Australien

Kangaroo Island in Australien: Wie ein Zoo ohne Zäune

Kangaroo Island, die drittgrößte Insel Australiens, ist bekannt für ihren großen Reichtum an Wildtieren, zu denen natürlich auch die namensgebenden Kängurus gehören.

Kangaroo Island, die drittgrößte Insel Australiens, ist bekannt für ihren großen Reichtum an Wildtieren, zu denen natürlich auch die namensgebenden Kängurus gehören.

Gemächlich hebt der kleine Koala sein dünnes Ärmchen, nur um sich dann mit seinen langen, dicken Krallen wieder fest an den Eukalyptusbaum zu klammern, auf dessen Ast er es sich bequem gemacht hat. Bei dem Versuch, uns dem Baum zu nähern, auf dem er eben noch so entspannt geschlafen hat, sind wir auf einige trockene Zweige getreten. Die Geräusche haben das Tier aufgeweckt. Verschreckt haben sie es allerdings nicht.

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Der Koala weiß: Er sitzt hoch genug, als dass wir ihn erreichen könnten. Eine Weile beobachtet er uns, dann schließt er wieder die Augen und lässt sich auch vom lauten Getöse der schwarz-weißen Flötenvögel nicht stören, die sich ganz in der Nähe einen Platz gesucht haben.

Koalas leben erst seit den 1920er-Jahren auf Kangaroo Island.

Koalas leben erst seit den 1920er-Jahren auf Kangaroo Island.

Vielfalt an Wildtieren ist besonders

Nur ein paar Meter weiter hat gerade ein weiterer Inselbewohner sein Nest verlassen: der seltene Kangaroo-Island-Braunkopfkakadu, von dem es nur noch rund 300 Exemplare gibt. Und sind das dort bei den Bäumen in der Ferne nicht Kängurus oder vielleicht doch ihre kleineren Verwandten, die Wallabys?

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Seltener Vogel: Nur noch rund 300 Kangaroo-Island-Braunkopfkakadus leben auf der südaustralischen Insel.

Seltener Vogel: Nur noch rund 300 Kangaroo-Island-Braunkopfkakadus leben auf der südaustralischen Insel.

Dem Guide bleibt nichts verborgen

„An dieser Stelle muss noch vor Kurzem ein Schnabeligel nach Futter gegraben haben“, sagt Tourguide Craig Wickham ein paar Hundert Meter weiter und weist auf ein wenig aufgekratzte rotbraune Erde. Wer sich hier auf Kangaroo Island, der drittgrößten Insel Australiens, nicht auskennt, wäre womöglich achtlos daran vorbeigegangen. Doch der Guide weiß genau, worauf er achten muss.

Craig Wickham vom Tourenanbieter Exceptional Kangaroo Island kennt sich auf der Insel bestens aus und weiß genau, wo er welche Wildtiere findet.

Craig Wickham vom Tourenanbieter Exceptional Kangaroo Island kennt sich auf der Insel bestens aus und weiß genau, wo er welche Wildtiere findet.


Der 58-Jährige hat Wildlife-Management studiert. Er arbeitete viele Jahre als Ranger in verschiedenen Nationalparks, bevor er vor mehr als 30 Jahren den Ökotourismusanbieter Exceptional Kangaroo Island übernahm. Seitdem bietet er besondere Touren auf der drittgrößten Insel Australiens an. Und zu sehen gibt es hier jede Menge. Mehr als ein Drittel der Insel sind National und Conservation Park. Sie gilt als Zoo ohne Zäune – weil hier so viele Tiere in der Wildnis zu Hause sind.

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Kingscote ist die Hauptstadt

Kangaroo Island, das die Australier schlicht KI nennen, liegt nur rund 13 Kilometer von der Fleurieu-Halbinsel im Süden von Südaustralien entfernt. Hier sind die Winter mild und feucht, die Sommer warm und trocken. Die überschaubare Inselhauptstadt Kingscote ist mit rund 1.750 Einwohnerinnen und Einwohnern der bevölkerungsreichste Ort der Insel, auf der nur 4.674 Menschen leben.

