Todesangst in Rumänien: Wanderung am Abgrund
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Ein analoges Foto von Marc auf dem Gipfel – umringt von Schnee und Nebel.
© Quelle: Marc Uta
Im Mai 2016 machte sich Musikstudent Marc (27) auf den Weg nach Rumänien. Der Flug von Dortmund nach Bukarest kostete gerade mal 25 Euro, da musste er nicht lange überlegen. Für eine Woche ging es nach Osteuropa, um seine Freundin Andra zu besuchen und ein bisschen wandern zu gehen.
Unvorbereitet in die rumänische Wildnis? Keine gute Idee…
Der Plan: Gemeinsam mit einem Freund von Andra, dessen Bruder und einem anderen Deutschen eine zweitägige Wandertour in den rumänischen Bergen machen. Ausrüstung: nicht vorhanden. Marc hatte weder Wanderschuhe noch wirklich warme Kleidung dabei.
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Die Klimazonen wechselten schnell: Im Tal von Brasov herrschten 25 Grad.
© Quelle: Marc Uta
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Im Tal von Brasov herrschten bei der Ankunft 25 Grad. So weit, so gut. Doch der erste Schock ließ nicht lange auf sich warten: Vom Bahnhof in den Bergen ging es in den Wald. „Ein paar Minuten nach dem Aufbruch fanden wir den Abdruck einer riesigen Bärentatze auf dem Wanderweg“, erinnert sich Marc im Gespräch mit dem reisereporter.
Schilder, die vor wilden Bären warnten, folgten. Einem lebenden Exemplar begegnete die Truppe zum Glück nicht.
Doch der Weg durch den Wald wurde immer steiler und schmaler – und nach wenigen Stunden erreichten die fünf die Baumgrenze. Schnell wurde allen klar, dass die entspannte Wanderung zur Herausforderung wird: Etliche Schneefelder durchtrennten den schmalen Pfad entlang der Steilklippen.
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Oberhalb der Baumgrenze wurde der Weg immer steiler und schwieriger.
© Quelle: Marc Uta
„Extrem vorsichtig“ arbeitete sich die Gruppe über die rutschigen Wege vorwärts. Das Ziel: Eine Holzhütte auf dem Gipfel, die einer der Brüder ausgesucht hatte.
Rumänien: In Lebensgefahr am Steilhang
Der Rumäne ist ein erfahrener Wanderer und kennt sich, laut eigener Aussage, gut in den Karpaten aus. Mit so schwierigen Bedingungen hatte aber auch er nicht gerechnet. Der Schnee machte das Vorankommen kompliziert, und die Sonne ging langsam unter.
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Gefährlich: Der steile Wanderpfad war von solchen Schneefelder zerschnitten.
© Quelle: Marc Uta
Die Gruppe verlor den Weg aus den Augen, es begann zu hageln, und die Sicht war extrem eingeschränkt. „Wir hatten richtig Schiss“, sagt Marc.
Die Situation verschlimmerte sich, als die beiden Brüder anfingen zu streiten: Der erfahrene Wanderer machte sich ernste Sorgen um seinen Bruder, dieser wollte davon nichts hören und ließ sich immer weiter zurückfallen.
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Der Weg führte die Gruppe entlang rutschiger Steilklippen.
© Quelle: Marc Uta
„Dann haben wir nur noch einen Schrei gehört“, erinnert sich Marc. Inmitten der Steilklippen stolperte der unerfahrene Wanderer und rutsche auf dem Rücken ein Schneefeld hinunter. Mehrere Meter schlidderte er auf einen Hunderte Meter tiefen Abhang zu, bis er mit seinem Rucksack an einem Stein hängen blieb.
„Ich hatte noch nie solche Todesangst!“, gibt Marc zu. Der Schock saß tief, und nach dem Sturz wollte keiner mehr weiterlaufen. Im Dunkeln zurückzugehen war aber auch keine Option. Also ging es weiter in Richtung der rettenden Hütte.
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Das Ziel der Wanderung: Die rettende Hütte auf dem Berggipfel.
© Quelle: Marc Uta
Außer einer Prellung am Bein hatte sich der Bruder nichts getan. Und so schafften sie es schließlich mitten in der Nacht, die Hütte zu erreichen. Endlich in Sicherheit.
Die Betten in der Hütte waren primitiv, „wie Holzregale für Menschen“. Dicht aneinander gedrängt, übernachtete die Gruppe dann mit rund 20 anderen Wanderern auf den Pritschen im Schlafraum.
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Auf diesem „Regal für Menschen“ übernachteten die Wanderer in den Karpaten.
© Quelle: Marc Uta
Der nächste Morgen brachte dann den Spaß zurück: Die Unterkunft war völlig eingeschneit. „Es war, als würden wir aus einem Iglu kommen“, erzählt Marc. Vor der Haustür bildete der Schnee ein eisiges Spalier für die Wanderer.
Zum Glück gestaltete sich der Abstieg bei klarem Himmel deutlich leichter als der Aufstieg – und die Gruppe erreichte ohne Probleme das sommerliche Tal.
Reisereporter