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Lost Places im Harz: Diese 8 Ruinen sind schaurig-schön

Die Front des verlassenen Badehauses in Alexisbad

Verlassen und zugewuchert: Das ehemalige Badehaus in Alexisbad im Harz steht seit vielen Jahren leer.

Die Suche nach Lost Places machen sich immer mehr Menschen zum Hobby. Die Faszination hat ganz unterschiedliche Gründe. Viele begeistern sich für die aufregende Geschichte der oftmals versteckten Gebäude. Andere suchen schlichtweg nach spannenden Fotomotiven. Eine Menge dieser Orte finden sich im Harz.

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Im Gebiet der ehemaligen innerdeutschen Grenze hinterließ die Geschichte spannende Zeitzeugen, die vom Aufstieg und Niedergang der Diktaturen erzählen. Auch der Untergang der Bergbau-Industrie prägt die Geschichte der Mittelgebirges.

Doch Vorsicht: Die Besichtigung eines seit Jahren oder gar Jahrzehnten verlassenen Ortes ist nicht ungefährlich. Die Gebäude sind oft einsturzgefährdet oder nicht gesichert. Das birgt nicht nur Verletzungsgefahr, sondern könnte auch strafrechtliche oder versicherungstechnische Probleme nach sich ziehen. Bevor du einen Lost Place erkundest, informiere dich über die Besitzverhältnisse. Grundsätzlich gilt: Das Betreten von Privatgelände ist ohne vorherige Absprache verboten.

1. Das ehemalige Badehaus in Harzgeorde

In Alexisbad, heute ein Stadtteil von Harzgeorde in Sachsen-Anhalt, gab es vor 250 Jahren nur einige Bergbaustollen und Mühlen. Doch dann, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, entdeckte man im Stollenwasser einen hohen Anteil an Jod, Eisen und Fluor – alles Stoffe, von denen man sich in Zeiten der Industrialisierung und zunehmenden Atemwegserkrankungen heilende Kräfte versprach. Es war der Beginn einer langen Blütezeit, von der heute noch ein prächtiges, aber völlig heruntergekommenes Gebäude erzählt: das ehemalige Badehaus.

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Alte Postkarte zeigt das Badehaus in Alexisbad

Alexisbad war über viele Jahre hinweg ein deutschlandweit bekannter Kurort. Eine Postkarte (geschätzt aus 1935) zeigt auch das Badehaus.

Das Potenzial des Jod-Fundes erkannte der damalige Herzog Alexius Friedrich Christian von Anhalt-Bernburg recht rasch. Um dem Ort, dessen Bergwerke allmählich versiegten, eine neue Perspektive zu geben, ließ er kurzerhand eine Brunnendirektion und ein Badehaus für Kur-Urlaube errichten. Mit Erfolg: Bald reisten aus ganz Deutschland wohlbetuchte Menschen in der Hoffnung auf Heilung ihrer Gebrechen an. Insbesondere Kranke, die an Gicht und Nervenschwäche litten, erwarteten von einer Wasser- und Luftkur im neu erschaffenen Ort Alexisbad eine schnelle Genesung. Zu den prominentesten Gästen zählten Komponist Carl-Maria von Weber und Dichter Hans Christian Andersen.

Aufgrund des stetigen Besucherzuwachses wurde der Kurort bald darauf mit mehreren Unterkünften, einem Casino, Kegelbahn, einem „Schießhaus“ für Jagdinteressierte und mit einem Eisenbahnanschluss erweitert. Doch mit dem Zweiten Weltkrieg fand das Kurwesen in Alexisbad vorerst sein Ende. In der DDR-Zeit funktionierte man die Gebäude zu Wohnhäusern, Erholungsheimen und Ferienheimen um. Im Badehaus mit seiner schöner Fachwerkfassade und vier markanten Türmen mit asiatisch anmutenden Dächern machten fortan Angestellte der Deutschen Reichsbahn Erholungsurlaub.

Rückseite des verlassenen Badehauses von Alexisbad

Blick auf die Rückseite: Nach dem Ende des Kurbetriebes im Zweiten Weltkrieg funktionierte die Deutsche Reichsbahn das Badehaus zum Erholungsheim um.

