Nova Scotia in Kanada: Erlebe Indian Summer mal anders
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Lunenburg südwestlich von Halifax ist Kanadas älteste deutsche Siedlung. Die kleine Hafenstadt hat eine lange Schiffbau- und Fischereitradition.
© Quelle: Len Wagg/Tourism Nova Scotia
Warum Reisende nach Nova Scotia kommen sollten? Laurie Thurber muss lachen. „Gucken Sie sich doch nur mal um. Die Schönheit der Küste, die frische Luft, die Herzlichkeit der Leute. Und die Tierwelt natürlich“, sagt die Kanadierin und zeigt Richtung Steuerbord.
Whalewatching in der Bay of Fundy
Auf der Wasseroberfläche zeichnet sich langsam ein großer Körper ab, der aus der Tiefe kommt. Erst sind Luftblasen zu sehen, dann Gischt. Und plötzlich spritzt der Wal einen kleinen Strahl Wasser wie Sprühnebel aus seinem Blasloch. Es ist ein Buckelwal – noch jung, vielleicht zwei Jahre alt – und Thurber die Expertin auf dem umfunktionierten Fischerboot, das zum Whalewatching in der Bay of Fundy aufs Wasser hinausgefahren ist. Das Beobachten von Walen ist einer der Naturhöhepunkte in Nova Scotia. Besonders im Herbst hat die in Europa weitgehend unbekannte Provinz im Südosten Kanadas etwas zu bieten.
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Ein junger Buckelwal taucht neben dem Beobachtungsboot in der Bay of Fundy auf.
© Quelle: Jonas Szemkus
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„Wenn ihm die Situation unangenehm wäre, würde er einfach abtauchen und wegschwimmen“, sagt Thurber und blickt erneut raus zum Wal, der seit 30 Minuten immer wieder in der Nähe des Touristenkutters auftaucht. Zwischen 300 und 500 verschiedene der zahmen Riesen zählen Forscher jedes Jahr in der Bay of Fundy. Diesmal ist es ein Buckelwal, der das Boot umschwimmt, aber auch Zwerg- und Finnwale sind oft zu sehen.
Thurber lächelt breit, als sie über Artenvielfalt und die Schönheit ihrer Wahlheimat spricht. Die Mittfünfzigerin stammt eigentlich aus einer ganz anderen Ecke Kanadas. Doch sie hat sich verliebt – erst in einen Mann, dann in die Provinz an der Atlantikküste, die zweitkleinste des Landes.
Hummerfischen ist streng limitiert
Thurbers Ehemann ist Hummerfischer – wie so viele in der Gegend am südöstlichen Zipfel Kanadas. Manchmal, in den Hochtagen der Hummersaison, hilft Thurber ihm bei der Fischerei. Früh aufstehen, spät heimkommen, über Monate. Es ist ein Knochenjob, aber den besten Fischern kann er in einer guten Saison fast eine Million Dollar einbringen. Um Überfischung zu verhindern, ist alles streng reglementiert außerdem ist eine Lizenz Pflicht. Neue stellt die kanadische Regierung schon lange nicht mehr aus, sie wechseln für mehrere Hunderttausend Dollar Kaufpreis den Besitzer.
Außerhalb der Hummersaison steht Thurber wie an diesem Tag zwischen den Sitzreihen des umgebauten Fischkutters und zeigt den Touristen, wo genau ums Boot die Wale gleich auftauchen werden, hinter welchen Wellen Delfine springen oder welche Robbenart auf den Steinformationen in der Sonne faulenzt. Die beste Zeit, um Wale zu beobachten, ist Mitte August, sagt Thurber. Aber auch im Juli und September gebe es noch genügend Tiere zu sehen.
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Laurie Thurber ist Wal-Expertin.
