Städtetrip in Tschechien: Prags schöne kleine Schwestern
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Erinnerungsfoto mit Blick auf Brünn: Im Hintergrund zeigt sich die riesige St.-Peter-und-Paul-Kathedrale.
© Quelle: CzechTourism
Die schöne Altstadt, der prächtige Veitsdom und die berühmte Karlsbrücke machen Prag zu einem der beliebtesten Ziele für Städtereisen in Europa. Vor der Pandemie zählte die Hauptstadt Tschechiens rund 17 Millionen touristische Übernachtungen pro Jahr und reihte sich damit hinter London, Paris, Berlin, Rom, Barcelona und Madrid auf Platz sieben der Top-Ziele ein.
Innerhalb Tschechiens stellen die Besucherzahlen von Prag dagegen ein enormes Ungleichgewicht dar. Statistisch stellt die „Goldene Stadt“ jedenfalls alle anderen Reiseziele im vergleichsweise kleinen Land bei Weitem in den Schatten. Dafür bieten die kleineren Städte den Vorzug, dass sie nicht so überlaufen sind und unverfälschte Eindrücke von der tschechischen Kultur ermöglichen.
Als besonders schön gelten die „kleinen Schwestern“ von Prag: Brünn (Brno), Ostrau (Ostrava) und Pilsen (Plzen). Der reisereporter stellt die weniger bekannten Reiseperlen vor.
Brünn: Architektur und Gastronomie
Junge Kultur, bunte Häuser und leckeres Essen: Die gemütliche Universitätsstadt Brünn (tschechich: Brno) verzaubert ihre Besucherinnen und Besucher mit einer gemütlichen, nachbarschaftlichen Atmosphäre.
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Die schöne Stadt Brünn lässt sich prima auf einer Fahrradtour erkunden.
© Quelle: CzechTourism
Zum Eintauchen in die zweitgrößte Stadt Tschechiens empfiehlt sich zunächst ein Besuch des Alten Rathauses. Vom 63 Meter hohen Turm aus eröffnet sich ein toller Ausblick auf die Innenstadt und die Burg Spielberg. Der einstige Sitz der böhmischen Könige wurde im 13. Jahrhundert auf einer Anhöhe gebaut und beherbergt ein ehemaliges Gefängnis, das zu den beliebten Ausflugszielen der Stadt mit rund 380.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zählt.
Massengrab mit 50.000 Totenschädeln
Düsterer geht es im „Beinhaus“ von Brünn zu. Weil der Platz auf dem innerstädtischen Friedhof im Mittelalter zu knapp wurde, bettete die St.-Jakobus-Kirche die Toten nach zehn bis zwölf Jahren in eine Kapelle um. In dem Massengrab haben im Lauf der folgenden Jahrhunderte schätzungsweise 50.000 Menschen ihre letzte Ruhe gefunden. Heute ist die Gedenkstätte mit zahllosen Totenschädeln eine beliebte Touristenattraktion.
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Gruselkabinett in Brünn: Im „Beinhaus“ werden die Gebeine von schätzungsweise 50.000 Verstorbenen aufbewahrt.
© Quelle: imago images/Volker Preußer
Nur zwei Kilometer entfernt, ganz in der Nähe des schönen Lužánky-Parks, zeigt sich die kontrastreiche Stadt im Südosten Tschechiens von ihrer modernen Seite. Die Villa Tugendhat gilt als Meilenstein der modernen Architektur.
Das schlicht und zeitlos, zugleich aber auch edel und exotisch wirkende Gebäude hat Architekt Ludwig Mies van der Rohe 1930 im Auftrag des jüdischen Unternehmer-Ehepaares Greta und Fritz Tugendhat errichtet.
Das Gebäude spielte in Tschechiens Geschichte mehrfach eine zentrale Rolle. 1979 wurde in der Villa, die zwischenzeitlich von der Gestapo und später von der Roten Armee beschlagnahmt wurde, die Teilungserklärung der Tschechoslowakei unterzeichnet.
Besonders ist auch der Außenbereich des Planetariums. Dort können Besucherinnen und Besucher an der Sonne, dem Mond oder auch dem Mars vorbeigehen. Bei den Modellen der Himmelskörper handelt es sich eigentlich nur um riesige Ballons. Doch wenn es dunkel wird, werden sie von innen beleuchtet.
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Modelle von Mond, Erde, Mars und Sonne sind im Planetarium von Brünn ausgestellt.
© Quelle: IMAGO/CTK Photo
Geheimes Labyrinth im Stadtzentrum
Auf dem historischen Krautmarkt kaufen die Einwohnerinnen und Einwohner Brünns schon seit dem 13. Jahrhundert frische Lebensmittel ein. Forschende fanden erst in der Neuzeit ein unterirdisches Labyrinth, das sich aus den Kellern der benachbarten Häuser zusammensetzt.
Bei einer Besichtigung des rund einen Kilometer langen Komplexes in sechs Metern Tiefe wandeln Besucherinnen und Besucher durch die geheimnisvollen Winkel und erfahren dabei, wie die ersten Physiker arbeiteten und wie Bier und Lebensmittel gelagert wurden.
Am Krautmarkt steht auch das älteste Theatergebäude Mitteleuropas – eine Statue von Wolfgang Amadeus Mozart erinnert an ein Weihnachtskonzert des damals elfjährigen Wunderkindes im Jahr 1767. Im Stadtzentrum können Besucherinnen und Besucher zudem einen Atombunker besichtigen, der 1959 zum Schutz von bis zu 600 Menschen eingerichtet wurde.