Nach der Wende wurden die meisten Gebäude an private Investoren verkauft. Für das prächtige Badehaus fand man aber keine Interessenten – das Gebäude, von den Einheimischen auch als „Schloss im Wald“ bezeichnet, steht seit Jahrzehnten leer. Die Mauern sind zugewuchert, am Fachwerk blättert die Farbe ab und die rostigen Außenlampen hängen schief an den Wänden. Einige Fotografen, die gezielt nach schaurigen Lost Places suchen, haben das Innere des Gebäudes fotografiert. Die Bilder zeigen verstaubte Möbel, holzvertäfelte Wände sowie Lampen und Küchengeräte aus DDR-Zeiten.

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Seitdem die Fotos im Netz kursieren, zieht das „Schloss im Wald“ immer mehr Fotografinnen und Fotografen nach Alexisbad. Auch Wanderinnen und Wanderer, die auf dem idyllischen Selkestieg unterwegs sind, sowie Besucherinnen und Besucher, die in Alexisbad übernachten oder am kleinen Bahnhof in die beliebte Harzer Schmalspurbahn einsteigen, legen am „Schloss im Wald“ häufig einen Fotostopp ein.

Wie lange das denkmalgeschützte Gebäude noch steht oder ob es umfunktioniert wird, ist offen. Für das „Schloss im Wald“ besteht aber Hoffnung. Laut einem Bericht der „Mitteldeutschen Zeitung“ hat die Harzgeröder Wohnungsgesellschaft das Gebäude gekauft und will nach Sanierungsarbeiten einen Investor suchen. Bis dahin dürfte Alexisbad also ein Ziel für Fans von Lost Places bleiben. Doch Vorsicht: Das Betreten des Grundstücks und des Gebäudes ist verboten.

2. Schierke: einst mondäne Villa, jetzt morbide Ruine

Ein ganz ähnliches Schicksal wie das Badehaus in Alexisbad ereilte auch die „Villa Waldpark“ in Schierke. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich das Bergbaudorf am Brocken zu einem angesagten Reiseziel für Luftkuren und Wintersport. Im „Sankt Moritz des Nordens“ gab es eine Skiflug-Schanze und sogar eine Bobbahn. In dieser Zeit entstanden für die wohlhabenden Gästinnen und Gäste etliche Prachthäuser, darunter auch die „Villa Waldpark“.

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Bis zur Umfunktionierung zu einem Lazarett im Ersten Weltkrieg wurde das Haus als „Kurhotel Barenberger Hof“ betrieben und diente in den folgenden Jahrzehnten, auch zu DDR-Zeiten, als Erholungsheim mit etwa 200 Betten. Nach der Wende kündigte ein Berliner Investor an, das Haus zum Boutique-Hotel mit Wellnessbereich und Saunalandschaft umzubauen. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen steht die einst mondäne Villa mit Kronleuchtern und Stuckverzierungen nun schon seit Jahrzehnten leer und wird dem Verfall überlassen.

3. Gernrode: neue Pläne für beliebten Lost Place

Zum Ärger vieler Einwohnerinnen von Einwohner von Gernrode hat sich die Ruine eines Ferienheimes zu einem beliebten Treffpunkt und einem der bekanntesten Lost Places im Harz entwickelt. Auf dem Gelände tummeln sich nahezu täglich Menschen, die das verfallende Gemäuer fotografieren, Partys feiern oder die Wände besprühen.

Das ehemalige Ferienheim aus DDR-Zeiten in Gernrode steht leer und zerfällt

Die Ruine des ehemaligen Ferienheims aus DDR-Zeiten in Gernrode ist jetzt eine beliebte Partylocation.

Von seinem eigentlichen Zweck ist im ehemaligen Ferienheim kaum noch etwas zu erkennen. Das Gebäude mit einer markanten, halbrunden Eingangsfront wurde im Auftrag der DDR-Einheitsgewerkschaft FDGB nach dem Vorbild des Berliner Olympiadorfes gestaltet und 1954 eröffnet. Namensgeber war KPD-Politiker Fritz Heckert. Das Ferienhaus war gut besucht, 1959 wurde es sogar als Motiv für eine DDR-Briefmarke auserkoren. Doch nach dem Fall der Mauer wurde das Heim geschlossen und bröckelt seitdem verlassen vor sich hin.

