Verlassene Inseln und ihre gruseligen Geschichten
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Ruinen auf der Insel Hashima zeugen von den einstigen beengten Wohnverhältnissen.
© Quelle: imago images/Panthermedia
Einsame, verlassene Inseln, weit und breit keine Menschenseele: Was im ersten Moment ganz verlockend klingt, hat in manchen Fällen einen gruseligen Hintergrund. Mord, Seuche, Misshandlung oder andere Ereignisse prägen die schaurige Vergangenheit.
Auch wenn auf den kleinen Inseln inzwischen niemand mehr lebt, kannst du sie noch immer besichtigen. Ob du die Reise aber tatsächlich antreten möchtest, solltest du dir vorher gut überlegen. Denn für Angsthasen sind die folgenden Ziele nichts.
1. Daksa, Kroatien
Duftende Orangenbäume, kristallklares Wasser, grüne Pinien, die Schatten spenden: Die rund 48.000 Quadratmeter große Insel Daksa in der Adria wirkt wie ein kleines Paradies – doch sie hat eine düstere Vergangenheit.
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Vor fast 80 Jahren wurden auf der Insel Menschen hingerichtet. Ermordet und liegen gelassen. Hintergrund ist die Befreiung der von deutschen Truppen besetzten Stadt Dubrovnik kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs.
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Die Insel Daksa vor Dubrovnik sucht seit Jahren vergeblich nach einem neuen Besitzer.
© Quelle: imago images
Vermeintliche Sympathisanten der Nationalsozialisten wurden gefangen genommen und nach Daksa gebracht. 53 Menschen sollen hier ermordet worden sein, darunter auch der Pfarrer und der damalige Bürgermeister von Dubrovnik.
Auch wenn die Leichen im Jahr 2010 exhumiert und bestattet worden sind, liegt die Vergangenheit noch immer wie ein dunkler Schleier über der Insel. Es wird sich erzählt, dass die Geister der Getöten auf der Insel spuken. Eine Geschichte, die es den jetzigen Eigentümern nicht leicht macht, das Eiland zu verkaufen.
Mehrere Jahre wurde versucht, für dieses Stück Erde einen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin zu finden. Der Preis lag zuletzt bei zwei Millionen Euro. Das Vorhaben wurde inzwischen allerdings aufgegeben, wie die zuständige Immobilienagentur Real Estate Croatia gegenüber dem reisereporter mitteilte.
2. Lazzaretto Nuovo, Italien
Ihre Lage könnte kaum besser sein: Am Eingang zur Lagune von Venedig befindet sich die etwa 8,7 Hektar große Insel Lazzaretto Nuovo. Obwohl es nur wenige Minuten über das Wasser bis zum Festland wären, ist diese Insel unbewohnt. Doch das war nicht immer so.
Denn es ist gerade diese Lage, die ihr im 16. Jahrhundert eine ganz besondere Rolle zukommen ließ, der sie auch ihren Namen zu verdanken hat. Auf Lazzaretto Nuovo wurden Pestkranke und mögliche Infizierte untergebracht, die mit ihren Schiffen in Venedig einlaufen wollten. In Spitzenzeiten sollen bis zu 10.000 Menschen zwangsweise auf der Insel untergebracht worden sein.
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Vor der Insel Sant´Erasmo an der Lagune von Venedig liegt die Insel Lazaretto Nuovo.
© Quelle: imago images/Thierry Grun
Wer die drei Wochen Quarantäne auf der Insel überlebte, durfte weiterreisen. Wer weniger Glück hatte, wurde auf einem der zwei Friedhöfe beerdigt. Laut „Deutschlandfunk“ wurden aber auch Überreste von Massengräbern gefunden.
Heute finden nur noch wenige Boote den Weg nach Lazzaretto Nuovo, auf der man noch die einstigen Krankenhäuser besichtigen kann. In rund zweistündigen Führungen können Besucherinnen und Besucher die Insel und ihre Geschichte erkunden.
3. Clipperton Island im Pazifik
Mit ihren Palmen, dem weißen Sandstrand und dem türkisblauem Wasser ist Clipperton Island eine Pazifik-Insel, wie sie im Buche steht. Und trotzdem ist das Atoll seit gut 100 Jahren unbewohnt, was nicht zuletzt an einem erbitterten Überlebenskampf liegen dürfte, der mehrere Tote auf der Insel gefordert hat.
