Costa Rica: Ein Paradies – aber nicht in der Regenzeit
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Den Strand von Cahuita hat man fast für sich allein.
© Quelle: Halbig
Costa Rica ist trotz seiner kleinen Fläche (kaum größer als Niedersachen) eines der artenreichsten Länder der Welt: Mehr als 500.000 Tier- und Pflanzenarten gibt es dort. Und nicht nur deswegen gilt Costa Rica als Paradies.
Bereits vor meiner Reise in dieses Land, die ich gemeinsam mit meiner Freundin angetreten habe, wusste ich, dass diese Artenvielfalt ohne Regen nicht möglich ist – und von Mai bis Dezember Regenzeit herrschen würde.
Der Reiseführer versicherte uns, dass es in der Regenzeit zwar häufig und auch stark regnen würde. Wenn, dann aber auch nur Schauer. Nur für wenige Stunden. Und eher am Nachmittag.
Wir dachten: Im Regenwald regnet es sowieso, also kann die Regenzeit unserem Urlaub keinen Abbruch tun.
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Die nächsten Tage sollten uns zeigen, wie falsch wir damit lagen.
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Auch die Dreifinger-Faultiere verstecken sich gut in den Baumwipfeln.
© Quelle: Frimmersdorf
Aber der Reihe nach: Während an den ersten Tagen an der Pazifikküste noch alles wunderbar lief und wir beispielsweise den Manuel-Antonio-Nationalpark in Quepos mit seinen Brüllaffen, Totenkopfäffchen, Fröschen und Krokodilen ohne Probleme und Einschränkungen genießen konnten, spürten wir bereits bei unserem zweiten Stopp, wie sich das Wetter änderte.
In Monteverde ging es für uns in den Nebelwald. Und da war es dann direkt um einiges kühler – was uns natürlich nicht davon abgehalten hat, den Wald von oben zu erkunden, indem wir mit mehreren unterschiedlichen Ziplines durch die Kronen der Bäume gesaust sind.
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Auf den Hängebrücken, die es nicht nur in Monteverde gibt, kannst du dir den Regenwald von oben anschauen.
© Quelle: Halbig
Mit dem Auto ging es von dort aus weiter zum Fuße des Vulkans Arenal. Wir hatten uns extra ein Hotel ausgesucht, das einen besonders guten Blick auf den Krater bieten sollte. Aber: Das erste Mal machte uns das Wetter ein Strich durch die Rechnung.
In den vier Tagen, die wir in diesem Hotel verbrachten, konnten wir den Vulkan nicht ein einziges Mal sehen: Nebel und Wolken machten es unmöglich.
Die nächste Station unserer Reise durch Costa Rica führte uns in die Küstenstadt Puerto Viejo. Diesen Ort hatten wir für die meiste Zeit unseres Aufenthalts eingeplant. Doch der Abend und die Nacht vor unserer Abreise sollten uns zeigen, was die Regenzeit in Costa Rica wirklich bedeuten kann.
Denn: Es regnete. Nicht nur ein bisschen. Nicht nur Schauer. Nicht nur ein paar Stunden. Nein, es schüttete den ganzen Abend und die Nacht. Ununterbrochen. Wie aus Eimern. Mit Blitzen und Donner, der (kein Scherz!) die Wände zum Beben brachte.
Genau dieses Gewitter sorgte dann auch dafür, dass der Strom für mehrere Stunden ausfiel. Ohne zu viel zu verraten: Das sollte nicht die einzige Unannehmlichkeit an diesem Tag werden.
Das wahre Ausmaß dieses Unwetters zeigte sich nämlich nach 30 Minuten in Richtung Hauptstadt: Durch die Regenmassen der vorherigen Nacht war ein Teil der Strecke, welche die einzige zumutbare zurück in die Hauptstadt war, über mehrere Hundert Meter komplett überflutet.
Wie sollten wir da den Mietwagen zurück nach San José bringen? Und vor allem: Wie sollte das gehen, wenn selbst die Meinungen der Ticos (so nennen sich die Einwohner Costa Ricas gern selbst) dazu sehr unterschiedlich ausfielen?
Einer von ihnen gab uns auch den Tipp, einfach hinter einem Lkw zu fahren – der würde das Wasser zur Seite drücken und wir könnten dann einfacher durch das fast hüfthohe Nass fahren.
Da sich meine Offroad-Erfahrung jedoch auf Fahren im meist trockenen Sand von Fraser Island in Australien beschränkte und ich keine große Lust hatte, mit einem Motorschaden liegen zu bleiben, haben wir uns entschieden, zunächst noch mal in die Stadt zurückzufahren, um unsere möglichen Alternativen durchzugehen.
