Madeira

Arbeit und Urlaub: Erstes „Digital Nomad Village“ auf Madeira

Ponta do Sol liegt eingebettet zwischen Bergen und dem rauen Atlantik – und gilt als einer der sonnigsten Orte auf Madeira.

Ponta do Sol liegt eingebettet zwischen Bergen und dem rauen Atlantik – und gilt als einer der sonnigsten Orte auf Madeira.

Wer draußen sitzt, kann über die Dächer der Altstadt von Ponta do Sol hinweg und aufs rund 200 Meter entfernte Meer blicken. Herrscht Ruhe in der Stadt, ist das Wellenrauschen des Atlantiks zu hören. Das Wellenrauschen, die Sonne, der Meerblick, all das kann davon ablenken, dass man sich doch dem Ernst des Lebens zuwenden muss. Denn der Platz auf dieser Terrasse auf Madeira ist auch ein Büro. 

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In dem Glasbau auf der Terrasse des Kulturzentrums John dos Passos stehen Schreibtische, Bildschirme, Büro-Utensilien. Und es gibt Plexiglasscheiben, um sowohl coronakonform als auch bestmöglich zu arbeiten. An den Wänden weisen Zettel aber darauf hin, dass Videocalls und Telefonate bitte draußen geführt werden sollen.

Im Kulturzentrum von Ponta do Sol wurden kostenfreie Arbeitsplätze geschaffen – einige haben Meerblick.

Im Kulturzentrum von Ponta do Sol wurden kostenfreie Arbeitsplätze geschaffen – einige haben Meerblick.

Sodann herrscht im offenen Bereich auf der Terrasse, an den vier Tischgruppen und den Einzeltischen, allesamt versehen mit Kabelrollen und Mehrfachsteckdosen, ein Sprachenmix. Deutsch, Englisch, Russisch, Spanisch, Niederländisch wird in die Laptops hineingeredet. 

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Statt Homeoffice im kalten Berlin: Workation auf Madeira

Judith Mühlenhoff sitzt mit T-Shirt und Laptop im Schatten. Sie hat gerade eine lange Mittagspause in der Strandbar verbracht und erst einmal genug Sonne für den Moment. An einem einzelnen Tisch führt sie ein Telefonat übers Internet – das Internet hier auf Madeira ist eines der besten und schnellsten. „Der Winter in Berlin ist schon ohne Corona nervig genug“, sagt sie. Doch mit Corona, dem Homeoffice und der Kontaktreduzierung wurde es noch einsamer. 

„Ich dachte schon länger, dass es cool wäre, mal irgendwo anders in Europa zu arbeiten“, erzählt sie. „Als ich gehört habe, dass wir in der Firma Leute haben, die das machen, reifte der Plan.“ Anders als viele andere hier, die versuchen, die Freizeit möglichst optimal und voll auszukosten und Sightseeing zu betreiben, hat Judith Mühlenhoff schon vorgesorgt: Sie nahm sich zwei Wochen Urlaub und bereiste die Insel mit einer Freundin und einem Mietwagen, um die touristischen Highlights zu sehen. Doch nach ihrem Urlaub flog sie dann nicht einfach zurück nach Berlin, sondern verlegte ihr Homeoffice nach Ponta do Sol. „Dem Winter entfliehen – wer will das nicht?“, sagt sie. 

Ihre Wohnung in Berlin hat Judith Mühlenhoff untervermietet für sechs Wochen, damit konnte sie Geld sparen – und sich eine der eher teuren Unterkünfte in Ponta do Sol leisten. Denn inzwischen hat sich herumgesprochen, dass es ein guter Ort für all jene ist, die ortsunabhängig arbeiten können, ob fest angestellt oder selbstständig, und die Preise stiegen seit dem vergangenen Jahr an. 

Ponta do Sol auf Madeira ist das weltweit erste „Digital Nomad Village“

Ponta do Sol ist das weltweit erste „Digital Nomad Village“. Im Februar 2021 hat sich die Lokalregierung zusammen mit der Initiative „Start-up Madeira“ den Plan zurechtgelegt, vermehrt Menschen auf die Insel und ins Dorf zu holen, die ortsunabhängig arbeiten können: Selbstständige wie Angestellte, die im Homeoffice sind und flexibel und mobil arbeiten können. 

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Ponta do Sol ist in die Berge gebaut, von vielen Stellen des Ortes hat man eine tolle Aussicht auf die Altstadt, das Meer und das Gebirge.

