Granada: Insider-Tipps für deine Reise
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Im Westen sind die Ausläufer der Festung Alcazaba zu sehen. Zusammen mit den Roten Türmen (Torres Bermejas) bilden sie den ältesten Teil der Alhambra.
© Quelle: Nathalie Schwertner
Wenn du an einen Städtetrip in Andalusien denkst, kommen dir sicherlich Sevilla oder Málaga in den Sinn. Beide Städte stehen für prunkvolle Architektur, lange Nächte, viel Kultur und spanisches Temperament.
Dabei bekommst du nur anderthalb Stunden von Málaga entfernt in einer viel beschaulicheren Stadt all das auch. Gründe für eine (perfekte) Städtereise nach Granada.
1. Keine Stadt, die dich wahnsinnig macht
Städtereisen lassen uns in kurzer Zeit ganz tief in einen Teil der Kultur des Landes abtauchen. Doch oftmals lassen wir uns dann vom Stress der Großstadt hetzen. Granada ist da Therapie pur.
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Die Stadt gibt dir das Gefühl, einen Gang runterzuschalten und im Schritttempo alles vorbeiziehen zu lassen. Mal stoppen, den Rückwärtsgang einlegen oder mehrmals die gleiche Runde drehen.
Aber: Eigentlich hinkt der Vergleich mit dem Auto, denn das Wichtigste kannst du in Granada zu Fuß besichtigen. Und trotz der überschaubaren Größe mit rund 240.000 Einwohnern gibt es an jeder Ecke was zu entdecken.
2. Die pittoresken Gassen
Was wäre eine Städtereise ohne Futter für deine Social-Media-Kanäle oder das Fotoalbum für Oma zu Weihnachten? Für Granada musst du Speicherplatz auf der Kamera oder dem Handy frei machen. Sightseeing, Bildung und Fotografieren kannst du am besten bei einer Walking Tour mit einem Local verbinden.
Dabei ist ein Abstecher in das alte maurische Viertel Albaicín Pflicht. Und, versprochen, während des Schlenderns durch die Gassen klebt der Finger am Auslöser fest.
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Noch ist vor dem Café 4 Gatos nichts los, am Abend genießen Nachtschwärmer ein kühles Getränk.
© Quelle: Nathalie Schwertner
Und die schönsten Ecken entdeckst du natürlich dann, wenn du von den üblichen Touri-Pfaden abweichst. Wer es in dem Gassen-Labyrinth nach ganz oben schafft, kann vom Mirador de San Nicolás das typische Granada-Postkartenmotiv nachstellen.
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Ein paar Stufenebenen unterhalb des prominenten Mirador de San Nicolás versteckt sich zwischen den Wohnhäusern dieser kleine Platz. Jugendliche hängen hier ab, in der Luft hängt ein verdächtiger Geruch.
© Quelle: Nathalie Schwertner
3. Der Kulturmix
Zwei weitere Gründe für Granada sind das Verschmelzen mehrerer Kulturen und allgemein die Kontraste. Muslimisches Königreich unter maurischer Herrschaft trifft auf europäische Renaissance unter spanischer Krone. Hipster-Cafés reihen sich an Traditionsgeschäfte, die verschneiten Gipfel der Sierra Nevada beißen sich mit dem saftigen Grün der Palmen. Eben aus allen Welten etwas.
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Auf der höchsten Ebene im Viertel Albaicín, nur einen Steinwurf vom Mirador de San Nicolás, wurde 2003 die Große Moschee (Mezquita Mayor de Granada) für die wieder in Granada lebenden Muslime eröffnet. Der Guide sagt: Die instagrammablste Ecke der Stadt.
© Quelle: Nathalie Schwertner
Eine Zeitreise kannst du im ältesten arabischen Bad der Stadt, dem Hamam El Bañuelo (Calle Carrera del Darro, 31) aus dem elften Jahrhundert, machen. Oder du gehst tatsächlich baden, zum Beispiel im Hammam Al Ándalus (Calle Sta. Ana, 16).
Ins Hier und Jetzt teleportiert dich ein spanischer Café con Leche, gemahlen aus der Robusta-Bohne, während dich am Abend der Sundowner mit Alhambra-Bier gemütlich in die Nacht entlässt.
Mein Tipp: Zu Ostern nach Andalusien reisen. Dann wirst du Zeuge der Oster-Prozessionen im Zuge der Semana Santa. Während der heiligen Woche, von Palmsonntag bis Ostersonntag, ziehen vermummte Gestalten, sogenannte Costaleros, umringt von Menschenmassen durch die Straßen.
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Die Nazarenos und Penitentes tun Buße. Teilweise barfuß und vermummt geleiten sie stillschweigend den Paso durch die Straßen. Die Spitzhauben haben nichts mit dem Ku-Klux-Klan zu tun.
