Lost Places

Lost Places im Harz: Faszinierende verlassene Orte

Das „FDGB-Erholungsheim Hermann Duncker“ ist nur einer der Lost Places in Schierke.

Das „FDGB-Erholungsheim Hermann Duncker“ ist nur einer der Lost Places in Schierke.

Verrammelt, verwittert, verfallen – sie haben so was Schaurig-Schönes, Traurig-Magisches, diese verlassenen Orte, an denen die Natur das vorerst letzte Wort hat, bevor die Baumaschinen anrücken.

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Im Hochharz, zwischen Braunlage und Wernigerode, auf der B27 bei Elend links rein, liegt Schierke (im Elendstal). Der Wald im Nationalpark Harz ist hier am Fuße des Brockengipfels ganz besonders urwüchsig, richtig romantisch, fast verwunschen schön. Zu DDR-Zeiten war dieser Teil des Harzes Sperrgebiet – und Schierke weit ab vom Schuss.

Verlassene Orte im Harz: Lost Places in Schierke

Verwirrend ästhetisch: Ein zerfetzter Sessel im „Hermann Duncker“ in Schierke.

Verwirrend ästhetisch: Ein zerfetzter Sessel im „Hermann Duncker“ in Schierke.

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Nach der Wiedervereinigung ging’s hier langsamer oder nicht schnell genug bergauf, so hat es den Anschein. Um kurz nach 18 Uhr wirkt der Nicht-mal-1.000-Seelen-Ort wie ausgestorben, muten die vielen verlassenen Häuser, vernagelten Hotels und geschlossenen Läden wie ein Freilichtmuseum, wie eine Filmkulisse an. In Schierke ist es still. Sehr still.

Und so ist der Übergang zwischen Idyll und Tristesse fließend, gerade an einem Sommertag, an dem der Himmel fast so grau ist wie der Asphalt und man sich schlagartig schon allein darüber freut, ein sonniges Gemüt zu haben.

Dabei muss es in dem Harz-Ort mit der glorreichen Vergangenheit mal richtig fröhlich zugegangen sein. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Schierke vom Waldarbeiterdorf mit Hüttenwerk und Sägemühle zu einem noblen Luftkurort mit prachtvollen Villen und luxuriösen Grandhotels.

Der verwöhnte Adel erholte sich hier, das reiche Bürgertum und die weit gereiste Prominenz jener Zeit auch. Man kann sich wahrlich vorstellen, wie hier zu Wildbraten und Eistorte die Champagnerkorken knallten und das Orchester zum Tanztee aufspielte.

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Schierke war einst das St. Moritz des Nordens

Es gab sogar eine Bobbahn und eine Sprungschanze in Schierke, weshalb der Ort wie selbstverständlich den Beinamen „St. Moritz des Nordens“ verpasst bekam. In den 20er- und 30er-Jahren gehörte das mondäne Nest zu den beliebtesten Wander- und Wintersportorten Deutschlands. Lange her. Sehr lange her.

Nostalgische Postkarten mit Grüßen aus Schierke machen wehmütig. Vom Glamour und Flair der Blütezeit ist leider wenig geblieben. Einige der eleganten Villen und historischen Fachwerkhäuser Schierkes (heute übrigens ein Ortsteil von Wernigerode) wurden aufwendig und liebevoll restauriert.

Verwüstet und ausgeschlachtet: Auch die Flure sehen nicht besser aus.

Verwüstet und ausgeschlachtet: Auch die Flure sehen nicht besser aus.

Früher Grandhotel, heute Lost Place: das „Heinrich Heine“

Andere Prachtbauten ereilte das Schicksal der Abrissbirne. Das „Heinrich Heine“ zum Beispiel (bis 1945 das glamouröse Grandhotel „Fürst zu Stolberg“) überlebte Weltkriege, russische Besetzung und die DDR-Zeit – aber nicht die Wende und ihre Folgen. 2016 wurde Schierkes einst feinste Adresse abgerissen. Heute steht dort ein modernes Hütten-Resort.

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Auf der gegenüberliegenden Seite des Ortes, am Barenberg, überthront ein imposantes verlassenes Gebäude die Szenerie: „FDGB-Erholungsheim Hermann Duncker“ prankt noch an der bröckelnden Fassade. Doch drum herum gammeln morsche Holzveranden vor sich hin, verdecken wuchernde Sträucher und Bäume die Wunden im Mauerwerk.

Gebaut wurde das Erholungsheim 1909 als „Villa Waldpark“, später zog es als „Kurhotel Barenberger Hof“ Gäste an. Im Ersten Weltkrieg wurde das wunderbare Haus mit Stuck und Krohnleuchtern zum Lazarett umfunktioniert. In den folgenden Jahrzehnten diente es als Erholungsheim für mehr als 200 Gäste, was es auch zu DDR-Zeiten blieb.

Das wurde nach der Wende aus dem Erholungsheim

Nach der Wende sollte das beeindruckende Gebäude saniert werden und als Boutique-Hotel neuen Glanz nach Schierke bringen. Doch statt zahlender Gäste zogen Schwamm und Schimmel ein. Seit den frühen 90er-Jahren steht es leer, ist es der Natur und dem Verfall preisgegeben.

Jetzt, da das Leben fehlt, hat die Fantasie ihren Raum, wird das Zerstörte, längst Vergangene verwirrend schön. Nicht was man sieht, sondern sich vorstellt, macht den berührenden Charme dieser morbiden Orte aus. Den Schierkern allerdings muss der Anblick in der Seele wehtun.

Ein Kiosk ist halt kein Schnellimbiss.

Ein Kiosk ist halt kein Schnellimbiss.

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Am Ende des Tages führt der Weg zurück aus Schierke wieder über Elend. In dem Ort mit dem unbarmherzigen Namen macht die Harzer Schmalspurbahn auf dem Weg zum Brocken halt. Der letzte Laden verkauft konkurrenzlos Bockwurst mit Geduld. Das Restaurant an der Hauptstraße hat dichtgemacht.

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