© Quelle: Jonas Szemkus
Leben in Nova Scotia wirkt sehr europäisch
Es sind hauptsächlich Kanadier aus dem Landesinneren und US-Amerikaner aus der „Nähe“, die sich die Seeprovinz als Reiseziel aussuchen. Doch das Zipfelchen lockt auch immer mehr Europäer an. Nicht zuletzt, weil das Leben in Nova Scotia ziemlich europäisch wirkt. Kein Wunder: Viele frühe Siedler waren Franzosen, Spuren deutscher Einwanderer finden Reisende nicht nur in Orten wie Lunenburg. Traditionen werden gepflegt, auch kulinarisch. Und deshalb gibt es im Nicht-mal-2.500-Einwohner-Städtchen Lunenburg auch gleich zwei rivalisierende Sauerkrautfabriken, Krispi Kraut und Tancook.
Kanada stehe eben immer auch für Vielfalt und Abwechslung – in vielerlei Bereichen, meint Thurber. „Du kannst locker zwei Wochen hier in der Region verbringen und hast bei Weitem nicht alles gesehen“, schwärmt sie.
Hauptstadt Halifax ist maritim und modern
Ortswechsel. Halifax ist Hauptstadt und größtes Ballungszentrum der Provinz. Etwas mehr als 400.000 Menschen leben hier, das macht rund 40 Prozent aller Bewohner in Nova Scotia aus. Halifax schafft den Spagat, eine kleine Großstadt zu sein: Sie hat sich zwar den maritimen Charme der Provinz erhalten, wirkt aber gleichzeitig modern.
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Die Uferpromenade von Halifax ist einen Besuch wert – nicht nur vom Wasser aus.
© Quelle: Jonas Szemkus
Von ihrem einst eher zweifelhaften Ruhm hat sie sich lange schon emanzipiert, ohne die eigene Historie aber zu vergessen: Denn berühmt ist Halifax vor allem, weil von hier aus im April 1912 einst eine Vielzahl der Rettungsschiffe startete, die der sinkenden Titanic zur Unterstützung kamen – und dann doch mehr Wrackteile und Leichen als Überlebende bargen.
Und außerdem wegen der Halifax-Explosion fünfeinhalb Jahre später, bei der im Hafen ein Munitionsschiff in die Luft ging. 2.000 Menschen kamen zu Tode, bis zu den Atombombenabwürfen im Zweiten Weltkrieg war es die größte von Menschen gemachte Explosion aller Zeiten. Die Geschichte der Stadt ist gleich in mehreren Museen am Hafen detailliert und liebevoll aufgearbeitet.
Aber Halifax hat mehr zu bieten als nur Historie, mehr als Schifffahrtsmuseen oder das alte englische Fort auf dem Citadel Hill. Zum Beispiel ein schmuckes Hafenviertel, eine Einkaufs- und ausgeprägte Pubmeile – und eine kuriose kulinarische Spezialität. Denn Halifax ist auch Studentenstadt – und mitternächtliche Stärkung manchmal bitter nötig. Diese heißt in Halifax meistens Donair. Dahinter verbirgt sich Fleisch im Pitabrot mit Tomaten und Zwiebeln und mit einer Soße aus Kondensmilch, Knoblauchpulver und Essig.
Hummer steht auf fast jeder Speisekarte
Wem das nicht passt, für den gibt es ja immer noch Hummer. In ganz Nova Scotia ist es nahezu unmöglich, ein Restaurant zu finden, in dem nicht mindestens ein Hummergericht auf der Karte steht. „Fine dining“, auch das gehört zur Region – genau wie die Buchten und Fischerdörfchen entlang der Küste und genau wie die riesigen naturbelassenen Landstriche, gigantische Wälder und sehenswerte Nationalparks.
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Hummer gibt es in Nova Scotia in vielen Variationen – und das frisch, denn die Delikatesse wird in der Provinz gefischt. Es ist eigentlich unmöglich, ein Restaurant ohne Hummergericht auf der Speisekarte zu finden.
© Quelle: Jonas Szemkus
Die Natur Nova Scotias ist vor allem im Herbst eine Reise wert – wenn sich die Blätter der Bäume verfärben. Dann bieten sich einige der schönsten und eindrucksvollsten Spätherbstmomente Nordamerikas.
Indianische Kultur hat eine wichtige Bedeutung
Bedeutung hat in der Provinz aber nicht nur der Indian Summer, sondern auch die indianische Kultur selbst. Daran hat sich im modernen Kanada nichts geändert. Die Wurzeln der Ureinwohner Nova Scotias, der Mi’kmaq, werden bis heute geehrt und gepflegt – zum Beispiel im Kejimkujik-Nationalpark, einem mehr als 400 Quadratkilometer großen und zum Teil am Atlantik gelegenen Areal.
