Mallorca: Das „Hotel Paradies“ gibt es immer noch!
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Traumhafte Lage: Das Hotel passt sich ein in die terrassenartigen Hügel von Deià. Gut zu sehen ist nur das Haupthaus, andere Gebäude liegen leicht versteckt in den Gärten.
© Quelle: Esmoli
Mit überschwänglicher Farbenpracht thront die Bougainvillea über dem Portal und ziert den kleinen Platz vor dem Hotelsalon. Es wirkt fast so, als grüße die Drillingsblume im lila Kleid gut gelaunt die vielen anderen Pflanzen der Ferienanlage. Nicht weit entfernt stehen Drachenpalmen, Gummibäume, Orangen, Zitronen, ein „Stolz von Indien“ oder Magnolienbäume.
ZDF-Serie „Hotel Paradies“ löste Mallorca-Sehnsucht aus
Sie bilden mit vielen anderen „Kollegen“ einen botanischen Garten von gut 10.000 Quadratmetern Größe. Und blickt der Betrachter inmitten der Gewächse Richtung Nordwesten, dann glitzert – kaum einen Kilometer entfernt am Fuße des terrassenartig abfallenden Geländes – das Mittelmeer.
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Das Hotel „Es Moli“ hat eine eigene Badebucht, die einige Kilometer vom Hotel entfernt liegt. Hier wartet das tiefblaue Mittelmeer.
© Quelle: Alexander Loew
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Schon vor fast 30 Jahren hat diese Kulisse Millionen von Fernsehzuschauern begeistert, als jenes wunderbare Fleckchen im bergigen Westen von Mallorca zum Hauptdrehort für die Fernsehserie „Hotel Paradies“ wurde. Die Sendung lief 1990 zweimal die Woche im Vorabendprogramm und spielte mit ihrem Pilotfilm eine der besten Quoten ein, die das ZDF je hatte.
„Vielen Zuschauern haben wir damals einen ersten Eindruck der Insel gegeben und große Mallorca-Sehnsucht ausgelöst“, weiß Grit Boettcher, die damals die weibliche Hauptrolle spielte.
Viel Zeit ist seitdem vergangen, doch der Ort hat nichts von seinem Zauber eingebüßt.
Mallorca: Das „Hotel Paradies“ heißt eigentlich „Es Moli“
Das Hotel heißt zwar nicht „Paradies“ (das war eine Erfindung für die Zuschauer), sondern „Es Moli“, nach der alten Mühle, die einst die Gegend prägte. Ansonsten wirkt aber vieles noch so wie damals im Fernsehen: Der Garten, vor mehr als 50 Jahren von den deutschen Eigentümern der Anlage angelegt, ist mindestens so prächtig wie in den TV-Szenen.
Der große 32-Meter-Pool mit den vielen Sonnenplätzen ringsherum wartet nach wie vor auf Schwimmer. Und auch die Zimmer und langen Flure erinnern mit ihren warmen Farben noch an die Serie. „Natürlich hat das Haus schon einige Sanierungsphasen erlebt seit den Neunzigern“, sagt Jeannine Müller, die bei „Es Moli“ für das Marketing zuständig ist. „Aber wir achten darauf, den Charakter hier zu bewahren.“
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Der 32 Meter lange Hotelpool ist eine echte Attraktion der Anlage. Serien/roduzent Wolfgang Rademacher schwamm hier, und auch der berühmte Tarzan-Darsteller und Schwimm-Olympiasieger Johnny Weissmüller – allerdings viele Jahre, bevor „Hotel Paradies“ gedreht wurde.
© Quelle: Alexander Loew
Die 38-Jährige kam als Kind nach Mallorca, ihre Familie wanderte aus Nordrhein-Westfalen auf die Insel aus, um ein Restaurant zu eröffnen. Jeannine Müller blieb hier (während ihre Eltern zurück nach Deutschland gingen) und freut sich nun, an einem der schönsten Arbeitsplätze Mallorcas zu wirken, wie sie sagt.
Die Fernsehserie von damals sei bei ihrer Tätigkeit immer noch ein großes Thema – nicht mehr so stark wie damals, aber schon regelmäßig, betont sie.
Während der Ausstrahlung in Deutschland kamen täglich mehrere Reisebusse
1990, als Grit Boettcher mit ihrem Film-Ehemann Klaus Wildbolz das „Hotel Paradies“ führte, in insgesamt 27 Episoden die Schönheit Mallorcas genoss und den Urlaubern in der Serie das Leben versüßte, sei der Hype für die Anlage enorm gewesen. „Das war für die damaligen Betreiber natürlich eine schöne Werbung, aber auch sehr anstrengend“, erinnert sich der heutige Hoteldirektor Agustín Risco.