Zugegeben: Die Alternativen waren leider wenig vielversprechend. Also zurück zur überfluteten Straße.
Dort angekommen, präsentierte sich uns eine Schlange an Autos, die weder erhöht, noch einen Allradantrieb hatten, in der Hoffnung, dass sie der geschäftstüchtige Abschleppdienst „huckepack“ durch das Wasser bringt. Die Fahrer der Autos überboten sich gegenseitig, um schneller voranzukommen.
Das konnte doch nicht der einzige Weg hier raus sein. Also schauten wir uns, zusammen mit zwei Österreicherinnen, die Überschwemmung noch einmal ganz genau an – und stellten fest: An einem Teil war das Wasser nicht mehr so hoch, wie noch vor wenigen Stunden.
Also nahmen wir allen Mut zusammen und trauten uns den etwa 800 Meter langen Weg durch die strömenden Wassermassen vorbei an einigen Autos, die bereits liegen geblieben waren und angeschoben werden mussten.
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Zum Glück ist das Wasser zumindest knietief abgeflossen.
© Quelle: Halbig
Nach diesen Strapazen und noch einigen durch umgestürzte Bäume und Erdrutsche blockierten Wegen haben wir dann anstatt nach geplanten drei Stunden nach knapp 14 Stunden unser Ziel San José erreicht.
Auch der nächste Abschnitt unserer Reise stand unter einem ähnlich schlechten Stern: Trotz einiger Zweifel und Nachfrage bei der Hostelmanagerin, ob es in Tortuguero sicher ist und ob wir die geplanten Ausflüge wirklich machen können, bestätigte sie unsere Pläne.
Kein Problem, dachten wir und machten uns auf den Weg auf die Halbinsel, die sich zwischen dem Meer und einem Fluss befindet. Die Anreise mit dem Bus bis zum Hafen in La Pavona war bis auf einem Umweg von vier Stunden und einer weiteren, jedoch viel harmloseren Flussdurchquerung relativ unkompliziert. Zumindest im Vergleich zum Vortag.
Als wir dann jedoch mit einem schmalen Boot durch die Stromschnellen des Flusses fuhren und selbst die erfahrenen Schiffsführer ein wenig ins Schwitzen gerieten, wurde uns klar: Auch dieser Teil der Reise wird mehr Abenteuer als Entspannung.
Schließlich im Ort angekommen, stellte sich heraus, dass der Regen auch hier einiges angerichtet hatte: Restaurants und Läden waren überflutet und entsprechend geschlossen.
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Die kleine Stadt Tortuguero war teilweise überflutet – was einige der Händler nicht von dem Verkauf frischer Früchte abgehalten hat.
© Quelle: Halbig
Nach einer weiteren Nacht mit monsunartigen Regenfällen, bei denen mal wieder der Strom ausfiel (diesmals allerdings für 18 Stunden), entschieden wir uns kurzerhand, einen Tag früher abzureisen – genau wie die Einheimischen, die uns erklärten, dass das wohl die stärksten Regenfälle seit 15 Jahren waren.
Also ging es am nächsten Tag schon früh morgens zurück aufs Festland. Wie bereits von meiner Freundin befürchtet, lief auch die Rückfahrt mit dem Boot nicht ohne Zwischenfälle ab: Der Motor unseres Kahns überhitzte (wir dachten zuerst an einen schlechten Scherz des Kapitäns), und deshalb mussten wir mit vielleicht 20 anderen Menschen das Boot mitten auf dem Fluss (ja, natürlich im strömenden Regen) tauschen.
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Bei starkem Regen mussten wir mitten auf dem Fluss die Boote wechseln.
© Quelle: Halbig
Zugegeben: Nach den Strapazen verbrachten wir, nachdem wir dann mit dem Bus endlich wieder in der Hauptstadt angekommen waren, die letzten Tage eher wenig abenteuerlich.
Und die Moral von der Geschicht’? Trotz all dieser Erlebnisse und all den Plänen, die wortwörtlich ins Wasser gefallen sind, würden wir niemandem davon abraten, in Costa Rica Urlaub zu machen.
Natur, Tiere und Menschen in diesem Land sind einfach viel zu atemberaubend, interessant und freundlich, als dass man sich dies entgehen lassen sollte. Ihr müsst nur vorher bedenken, dass die Regenzeit besonders an der Karibik-Küste so einige Überraschungen bereithält – und kein Problem damit haben, nass zu werden.
Reisereporter