Nicaragua

Nicaragua: Warum du das Land lieben wirst

Typische Straßenszene in Esteli: Ein Karren fährt durch die Stadt.

Typische Straßenszene in Esteli: Ein Karren fährt durch die Stadt.

Tiefschwarz liegt er da, abschreckend und anziehend zugleich. Der Cerro Negro, der schwarze Berg, 728 Meter hoch. Nicaraguas jüngster und aktivster Vulkan. Wir kraxeln hinauf. Irgendeinen Vulkan – es gibt genügend davon – musst du in diesem Land schließlich besteigen, sonst hast du als Tourist etwas verpasst. Mit all seinen brodelnden und rauchenden Schloten gleicht der Westen Nicaraguas einem gigantischen Küchenherd mit riesigen Kegel-Töpfen. Chefkoch: die launige Natur. 

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Der erst 1850 entstandene Cerro Negro spuckte zuletzt 1999 Feuer. „Keine Panik“, beruhigt uns die Bergführerin, die Eruptionen seien ziemlich genau berechenbar. Na, dann ... Besser die Augen offen halten und die spektakuläre Aussicht genießen. 

Langer Aufstieg auf den 728 Meter hohen Vulkan Cerro Negro.

Langer Aufstieg auf den 728 Meter hohen Vulkan Cerro Negro.

Unter den Füßen das düstere Lava-Geröll, im Osten das hügelige, gelb-grün bewachsene Hinterland, nördlich und südlich erstreckt sich die Vulkankette der Cordillera de los Maribios. Im Westen schimmert 20 Kilometer weit weg der glatte Pazifik. Die Sonne steht schon tief, wir müssen uns beeilen, haben aber ein sperriges Brett dabei. Auf dem Stück Holz soll es gleich per Rutschpartie wieder runtergehen. Volcano-Boarding. Bei Einheimischen und Touristen total angesagt.

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Nach gut einer Dreiviertelstunde Fußmarsch oben angekommen auf dem Grat des Kraters, steigt der Respekt vor diesem Berg. Schwefeldampf schlängelt sich an diversen Stellen des inneren Kegels empor. „Fass mal an“, sagt unser Guide und zeigt auf die rotbraune Erde. Ich nehme eine Handvoll – und lasse sie sofort wieder fallen. Zu heiß. Und was, wenn das Monstrum jetzt doch ausbricht …? 

Nicaragua gilt noch als Geheimtipp

Meine Gedanken schweifen ab. Während Costa Rica nebenan boomt, gilt das ursprüngliche Nicaragua noch als Geheimtipp. Für viele ist es oft nur kurze Zwischenstation beim Länder-Hopping durch Zentralamerika. Dabei lohnt ein längerer Aufenthalt. Außer den Feuerbergen hat das Land noch so viel anderes zu bieten.

Dschungel in Richtung Karibikküste, alte Kolonialstädte wie Leon und Granada im gut erschlossenen Westen, wilde Tiere, exotische Früchte, Traumstrände, Wasserfälle, große Seen, erlesenen Rum, Kaffee und Tabak, eine spannende Historie – und unendlich gastfreundliche Menschen. 

Kaffee von der Öko-Farm

So sehr, dass Mausi Kühl (70) gar nicht mehr zurück will in ihre norddeutsche Heimat. Mit ihrem Mann Eddy Kühl (76) hat sie die alte Kaffeeplantage ihrer beider Vorfahren aus dem 19. Jahrhundert zu einer riesigen Öko-Farm ausgebaut: La Selva Negra – Schwarzwald, wie das gleichnamige Gebiet in den Bergen rund um Matagalpa. 

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Ihre Gästehäuser sind gut gefüllt, die Touristen sind heiß auf guten Kaffee – und die Wandertouren in den Dschungel, wo Affen und Faultiere leben. „Ich bin nicht wegen des Klimas oder der schönen Natur hiergeblieben“, erzählt Mausi Kühl. Sondern? „Wegen der Freundlichkeit, der menschlichen Wärme.“

Nach dem bettelarmen Haiti ist Nicaragua das zweitärmste Land Mittelamerikas. Neben der kleinen, steinreichen Oberschicht und der Mittelklasse ist die Unterklasse unüberschaubar groß. Die Arbeitslosenquote liegt bei 19 Prozent. Offiziell. „Die Menschen leben im Hier und Jetzt, von Tag zu Tag, keiner hat genug Geld, um etwas anzusparen“, weiß die 70-Jährige. „Aber sie sind trotzdem zufrieden. Sie teilen alles, was sie haben.“ Die Nicaraguaner verzichten auf Gejammer, sie versuchen, trotz der geringen Mittel auf ihre Art glücklich zu sein. 

Indigene Familien leben in der Kommune „El Chile“

So wie die Bewohner der Kommune „El Chile“, in der etwa 250 indigene, sich selbst versorgende Familien auf einfachste Art leben. In Carla Ruiz Pinedas Haus aus Lehm und Stein bekommen wir ein leckeres Mittagessen mit dem landestypischen Gallo Pinto (Reis mit roten Bohnen), dazu gezupftes Schweinefleisch. Seit vier Jahren lebt die 45-Jährige mit Mann und Tochter hier, aus wirtschaftlichen Gründen, wie sie sagt. In der Stadt hätte die Familie keine Chance. 

