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Mit indigenen Augen sehen: Tourangebote der First Nation in Ontario

Die Missionsstation Sainte-Marie-au-Pays-des-Hurons existiert bereits seit 1639.

Die Missionsstation Sainte-Marie-au-Pays-des-Hurons existiert bereits seit 1639.

Die Turnhalle im Wikwemikong Unceded Territory auf Manitoulin Island ist brechend voll. Ein Pow Wow findet statt. Dicht gedrängt stehen Männer, Frauen und Kinder an den Spielfeldrändern. In der Mitte sitzen Männer um riesige Trommeln. Auf ein Zeichen des Conferenciers legen sie los. Erbarmungslos traktieren sie die Felle in jenem wummernden Viervierteltakt, den man aus den alten Westernschinken aus Hollywood kennt. Doch anders als vorm Fernseher geht dieser Sound unter die Haut.

Und dann dringen aus den Kehlen der Trommler plötzlich Töne aus einer anderen Zeit. „Heja, heja, bevor ihr Weißen kamt, hörte man unsere Klänge von Küste zu Küste, heja, in den Wäldern, in den Bergen, in der endlosen Prärie.“ Wir sind noch da, sagen die Klänge, und wir sind verdammt stolz auf unsere Kultur! Und heute feiern wir unsere Korea-Veteranen.

Manitoulin Island gehört zu den spirituellsten Orten Kanadas. Die große Insel im Lake Huron ist die Heimat der Three Fires Confederacy, einer Allianz der Ojibwa, Odawa und Pottawatomi Nations. Ihrer uralten Schöpfungsgeschichte zufolge entspannt sich der „Große Geist“ hier, seit er die Welt und die Menschen erschuf. Im Wikwemikong Unceded Territory kennt die Geschichte jedes Kind: Das Land im Osten der Insel wurde nie an andere Stämme abgetreten.

Der Cup and Saucer Trail auf Manitoulin Island bietet spektakuläre Aussichtspunkte.

Der Cup and Saucer Trail auf Manitoulin Island bietet spektakuläre Aussichtspunkte.

Wie der Kulturkontakt in Ontario während der ersten 200 Jahren verlief, damit beschäftigen sich ein tolles Museumsdorf. Im Fort Williams Historical Park, einem beeindruckenden Nachbau der damals größten Pelzhandelsstation zwischen Montréal und den Rockies, wird nicht nur den frankokanadischen Voyageurs, sondern auch ihren geschäftstüchtigen indigenen Handelspartnern und Zwischenhändlern viel Platz eingeräumt. 2023 feiert das Museum 50-jähriges Bestehen. Zahlreiche Events finden das ganze Jahr über statt, wobei der Höhepunkt der Feierlichkeiten die Great Rendezvous Celebration vom 8.-16. Juli 2023 ist.

Im Fort Williams Historical Park lässt sich der Nachbau der damals größten Pelzhandelsstation zwischen Montréal und den Rockies besichtigen.

Im Fort Williams Historical Park lässt sich der Nachbau der damals größten Pelzhandelsstation zwischen Montréal und den Rockies besichtigen.

Zweihundert Jahre später engagieren sich immer mehr ihrer Nachkommen im Tourismus: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts dient die Reisebranche verstärkt als Türöffner für die indigenen Kulturen, werden immer mehr Besucher aus aller Welt von den First Nations willkommen geheißen. So natürlich auch in Ontario.

Woodland Cultural Centre in Brantford, Ontario

Die Mohawk Institute Indian Residential School in Brantford war von 1828 bis 1970 in Betrieb. Hier wurden Kinder der Six Nations (Onondaga, Mohawk, Cayuga, Oneida, Seneca und Tuscarora) und anderer First Nations in Ontario und Québec unterrichtet.

Nach der Schließung wurde das Gebäude 1972 unter der Führung der Association of Iroquois and Allied Indians (AIAI) als Woodland Cultural Centre wiedereröffnet.

Die gemeinnützige Organisation arbeitet seitdem für die Erhaltung und Förderung der indigenen Kultur und führt ein Museum, das mit über 50000 Artefakten zu den größten von Indigenen geführten Museen in Kanada zählt. Besucher können die ehemalige Internatsschule sowohl online als auch vor Ort besichtigen.

