Caraíva in Brasilien: Ein echtes Urlaubsjuwel
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Das Dorf Caraíva liegt an der Mündung des gleichnamigen Flusses ins Meer – an der Küste Bahias in Brasilien.
© Quelle: Getty Images/iStockphoto
Die Entdeckung dieses brasilianischen Urlaubsjuwels haben wir einem Taxifahrer zu verdanken. Rodrigo, den meine brasilianische Frau und ich am Flughafen im brasilianischen Porto Seguro trafen und der uns nach Trancoso im südlichen Bundesstaat Bahia fuhr.
Als der Motor startete, zündete Rodrigos Rahmenprogramm. „Sie werden Bahia schätzen und lieben lernen“, versprach er ganz wie ein Sprachrohr des Tourismusverbands. Er hörte nicht auf zu erzählen, erläuterte die Sehenswürdigkeiten, gab Hinweise, empfahl Bars und Restaurants.
Und irgendwann fiel das Stichwort. „Caraíva“, hauchte unser Fahrer, wobei zu beobachten war, wie er genussvoll diesen Namen zelebrierte und in Verzückung zu schwelgen schien. „Da müsst ihr unbedingt hin. Ein Geheimtipp!“
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Caraíva ist ein kleines Dorf am nördlichen Ende des Nationalparks Monte Pascoal in Brasilien.
© Quelle: imago images/Sacha Quadrelli
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Caraíva – eine Oase abseits des Massentourismus
Wir haben Rodrigo geglaubt und fuhren hin. Das kleine Fischerdorf, südlich von den in allen Reiseführern empfohlenen Touristenhochburgen Trancoso und Arraial d’Ajuda gelegen, zog uns sofort in seinen Bann. Ein idyllisches Kleinod mit urtümlicher Schönheit. Eine Oase, weitgehend unberührt von den Besucherströmen, Schlichtheit verkörpernd und Ruhe ausstrahlend.
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Caraíva liegt auf einer Landzunge zwischen dem gleichnamigen Fluss und dem Atlantik.
© Quelle: imago images/Sacha Quadrelli
Die Anfahrt war holprig. Über Stock und Stein, eine kaum befestigte Straße, lehmiger Untergrund, unzählige gefährliche Schlaglöcher, richtig durchgeschüttelt auf der rund 36 Kilometer langen Wegstrecke von Trancoso. Selbstfahrern im Mietwagen nicht unbedingt zu raten. Pannen garantiert, gar Achsenbruch möglich. Doch die Mühen werden sogleich belohnt.
Wenn der Wagen geparkt ist, macht der erste Blick reichlich Appetit auf mehr. Caraíva wirkt wie ein Postkartenmotiv: ein malerischer und harmonischer Flecken auf einer Halbinsel jenseits eines faszinierenden Flusses gleichen Namens. Per Kanu gelangen die Gästinnen und Gäste zur Örtlichkeit.
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Per Kanu geht es nach Caraíva.
© Quelle: PantherMedia / Joacy Souza
Per Kanu geht es auf die Halbinsel
Es erinnert entfernt an Venedig, wenngleich die Wasserfahrzeuge nicht so elegant sind wie in der Lagunenstadt. Die Überfahrt wird ein billiges Vergnügen, für den Spottpreis von gerade mal 5 Reais, Rückfahrt inklusive. Der Prozess der Entschleunigung hat bereits begonnen.
Sanft und gemächlich gleiten die Boote ans andere Ufer. Eintritt in eine neue Welt. Autos nicht gestattet, allenfalls Strandbuggys erlaubt, ansonsten kommt jeder und jede auf den Sandwegen nur zu Fuß oder per Eselkutsche vorwärts. Motorgetriebene Vehikel sind auch nicht nötig, weil hier alles eng beisammen ist.
Auf der einen Seite das kristallklare Wasser des Rio Caraíva, auf der anderen Seite in Sichtweite das in allen Farbtönen von Blau bis Giftgrün schimmernde Meerwasser des Atlantiks. Große Distanzen eindeutig Fehlanzeige, alle Ziele leicht und behutsam schlendernd zu erreichen. „Eine Festung gegen den Raubtourismus“, heißt es allerorten über diese Destination. Unser Experte Rodrigo hatte sich einer anderen Wortwahl bedient, doch es genauso beschrieben.
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Idyllisch gelegen: Einige Häuser in Caraíva.
© Quelle: Günter Klemm
Caraíva: Fast schon kitschig
Caraíva ist ein eher rustikales Reiseziel, das seinen speziellen Charme entwickelt, eine gewisse Anziehungskraft versprüht für alle, die aus gewohnten Bahnen ausbrechen möchten, und das neben seiner vorhandenen Pracht fasziniert mit einem ganz eigenen Fluidum und Flair. Die Hauptstraße, der Seite zum Fluss zugeneigt, wirkt mit ihren farbenprächtigen, in der Koloration der Karibik gehaltenen Häusern und Hütten, Pousadas und Bars fast schon kitschig.
