Urlaub auf den Azoren: Warum Faial perfekt zum Entspannen ist
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Vom Aussichtspunkt Miradouro de Nossa Senhora do Pilar bietet sich ein sensationeller Ausblick auf die Inselhauptstadt Horta.
© Quelle: Britta Matzen
Wandern, Reiten, Canyoning, Surfen, Baden – auf Faial, einer der neun Azoren-Inseln, ist alles möglich. Sie ist Treffpunkt für Abenteurerinnen und Abenteurer, Outdoorsportbegeisterte genauso wie Menschen, die die Welt umsegeln. Auch Trekking-Fans haben die Qual der Wahl. Es gibt eine Vielzahl von gut ausgeschilderten Trails.
Der längste Wanderweg führt 35 Kilometer einmal quer über die Insel von Boca da Ribeira zum Capelinhos-Vulkan, beziehungsweise 70 Kilometer, wenn man hin- und zurückmarschiert. „Die Strecke ist allerdings anspruchsvoll und eher nicht für Anfänger geeignet“, sagt Pedro Escobar von der Tourcompany Our Island.
Steile Klippen, frisches Grün und der Blick auf den Atlantik
Für uns hat Escobar eine mittelschwere Route durch die Fajã da Praia do Norte ausgewählt. So viel vorab: Wer auf dem fünf Kilometer langen Rundweg zu Fuß unterwegs ist, verliebt sich sofort in Faial. Steile Klippen, frisches, sattes Grün vor der Kulisse des blauen Atlantiks – die Natur ist einfach atemberaubend. Hier und da stehen verstreut kleine Höfe, alles weckt Erinnerungen an eine längst verloren geglaubte Zeit.
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Wanderführer Pedro Escobar kennt sich auf Faial bestens aus.
© Quelle: Britta Matzen
Vier Jahreszeiten an einem Tag
Das Wetter kann allerdings eine Herausforderung sein. Wir laufen bei klarem Himmel mit etwas Sonnenschein los. „Vier Jahreszeiten an einem Tag, das ist bei uns ein geflügeltes Wort“, sagt unser Tourguide, als es wenig später plötzlich heftig zu regnen beginnt. Wir sind gerade im Wald steil bergab unterwegs. „Vorsicht, jetzt wird es glitschig!“, warnt Escobar, und schon rutscht der Erste von uns aus. Zum Glück passiert ihm nichts.
Eine halbe Stunde darauf hat der Wind die Wolken wieder weggeblasen und wir haben die Küste erreicht. „Dies ist mein Lieblingssurfspot“, verrät Escobar, der in der Bucht nahe Praia do Norte aufgewachsen ist. Seine Eltern haben hier ein Strandhaus. Kein Wunder, dass der 36-Jährige in der Gegend jeden Stein und jede Pflanze kennt.
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Blumeninsel: Faial ist ein Naturparadies in jeder Hinsicht. Diese prächtige Pflanze heißt Lírio Tocha, Schopf-Fackellilie.
© Quelle: Britta Matzen
Eine Deutsche arbeitet auf einer Pferdefarm
Die Sehnsucht nach Natur hat auch Dianne Grimmeisen aus Aalen bei Ulm auf die Insel Faial verschlagen. „Ich war vorher im tiefsten Winter bei minus 30 Grad in Lappland auf einer Huskyfarm mit den Schlittenhunden unterwegs“, erzählt die 27-Jährige. Als sie nach Hause kam, habe sie das Gegenteil gewollt: „Meer, Pferde, Sonne.“ Sie bewarb sich bei Victor Antonius Hucke, ebenfalls ein Deutscher, der auf Faial eine Pferdefarm und Ecolodge betreibt. „Um ehrlich zu sein, musste ich aber erst mal googeln, wo die Azoren überhaupt sind“, gesteht die junge Frau lachend.
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Dianne Grimmeisen aus der Nähe von Ulm arbeitet für eine Pferdefarm und reitet mit Gästen in sechs Tagen einmal um die Insel.
© Quelle: Britta Matzen
Drei Monate wollte Grimmeisen ursprünglich bleiben, daraus sind mittlerweile zwei Jahre geworden. Ein Ende ist noch nicht in Sicht. „Die Insel ist wirklich wie ein kleines Paradies. Alles ist ein bisschen ruhiger als zu Hause, die Leute sind relaxter, glücklicher und zufriedener. Dabei haben sie nicht einmal die Hälfte von dem, was wir in Deutschland haben“, sagt sie.
Auf dem Pferderücken die Insel erkunden
Ihr Job sei einfach genial. „Ich mache die Sechstagetouren, reite mit den Gästen einmal um die Insel und zeige ihnen die Kultur, Flora und Fauna – und das alles auf dem Pferderücken. Kann es etwas Besseres geben, als für das, was so viel Spaß macht, bezahlt zu werden?“ Grimmeisen hat dabei den direkten Vergleich zur normalen Arbeitswelt: Sie war sechs Jahre in einem Landratsamt als Verwaltungsangestellte tätig. „2020 habe ich dann gesagt: Nein, das kann nicht das Leben sein.“
Mit uns unternimmt die Deutsche einen Ausritt mit Lusitanos and Cruzados, nervenstarken und zuverlässigen portugiesischen Pferden. „Wir starten von der Lodge, machen eine Tour, die berghoch und bergab entlang der Klippen führt“, sagt sie.