2019 belegte er Platz drei der am meisten besuchten Nationalparks des Landes, und das zum zweiten Mal in Folge. Auf dem Gelände gibt es bis heute Mi’kmaq-Kommunen, Bewohner arbeiten als Ranger und Parkführer im Nationalpark. Kejimkujik heißt aus der Sprache der Mi’kmaq übersetzt „Land der Feen“. Und es ist wirklich bezaubernd hier, nicht nur im Indian Summer.
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Beliebt bei Touristen: Zwischen den Reben im Luckett Weinberg im Annapolis Valley steht eine rote Telefonzelle. Und ja, sie funktioniert.
© Quelle: Jonas Szemkus
Nova Scotia eignet sich für Individualreisende
Das gilt für große Teile der Provinz, findet auch Hanspeter Stutz. Der Schweizer Unternehmer wanderte in den Neunzigerjahren nach Nova Scotia aus, landete im beschaulichen Wolfville. Drei Jahrzehnte später ist er vielfach preisgekrönter Winzer. Zurück will der 72-Jährige nicht. Warum auch?
„Nova Scotia hat so viel zu bieten“, sagt er. „Es gibt mindestens vier Regionen, die komplett unterschiedlich sind. Topografisch, und auch die Leute sind verschieden. Das ist das Interessante.“ Interessant auch für Touristen, findet Stutz. Vor allem für solche auf der Suche nach Abenteuern.
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Eine Kanugruppe macht Halt am Steinstrand: Rund um LaHave Island, eine knappe Stunde Autofahrt von der Stadt Lunenburg entfernt, kommen Abenteurer auf ihre Kosten.
© Quelle: Jonas Szemkus
„Nova Scotia hat wirklich dieses Flair von Individualtourismus. Es ist keiner dieser Orte, wo es nur um Masse geht.“ Ganz selten nur gebe es große Reisegruppen, wenn man die Kreuzfahrtschiffe in Halifax mal herausrechne. „Und wenn du dann mal hochfährst nach Cape Breton“, erzählt er, „dann bist du manchmal ganz allein auf der Straße“.
Da kann man dann auch mal langsamer fahren, um alle Eindrücke einzusaugen. Und in Nova Scotia gibt es davon einige.
Tipps für deine Reise nach Nova Scotia
Anreise: Für Ende Mai bis Ende Oktober 2021 sind von Condor drei Halifax-Direktflüge pro Woche ab Frankfurt am Main geplant. Außerhalb der Saison ist ein Zwischenstopp in Toronto, Ottawa oder Montreal nötig (mit Lufthansa und Air Canada). In Nova Scotia sind ein Mietwagen oder Wohnmobil empfehlenswert.
Einreise: Aktuell ist eine Einreise nach Kanada für Deutsche coronabedingt nicht möglich. Normalerweise brauchen deutsche Staatsangehörige für Aufenthalte bis zu sechs Monaten kein Visum – allerdings müssen sie vor Reiseantritt die elektronische Einreiseerlaubnis (eTA) beantragen und einen Reisepass mitführen. Die eTA kostet umgerechnet etwa 5 Euro.
Beste Reisezeit: Weil Nova Scotia am südöstlichen Zipfel Kanadas liegt, sind die Jahreszeiten denen in Deutschland sehr ähnlich. Das gilt auch fürs Klima, allerdings können die Winter kälter werden. Die beste Reisezeit sind die Monate Mai bis Oktober. Ab Ende September beginnt die teilweise spektakuläre Laubfärbung. Die großen Touristenanstürme sind dann bereits vorbei. Das drückt auch den Reisepreis.
Währung: In Kanada gilt der kanadische Dollar (CAD). Ein Euro entspricht ungefähr 1,57 CAD.
Weitere Informationen: Kostenlose Informationsbroschüren sind per E-Mail an novascotia@travelmarketing.de bestellbar.
Die Reise wurde unterstützt von Tourism Nova Scotia. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.
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