Fernando de Noronha: Das geheime Juwel Brasiliens
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Perfekter Ort für eine Pause auf Fernando de Noronha.
© Quelle: Klemm
Nachvollziehbar ist es. Ob es auch der historischen Wahrheit entspricht oder auf einer verklärenden Legendenbildung beruht, bleibt ungewiss. „Hier ist das Paradies“, soll Amerigo Vespucci ausgerufen haben, als er am 10. August 1504, wie die Chroniken festhalten, Fernando de Noronha im Atlantik entdeckte.
Der Seefahrer aus Florenz war überwältigt von der Schönheit dieser Insel, die sich über die Jahrhunderte auch dank der Abgeschiedenheit und Unberührtheit erhalten hat. Wer heute den Fuß auf die 350 Kilometer vor der Küste Brasiliens gelegene Insel setzt, wähnt sich im Schlaraffenland. Fernando do Noronha, einer der vielen Hotspots in Südamerika, genießt einen legendären Ruf – und verdient diesen auch.
Schneeweiße Strände, dazu der Kontrast des smaragdfarbenen Wassers und des tiefblauen Himmels, das üppige Grün der reichhaltigen Vegetation, dazu Felsen und bizarre Formationen aus grauem Gestein.
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Eine Hängematte am Strand: So lässt es sich aushalten!
© Quelle: Klemm
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Die gleichnamige Hauptinsel des aus 21 Atollen bestehenden Archipels Fernando de Noronha ist 17 Quadratkilometer groß und entstand vor geschätzt zwölf Millionen Jahren als Vulkanfelsen. Im Jahr 2001 wurde sie gemeinsam mit der gesamten Inselgruppe von der Unesco zum Weltnaturerbe bestimmt. Sie ist wahrlich einen Besuch wert, auch wenn der die Reisekasse arg beansprucht.
Ein Besuch auf Fernando de Noronha ist teuer
Der Eintritt ins Paradies kostet – gleich zweimal wird der Tourist zur Kasse gebeten. Bei der Ankunft am Hafen oder am Flughafen, wo die meisten der Besucher mit einem Flieger aus Recife oder Natal landen, muss die erste Eintrittskarte gelöst werden. Die seit 1989 bestehende Naturtaxe TPA dient der Sicherung der Umweltbedingungen und der Ökologie sowie der Verbesserung des Straßenverkehrs und der Lebensbedingungen der rund 3.000 Einwohner. Der Preis ist nicht ganz ohne: Ein einwöchiger Aufenthalt kostet umgerechnet rund 100 Euro.
Doch dieses Ticket berechtigt nur zum Betreten des gewöhnlichen Teils der Insel. Wer einen Fuß in den seit 1998 anerkannten und geschützten Meeresnationalpark setzen möchte, also eine Tour unternehmen und die Sehenswürdigkeiten kennenlernen will, muss zudem die „taxa ecologica“ bezahlen. Aufpreis für dieses Erlebnis: noch einmal etwa 35 Euro, uneingeschränktes Bewegen ist damit eine Woche lang gestattet.
Das „Sylt Brasiliens“ beeindruckt mit fantastischer Natur
Wer diese doppelte Attacke auf seinen Geldbeutel überstanden hat, wer den Gedanken ausgeblendet hat, wie kostspielig, ganz im Gegensatz zu den in Brasilien sonst üblichen Tarifen, die Übernachtung in einer der mehr als 200 Pousadas ausfällt, wer beim Blick auf die Speisekarte der schicken Restaurants und Bars mit außergewöhnlichen Entgelten für die Leckerbissen keine Bauchschmerzen bekommt, der kann die Auszeit in dem Inselparadies genießen, das – zu Recht – von manchen als das „Sylt Brasiliens“ bezeichnet wird.
Extravaganz pur, Luxus in jeder Hinsicht und Exklusivität, weil der Zugang nicht nur durch die Preisgestaltung reglementiert ist. Jährlich dürfen nur ungefähr 60.000 Besucher auf die Inselgruppe, die offiziell zu Pernambuco zählt und den höchsten Lebensstandard dieses Bundeslands im Nordosten aufweist. Überfüllt ist dieses auch bei den wohlhabenden Brasilianern recht beliebte Urlaubsziel somit nie.
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Üppiges Grün und Tiefblau: Mancherorts erinntert Fernando de Noronha fast an ein tropisches Irland.