© Quelle: Nathalie Schwertner
Auch Hollywood-Star und Schauspiel-Legende Antonio Banderas mischt sich unters Volk. Jedes Jahr munkeln Einheimische, ob und bei welcher Prozession er möglicherweise die Paso (tischförmige Konstruktion, auf der eine Marienstatue oder eine Kreuzwegszene zu sehen ist) tragen wird – allerdings in seiner Heimatstadt Málaga.
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Der Blickfang der Prozessionszüge sind die Pasos, auf ihnen wird je eine Szene des Kreuzweges oder die Trauer der Jungfrau Maria dargestellt. Die 30 bis 250 Träger (Costaleros) stemmen eine immense Last.
© Quelle: Nathalie Schwertner
4. Schlaraffenland für Foodies
In Granada wird die Tradition der Tapas noch so gelebt „wie früher“ in ganz Andalusien. Zu jedem Getränk wird eine Kleinigkeit zu essen serviert – aufs Haus!
Bei der Reiseplanung wirst du oftmals über die Bar los Diamantes (Plaza Nueva, 13) als beste Tapas-Bar stolpern. In dem im Jahr 1942 gegründeten Lokal sind die Muscheln mit Weißweinsoße oder der Tintenfisch nach galicischer Art (pulpo á la gallega) eine Gaumenfreude für alle Seafood-Liebhaber.
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Brotzeit auf Spanisch.
© Quelle: Nathalie Schwertner
Bei den Speisen fehlt nie das lokal hergestellte Olivenöl, schließlich ist Granada umgeben von Olivenhainen. Solltest du auf der Karte ein geröstetes Weißbrot mit fein gehackten Tomaten, Knoblauch und Manchego entdecken, unbedingt in dem flüssigen Gold tränken. Simpel, aber unheimlich lecker. Lieblingsadresse: Café 4 Gatos (Placeta Cruz Verde, 6) mit Blick auf die Alhambra.
Du hast eher einen süßen Zahn? Dann verpasst dir das traditionelle Frühstück der Region gleich am Morgen einen Zuckerschock. Churros mit geschmolzener dunkler Schokolade oder die leichtere Variante mit Kaffee.
Wichtigste Regel: Immer schön stippen. Lieblingsadresse: Gran Cafe Bib Rambla (Plaza de Bib-Rambla, 3).
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Ganz unprentäntiös wird das Frühstück serviert. Aber es tut, was es verspricht: unglaublich gut schmecken und sehr satt machen.
© Quelle: Nathalie Schwertner
Weniger mächtig ist das kleine Küchlein Pionono, traditionell hergestellt in Santa Fe, einem Ort nahe Granada. Das Gebäck wird aus mehreren dünnen und mit Sirup übergossenen Teigschichten zusammengerollt und mit karamellisierter Creme gefüllt. Die bietet so gut wie jede Bäckerei/Patisserie und beinahe jedes Café an.
Als Snack kannst du dir kandierte Mandeln gönnen. Zum Probieren gibt es die in der Auslage von Sabor a España (Carrera del Darro, 49) direkt am Fluss Darro.
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Eine süße Stärkung für zwischendurch.
© Quelle: Nathalie Schwertner
Wer dann noch Platz im Magen hat, kann der Markthalle San Agustín (Plaza de San Agustín, S/N) einen Besuch abstatten. Dort gibt es zahlreiche lokale Feinschmecker-Produkte – allen voran der luftgetrocknete Schinken aus der Region. Und der eignet sich auch als Mitbringsel.
Restaurant-Tipp: Im Mirador de Morayma (Calle Pianista García Carrillo, 2) ist die Küche etwas gehobener, so auch die Preise. Dafür blickst du direkt auf die Alhambra – selbst von der Toilette aus!
5. Die Lebendigkeit einer historischen Stadt
Du denkst, dass Granada nur zu ermüdenden Spaziergängen mit vollem Magen einlädt? Weit gefehlt. Mit untergehender Sonne dreht die Stadt so richtig auf. Wie in vielen südeuropäischen Ländern füllen sich die Lokale erst bei Dunkelheit. Die Menschen genießen Vino, diskutieren lauthals und gestikulieren wild mit Tapas in der Hand. Lachen, feiern, leben. Und du mittendrin.
Am Tag ist Granada ein historisches Touristendomizil, bei Nacht eine pulsierende Unistadt. Das klassische Abendprogramm beginnt mit einer Tapas-Crawling-Tour. Ein Getränk, eine Gratis-Tapa, weiterziehen.
Gestärkt solltest du dich nach Sacromonte aufmachen, dem traditionellen Viertel der Gitanos, der Romabevölkerung in Granada. Dort wartet das nächste lang gepflegte Brauchtum auf dich: der Flamenco. Entlang der Straße Camino de Sacromonte tanzen in versteckten Höhlen Frauen anmutig in ihren opulenten Roben, den Takt geben die Musiker vor. Ratsam ist es, sich vorher Karten zu kaufen. Viele Unterkünfte bieten einen Shuttle-Service zu den Höhlen an.