Ostrau: Stadt aus Stahl
Auch in Mährisch Ostrau (tschechisch: Ostrava) bietet sich der Rathausturm zum Start einer Stadttour an. Von einer Aussichtsplattform auf 73 Metern Höhe aus können Besucherinnen und Besucher die ganze Stadt vor dem Panorama mehrerer Bergzüge überblicken.
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Tolle Aussicht: Vom Ostrauer Rathaus aus blicken Besucherinnen und Besucher über die gesamte Stadt.
© Quelle: CzechTourism
Ostrau liegt an der nordöstlichen Grenze Tschechiens und zählt rund 285.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Spitzname „Stahlherz der Republik“ ist in Ostrau Programm: Die schwerindustriellen Anlagen mit riesigen Hüttenwerken und Kohlegruben zählen zu den meistbesuchten touristischen Attraktionen Tschechiens.
Stahlwerke sind jetzt Kultur-Zentren
Im ehemaligen Werk von Wittkowitz wurde von 1828 bis 1998 Steinkohle gefördert und Eisen produziert. Nach der Schließung der Anlage wurde das Gelände sukzessive zu einem Zentrum für Bildung, Gesellschaft und Kultur umgebaut – ähnlich wie die ehemaligen Hüttenwerke im Ruhrgebiet. Für Unterhaltung sorgen Konzerte, Ausstellungen, ein spielerisches Technik-Museum für Kinder und ein Skilift, der zur oberen Ebene eines Hochofens führt.
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Festival Colours of Ostrava in Wittkowitz: Dort, wo Stahlarbeiter einst Schwerstarbeit leisteten, wird nun gefeiert.
© Quelle: CzechTourism
Die Industriegeschichte der Kohleverarbeitung wird auch im Landek-Park und der Michal-Mine thematisiert. Für Abwechslung in Ostrau sorgen ein Zoo, ein Dino-Park, ein Planetarium und die Burg von Ostrava auf der schlesischen Seite des Flusses Ostravice – auf dem historischen Gelände machen regelmäßig Foodtrucks und lokale Bierbrauerinnen und Bierbrauer halt.
Festival auf alter Industrieanlage
Bekannt ist die Stadt auch für das Festival Colours of Ostrava, das immer Ende Juli jährlich Zehntausende Besucherinnen und Besucher sowie Hunderte Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland anlockt. Die bunt beleuchteten Industrieanlagen bieten eine spektakuläre Festivalkulisse.
Pilsen: Auf ein Bier in die Kulturstadt
Es gibt vermutlich kaum eine andere Stadt, deren Name sich in vergleichbarer Weise zu einer derart bekannten Qualitätsmarke etabliert hat. Pilsen (tschechisch: Plzen), eine schöne Stadt im Westen der Tschechischen Republik, ist in Europa bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde.
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Der Ursprung des Pils: In der Brauerei Pilsner Urquell wurde das erste nach Pilsner Brauart hergestellte Bier produziert.
© Quelle: CzechTourism
In Pilsen wurde 1842 das erste markttaugliche „Pilsner Bier“ gebraucht. Zwar mithilfe eines bayerischen Hofbraumeisters, weil das ursprüngliche Brauergebnis nicht zufriedenstellend war. Doch der Siegeszug des obergärigen Bieres mit einem deutlich hopfigeren und bittereren Geschmack als Weißbier hält bis heute an – weltweit tragen laut Angaben der Pilsner Brauerei etwa 70 Prozent der Biere den Namen Pils.
Klar, dass tschechische Braukunst in Pilsen allgegenwärtig ist. Die Brauerei von Pilsner Urquell wird jährlich von mehr als einer halben Million Besucherinnen und Besuchern besichtigt und zählt damit zu den Top-10-Attraktionen des ganzen Landes.
Darüber hinaus gibt es in Pilsen ein Bier-Museum, eine Besucher-Brauerei, etliche Bierstuben und sogar „heilsame“ Wellnessprogramme mit Bier-Badewannen für zwei Personen. Auf den Erfolg des tschechischen Exportschlagers stoßen die Menschen in Pilsen jährlich bei mehreren Bier-Festivals im September und Oktober an.
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Vor Ort schmeckt’s am besten: In Pilsen lässt sich das Pilsner Bier in etlichen Bierstuben kosten.
© Quelle: David Marvan/CzechTourism
Die schönen Renaissance- und Barockbauten in der Altstadt von Pilsen werden da fast zur Nebensache. Aber auch nur fast! Immerhin war Pilsen 2015 europäische Kulturhauptstadt. Viele Besucherinnen und Besucher waren von der zwar überschaubaren, aber hübschen Altstadt überrascht.
Zu den schönsten Gebäuden in Pilsen zählt Europas zweitgrößte und weltweit drittgrößte Synagoge, die sich überraschenderweise in maurischer Architektur präsentiert, und die St.-Bartholomäus-Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert.
Vom Aussichtsbereich des mehr als 100 Meter hohen Kirchturms aus zeigt sich bei gutem Wetter der Böhmerwald am Horizont. Sehenswert sind auch das schöne Rathaus, das Westböhmische Museum und der botanische Garten mit Tierpark.
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