Arizona

Arizona: Mehr als nur Grand Canyon

Die Route 66 führt durch die Wüstengebiete von Arizona.

Die Route 66 führt durch die Wüstengebiete von Arizona.

Im Griff des Colts sind fünf Kerben eingeritzt. Wer und weshalb jemand für jede einzelne gestorben ist, mag man sich nur ausmalen. Oder: Ob an den Kerben überhaupt was dran ist. Fakt ist: „Das Ding stammt aus dem 19. Jahrhundert“, sagt Dave Michelson, richtet die Krempe seines Cowboyhutes und streicht über das Eisen der Waffe, die er täglich in seinem Gurt trägt. Das hat mehr oder weniger berufliche Gründe: Er ist Besitzer des „Palace“, eines Saloons in Prescott, Arizona. Einer Stadt mit rund 42.000 Einwohnern und viel Geschichte. 

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Das zeigt etwa das Sharlot-Hall-Museum, in dem historische Gebäude und kostümierte Schauspieler einen Eindruck der kargen Welt der ersten Siedler vermitteln. Oder: die Whiskey-Row an der Courthouse-Plaza, einer Straße voller Kneipen. Zur Hochblüte der Bergbau-Zeit im 19. Jahrhundert sollen es Dutzende gewesen sein. Heute sind es weniger. Aber deren Herz, das Palace, schlägt immer noch: Durch die Schwingtüre geht es in den mächtigen Raum.

Und dann schlägt sie einem entgegen, diese Atmosphäre des Wilden Westens. Gut vorstellbar, wie die Earp-Brüder an der alten Brunswick-Bar Hochprozentiges kippten, während Doc Holliday am Pokertisch daneben 10.000 Dollar erspielte, ehe sich die Revolverhelden Monate später bei der berühmten Schießerei in Tombstone gegen die McLaurys und Clantons anno 1881 wieder zusammenfanden. Das alles ist belegt.

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Arizona: Durch das Land der roten Felsen

Arizona, ein Land der Geschichte also. Entertainment ohne den Kitsch Disneylands. Hier ist im Wesentlichen alles echt. Wie die Ruinen der Honanki Heritage Sites mitten in den atemberaubenden Red Rocks rund um die Kleinstadt Sedona. Kompromisslos brettert John Domaska mit seinem rosa Jeep über die staubtrockene Erde, bei den unzähligen Schlaglöchern vertraut er einfach auf die Stoßdämpfer seines Gefährts. Aber der wilde Ritt lohnt. Nach einer halben Stunde Fahrt geht es zu Fußüber einen Pfad zur verlassenen Behausung der Ureinwohner.  

Die Gegend war bis vor 700 Jahren die Heimat der Sinagua. Das kleine Volk verschwand im 15. Jahrhundert, bis heute rätseln die Wissenschaftler, weshalb. Hinterlassen haben sie Einblicke in ihr Alltagsleben. Man staunt über die Reste ihrer Steinbauten, die sie in den Fels geschlagen hatten. Oder über die jahrhundertealten Graffiti im Sandstein: Spiralen und Schlangen sind da zu sehen. Und: „Wir finden heute noch Geschirrteile“, sagt Domaska.

Von der Wüste auf die Schneegipfel

Wahrscheinlich war es Wassermangel, der die Sinagua zwang, ihre Heimat zu verlassen. Deshalb auch der Name, der auf Spanisch „ohne Wasser“ bedeutet. Und so zogen sie weiter Richtung Norden. Auf das gigantische Colorado-Hochplateau, das sich von Montana bis ins nördliche Arizona erstreckt. Dort, wo das Klima kühler ist, die Flussbetten mit klarem Wasser gefüllt und die Winter schneereich sind. Gewaltig ragen hier die San-Francisco-Peaks in den Himmel.  

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Im Winter ein Skigebiet, zieht das Arizona-Snowball-Areal auch im Sommer die Ausflügler an: Mit einem Sessellift geht es steil hinauf auf den Mount Humphreys. Auf 3500 Metern  wird die Luft zwar dünn, die Perspektive aber überragend: Weit schweift der Blick über den weltgrößten Gelbkiefern-Wald rund um Flagstaff, das Tor zum Grand Canyon. Aber Flagstaff ist mehr als das: Die Stadt ist einer der Schwerpunkte der Route 66.

Route 66: Die Mutter der US-Straßen

„Diese Weite“, sagt Peter Fischer und breitet die Arme aus. Es ist die Antwort auf die Frage, weshalb er in Flagstaff einen Harley-Verleih betreibt. Von hier aus organisiert der Kölner geführte Touren für Biker, vornehmlich aus Europa. Und das seit 12 Jahren. „Teilweise bist du auf der Straße ganz alleine“, erzählt er bei einem Plausch im berühmten „Galaxy Diner“. Und mit der Straße meint er nicht irgendeine. Er beschreibt die „Mother-Road“, die Mutter aller Straßen, wie sie die US-Amerikaner nennen.  