Ponta do Sol ist in die Berge gebaut, von vielen Stellen des Ortes hat man eine tolle Aussicht auf die Altstadt, das Meer und das Gebirge.

Zum einen hoffte man auf einen Aufschwung im durch die Corona-Pandemie lähmenden Tourismus, zum anderen auf eine neue Zielgruppe, wenn es um Reisende geht, denn Madeira war, bis Ponta do Sol die Runde machte, vor allem bei Seniorinnen und Senioren ein beliebtes Reiseziel. Heute hingegen sieht man in Ponta do Sol, aber auch in der Inselhauptstadt Funchal und anderen Orten auf der Insel viele junge Menschen. 

Ponta do Sol: Kostenlose Arbeitsplätze und ein großes Freizeitangebot

Judith Mühlenhoff hat sich Ponta do Sol gezielt ausgesucht, weil es eine so gute Infrastruktur hier gibt. Wer sich kostenfrei zum Programm anmeldet, bekommt Unterstützung, einen Community-Manager in den drei wichtigsten Orten für ortsunabhängiges Arbeiten und ein Chat-Programm, das 3700 Menschen auf Madeira verbindet. 

Es gibt auch viele Ferienunterkünfte, Villen und Hotels, die jenen, die länger als ein paar Tage bleiben, günstigere Preise anbieten. So entstehen bisweilen richtige Wohngemeinschaften, Co-Living genannt. Man arbeitet zusammen, man kocht zusammen, man verbringt Freizeit zusammen – schläft aber doch in getrennten Zimmern. Auch lokale Geschäfte haben sich auf die neue Klientel eingestellt, es gibt Lunch-Angebote für wenige Euro in Gaststätten und Beachbars. Hin und wieder fahren sogar Shuttlebusse, wenn Veranstaltungen etwa in Funchal stattfinden. 

Mittagspause am Pool: Das Hotel Estalagem da Ponta do Sol ist auf digitale Nomaden eingestellt.

Mittagspause am Pool: Das Hotel Estalagem da Ponta do Sol ist auf digitale Nomaden eingestellt.

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Einmal pro Woche treffen sich die digitalen Nomadinnen und Nomaden mit der lokalen Bevölkerung auf einer Party im Hotel Estalagem da Ponta do Sol, das auf einem Berg im Ort liegt. Mit einem Aufzug geht es hinauf aufs Hotelgelände, von dem aus ganz Ponta do Sol und der Atlantik zu sehen sind. Das Hotel ist einer der Teilnehmer des Programms, bietet Rabatte, Co-Working-Spaces, eine Bibliothek, schnelles Internet – und zum Entspannen Pool, Fitnessraum und andere Freizeitaktivitäten. 

Digitale Nomadinnen und Nomaden schätzen die Flexibilität

Freitagabends wird das Hotelareal zur Partyzone. An der Bar hinter dem Pool ist eine Tanzfläche aufgebaut, ein DJ legt Schallplatten auf. Hier kommen sie alle zusammen, Schülerinnen und Schüler aus Madeira, IT-Unternehmerinnen und IT-Unternehmer aus den USA, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Coaches und Virtuelle Assistants aus Russland, den Niederlanden oder sogar von der Karibik-Insel Aruba. Wer nicht tanzen will, legt sich mit einem Drink auf die Poolliege und tauscht sich mit neuen oder alten Freundinnen und Freunden aus. 

Oliver G. hat sich unter das Partyvolk gemischt. Der 45-Jährige kommt aus Leipzig, erzählt er. Er ist Persönlichkeitscoach und bereitet auf Madeira einen Workshop vor. Wie auch Judith Mühlenhoff hat er seinen Urlaub einfach verlängert und arbeitet nun vom Küstendorf aus. „Vor Corona war es mir nicht möglich, ortsunabhängig zu arbeiten, da hat sich jetzt ein Fenster geöffnet.“ Wenn es in der Nacht also später wird, startet er am nächsten Tag auch einfach später. 

