reiht sich ein Schlagloch ans andere, mal ist die Straße von einem Erdrutsch begraben. In der steinigen Anden-Hochebene ist der Weg streckenweise kaum zu erkennen. Mehr als 25, 30 Kilometer pro Stunde sind kaum zu schaffen. Dafür entschädigt der Blick aus dem Busfenster: bizarre Kraterlandschaften, Felsen in Rot, Braun und Gelb, grüne Täler, in denen Alpakas, Lamas und die zierlichen Vikunjas friedlich grasen, und dahinter die Sechstausender mit ihren schneebedeckten Gipfeln.

 

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In Guallatire machen wir einen Zwischenstopp, um ein Schmuckstück von Kirche bewundern, das die Altiplano-Stiftung gerade frisch restauriert hat. Die weißen Mauern heben sich beeindruckend von der Kulisse der Berge und dem heute so tiefblauen Himmel ab.

Es qualmt und stinkt nach Schwefel

Zwei Stunden später sind wir da: am Salar de Surire. Ein strahlend weißer Salzsee in 4.250 Metern Höhe. Pinkfarbene Flamingos staksen auf Nahrungssuche durch das flache Wasser, Enten und Gänse bevölkern Tümpel, während ein Kondor hoch oben über dem Salzsee majestätisch seine Runden dreht. Krönender Abschluss: ein Bad in den natürlichen Thermalquellen Polloquere am Südende des Sees.

 

Es qualmt und stinkt nach Schwefel. Die Szenerie ist wohl zu rustikal für die meisten meiner Mitreisenden. Doch zwei Kollegen und ich lassen uns nicht abhalten. Badeklamotten an und hinein ins dampfende Nass! Was für ein Erlebnis am Ende der Welt. Das Wasser ist stellenweise bis zu 60 Grad heiß, und der Untergrund – schlammig. Aber: Die darin enthaltenen Mineralien sollen gesund sein.

 

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Am Nachmittag bringt uns Manuel etappenweise zurück auf Normalnull – in Chiles nördlichste Stadt Arica direkt am Pazifik. Arica liegt nur wenige Kilometer von der Grenze Perus entfernt und wird im Volksmund auch Stadt des ewigen Frühlings genannt.

 

Nirgends in Chile ist das Meer so warm, nirgends kann an mehr Tagen gebadet werden. Grund genug, vor dem Abflug mit LAN Airlines noch eine Nacht zu bleiben. Die Hotelterrasse bietet einen sensationellen Blick aufs Meer. Wer will da an Abschied denken? Aber es nützt alles nichts: Hasta la vista, Chile! Ich möchte wiederkommen.

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