Snellings Beach an der Nordküste ist einer der beliebtesten Strände von Kangaroo Island.

Snellings Beach an der Nordküste ist einer der beliebtesten Strände von Kangaroo Island.

Von Steilküsten bis zu flachen Stränden

Das 4.405 Quadratkilometer große Eiland bietet mehr als 500 Kilometer Küstenlinie. Dazu gehören spektakuläre Steilküsten genauso wie lange, flach abfallende Strände mit weichem, weißem Sand – etwa an der Emu Bay oder der Stokes Bay. Das Landesinnere ist geprägt von sanften Hügeln. Ein Highlight für Actionfans: Little Sahara, ein zwei Quadratkilometer großes Dünengebiet, in dem Sandboarding und Buggyfahrten möglich sind.

Zu den weiteren Naturattraktionen zählen die überdimensionalen Granitfelsformation Remarkable Rocks und der Admirals Arch, ein riesiger Felsbogen mit Stalaktiten an der Südwestküste. Von der hiesigen Aussichtsplattform bietet sich der beste Blick auf eine Kolonie von neuseeländischen Pelzrobben, die sich hier angesiedelt hat. Mit etwas Glück sieht man auch Wale (Mai bis Oktober) oder Delfine (ganzjährig) im Wasser.

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Zu den Naturhöhepunkten auf Kangaroo Island zählen die riesigen Remarkable Rocks.

Zu den Naturhöhepunkten auf Kangaroo Island zählen die riesigen Remarkable Rocks.

Matthew Flinders entdeckte die Insel

Der britische Forschungsreisende Matthew Flinders war es übrigens, der die Insel im März 1802 entdeckte. Ihm hat sie auch ihren Namen zu verdanken. „Als er mit seiner Mannschaft auf die Insel kam, waren alle sehr hungrig. Weil die Tiere hier sehr zahm waren, war es für die Männer ein Leichtes, Kängurus zu erlegen, um sie dann zu verspeisen“, erzählt Craig Wickham. Die Männer sollen damals 31 Tiere getötet haben. „Um sich bei der Natur zu bedanken, taufte Flinders die Insel Kangaroo Island“, sagt Wickham.

2020 zerstörten Buschfeuer ein Drittel von KI

In Deutschland wurde ihr Name vielen Menschen ein Begriff, weil hier im Frühjahr 2020 verheerende Buschfeuer wüteten. Die Feuersbrunst zerstörte etwa ein Drittel der Insel. Tausende Wild- und Nutztiere starben. Bis heute scheint es fast unglaublich, dass nur zwei Menschen ihr Leben in den Flammen verloren.

Das Feuer vernichtete nicht nur Hunderte Häuser, sondern auch die Existenzen vieler Menschen. Denn es brachte auch die touristische Infrastruktur zum Erliegen. „Wir verloren in den ersten Monaten allein Buchungen im Wert von mehr als 420.000 australischen Dollar“, erinnert sich Wickham. Dann kam Covid – und die australische Regierung schloss auch noch die Grenzen.

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Vegetation erholte sich schnell

Doch es dauerte nicht lange, bis die Hoffnung genauso keimte wie die ersten Pflanzen, die ihre Köpfe wieder dem blauen Himmel entgegenstreckten. Feuer bedeutet in Australien immer auch einen Neuanfang und neues Leben. „Zahlreiche Pflanzen werden erst durch die Hitze eines Feuers dazu angeregt, ihre Samenkapseln zu öffnen“, weiß Wickham. Dazu gehören etwa verschiedene Eukalyptusarten, Banksia-Büsche und der nur auf der Insel heimische Tate’s Grass Tree. Einige andere, wie die Ixodia, wachsen überhaupt erst und auch nur ein paar Jahre lang nach einem Feuer.

Buschfeuer zerstörten im Frühjahr 2020 etwa ein Drittel von Kangaroo Island. Die Vegetation der Insel hat sich inzwischen aber vielerorts wieder sehr gut erholt.