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Doch seit Kurzem gibt es neue Pläne: Eine Berliner Investorengruppe hat die Ruine gekauft. Geplant ist eine Revitalisierung mit Wohnraum sowie einem Sport- und Wellnessbereich. Auf dem Dach des denkmalgeschützten Haupthauses könnte sogar ein Restaurant entstehen.

4. Eisenhütte Mägdesprung

Das kleine Dorf Mägdesprung, ein Ortsteil von Harzgerode, ist gewissermaßen ein Sinnbild für den Aufstieg und den Niedergang des Bergbaus im Harz. Im 17. Jahrhundert entstand dort ein Eisenwerk, das die Geschichte der Region in den folgenden 300 Jahren prägte. Nach einem schwierigen Start wurde die Anlage im 18. Jahrhundert deutlich erweitert. Es war der Beginn einer rund 60 Jahre langen Blütezeit – die hohe Qualität des Stabeisens aus Mägdesprung sprach sich herum. Dank fortwährender Modernisierungen, unter anderem durch den Bau neuer Produktionsstätten, eines neuen Verwaltungsgebäudes und einer neuen Maschinenfabrik (heutiges Carlswerk), konnte man mit der wachsenden Konkurrenz Schritt halten.

Das ruinöse Verwaltungsgebäude der Eisenhütte Mägdesprung steht verlassen an der Hauptstraße

Die Fassade bröckelt, die Uhr steht still: das ehemaliges Verwaltungsgebäude der Eisenhütte Mägdesprung.

Doch Ende des 19. Jahrhunderts waren die Eisenerzgruben allmählich erschöpft. Die herzogliche Hütte wurde verkauft und der Produktionsschwerpunkt auf Kunstgüsse, Maschinenbau und die Herstellung von Gaskochern umgestellt. Doch an die Erfolge der vergangenen Jahre konnte das Werk bis zum Zweiten Weltkrieg nicht mehr anknüpfen. Zu DDR-Zeiten erlebte die nunmehr verstaatlichte Eisenhütte noch einen kurzen Aufschwung, rutschte dann aber in die Pleite. Nach einem erfolglosen Versuch der Wiederbelebung wurde das Gelände schrittweise verkauft.

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Die zu Spitzenzeiten auf bis zu 250 angestiegene Einwohnerzahl in Mägdesprung ist inzwischen wieder auf etwa 50 gesunken. An die Blütezeit ihrer Heimat werden die Menschen täglich vom Uhrentürmchen auf dem zerfallenden Verwaltungsgebäude an der Hauptstraße erinnert. Das Carlswerk wird inzwischen als Museum für Industriegeschichte weiterbetrieben – es liegt direkt am beliebten Selketal-Stieg, der auf 75 Kilometern Länge durch den Ostharz führt. Die Werkshallen der Eisenhütte sind dagegen nur noch teilweise erhalten.

5. Bismarcktunnel

Um den Transport der schwergewichtigen Erzeugnisse aus den Hüttenwerken zu erleichtern, wurde Ende des 19. Jahrhunderts die 30 Kilometer lange Strecke der Rübelandbahn zwischen Blankenburg und Tanne gebaut. Zwischen Rübeland und Hüttenrode, parallel zur heutigen Bundesstraße 27, durchstießen Arbeiter am 1. April 1885 einen Tunnel – weil der Geburtstag von Reichskanzler Otto von Bismarck auf diesen Tag fiel, wurde die Konstruktion nach ihm benannt.

Doch schon 46 Jahre später machte der Neubau der Teilstrecke zwischen Hüttenrode und Rübeland den Tunnel überflüssig. Die Strecke wurde stillgelegt und die Eingänge wurden zugemauert. Das Westportal wurde vor einigen Jahren außerdem von einem Steinschlag weitestgehend überschüttet.

Den Tunnel selbst kann man also nicht besichtigen, doch an den Eingängen lässt sich der historische Charme noch immer nachempfinden. Neben Fans von Lost Places machen dort auch Wanderinnen und Wanderer halt, die auf der Route vom Blauen See nach Rübeland unterwegs sind. Doch Vorsicht: An den ungesicherten Eingängen besteht Verletzungsgefahr.

