Grün, grüner, Madeira: Das portugiesische Paradies
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Die abwechslungsreiche Landschaft – wie hier in der Serra d’Água – ist für die meisten Reisenden der Grund nach Madeira zu kommen.
© Quelle: Sabrina Friedrich
Mein Leben soll nun also von zwei Gummisohlen abhängen? Skeptisch schaue ich auf die Stiefel der beiden Männer, mit denen ich gleich von Monte nach Livramento, einem Vorort der Inselhauptstadt Funchal, den Berg in einem Korbschlitten hinabsausen soll. Mir ist schon ein wenig mulmig zumute.
Doch schon im nächsten Augenblick gibt es am Caminho do Monte 4 kein Zurück mehr. Die Männer setzen den Korbschlitten mit einem kräftigen Ruck in Bewegung, schieben ihn zunächst ein wenig an und steigen dann auf die hölzernen Kufen, von denen aus sie ihn mit Seilen und ihrem Körpergewicht die steile Straße hinunterlenken. Nervös werfe ich meiner Mitfahrerin einen Blick zu. Sie scheint sich dem Tod nicht so nah zu fühlen wie ich. Auch aus dem Korbschlitten wenige Meter vor uns höre ich eher freudiges Jauchzen.
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Bei einem Besuch in Funchal ist für viele eine Fahrt mit dem Korbschlitten Pflicht.
© Quelle: Sabrina Friedrich
Korbschlittenfahrten haben Tradition
Streng genommen sind bislang auch keine Todesfälle bekannt. Im Gegenteil: Die Korbschlittenfahrt ist weltweit einzigartig und eine der beliebtesten Attraktionen auf der portugiesischen Insel Madeira. Und das schon seit mehr als 100 Jahren.
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Der glänzende, glatt geschliffene Asphalt, über den wir mit den Schlitten gleiten, zeugt davon, dass schon unzählige Male die Kufen der geflochtenen Körbe über ihn hinweggerutscht sind. Und ja, das Gummi leistet ganze Arbeit. Daraus sind die Sohlen der Stiefel der Männer gefertigt, die mit den Schlitten abwärts sausen. Die Gefährte erreichen dabei immerhin eine Geschwindigkeit von mehr als 30 Kilometer pro Stunde. „Wir nutzen die Schuhe zum Bremsen. Die Sohlen sind aus Gummireifen gemacht“, hatte mir Miguel Alfonso vor der Abfahrt erzählt.
Ausbildung dauert nur wenige Wochen
Der 37-Jährige ist seit sechs Jahren einer der Carreiros, die die Schlitten den Berg hinabsteuern. Um das zu dürfen, musste er eine vierwöchige Ausbildung mit einem leeren Korb absolvieren. „Danach übt man zwei Wochen lang mit seinen Kollegen“, erzählte er. Erst dann dürfen die Männer, die traditionell in weiß gekleidet sind und jeweils einen Strohhut tragen, Passagiere in einem der Carro de Cesto genannten Schlitten, befördern.
Schlitten braucht auch neuen Schwung
Während der etwa zwei Kilometer langen, rund zehnminütigen Fahrt lenken und bremsen sie die Korbschlitten, in denen bis zu drei Personen Platz nehmen können. An Stellen, die nicht allzu steil sind, müssen sie die Gefährte allerdings auch mal ein wenig ziehen und wieder in Schwung bringen.
An Kreuzungen steht jeweils ein Kollege der Männer bereit, der dafür sorgt, dass wir mit nicht etwa in den kreuzenden Verkehr geraten – denn schließlich sind wir mit den Schlitten auf ganz normalen Straßen unterwegs. Zwischendurch warten Fotografen am Wegesrand. Sie nehmen Bilder auf, die Reisende am Ende der Strecke kaufen können. Für die Carreiros und ihre Schlitten geht es dann in einem Lastwagen wieder zum Ausgangpunkt zurück.