© Quelle: Klemm
Es ist ein Anziehungspunkt sowohl für Naturfreunde als auch für Wassersportler. Oder für die, die einfach Ruhe suchen in entspannter Atmosphäre. Diejenigen, die Flora und Fauna lieben, entdecken die Geheimnisse der einst auch als Strafkolonie bei Portugiesen und Brasilianern dienenden Insel am besten bei einer Tour oder Wanderung zu den legendären Orten. Und davon gibt es einige.
Von Delfinen zu Meeresschildkröten
Da ist die Baia do Golfinhos, für manche DIE Attraktion unter den 21 malerischen Stränden, wo die Kolonie der „Spinnerdelfine“ beheimatet ist. Es soll die größte Siedlung dieser Tierart weltweit sein. Bis zu 1.000 Delfine leben in der Bucht und bieten bei ihren gewaltigen Sprüngen aus dem Wasser ein einzigartiges Schauspiel, das frühmorgens gegen 6 Uhr am besten zu bestaunen ist. Zu dieser Tageszeit kehren die Delfine von der Jagd zu ihren Ruheplätzen zurück.
An der Baia de Leao legen Meeresschildkröten ihre Eier ab. Dieses Stück des Nationalparks wird rigoros kontrolliert, nach 18 Uhr darf niemand mehr den Strand betreten. Der Abschnitt, so bezeichnet, weil eine vorgelagerte Felsklippe wie ein liegender Seelöwe wirkt, hat es in einer Umfrage zu den schönsten Stränden Brasiliens auf Platz drei gebracht.
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Strände wie diesen auf Fernando de Noronha dürfen derzeit nur Menschen besuchen, die bereits eine Covid-19-Infektion überstanden haben.
© Quelle: TripAdivsor
Die Baia do Sancho ist nicht nur Spitzenreiter in besagter Umfrage, sondern wird im aktuellen Tripadvisor-Ranking sogar als schönster Badestrand der Welt gerühmt. Bis zu 50 Meter hohe Steilwände flankieren dieses schneeweiße Eldorado, das nur schwer zugänglich ist. Wer Platzangst hat oder recht üppige Körperformen sein Eigen nennt, dem ist es unmöglich, zu dem geradezu mystischen Ort zu gelangen.
Der Zugang ist abenteuerlich: ein nur 80 Zentimeter breites Loch und über eine Eisentreppe, die durch eine Grotte durch die Klippen führt. Am Meeresspiegel angekommen, wartet die Belohnung. Ein atemberaubender Panoramablick über Wasser, ein einmaliges Erlebnis unter Wasser für Schnorchler und Taucher.
Alles perfekt im Paradies?
Klingt perfekt, oder? Nun, unangenehm kann es mindestens einmal am Tag in der Regenzeit von März bis August werden. Heftiger, zum Glück zumeist kurzer und schnell wieder von strahlendem Sonnenschein abgelöster Regen kann den Urlaubsgenuss beeinträchtigen.
Die kaum befestigten Wege, zumeist Lehmpisten oder mit Wackersteinen gepflasterte holprige Pfade, sind danach nur schwer passierbar, selbst mit den geländetauglichen Buggys, die viele Besucher mieten. Matsch und Morast, welch ein Stilbruch an diesem Sammelplatz der Wohlhabenden, die sich mitten im Atlantik diesen Standort für das gepflegte Relaxen gönnen.
Es scheint ein weiteres Rätsel im heutigen Brasilien zu sein: Wo versickern die opulenten Einnahmen aus den hohen Inselgebühren? Jährlich, so haben Fachleute errechnet, kommen über zwei Millionen Euro in die Staatskasse dank der Eintrittsgelder. Doch bei der Infrastruktur mangelt es gewaltig. Es gibt nur eine ausgebaute Straße, die den Flughafen mit der Hauptstadt Vila dos Remédios verbindet. Schulen und Kindergärten, Krankenhäuser und Gemeinschaftseinrichtungen sind ausbaufähig.
Wie sagt doch Jürgen Kunze, ein Weltenbummler, der in Noronha vor Jahren sesshaft geworden ist und als einziger Deutscher eine Wohnberechtigung besitzt: „Eigentlich müssten die Straßen aus Marmor sein.“ Sind sie nicht. Diesen Pomp leistet sich die Luxusinsel nicht. Auch das Paradies ist halt nicht vollkommen.
Reisereporter