Palm Springs: Die Gute-Laune-Oase
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Der „Palm Canyon Drive“ in Palm Springs in Kalifornien.
© Quelle: imago/Danita Delimont
Palm Springs – irgendwie schon mal gehört, mag sich mancher denken, aber was war das noch mal? Die kalifornische Gute-Laune-Oase im Westen der USA ist auf jeden Fall ein junger Platz für gesetztere Leute und hat von jeher eine große Anziehungskraft auf Menschen, die gern jenseits von Konventionen leben.
Die 45.000-Einwohner-Stadt ist gerade rund 150 Jahre alt und der größte und bekannteste Ort von insgesamt acht Ortschaften mitten in der Wüste, etwa 190 Kilometer westlich von Los Angeles im Coachella Valley in Riverside County, California. Eine Distanz, die in den meisten Fällen natürlich mit dem Flugzeug überwunden wird. Wir sind in den USA.
„Hier sind alle so happy“
Was macht man hier, wo es auf den ersten Blick eigentlich nur drei Dinge zu sehen gibt: Steine, graublaue Horizontlinien und Palmen. Es gibt mehr, als man denkt. Vor allem kann man gute Laune tanken. „Hier sind alle so happy“, sprudelt Tourismus-Office-Managerin Hillary Angel in für Europäer viel zu schnellem und verschliffenem Englisch heraus, „weil jeder, der hier ist, aus freien Stücken hier lebt. Hier gibt es keine schlechte Laune.“
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Und tatsächlich – alle, die wir treffen, lächeln, scheinen gut gelaunt. Auch die, die für das Urlaubsglück der anderen in der Hitze arbeiten müssen.
Palm Springs erinnert auf den zweiten Blick ziemlich an alte US-Filme. Wie „Der unsichtbare Dritte“ von 1959 von Alfred Hitchcock mit Cary Grant und James Mason. Nicht nur wegen der Landschaft, die umso faszinierender wird, je länger man sich in ihr aufhält; nicht nur wegen der Schlussszene in dem berühmten Felsen mit den Präsidenten-Skulpturen im nicht weit entfernt gelegenen Mount Rushmore National Memorial.
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Mount Rushmore ist eines der bekanntesten Monumente in den USA.
© Quelle: pixabay.com/ janeb13
Nostalgie auf Kalifornisch: Den Ford Fairlane von 1959 gibt es für 14.000 Dollar. „Leave it, don’t buy“–„Lass den bloß stehen“, warnt ein Passant vor dem Kauf des Wagens. Hier kann man nämlich manchen Hollywoodstars fast auf den Frühstückstisch gucken. Oder besser: Man könnte, wenn die exklusiven Villen zwischen Chino Canyon, Alejo Road und Sunrise Way nicht peinlich genau vor fremden Blicken abgeschirmt wären.
Wo Liz Taylor und Frank Sinatra lebten
Durch hohe Mauern und Hecken. Namen wie Liz Taylor, Alan Ladd, Frank Sinatra, Marlene Dietrich, Bob Hope, Leonardo DiCaprio oder Liberace finden sich auf der „Tour of the Stars“, die Besucher in Ken Husky’s Agentur buchen können.
Der stets breit lächelnde Mann um die 60 tuckert im Schritttempo mit seinem Kleinbus durch die wie geleckt wirkenden Wohnstraßen –übrigens gut doppelt so breit wie eine deutsche Bundesstraße – und weiß viel zu erzählen. So schaut der Reisende zwar aus der Busfensterscheibe etwas ausgesperrt auf die hohen Mauern und knipst vielleicht ein-, zweimal die martialisch wirkenden Schilder „Maximum Security – Armed Response“ (bewaffneter Rundumschutz), erfährt aber eine Menge über die Wintersitze der Schönen und Reichen der USA, die sich in den milden Wintermonaten hier zusammenfinden.
Ohne den sprichwörtlichen amerikanischen Pioniergeist, möglich machen zu wollen, was möglich erscheint, wären Palm Springs und seine Nachbarorte wohl immer noch nichts als öder Wüstensand. Oder einfach nach wie vor das Land der Cahuilla-Indianer, die hier schon immer lebten.