Ponta do Sol hat ordentlich investiert, um „Digital Nomad Village“ zu werden

Von seiner Heimat auf Zeit ist Oliver G. angetan: „Es ist grün, warm, man muss nicht weit fliegen. Die Natur, das Wasser, das tut mir gut. Ich fühle mich lebendig“, sagt er. Der Leipziger hat einen weiteren Vorteil: Da er einen Workshop vorbereitet, kann er sich seine Zeit komplett frei einteilen. „Wenn draußen bestes Wetter ist, sitze ich nicht acht Stunden drinnen“, sagt er, „zumindest, wenn es sich vermeiden lässt.“ 

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Der Strand von Ponta do Sol ist nichts für Menschen, die gerne feinen Sandstrand finden: Hier liegt man auf Steinen.

Der Strand von Ponta do Sol ist nichts für Menschen, die gerne feinen Sandstrand finden: Hier liegt man auf Steinen.

Tourismusforscher Harald Pechlaner glaubt, dass Ponta do Sol auf dem richtigen Weg ist: Denn während Workation vor allem seit Ausbruch der Corona-Pandemie beliebt ist, gibt es noch zu viele Hotels und Unterkünfte, die beim Trend mitmachen wollen, aber gar nicht die notwendige Infrastruktur haben. „Ein schöner Pool, Internet und ein Sofa reichen nicht aus“, sagt er, „man braucht auf Dauer einen richtigen Arbeitsplatz.“ 

Gleichzeitig sind wohl nicht alle für eine Workation gemacht. Abgesehen davon, dass ohnehin nur 40 Prozent der Deutschen im Homeoffice arbeiten können, erfordert es auch jede Menge Selbstdisziplin: Wer zeit- und ortsunabhängig arbeiten kann, muss nämlich lernen, Feierabend zu machen. „Man muss noch mehr aufpassen, die Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden“, sagt Pechlaner. 

Workation hat nur bedingt mit einem Urlaub zu tun

Yoga am Strand, Party am Pool, Wandern in den Bergen, ein Networking-Event, in dem digitale Nomadinnen und Nomaden von Herausforderungen erzählen, oder ein Weinabend in der Kneipe – jeden Tag gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung in Ponta do Sol. Ob man daran teilnimmt oder nicht, entscheidet jeder frei. Hier lernen digitale Nomadinnen und Nomaden dann jene kennen, mit denen sie sich tagsüber das Büro teilen. „Es ist gut zum Netzwerken und Inspirieren, es geht ganz einfach, hier Kontakte aufzubauen“, sagt Judith Mühlenhoff. 

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Während mehr als jeder dritte Deutsche den Arbeitslaptop in den Koffer packt, wenn es in den Urlaub geht, und sich somit selbst wertvolle freie Zeit nimmt, ist das Prinzip von Workation umgekehrt: Anstatt im Urlaub zu arbeiten, wird an einem Urlaubsort gearbeitet. Viele haben ihre typischen Bürozeiten, die manchmal flexibel gehandhabt werden können, aber generell muss jeden Tag die normale Arbeitsleistung erbracht werden. Es ist also kein Urlaub.

Ponta do Sol gilt als sonnigster Ort Madeiras, dennoch hängen hin und wieder Wolken in den Bergen.

Ponta do Sol gilt als sonnigster Ort Madeiras, dennoch hängen hin und wieder Wolken in den Bergen.

Workation: Nicht im Urlaub, sondern an einem Urlaubsort arbeiten

Doch an dem Ort ist es warm und sonnig, was zu einem besseren Wohlbefinden führen kann. Das neue, auch internationale Umfeld soll inspirieren und die Kreativität fördern. Auch wenn einer Studie zufolge 59 Prozent jener, die 2021 eine Workation gemacht haben, sagen, dass sie danach nicht so erholt waren wie nach einem normalen Urlaub, glaubt Pechlaner, dass es durchaus Erholungseffekte geben kann, „wenn man an einem Ort mit Urlaubsgefühlen arbeitet“. 

Anstatt den Feierabend nur vor dem Fernseher zu verbringen und am Wochenende zu chillen, erkunden die digitalen Nomadinnen und Nomaden die Urlaubsinsel. Und Ponta do Sol hat alles, was es braucht, um Urlaub und Arbeit zu verbinden. Der Ort liegt nur rund 20 Minuten von der Inselhauptstadt Funchal entfernt, direkt am Meer. Es gibt einen Steinstrand und zahlreiche Aussichtspunkte. Viele Wanderwege und Radtouren in die Berge starten in Ponta do Sol.

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Nur an einer Sache muss Ponta do Sol noch arbeiten: Die Busverbindung ist mies – digitale Nomadinnen und Nomaden mit Mietwagen sind daher besonders beliebt in der Community. 

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