Nach Monte geht es mit der Seilbahn
Wie die meisten anderen Touristinnen und Touristen waren wir zuvor mit der Seilbahn von Funchal aus hinauf in den auf 600 bis 800 Metern Höhe gelegenen, kleinen Ort Monte gefahren. Die Fahrt mit den rundum verglasten Kabinen lohnt sich nicht nur wegen des Panoramaausblicks, der sich währenddessen auf die Stadt und das Meer bietet.
Oben angekommen wartet eines der grünen Paradiese der Insel: der Jardim Tropical Monte Palace. Auf 70.000 Quadratmetern grünt und blüht es hier nicht nur, zwischen den Teichen, Seen, Brunnen, Fontänen und Wasserfällen steht auch jede Menge Kunst und das Monte-Palace-Madeira-Museum, in dem afrikanische Skulpturen und Mineralien zu sehen sind. Nicht weit entfernt befindet sich eine weitere grüne Oase: der Parque Municipal do Monte.
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Der Jardim Tropical Monte Palace gehört zu den zahlreichen Gärten auf Madeira, in denen sich der Besuch besonders lohnt.
© Quelle: Sabrina Friedrich
Insel des ewigen Frühlings
Die üppige und artenreiche Natur ist es, die die meisten Reisenden auf die portugiesische Insel 951 Kilometer Meter südwestlich von Lissabon und nur 737 Kilometer westlich von Marokko im Atlantik mit ihren rund 250.000 Einwohnerinnen und Einwohnern lockt. Madeira gilt als Insel des ewigen Frühlings.
Das Klima ist subtropisch, die Temperaturen sind mild und ganzjährig eher gleichbleibend. Kein Wunder, dass sie auch den Beinamen Blumeninsel trägt. Hier blühen Exoten wie Strelitzien, Agapanthus, Hibiskus, Frangipani, und Jacarandas genauso wie der stattliche Stolz von Madeira, der Madeira-Natternkopf.
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Überall auf Madeira grünt und blüht es – wie hier bei Santana an der Nordküste. Strelitzien gehören zu den vielen exotischen Pflanzen der Insel.
© Quelle: Sabrina Friedrich
Entlang von Levadas wandern
Die Natur lässt sich besonders gut bei einer Levada-Wanderung erkunden. Als Levadas werden die rund 3.000 Kilometer künstliche Wasserläufe bezeichnet, die einst zur Bewässerung der Insel mit Wasser aus dem Gebirge angelegt wurden. Eine besonders schöne Strecke ist die Vereda dos Balcões entlang der Levada von Serra do Faial im nordöstlichen Inselinneren.
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Die Natur lässt sich gut bei einer Levada-Wanderung entdecken – zum Beispiel auf der Vereda dos Balcões entlang der Levada von Serra do Faial.
© Quelle: Sabrina Friedrich
Der insgesamt drei Kilometer lange, überwiegend flache Weg, der gut innerhalb von anderthalb Stunden zu schaffen ist, beginnt an der Regionalstraße 103 in Ribeiro Frio. Er führt entlang von moosbewachsenen Bäumen, riesigen Farnen und Wasserfällen zum Aussichtspunkt Miradouro dos Balcões. Von hier aus bietet sich ein atemberaubender Ausblick auf die zentrale Gebirgskette mit dem Pico do Arieiro (1817 Meter), dem Pico das Torres (1851 Meter) und dem Pico Ruivo (1862 Meter) sowie auf das Tal von Ribeira da Metade und die Gemeinde Faial.
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Vom Aussichtspunkt Miradouro dos Balcões bietet sich eine atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Berge und auf Teile des Lorbeerwaldes von Madeira.
© Quelle: Sabrina Friedrich
Lorbeerwald ist Weltnaturerbe
Man blickt aber auch auf Teile des Laurisilva, des madeirenser Lorbeerwaldes, der so einzigartig ist, dass er 1999 von der Unesco in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen wurde. Er bedeckt etwa 20 Prozent der Insel und ist ein wichtiger Regenwasserspeicher und sogar Wasserproduzent. Das wertvolle Nass entsteht durch Kondensation des häufig über dem Wald liegenden Nebels auf den Blättern der Pflanzen.