Der erste Einwohner der Insel soll der englische Pirat John Clipperton gewesen sein. Er nutzte das knapp neun Quadratkilometer große Atoll als Versteck und soll dort sogar Schätze vergraben haben. Mehr Leben kam auf die Insel, als große Vorkommen an Guano, Vogel- und Fledermauskot, der als Dünger verwendet wird, entdeckt wurden.
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Die Menschen von Clipperton Island sind verschwunden, jetzt leben hier vor allem Krebse.
© Quelle: imago images/Jeff Mondragon
Die Briten errichteten 1906 gemeinsam mit Mexiko eine Bergbausiedlung, zeitweise sollen bis zu 100 Menschen auf Clipperton Island gelebt haben, wie unter anderem der britische „Mirror“ berichtet. Das Unternehmen ging bankrott, Großbritannien zog sich zurück.
Da auf dem Festland gerade der mexikanische Bürgerkrieg tobte, wurden die Menschen weitestgehend sich selbst überlassen, die Nahrungsversorgung war abgebrochen.
In der Folge starben die meisten Inselbewohnerinnen und ‑bewohner. Nur der Leuchtturmwärter Álvarez und ein paar Frauen und Kinder seien noch am Leben gewesen, als dieser sich zum König der Insel erklärte und ein weiteres dunkles Kapitel begann.
Denn er soll die Frauen tyrannisiert, vergewaltigt und ermordet haben. Wie der „Mirror“ berichtet, haben sich die letzten verbliebenen drei Frauen verbündet und den Tyrannen ermordet. Sie wurden von einem US-Marineschiff gerettet.
4. Hashima, Japan
Die 420 Meter lange und 160 Meter breite Insel Hashima im Ostchinesischen Meer galt einst als einer der am dichtesten besiedelten Orte der Welt. Heute ist sie komplett verlassen, die Natur erobert sich ihren Raum zurück. Industrie- und Wohngebäude sind zerfallen, lediglich ein paar Lost-Places-Fans zieht es noch an diesen Ort.
Die immensen Kohlenmengen lockten über Jahrzehnte Arbeiterinnen und Arbeiter auf die Insel. Doch nicht alle kamen freiwillig. Hunderte Zwangsarbeiter aus China und Korea sollten während des Zweiten Weltkriegs die Kohleproduktion ankurbeln, wie der „Spiegel“ berichtet.
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Für den Kohlebergbau lebten hundertre Menschen auf der japanischen Insel Hashima - nicht immer freiwillig.
© Quelle: Imago Images/Panthermedia
Als Japan 1974 mit dem Umstieg auf Erdöl das Kohlewerk auf der Insel schloss, verließen die Arbeiter Hashima fluchtartig. Auf Bildern sind zum Teil gedeckte Tische und gefüllte Kühlschränke zu sehen.
Seit 2015 gehört die Insel zum Unesco-Weltkulturerbe. Zudem war sie Schauplatz im James-Bond-Film „Skyfall“: Dort diente die Insel als Festung für den von Javier Bardem gespielten Bösewicht Raoul Silva. Eine gehörige Portion düstere Ausstrahlung hat sie in jedem Fall.
5. Ross Island, Indien
Überreste von verlassenen Häusern zeugen noch davon, dass Ross Island einmal bewohnt war. Doch die meisten Bereiche hat sich die Natur bereits zurückerobert: Wurzeln von Bäumen und Pflanzen überziehen die Wände, im Inneren wachsen Moose.
Kaum vorstellbar, dass das grüne Paradies in der Inselgruppe der Andamanen eine dunkle Vergangenheit hat. Doch auf der Insel wurden jahrelang ein Gefängnis und eine Strafkolonie betrieben, in der britische Offiziere indische Rebellen und Häftlinge unterbrachten.
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Die Natur hat sich auf der verlassenen Insel Ross Island ihre Bereiche zurückerobert.
© Quelle: imago images/CSP_MariuszPrusaczy
Wie der „Insider“ berichtet, waren die Häftlinge in überfüllten Lagern untergebracht, mussten für die britischen Besatzer Pools und Tennisplätze errichten, litten unter Hunger und Krankheit. 1937 wurde das Gefängnis geschlossen. Sechs Jahre später erschütterte ein heftiges Erdbeben die Insel und soll fast 3000 Menschen getötet haben.
Heute können sich Besucherinnen und Besucher auf eine Zeitreise begeben und die Überreste der damaligen Kolonialbauten oder auch ein Tunnelsystem, das den britischen Offizieren als Fluchtweg diente, besichtigen.
Reisereporter