Dieses Valley, in dem übrigens die einzigen endogenen Palmen der USA gedeihen, bietet bei aller Unwirtlichkeit auf den ersten Blick eine Menge davon, was woanders Träume erzeugt. Mildes Klima im Winter (kaum mal unter 20 Grad), trockene Luft, Sonne über das ganze Jahr – und Wasser.
Es kommt aus tiefen Quellschichten unter dem Mount San Jacinto und wird gnadenlos hochgepumpt – für Pools, üppige Gartenanlagen, als Trinkwasser und für die vielen Tausend Hektar Golfrasen. Mit rund 40 Plätzen gelte Palm Springs als die Golfmetropole der USA schlechthin – sprudelt erneut die quirlige Tourist-Office-Blondine Hillary.
Wanderungen durch den Palm Canyon
Gibt es denn hier in der Abgelegenheit des amerikanischen Westens nichts wirklich Natürliches? Doch, unendliche Ruhe bei Wanderungen durch den Palm Canyon zum Beispiel. Wo Kolibris umherfliegen und wo seit 2000 Jahren die Cahuilla-Indianer zu Hause sind, die heute als Naturführer arbeiten.
Wie der Stammes-Naturparkführer (Tribal-Ranger) Ralph Chapparosa. Er und seine Kollegen kennen sich aus mit dem Canyon und seiner Tier- und Pflanzenwelt. 3300 Meter hoch auf dem Mount San Jacinto bietet sich dem Wanderer ein überwältigender Blick auf das Palm-Springs-Tal.
Aber bleiben wir unten im quirligen Örtchen. Das bei näherer Betrachtung eigentlich nur aus Bars, Hotels, Restaurants (vielen mexikanischen), Boutiquen, Antiquitätenshops und Galerien besteht. Etwas versteckt, aber dann doch unübersehbar ist ein weiterer Anziehungspunkt dieser Vergnügungsoase: die Architektur.
Um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts herum haben sich hier bedeutende Architekten wie E. Stewart Williams angesiedelt, die für die Reichen und Schönen nach Herzenslust entwerfen und bauen durften. Entstanden ist eine einzigartige, nicht zuletzt durch die Bauhaus-Schule beeinflusste Stilistik, die mit ihrer Vereinigung von Naturelementen der Wüstenlandschaft und kühler, nüchterner Strenge in der Bauweise weltweit einen Meilenstein der architektonischen Moderne darstellt. Zum tieferen Eindringen in dieses Thema lohnt unbedingt ein Besuch des Palm Springs Art Museum.
Hier in der heißen Wüste ist alles „so cool!“
Letztlich bleibt das Wesentliche an der Palmeninsel in der kalifornischen Wüste das locker-leichte Leben. Und das bietet sich einem fast an jeder Straßenecke. Vom überlaufenen Burger-Stopp am Highway mit Off- Limit-Getränken bis zum Vier-Sterne-Hotel oder Gourmetrestaurant bietet sich alles, was einem einen Urlaub in einer gezähmten Wüste angenehm machen kann.
Wenn auch die Qualität im Detail etwas in Richtung Western Style abdriftet – erträglich. Letztlich ist hier in der heißen Wüste alles „so cool!“, wie unsere Reiseleiterin ja auch ständig zwitschert, dass man die Dinge sehr schnell sehr gelassen sieht.
Und auch uns scheint die ständige Sonne das deutsche Grundgrummelgemüt schlicht wegzuscheinen. Ist es ein Wunder? Bei rundweg zivilen Preisen, breiten Boulevards ohne Parkprobleme mit genügend Platz für supercoole V8-Pick-ups, die Kultautos der Kalifornier, die Frühstücke mit Mittagessenniveau und diese vielen verführerischen Drinks. Und das alles bei Musik aus überall vorhandenen Lautsprechern, die einem verheißt: Sei einfach nur happy, der Rest kommt schon von selbst.
Reisereporter