In Lavabecken baden
Feuchtigkeit liegt auch an einem anderen Ort der Insel häufig in der Luft – in Porto Moniz an der nordwestlichen Spitze der Insel. Die kleine Stadt, die man auf einer malerischen Küstenstraße erreicht, ist bekannt für ihre einzigartigen Lavabecken, die sich mit Meerwasser füllen und in denen man baden kann. Wenn die Wellen bei rauer See heftig gegen die Felsen klatschen, spritzt die Gischt meterhoch.
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In Porto Moniz stehen Lavabecken zum Baden bereit.
© Quelle: Sabrina Friedrich
Während die Einwohnerinnen und Einwohner einst mit dem Walfang und Fischerei ihr Geld verdienten, leben sie heute vom Tourismus und Weinanbau. Auf ihren Feldern wachsen die Trauben für den berühmten Madeira-Wein. „Das beste Weinanbaugebiet liegt allerdings im Süden der Insel bei Funchal“, verrät Touristenführerin Silvia Dória Neves. Und sie gibt gleich noch einen guten Tipp: „Reisende, die nach Madeira kommen, sollten unbedingt auch eine andere Spezialität der Insel probieren: Poncha.“
Poncha ist das Nationalgetränk
Das hochprozentige Getränk, das traditionell aus Zuckerrohrschnaps, Zitronen- und/oder Orangensaft sowie Honig gemacht wird, ist in vielen Bars auf der Insel erhältlich. Eine der beliebtesten Adressen ist allerdings die Taberna da Poncha in Serra d’Água im Zentrum der Insel. Hier ist schon zur Mittagszeit jeder der kleinen hölzernen Tische besetzt, und es dauert nicht lange, bis die Erde übersäht ist von den Schalen der Erdnüsse, die zum Poncha gereicht werden.
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Liliana Silva bereitet in der beliebten Taberna da Poncha das Traditionsgetränk der Insel Madeira zu: Poncha.
© Quelle: Sabrina Friedrich
Der traditionelle Poncha kostet nur 2 Euro, die beliebte Variante mit Maracuja- oder Mandarinensaft 3 Euro. Aber Achtung: Das Nationalgetränk hat es in sich. Spätestens nach dem zweiten Glas sollte man das Auto besser stehen lassen. Das ist hier in der Einsamkeit aber gar nicht so einfach – es steht schließlich nicht an jeder Straßenecke auf Madeira ein Korbschlitten bereit.
Tipps für deine Reise nach Madeira
Anreise: Von zahlreichen deutschen Flughäfen gibt es Direktflüge nach Madeira. Der Flug dauert etwa drei bis vier Stunden.
Beste Reisezeit: Von April bis Oktober ist es überwiegend trocken. Reisen sind aber ganzjährig möglich.
Attraktionen:
Korbschlittenfahrt: Die Fahrt beginnt am Caminho do Monte 4 in Monte. Sie kostet 25 Euro für eine Person, 30 Euro für zwei Personen und 45 Euro für drei Personen. Kinder unter fünf Jahren fahren in Erwachsenenbegleitung gratis mit. Geöffnet: täglich von 9 bis 18 Uhr. Der Abfahrtsort ist per Taxi oder Seilbahn erreichbar.
Jardim Tropical Monte Palace: Eingänge am Caminho das Babosas und am Caminho do Monte. Der Eintritt beträgt 12,50 Euro pro Person. Für Kinder bis 15 Jahre in Erwachsenenbegleitung ist der Besuch gratis. Geöffnet: täglich 9.30 bis 18 Uhr.
Führungen: Reiseführerin Silvia Dória Neves bietet individuelle Einzel- und Kleingruppenführungen in deutscher Sprache an. Buchbar ab vier Stunden für 100 Euro. Sie ist per E-Mail unter silviamdoria@gmail.com erreichbar.
Die Reise wurde unterstützt vom Madeira Promotion Bureau. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.
Reisereporter