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6. Friedrichsbrunn: Viktorshöhe

An einem Parkplatz an der L239 bei Friedrichsbrunn, ein zu Thale gehörender Kurort, beginnt ein rund elf Kilometer langer Rundwanderweg. Die Route führt durch den Harzer Wald, unter anderem am „Bremer Teich“ sowie an den Granitsteinformationen Große und Kleine Teufelsmühle vorbei, auf die 581 Meter hohe Viktorshöhe. Dort verstecken sich zwischen den Bäumen Reste eines alten Jagdhauses, das Fürst Viktor Friedrich im 18. Jahrhundert mitsamt Brunnenhäuschen und Aussichtsturm sowie einer Ausflugsgaststätte errichten ließ.

Eine Postkarte zeigt den Gasthof und den Aussichtsturm auf Viktorshöhe um 1935

Goldene Zeiten auf Viktorshöhe: Die Postkarte zeigt das Ausflugsziel um 1935. Der Aussichtsturm ist schon lange eingestürzt.

Die Anlage erfreute sich bei Wanderinnen und Wanderern über lange Zeit großer Beliebtheit. Auch als sich die Försterei 1927 auflöste und die Anlage in den 50er-Jahren von den Sozialisten zu einem Betriebsferienheim umgestaltet wurde, blieb die Gaststätte erhalten.

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Doch die Wende überstand das beliebte Ausflugsziel nicht. Seit der Schließung der Gastronomie 1990 verfallen die Gebäude zusehends. Die Mauern sind teilweise eingestürzt, die Wände besprüht, in den Fluren liegen Gesteinsreste und auf dem Außengelände verteilen sich alte Möbel und Einrichtungsgegenstände. Die Anlage ist frei zugänglich, doch auch hier besteht hohe Verletzungsgefahr.

7. Sangershausen: die alte Köhlerei

Nach diesem Lost Place müssen Menschen ohne Ortskenntnis eine Weile suchen: Im Südosten des Harzes, an einem kleinen Waldweg nahe dem Forsthaus Bodenschwende zwischen Horla und Rotha, verstecken sich die Reste einer alten Köhlerei. Von dort brachten die Köhler einst tonnenweise Holzkohle zu den Hüttenwerken.

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Wann genau die kleine Anlage stillgelegt wurde, ist unklar. Fest steht jedoch, dass mit dem schleichenden Ende des Bergbaus immer mehr Hochöfen stillgelegt wurden und damit auch die Kohlewirtschaft unter Druck geriet. Einheimische sagten der „Mitteldeutschen Zeitung“ dagegen, dass viele der zu DDR-Zeiten verstaatlichten Anlagen noch bis zur Wende in Betrieb waren.

8. Ballenstedt: die SED-Parteischule

Im Nordosten des Harzes, in einem Waldstück am Ortsrand von Ballenstedt, erinnert ein großer Gebäudekomplex an die Zeit der deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Hinter den pompösen Fassaden am Großen Ziegenberg ließen zunächst die Nationalsozialisten und später die Sozialisten junge Menschen zu linientreuen Gefolgsleuten ausbilden.

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Luftbild von der ehemaligen SED-Bezirksparteischule in Ballenstedt im Harz

Auf dem großen Gelände in Ballenstedt bauten die Nazis eine Kaderschmiede, die später von der SED genutzt wurde.

Die Nazis hatten die „Nationalpolitische Erziehungsanstalt Anhalt“ (NPEA) in sechsjähriger Bauzeit errichtet und 1942 eröffnet. Bis Kriegsende wurden dort mehr als 350 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik wurde die Einrichtung zur Landes- und Bezirksparteischule umfunktioniert. In 33 Jahren absolvierten mehr als 16.000 SED-Mitglieder aus den Bezirken Halle und Magdeburg einen jeweils einjährigen Lehrgang. Ziel: Nachwuchsgewinnung für die Führungspositionen im DDR-Apparat. Aufgrund der Nähe zur innerdeutschen Grenze wurde die Anlage streng bewacht.

Nach dem Ende der DDR übernahm die Stadt Ballenstedt das Gelände. Die Lehranstalten von Hitler und Honecker stehen seitdem leer.

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