Ein paar Häuser weiter, in der Weberei „Telares El Chile“, weben Nica-Frauen an ihren Träumen. Sie verstehen sich als Botschafter und Bewahrer der traditionellen Handwerkskunst. Während der Diktatur war es verboten, hier oben auf dem Berg fanden sie Zuflucht. Ihre bunten Teppiche und Taschen aus der Weberei versuchen sie unten in der Stadt zu verkaufen.

In der Weberei „Telares El Chile“ arbeiten Nica-Frauen.

In der Weberei „Telares El Chile“ arbeiten Nica-Frauen.

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Wir schlendern über den wuseligen Markt von Matagalpa, fahren weiter nach Esteli, die Tabak-Hochburg des Landes. Das Unternehmen Placencia gilt als eines der besten der Welt. Deutschland ist ein großer Abnehmer der Zigarren, die es mit der Konkurrenz aus Kuba aufnehmen können.

Gleiches gilt für die Rum-Produzenten des Nationalgetränks „Flor de Caña“. Die weltweit bekannten kubanischen Produkte leben oft von ihrem Namen. In Nicaragua dagegen sind die Hersteller aufgrund des Wettbewerbes gezwungen, ein wirklich hochwertiges Produkt zu schaffen. Auch bei der Kaffee-Verkostung in der Kooperative Prodecoop schmecken wir die Qualität. 

Zwei Frauen unterwegs in Esteli. Die Stadt gilt als die Tabak-Hochburg Nicaraguas.

Zwei Frauen unterwegs in Esteli. Die Stadt gilt als die Tabak-Hochburg Nicaraguas.

Malerische Kolonialstädte: Granada & Leon

Auch die Augen werden in Nicaragua verwöhnt. Die ehemaligen Kolonialstädte Leon und Granada sind übersichtlich, malerisch, bunt und bequem an ein oder zwei Tagen zu besichtigen. Besonders das wunderschöne Granada ist ein Muss. Vom begehbaren Dach der Kathedrale von Leon hat man einen wunderschönen Rundumblick auf Stadt, Vulkane und Meer. 

Vom Dach der Kathedrale in Leon hast du einen schönen Ausblick auf die Stadt udn sogar einen Vulkan.

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Bei Temperaturen weit jenseits der 30 Grad tauschen wir die Hitze der Stadt aber auch gern gegen eine kleine Seebrise auf dem Lago de Nicaragua, dem drittgrößten Binnengewässer auf dem amerikanischen Kontinent. Mit unserem Motorboot tuckern wir um hunderte Inselchen herum. Auf den Isletas haben sich die Wohlhabenden ihre Urlaubsresidenzen errichtet.

Mittendrin: Monkey Island. Black & White, Pancito, Lola, Lucy und Pancho – so heißen die putzigen Inselbewohner. Vor Jahren hier ausgesetzt, leben die vier zutraulichen Klammeraffen und der Kapuziner einträchtig auf dem kleinen Eiland. Sie überleben dank der Touristen, die sie reich mit frischem Obst beschenken. Wir schippern weiter, sehen Fischer, wie sie ihre Netze auswerfen, beobachten Vögel beim Nestbau. 

Boarding am Vulkan

„Du bist dran“, stupst Tourguide Henrique mich an und reißt mich aus meinen Gedanken. Der schwarze Abgrund wartet. Erst 40 Prozent Gefälle, dann 45. Der Puls steigt. Ich sitze auf meinem Brett wie auf einem Schlitten. Zaghaft wage ich mich vorwärts. Auf den ersten Metern bremse ich so stark, dass sich viel zu viel Steinchen und Geröll auf mein Holzbrett schieben. Frustriert wische ich die Schicht weg. Dann flutscht es. In Sekunden sause ich den steilen Abhang hinab, Glückshormone mischen sich mit Adrenalin. Ein Hochgefühl! 

Dann wird es flacher. Geschmeidig surfe ich den heißen Ritt vom Vulkan in den Sonnenuntergang zu Ende. Schutz-Brille ab, Lava-Krümel aus dem Gesicht – dann sehe ich auch den plötzlich aufgetauchten Regenbogen, der sich erhaben über diesen magischen Magma-Landstrich Nicaraguas spannt.

Nicaragua: Tipps zur Anreise & Reisezeit

Anreise: Von Europa aus gibt es bisher noch keinen Direktflug. Noch musst du per Gabelflug über die USA oder beispielsweise Panama einreisen. Immerhin: Iberia plant eine Direktverbindung. 

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Beste Reisezeit: Die beste, weil trockene Reisezeit ist von Dezember bis April. Natürlich kann es auch dann gebietsweise regnen, das ist aber kein Vergleich zur Regenzeit von Mai bis November.

Verkehrsmittel: Nicaragua ist nicht das Land für typischen Pauschaltourismus. Es lässt sich am besten individuell entdecken. Mit einem Mietauto oder bei geführten Touren. Es gibt keine Eisenbahn mehr. Transportmittel Nummer eins sind die Überlandbusse. 

Sprache: Wer nach Nicaragua reist, sollte Spanisch sprechen können. Der Großteil der Bevölkerung spricht so gut wie kein Englisch. Ausnahme ist der dünn besiedelte Osten. Die Atlantikküste war zur Kolonialzeit britisches Protektorat. Die Briten schleppten Sklaven aus Afrika ein. Die heutige Bevölkerung auf diesem Landstrich ist überwiegend schwarz. Die Schwarzen sprechen wiederum kein Spanisch, sondern nur Englisch. 

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