Buschfeuer zerstörten im Frühjahr 2020 etwa ein Drittel von Kangaroo Island. Die Vegetation der Insel hat sich inzwischen aber vielerorts wieder sehr gut erholt.


Was in Zukunft verhindern soll, dass sich eine solche Brandkatastrophe wiederholt? Feuer. Wie zum Beispiel im Northern Territory sollen mit kontrollierten Bränden Schneisen ins wieder recht dichte Grün gebrannt werden, damit sich ein ungeplantes Feuer nicht wieder mit einer solchen Geschwindigkeit ausbreiten kann. Eine Praxis, die sich die Ureinwohnerinnen und Ureinwohner schon seit Menschengedenken zunutze gemacht haben.

Heute ist es kaum mehr vorstellbar, welche Katastrophe sich hier vor nur rund zwei Jahren ereignete. Ja, an vielen Orten stechen noch verkohlte Baumstämme aus dem Grün hervor, das ist allerdings mittlerweile wieder fast so dicht und hoch, als hätte es nie ein Feuer gegeben.

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Erinnerung an Brände ist noch lebendig

Die Erinnerung an die Brände indes ist bei vielen der Inselbewohnerinnen und -bewohner noch sehr lebendig – zum Beispiel im Kangaroo Island Wildlife Park bei Parndana im Zentrum der Insel. Hierher brachten viele Einheimische verletzte und entkräftete Tiere, die sie während und nach den Bränden entdeckten. Noch bis heute erinnert eine große Landkarte daran, woher die vielen Tiere kamen.

„Anfang Januar hatten wir allein mehr als 200 Koalas hier – anstatt der normalerweise zwölf bis 15 Tiere, die hier leben“, sagt Tierpfleger Billy Michael Dunlop. Die Menschen brachten aber auch Kängurus, Wallabys, Opossums, Schnabeligel, Vögel, Reptilien und sogar Schlangen. „Wir hatten in dieser Zeit viel Hilfe von Einheimischen, aber auch von Hilfsorganisationen, Zoomitarbeitern vom Festland und sogar Tierärzten der australischen Armee“, berichtet der 31-Jährige. Die meisten Tiere konnten recht schnell wieder in die Wildnis zurückkehren. Nur Tiere, die selbstständig nicht mehr in der freien Natur überlebt hätten, blieben im Park zurück und leben bis heute hier.

Im Kangaroo Island Wildlife Park bei Parndana kümmert sich Tierpfleger Billy Michael Dunlop um Einheimische Wildtiere, die in der Wildnis nicht allein überleben würden.

Im Kangaroo Island Wildlife Park bei Parndana kümmert sich Tierpfleger Billy Michael Dunlop um Einheimische Wildtiere, die in der Wildnis nicht allein überleben würden.

Holzkünstler lädt wieder in sein Atelier ein

Folgt man dem Playford Highway in Richtung Westen, kommt man in eines der Gebiete, wo das Feuer am schwersten wütete. Hier, bei Gosse, lebt Jonny Gloyne. Der 56-Jährige, der im Alter von 40 Jahren seinen Job als Schafscherer aufgegeben hatte, um sich nur noch der Holzkunst zu widmen, verlor nicht nur sein Wohnhaus, sondern auch den Roo Lagoon Homestead, Cottages, die er an Reisende vermietet, und vor allem seine Australian Red Gum Gallery mit den Holzarbeiten. Die war nur sechs Jahre zuvor schon einmal niedergebrannt. Mittlerweile ist alles wieder aufgebaut.

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Jonny Gloyne heißt Reisende wieder in seiner Australian Red Gum Gallery bei Gosse willkommen. Die Galerie für seine Holzarbeiten brannte bereits zweimal ab.

Jonny Gloyne heißt Reisende wieder in seiner Australian Red Gum Gallery bei Gosse willkommen. Die Galerie für seine Holzarbeiten brannte bereits zweimal ab.