Angesteckt vom Tanzfieber kannst du Granadas laue Sommernächte in Clubs durchfeiern: Der größte und bekannteste ist das Mae West (Centro Comercial Neptuno, C/Arabial, s/n) südlich vom Zentrum.
6. Die Alhambra: Dem Orient ganz nah
Du musst kein Geschichtsnerd oder Kunstkenner sein, um dich in den Bann der Alhambra ziehen zu lassen. Die circa 13 Hektar große Anlage wirkt wie eine Stadt in der Stadt. Die „Rote Festung“ (abgeleitet vom Arabischen „qasr al-hamra“) thront auf dem Sabikah-Hügel über Granada.
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Zur Orientierung: Die Alhambra lässt sich grob in vier Bereiche unterteilen, nämlich den Palacio de Generalife außerhalb der Festungsmauern, die Medina, die Nasridenpaläste (auch Palacios Nacaríes) und die Alcazaba.
© Quelle: Nathalie Schwertner
Viele Touristen kommen nur ihretwegen – jährlich wollen sich mehr als zwei Millionen Menschen das Erbe der maurischen Siedler anschauen. Die Mauren, vornehmlich aus den nordafrikanischen Ländern Tunesien, Algerien und Marokko, eroberten ab dem achten Jahrhundert die Iberische Halbinsel.
Die sogenannten Nasriden regierten, Granada blieb bis 1492 (jetzt müsste was bei dir klingeln) die letzte Bastion der muslimischen Herrscher in Europa. Bis heute ist die islamische Kunst geblieben: Keramik, Knüpfteppiche, Gold und Glitzer und detailreiche Verzierungen an Fassaden.
Ist dir zu viel Geschichte? Keine Sorge, die hübschen Gärten, die prunkvollen Paläste und die monumentalen Festungsanlagen lenken davon ab und sichern dir einige Schnappschüsse.
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Der Palacio de Generalife sollte das schönste Landgut weit und breit werden. Der Erholungsort gehörte einst nicht zum Rest der Alhambra. Er sollte als Garten und zum Gemüse- und Obstanbau dienen.
© Quelle: Nathalie Schwertner
Tipp: Reserviere so früh wie möglich Tickets für die Alhambra. Diese sind teilweise Wochen oder gar Monate im Voraus ausverkauft. Das Unesco-Weltkulturerbe deckelt die maximale Besucherzahl je nach Saison bei circa 6.000 bis 7.000 Menschen am Tag.
Tickets bekommst du unter anderem über die offizielle Website der Alhambra. Die Preise starten bei fünf Euro, maximal zahlst du 17 Euro. Bei den Angeboten solltest du dir vorab genauestens durchlesen, zu welchen Gebäuden du Zutritt erhältst.
Denn das Juwel der Alhambra, die Nasridenpaläste, ist nur bei bestimmten Tickets inbegriffen – zudem werden für den Besuch Timeslots vergeben, die du einhalten musst. Das begehrteste Ticket ist sicherlich das „Alhambra General“, quasi das All-inclusive-Angebot. Für die komplette Tour brauchst du mindestens drei Stunden und festes, gemütliches Schuhwerk.
Sollte das vergriffen sein, kannst du dir auch über externe (seriöse!) Anbieter, beispielsweise Get Your Guide, Karten besorgen. Meist musst du dann draufzahlen.
Zu Fuß benötigst du vom Paseo de los Tristes oder vom Plaza del Realejo rund 20 Minuten. Egal welchen Weg du wählst, beide ersetzen je nach Tempo das Bein- und Potraining. Die Busse C3 und C4 fahren vom Platz Isabel La Católica nach oben, zudem gibt es den Tourismuszug „Granada City Tour“, einen Hop-on-hop-off-Bus.
Tipps für Ausflüge um Granada
Auch wenn Granada ein Allrounder ist, bietet sich Andalusien einfach für einen Roadtrip an. Daher solltest du dir auch Zeit für Ausflüge außerhalb der Stadt nehmen.
- Sierra Nevada: Wandern oder Rad fahren durch das höchste Gebirge auf Spaniens Festland und das südlichste Skigebiet Europas. Der höchste Gipfel, der Mulhacén, misst 3.481 Meter.
- Alpujarras: Am Südhang der Sierra Nevada, zwischen Schluchten und Terrassenfeldern, stechen die weißen Hausfassaden der kleinen Dörfer hervor. Die ehemaligen Siedlungen der Mauren erinnern an das Atlasgebirge in Marokko.
- Lieber Meeresluft? Dann besuch den 12.000-Einwohner-Ort Salobreña. Er ist ein gutes Beispiel der vielen komplett weiß angestrichenen Städte in Andalusien.
Reisereporter