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Hauptdarsteller der beliebten ZDF-Serie: Grit Boettcher und Klaus Wildbolz (2.v.r.), die das Hotelier-Ehepaar spielten, Filmsohn Patrick Winczewski und „Opa“ Friedrich W. Bauschulte.
© Quelle: ZDF-Archiv
Denn während der Ausstrahlung in Deutschland kamen täglich mehrere Reisebusse, um sich das Traumhotel aus dem Fernsehen anzusehen: „Das waren regelrechte Pilgertouren, und man musste aufpassen, dass es für die Gäste nicht zu viel wird. Wir haben die Busfahrer dann nach einiger Zeit gebeten, sich wenigstens anzumelden, damit wir die Besichtigungen eintakten konnten“, erzählt Risco, der die Anlage seit sechs Jahren führt und 27 Jahre in der Firma ist.
Jeannine Müller hat das „Hotel Paradies“ als Kind in Deutschland immer mit ihrer Großmutter geschaut. Nun arbeitet sie tatsächlich hier, und als Marketingchefin kommt sie auch heute noch mit der Sendung in Berührung: Vor allem deutsche Gäste fragen immer mal wieder, wie das damals so war.
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Schaute früher in Deutschland „Hotel Paradies“ und arbeitet nun selbst dort: Jeannine Müller ist die Marketingchefin im „Es Moli“. Sie kam schon als Kind mit ihrer Familie nach Mallorca und ist auf der Ferieninsel geblieben.
© Quelle: Esmoli
Die Ex-Serien-Stars schauen gern im „Es Moli“ vorbei
„Und vor zwei Jahren gab es eine besonders bewegende Geschichte: Da kam eine junge Frau aus Rumänien, die erzählte, wie sehr ihre verstorbenen Großeltern die Sendung geliebt hätten. Deshalb wollte sie den Ort unbedingt sehen“, erzählt die Marketingchefin. Wegen der emotionalen Verbindung machte ihr heutiger Ehemann der jungen Rumänin sogar im „Es Moli“ den Heiratsantrag.
Auch die Serien-Stars von damals schauen noch gern vorbei. Vergangenen Sommer kam Grit Boettcher zurück und genoss ein paar schöne Tage. Im Jahr vor seinem Tod 2016 zog Wolfgang Rademann täglich Bahnen im Hotelpool – der bekannte Regisseur, der neben „Hotel Paradies“ auch das „Traumschiff“ und die „Schwarzwaldklinik“ für das ZDF produzierte.
Bei ihren Besuchen trafen sie beide sogar noch einige Komparsen, die bei den Dreharbeiten 1988 und 1989 mitwirkten. Zum Beispiel eine Floristin, die heute noch auf der Anlage arbeitet. Wie das Hotel damals für die Sendung entdeckt wurde, darüber gibt es beim ZDF heute keine gesicherten Angaben mehr.
Wie das Mallorca-Hotel zum „Hotel Paradies“ wurde, ist umstritten
Womöglich machte ein eher unbekannter Locationscout das zauberhafte Plätzchen ausfindig. Anderen Anekdoten zufolge war Rademann während eines Urlaubs persönlich zur Stelle mit seinem Gespür für besondere Orte und Geschichten.
Unbestritten ist, dass drei Brüder aus Norddeutschland schon 1965 den Zauber des Ortes spürten. Einer von ihnen machte mit seiner Freundin Ferien, als den beiden das Ensemble in den Hügeln von Deià auffiel. „Damals stand hier nur das alte Landhaus aus dem Jahr 1665“, erzählt Hotelchef Risco.
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Von den Terrassen der Hotelzimmer können die Gäste Aussichten wie diese auf das Künstlerörtchen Deià genießen.
© Quelle: Alexander Loew
300 Jahre später wurde es also wachgeküsst. Die Brüder, die heute nicht mehr leben und deren Kinder seit einiger Zeit die Eigentümer sind, bauten rund um den traditionellen Bau ihr Hotel auf. Sie ließen den großen Garten anpflanzen und siedelten Esel auf dem Gelände an, die heute immer noch da sind.
Eine Fortsetzung der ZDF-Serie „Hotel Paradies“ gab es nicht
Die Tiere fressen die trockenen Pflanzen vom Boden, was die Waldbrandgefahr mindert. Schon weit vor dem ZDF-Seriendreh besuchten Prominente die Anlage. Johnny Weissmüller zum Beispiel. Der fünffache Olympiasieger im Schwimmen und Schauspielstar der Dreißiger und Vierziger (Tarzan) sprang natürlich auch noch als Senior in den großen Pool.