Zu Tausenden sind sie damals von Chicago bis nach Los Angeles gefahren, in der Hoffnung auf ein besseres und sonniges Leben an der Westküste. Heute ist die Route 66 zum größten Teil von der Interstate 40 ersetzt worden. Aber es gibt sie noch, die originalen Streckenabschnitte der legendären Route. Hier lässt es sich spüren, das unendliche Gefühl der Freiheit auf der Straße.

Wer Flagstaff als Einstieg wählt, passiert auf seiner Fahrt gegen Westen verschlafene Nester wie Williams. Oder Seligman. Hier trifft man auf die nächsten Deutschen, die ihr Leben in den USA verbringen. Es sind Uschi Fuchs und Thomas Metzel, begeisterte Biker, die auf ihren Touren immer im 500-Seelen-Dorf eine Pause einlegten. Und einmal sind sie eben da geblieben. Zwischen rostigen 50er-Jahre-Chevis, Motels, Tankstellen und dem kultigen Schnellimbiss „Delgadillos Snow Cap“ betreiben sie einen Laden, verkaufen Kaffee und Souvenirs, ausrangierte KfZ-Kennzeichen und Klamotten. Ein bisschen was von allem. Hier arbeiten? Uschi und Thomas finden es toll.

Es muss also etwas dran sein, an dieser Straße. Nicht umsonst haben sich Künstler wie die Rolling Stones von der größtenteils schnurgeraden Asphaltpiste durch die Wüste inspirieren lassen. Besonders deutlich wird das in Kingman, und zwar im Route-66-Museum, das in einem ehemaligen Kraftwerk untergebracht ist. Im überschaubaren Ortskern, im „Ma and Pa's Hotrod Café“, sitzt Gerhard Bröckel beim Frühstück, bei Filterkaffee, wie er es immer tut. Der gebürtige Münchner ist nach dem Krieg nach Chicago ausgewandert, in der Rente hat er sich in Kingman niedergelassen. Warum? „Ich wollte irgendwo hin, wo es warm ist“, lautet die Antwort. Klare Ansage.

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Aber als er von seinem ersten Trip auf der Route 66 erzählt, wird Automobilgeschichte spürbar. „Das war vor mehr als 45 Jahren“, erinnert er sich. Damals ist Bröckel mit einem Buick Special Baujahr 1956 von seinem damaligen Zuhause bis nach Los Angeles gereist. Ein Ausflug, mehr nicht. Er schmunzelt. „Das war pure Romantik auf der Straße.“ Durch Kingman sei er seinerzeit nur durchgefahren. „Dass ich einmal hier leben würde, hätte ich mir nie gedacht.“

Ein echtes Stück London in Havasu 

 

Dennoch ist Lake Havasu City speziell: Hier steht die London Bridge, und zwar die echte. Stadtgründer Robert Paxton McCulloch hat die Brücke in den 60-er Jahren für gut 2,5 Millionen Dollar ersteigert. „Und für noch einmal fünf Millionen hat er sie nach Lake Havasu City transportieren lassen“, sagt Jan Kassies, der Führungen rund um den die Attraktion anbietet. Und seine Geschichten können durchaus unterhaltsam sein. Etwa, wenn er auf Graffiti US-amerikanischer Soldaten zeigt, die im Zweiten Weltkrieg von London aus in die Schlacht zogen. Oder, wenn er auf die Laternenmasten zu sprechen kommt: „Für sie wurden Kanonen Napoleons, die einst die englische Armee erbeutete, eingegossen.“

Wer Kingman und den nahen Sitgreaves-Pass der Route 66 hinter sich lässt, nähert sich der kalifornischen Grenze. Viel scheint hier nicht zu sein, außer dem Geröll und den Kakteen der Mojave-Wüste. Aber dann taucht sie auf, die Stadt, die jünger ist, als viele ihre Bewohner: Lake Havasu City, gegründet 1963, ein ansehnlicher Retorten-Ort für den Tourismus, an den Ufern eines Stausees. Golfplätze, schicke Hotels, viele Schnellboote, Strandabschnitte zum Baden, Paddeln und Campieren. Klingt nicht außergewöhnlich. 

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Ganz nah bei Elvis

Ein paar Autostunden vom Lake Havasu entfernt hat sich ein anderer US-Milliardär mit einer Sehenswürdigkeit verewigt. In der Millionenmetropole Phoenix steht seit vier Jahren das „Musical Instruments Museum“, das allein vom Namen her noch nicht viel hergeben mag. Wohl aber, wenn man die Hallen des Gebäudes betritt, das ein gewisser Bob Alrick mit einem Budget von 250 Millionen Dollar errichten ließ.

 

Denn: Die Schaustücke sind zur Gänze Originale. John Lennons Piano ist genauso echt wie Bühnen-Outfits und Gitarren von Johnny Cash oder Elvis Presley. Und im Obergeschoss ist jedes, aber auch wirklich jedes Land der Erde mit Instrumenten vertreten. Eine Schau der Extraklasse, nicht nur für Musikfreunde. Und eine echte Perle Arizonas. Abseits der großen Touristenpfade.

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