Weinreben haben sich erholt

Auch The Islander Estate Vineyards wurden hart von den Feuern getroffen. Elf Hektar Reben gingen in Rauch auf, das 280 Hektar große Anwesen im Zentrum der Insel wurde vollständig zerstört. Die Reben, die bis auf zehn Zentimeter zurückgeschnitten werden mussten, haben sich größtenteils erholt. Bis sie wieder ausreichende Erträge bringen, kauft der Winzer Trauben von anderen Weinbauern, um weiter produzieren zu können. Das Cellar Door, also der Tasting Room, der sich westlich von Kingscote befindet, blieb verschont und lockt schon wieder zahlreiche Inselbesucherinnen und -besucher an.

Der Tasting Room des Weingutes The Islander Estate Vineyards befindet sich westlich der Inselhauptstadt Kingscote.

Der Tasting Room des Weingutes The Islander Estate Vineyards befindet sich westlich der Inselhauptstadt Kingscote.

Kangaroo Island Gin ist ausgezeichnet

Genauso wie ein weiterer einheimischer Produzent, der sich nicht weit entfernt befindet: Kangaroo Island Spirits. Die erste Gindestillerie Südaustraliens wurde 2006 gegründet. Ihr O’Gin wurde erst 2019 bei der International Wine and Spirit Competition in London als bester Contemporary Gin ausgezeichnet.

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Hier lässt sich der Gin nicht nur probieren. Bei der „Blend your own Gin“-Experience kann man sogar seinen ganz eigenen Gin kreieren – mit den einzigartigen Pflanzen und Kräutern von Kangaroo Island wie etwa Boobialla-Beeren, einem einheimischen Wacholder, wildem Fenchel oder Zitronenmyrte. Die wachsen direkt vor der Tür – im eigenen kleinen botanischen Garten. In Zukunft soll in der Destillerie auch Whiskey produziert werden. Erst vor ein paar Tagen ist ein neuer Tank dafür angekommen.

Bei Tastings mit Lisa Marshall von Kangaroo Island Spirits haben Reisende die Chance, den ausgezeichneten Inselgin zu probieren.

Bei Tastings mit Lisa Marshall von Kangaroo Island Spirits haben Reisende die Chance, den ausgezeichneten Inselgin zu probieren.


Nun müssen nur noch die Touristinnen und Touristen aus der ganzen Welt wieder auf die Insel zurückkehren.

Tipps für deine Reise nach Südaustralien

Anreise:Kangaroo Island in Südaustralien ist per Flugzeug innerhalb von etwa 30 Minuten von Adelaide sowie innerhalb von 45 Minuten per Fähre von Cape Jervis erreichbar, das eine zweistündige Autofahrt südlich von Adelaide liegt.

Einreise: Deutsche Reisende benötigen ein Visum, das vorab online beantragt werden muss.

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Unterkünfte: Die Auswahl der Unterkünfte auf der Insel reicht von Campingplätzen über Farmstays, Cottages und Hotels bis zu Luxusvillen wie den Oceanview Eco Villas auf einer einsamen Klippe mit Blick auf die Nepean Bay.

Von den außergewöhnlichen Oceanview Eco Villas bietet sich ein einmaliger Blick auf die Nepean Bay von Kangaroo Island.

Von den außergewöhnlichen Oceanview Eco Villas bietet sich ein einmaliger Blick auf die Nepean Bay von Kangaroo Island.

Attraktionen:Kangaroo Island Wildlife Park: 4068 Playford Highway, Duncan. Geöffnet: täglich 9 bis 17 Uhr.
Australian Red Gum Gallery: 5929 Playford Highway, Duncan.
Kangaroo Island Spirits: 856 Playford Highway, Cygnet River. Geöffnet: täglich 10.30 bis 17.30 Uhr.
Islander Estate Vineyards Cellar Door: 78 Gum Creek Road, Cygnet River. Geöffnet: donnerstags bis dienstags 12 bis 17 Uhr.

Touranbieter:Exceptional Kangaroo Island bietet Kleingruppen- und Privattouren an. Dabei stehen Wildtierbegegnungen genauso auf dem Programm wie der Besuch von Weingütern oder ein Barbecue in der Natur.

  

Die Reise wurde unterstützt von Tourism Australia und Tourism South Australia. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.

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