Inzwischen sind neben dem Haupthaus mehrere kleine Hotelgebäude auf den Ebenen der Terrassen von Deià entstanden. Insgesamt gibt es 87 Zimmer im mallorquinischen Stil. Und auch die Umgebung ist sehenswert: Die pittoresken Örtchen Valdemossa und Sóller, die in der Fernsehserie auch als prominente Schauplätze vertreten sind, liegen nicht mal zehn Kilometer entfernt.
Die Umgebung ist geprägt von wilder Steilküste mit spektakulären Panoramaaussichten aufs Mittelmeer. Erstaunlich eigentlich, dass es bei diesen Bedingungen und der guten Resonanz keine Fortsetzung von „Hotel Paradies“ gab. „Die Sache war ohne Frage ein Erfolg, aber die Geschichte war auch auserzählt“, sagt ZDF-Sprecherin Regina Henrich-Dieler.
Das „Hotel Paradies“ auf Mallorca ist ein echtes Paradies
Damals habe man dann eben einen Schlussstrich gezogen. „Heutzutage wäre daraus womöglich eine Daily Soap geworden“, meint die Fernsehfrau. Ideen für eine Neuauflage gab es allerdings hinter den Kulissen schon, wie Grit Boettcher bei ihrem Besuch letzten Sommer in Deià erzählte.
Nach dem Motto: „Was macht die Hotelfamilie eigentlich heute?“ Konkret wurde dann letztlich doch nichts. Und vielleicht ist das auch ganz gut so, mag so mancher Gast heute angesichts der Ruhe im „Es Moli“ denken. Wenn der Blick von der Terrasse mit der lila Drillingsblume in die Umgebung wandert, geradeaus zum glitzernden Mittelmeer.
Rechts liegt das Tramuntana-Gebirge, in dessen Ausläufer sich die ockerfarbenen Häuser von Deià schmiegen, und links der traumhafte Garten des Hotels.
Wahrlich ein Paradies.
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Die Hotelbucht „La Mouleta“ ist ein idyllisches Plätzchen, wo man von weißen Liegen aus die Sonne entspannt beobachten kann.
© Quelle: Alexander Loew
Ein Interview mit Hotelchef Agustin Risco (52)
Das Hotel „Es Moli“ haben Millionen deutsche Fernsehzuschauer als Drehort der Serie „Hotel Paradies“ geliebt. Was ist für Sie persönlich das Besondere an dem Ort?
In mehr als 50 Jahren als Hotel ist eine ganz besondere Verbindung zwischen dem Ort, dem Personal und unseren Kunden entstanden, und obwohl wir kein kleines Hotel sind, hat sich unter uns eine großartige Familie gebildet. Die neuen Gäste, die uns besuchen, sind sich dessen bewusst, und eine große Mehrheit besucht uns Jahr für Jahr wieder.
Welche Bedeutung hatte die deutsche Fernsehserie „Hotel Paradies“ aus heutiger Sicht für Ihr Haus?
Als die Serie gesendet wurde, war die Auswirkung sehr groß. Viele Jahre sind seither vergangen, und der Einfluss ist logischerweise gesunken. Wir haben aber immer noch deutsche Kunden, die sich an die Serie erinnern. Im vergangenen Sommer war es uns eine Ehre, die Hauptdarstellerin der Serie, die bekannte Schauspielerin Grit Boettcher, zu empfangen.
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Der echte Chef im „Hotel Paradies“: Agustin Risco führt die Anlage seit sechs Jahren und ist seit 1991 im Unternehmen.
© Quelle: Esmoli
Gibt es weitere Anfragen von Filmteams für Drehs im „Es Moli“?
Jedes Jahr erhalten wir Anfragen für mehrere Shootings und Drehs. Die Lage, unsere Gärten, Terrassen und Gebäude eignen sich sehr gut dafür. Wir müssen die große Mehrheit ablehnen. Die Dreharbeiten heutzutage sind sehr komplex und deswegen sehr schwer mit einem guten Service für unsere Kunden zu kombinieren.
Welche Pläne haben Sie für das einstige „Hotel Paradies“?
Wir arbeiten an einem umfangreichen Renovierungsprozess für unser Haus, der über drei Winter geht. Alle Terrassen werden erneuert, das Dach, die Zimmer und das Restaurant im Haupthaus. Gleichzeitig wollen wir unseren klassisch-gemütlichen Mallorquiner-Charakter bewahren.
Reisereporter