Botschafter-Tipps: Was du in Tschechien sehen musst
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Tomáš Jan Podivínský vertritt seit 2015 seine Heimat Tschechien als Botschafter in Deutschland.
© Quelle: Tschechische Botschaft, imago/ZUMAPress (Fotomontage)
Der gebürtige Tscheche Tomáš Jan Podivínský studierte zunächst Journalistik an der Karlsuniversität Prag – im Anschluss absolvierte ein Fachstudium im höheren Management und erreichte die höchste diplomatische Ausbildung in Tschechischen. Mittlerweile vertritt er in Deutschland sein Geburtsland Tschechien als Botschafter.
Was ist das Besondere an Tschechien?
Tomáš Jan Podivínský: Tradition und Moderne – das ist bis heute die feste Verbindung, die Tschechien auszeichnet. Die Tschechische Republik ist ein herausragendes Beispiel für europäische Vielfältigkeit: Auf einer relativ kleinen Fläche wechseln sich mehrere völlig unterschiedliche Landschaftstypen ab.
Thermalquellen im Westen des Landes, Berge und Felsenstädte im Norden, die malerische Teichlandschaft im Süden oder die durchsonnten Weinberge im Südosten. Hinzu kommen historische Städte, einmalige Schlösser und Burgen, Heilbäder mit einer jahrhundertealten Tradition oder Tausende Kilometer ausgeschilderter Wander- und Radwege.
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Welche Orte sollte man unbedingt besuchen?
Podivínský: In 2018 feiern wir die Gründung der Ersten Tschechoslowakischen Republik in 1918, deshalb möchte ich vor allem die Orte, die mit dem Jubiläum verbunden sind, erwähnen.
Brno/Brünn: Die zweitgrößte Stadt Tschechiens steht sowohl kulturell als auch geografisch im Mittelpunkt – zwischen Prag, Wien und Bratislava. Hier befindet sich eine Perle moderner Architektur: die Villa Tugendhat von dem deutschen Architekten Ludwig Mies van der Rohe, die auch in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen wurde.
Freilich hat Brünn noch viel mehr zu bieten: Insgesamt finden sich hier 383 bedeutende Bauwerke von 98 Architekten. Die Stadt ist ein Treffpunkt der Jugend und eignet sich bestens für einen erfrischenden Kurzurlaub oder ein entspanntes Leben.
Hradec Králové/Königgrätz: Die Stadt wird nicht umsonst auch der „Salon der Republik“ genannt, denn hier entstanden in den ersten 30 Jahren der jungen Republik moderne Bauwerke, die ihr Aussehen komplett veränderten.
Plzen/Pilsen: Architekturfans sind auch in Pilsen an der richtigen Adresse, denn hier wirkte der berühmte Adolf Loos, der als der bedeutendste mitteleuropäische Architekt des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts gilt. In Pilsen richtete er zahlreiche Häuser für reiche jüdische Familien ein – hochwertig, schnörkellos und zeitlos schön.
Welche Stadt empfehlen Sie für einen Kurztrip?
Podivínský: Bei den ausländischen Touristen bleibt Prag die Nummer eins, aber besonders in der Saison kann die tschechische Hauptstadt überlaufen sein. Keine Stunde von Prag entfernt liegt die mittelalterliche Stadt Kutná Hora (Kuttenberg). Architektonische Meisterwerke auf der Liste des Unesco-Welterbes, Bauten aus verschiedenen Epochen, eine lange Weinbautradition – das und noch viel mehr macht Kutná Hora aus.
Welche landestypische Spezialität sollten Reisende bei ihrem Aufenthalt unbedingt probieren?
Podivínský: Zu den tschechischen Nationalspezialitäten gehört Lendenbraten auf Sahnesoße, eine delikate Kombination von zartem Rindfleisch, einer Cremesoße mit Serviettenknödeln, und Kartoffelpuffer in hundert verschiedenen Arten. Das tschechische Bier dürfen wir nicht vergessen. Bier ist für die Bewohner Tschechiens „das flüssige Brot“. Im ganzen Land finden wir Hunderte regionaler Marken, die in großen, aber auch relativ kleinen Familienbrauereien hergestellt werden.
Was muss man bei einem Besuch beachten?
Podivínský: Die Tschechische Republik ist eines der sichersten Länder der Welt, aber besonders an Orten mit hoher Touristenkonzentration empfiehlt sich ein hohes Maß an Vorsicht. Und da die offizielle Währung die tschechische Krone ist, sollten die Touristen niemals Geld auf der Straße tauschen.
In Wechselstuben ist es immer am besten, vorher zu fragen, wie viel Kronen man für sein Geld bekommt und welche Gebühren man bezahlen muss. Die Wechselstuben sind gesetzlich verpflichtet, die Informationen in mehreren Weltsprachen anzugeben.
Welches Buch sollte man vor einer Reise in Ihre Heimat unbedingt lesen?
Podivínský: „Gebrauchsanweisung für Tschechien und Prag“ von Jirí Gruša. Der im Jahre 2011 gestorbene Schriftsteller, Dissident, Politiker und Diplomat schrieb in sein Buch eine große Menge von kritischen und sehr originellen Überlegungen zum Thema des böhmischen und mährischen Schicksals, tschechischer Helden und Prototypen sowie legendärer Orte und Gestalten.
Tschechien wurde im Laufe der Geschichte ein Ort, an dem sich die Kulturen mischten. Herausgekommen ist am Ende laut Gruša der moderne Tscheche, der Bastler, Tüftler und Praktiker, den er als liebenswerten, optimistischen Nörgler bezeichnet, ein Nachfahre des braven Soldaten Schwejk. Mit Witz und Hintersinn macht Gruša die Leser neugierig auf das Tschechien von gestern und heute. Und am Ende sind alle böhmischen Dörfer beseitigt. Die übrigens nennen sich in Tschechien spanische Dörfer. Der Böhme Gruša musste es wissen.
Reisereporter