Seit 2014 sammelte das Woodland Cultural Centre mit der Kampagne „Save the Evidence“ finanzielle Mittel, um das Gebäude zu restaurieren und ein Informationsgebäude zu errichten.

Canadian Canoe Museum in Peterbourough

Das wunderbare Canadian Canoe Museum ist das einzige seiner Art in Kanada, das sich dem kanadischsten und lange Zeit wichtigsten Fortbewegungsmittel des Landes widmet. Es beherbergt eine umfangreiche, unbezahlbare Sammlung von Kanus, die von den indigenen Völkern Kanadas gebaut wurden. Die Sammlung umfasst mehr als 600 traditionelle als auch zeitgenössische Exponate.

Das Canadian Canoe Museum zeigt über 600 traditionelle und zeitgenössische Exponate.

Das Canadian Canoe Museum zeigt über 600 traditionelle und zeitgenössische Exponate.

Im Herbst 2023 eröffnet das Canadian Canoe Museum in neuen und größeren Räumlichkeiten. Wenn ihr dort selbst Hand anlegen wollt, könnt ihr auch in Workshops unter der Leitung von Chuck Commanda, einem Anishnaabe und Kanubauer, lernen, wie traditionelle Birkenrindenkanus hergestellt werden.

Ganz in der Nähe befindet sich das Curve Lake Cultural Centre. Dort erfahrt ihr alles über die Geschichte und Kultur der Michi Saagiig Anishnaabe.

Thrive Tours in Sault Ste. Marie

Thrive Tours wird von Amanda Core und Brad Robinson betrieben und organisiert von indigenen Guides geführte Eco-Outdoor-Touren rund um Sault Ste. Marie und am Lake Superior. Rund ums Jahr bringen die Guides euch beim Wandern, Kanu- und Kajakfahren und während spezieller Winteraktivitäten die sie umgebende Natur näher.

So lernt ihr, das Land durch indigene Augen zu sehen. Einer von vielen Höhepunkten ist der Besuch der über 30 uralten indigenen Felszeichnungen im Lake Superior Provincial Park!

Waaseyaa Cultural Tours

Supermarkt, Drogerie und Apotheke: All das sind die Wälder Ontarios für die indigene Bevölkerung. Ihre nachhaltige Nutzung ist für sie von entscheidender Bedeutung. Nicht nur für den Lebensunterhalt, sondern auch für symbolische Handlungen wie Zeremonien und Rituale.

Die Wälder mit indigenen Augen sehen: Christine Luckasavitch ist Madaoueskarini Algonquin und ermöglicht genau das. Die Besitzerin von Waasaya Cultural Tours führt ihre Gäste im Rahmen maßgeschneiderter Touren durch den Algonquin Provincial Park und spricht dabei nicht nur über die heilende Wirkung von Blättern, Kräutern und Rinden.

Sondern gibt auch einen Einblick in die traditionelle Kosmologie ihres Volkes und die immens wichtige Bedeutung von Familie, Verwandtschaft und Übergangsriten.

Doch zurück nach Wikwemikong. Beim Pow Wow geht die Tür auf. Köpfe drehen sich, Mütter ziehen ihre Kinder vom Spielfeld. Das Gewummer der Trommel wird wieder lauter. Stolz kommen die Korea-Veteranen herein, gebrechlich die meisten und manche im Rollstuhl, aber alle noch rüstig genug, um der Veranstaltung die nötige Würde zu verleihen.

Die jungen Krieger zeigen sich in ihren prächtigen Federmänteln.

Die jungen Krieger zeigen sich in ihren prächtigen Federmänteln.

Das ergraute Haar offen und mit Federn geschmückt, tanzen sie nun mit ernster Miene in perlenbestickten Lederleggins und prächtigen Federmänteln um die Trommler. Dann kommen die Krieger. Junge, stolze, lanzenschwingende Männer, die sich wild im Kreis drehen und Scheinattacken gegen die Zuschauer fahren. Ein unter die Haut gehendes, ergreifendes Spektakel.

Weitere Informationen über Ontario findest du online.

 
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Destination Ontario

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