An dieser Magistrale spielt sich das Leben ab – am Tag und in der Nacht. Es wird auch Party gemacht, Feier im Stil von Caraíva, eine ganz andere Art von Amüsement ohne laute Discomusik, dafür eine Ekstase nach Forró-Muster. Es ist die Musik bei den beliebten Tanzfesten aus dem Nordosten.
Partyabende mit Forró-Musik
Forró, jener Paartanz zu den Klängen von Sanfona (Akkordeon), Zabumba (Basstrommel) und Triangel, präsentiert sich als Momentum, in dem Glücklichsein und Gemeinsamkeit, Lebensfreude und Liebe zelebriert werden. Die nächtlichen Feten beginnen gegen 22 Uhr, Ende offen bis zum Morgengrauen. Kurzweil und Stimmung garantiert bei dieser Art Happening.
Es passt zum Idyll Caraíva, dass Menschen das Dorf meiden sollten, die tagtäglich auf das Smartphone nicht zu verzichten imstande sind. Nur ansatzweise ist ein Empfang mit dem Handy möglich, die Kommunikation per Internet ist eingeschränkt, machbar lediglich in der Bar Ourico.
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Der Strand von Caraíva lohnt sich nicht nur zum Entspannen, sondern auch für sportliche Aktivitäten.
© Quelle: Günter Klemm
Es ist noch nicht so lange her, dass der Anschluss ans Stromnetz hergestellt worden ist – gegen Ende der Nullerjahre. Seitdem gilt: Es werde Licht nur im Inneren, in Geschäften und Wohnräumen, jedoch nicht im Außenbereich des öffentlichen Lebens auf Terrassen und Wegen.
Ein Gesundheitszentrum und eine Bibliothek, eine Polizeistation und eine Schule, keine Poststelle und bis vor Kurzem noch kein Geldautomat. Soll sagen: Mit Bargeld sind Reisende auf der sicheren Seite.
Caraíva – fernab jeglicher Hektik
In gewisser Weise liegt Caraíva am Rande der Zivilisation. Leute, die nicht auf Trubel setzen und sich nicht in Hektik stürzen mögen, die ein Faible für Einsamkeit an ungestörten Orten haben und Entspannung in jeder Hinsicht bevorzugen, sind hier richtig. Die Seele baumeln zu lassen ist an diesem Punkt mit dieser Aura relativ simpel, weil attraktive Umgebung und exponierte Lage ihren Reiz entwickeln.
Ein wahrer Schmaus für alle Sinne ist die Landschaft: Kokospalmen und Laubbäume, dazu Mangrovenwälder, das starke Grün der sogenannten Mata Atlântica, der typischen subtropischen Vegetation der Ökoregion an der Küste, im Kontrast zum gelb leuchtenden Strandabschnitt und den Blautönen des von der Sonne reflektierten Wassers.
Ponte da Barra heißt die Stelle, wo Rio und Ozean, wo Süßwasser aus dem Fluss und Salzwasser aus dem Meer sich treffen. An der Spitze des Sandstrandes, wo sich ein ganz spezielles Farbenspiel ergibt. Wie an einer Perlenkette reihen sich bunte Zelte aneinander, die als Sonnenschutz dienen.
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Das Ende der Welt? Nein, das ist der Strand von Caraíva.
© Quelle: imago images/Sacha Quadrelli
Die Kioske bieten einen Komplettservice an, verlangen dafür einen Mindestkonsum, teilweise bis zu 120 Reais pro Person. Beliebter Drink: Caipirinha de Caccao, wahlweise auch mit Gin oder Wodka statt Cachaça, dem landestypischen Zuckerrohrschnaps, kredenzt in einer Ummantelung aus echter Kakaopflanze. Auch für diejenigen, die nicht aufs Faulenzen aus sind, gibt es Möglichkeiten. Kitesurfen und Kajak-Touren, Stand-up-Paddling, Segeln oder Tauchen, interessant an der Ponta de Corumbau.
Oder es bietet sich ein Ausflug in Buggys an. Lohnenswert dabei ein Trip ins Reservat der Pataxó-Indianer, ins Aldeia da Barra Velha, einem geschützten Bereich im Nationalpark Monte Pascoal.
Wer die vielfältige Natur an der Costa do Descombrimento (deutsch: Küste der Entdecker) näher erforschen möchte, hat mehrere Optionen. Um 1500 stieß hier der Portugiese Álvarez Cabral auf brasilianisches Terrain.
Die schönsten Strände der Region
Berühmte Strandsektoren wie Praia do Satu, bekannt für Korallenriffe und Lagunen, oder die legendäre Praia do Espelho, vom Reiseführer Guia Quatro Rodas als schönster Strand Brasiliens eingestuft. Glücklich ist, wer zum rechten Zeitpunkt da ist. Wenn die Reflexion der Sonnenstrahlen passt und die Gezeiten den perfekten Wasserstand schaffen, entsteht eine spektakuläre Imagination, sodass die Naturpools wie Spiegel anmuten.
Es scheint, als hätten wir ein kleines Paradies gefunden.
Reisereporter