Ab in den Sattel, Zügel sortieren und los geht’s. Was für eine Landschaft, was für ein Ausblick. Wir sind hoch oben über dem Atlantik, um uns herum Schilf und endlose Wiesen. Es riecht nach Gras und Meer, man lauscht dem Zwitschern der Vögel, dem Hufschlag der Pferde und dem Rauschen der Brandung. Runterkommen war noch nie so einfach. Reiten auf den Azoren – das sei ein Erlebnis für alle Sinne, schwärmt auch Grimmeisen: „Ich genieße das auch immer. Wenn dann noch ein Regenbogen den Himmel verzaubert, was mehrmals am Tag vorkommt, sprudelt mein ganzer Körper vor Glück.“
Aschewüste wirkt fast apokalyptisch
Doch die Azoren können auch anders. Nämlich verdammt rau und ruppig sein. Wir befinden uns am westlichen Zipfel von Faial. Ein heftiger Sandsturm fegt über eine unwirkliche, fast apokalyptisch anmutende Aschewüste hinweg. Man kann kaum die Augen offen halten, die graubraunen Körnchen dringen in jede noch so kleine Ritze.
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Der westliche Zipfel Faials: Hier ist 1957 der Vulkan Capelinhos ausgebrochen. Die Aschewüste und die Überreste des Leuchtturms Farol da Ponta dos Capelinhos zeugen noch heute von der Naturgewalt.
© Quelle: Britta Matzen
Am 27. September 1957 war vor der Küste der Vulkan Capelinhos ausgebrochen und spuckte ein Jahr lang Rauch, Asche und Lava gen Himmel. Die Erde bebte, das Meer kochte. Als der Vulkan nach 13 Monaten zur Ruhe kam, waren die Dörfer in der Umgebung zerstört und die Ernte vernichtet.
Leuchtturmreste erinnern an Vulkanausbruch
Die Überreste des alten Leuchtturms Farol dos Capelinhos erinnern an die Naturgewalt. Nur noch der Turm und Teile des Obergeschosses ragen aus dem Vulkansand. Es grenzt an ein Wunder, dass von dem alten Gebäude überhaupt noch etwas steht.
Direkt nebenan befindet sich seit 2008 das Umweltinterpretationszentrum Centro de Interpretação do Vulcão dos Capelinhos, das über die Entstehung der Azoren und den Vulkanausbruch informiert – und über die anschließend einsetzende Auswanderungswelle in die USA, aber auch nach Europa aufklärt, die die Bevölkerung der Azoren um fast 30 Prozent schrumpfen ließ.
Jede Menge hübsche Häuser in Horta
Im Südosten der Insel, weit weg von vulkanischen Turbulenzen, liegt in einer geschützten Bucht Horta, die Hauptstadt von Faial. Das idyllische Küstenstädtchen mit prächtigen, bunten Häusern und Palästen im Kolonialstil, hübsch verzierten Gehsteigen und einem berühmten Hafen gilt als Nummer eins unter den Anlaufstellen für Weltumseglerinnen und -segler. Wer über den Atlantik will, muss hier einen Stopp einlegen und am besten im legendären Peter Café Sport einen Gin Tonic trinken. Der ist wirklich sensationell gut, ein Drink, den man probiert haben sollte.
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In der Inselhauptstadt Horta stehen zahlreiche farbenfrohe Häuser im Kolonialstil.
© Quelle: Britta Matzen
Gut essen – auf Faial kein Problem
Überhaupt hat Faial kulinarisch viel zu bieten. Gut essen kann man zum Beispiel in der quirligen Cantina da Praça in Horta, wo Chefkoch Sergió Nazaré portugiesische Gerichte serviert, aber neu interpretiert. Ebenfalls in Horta in der Bucht von Porto Pim betreibt Weltumsegler Genuíno Madrugo sein Fischrestaurant Genuíno, das er mit Andenken von seiner Reise dekoriert hat. Er erzählt den Besucherinnen und Besuchern gern von seinen Abenteuern.
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Weltumsegler Genuíno Madrugo betreibt in der Bucht von Porto Pim das Fischrestaurant Genuíno. Er erzählt den Gästen gern von seinen Abenteuern rund um den Globus.
© Quelle: Britta Matzen
Exzellent speisen kann man auch auf dem Land. Ein echter Geheimtipp ist zum Beispiel das Aldina in Cedros. Das Bistro liegt direkt neben einem Supermarkt und wirkt von außen wie eine unscheinbare Imbissbude. Doch wer hier einkehrt, ist schwer begeistert. „Die besten Muscheln, die wir je gegessen haben“, schwärmen selbst die Portugiesinnen und Portugiesen.
Tipps für deine Reise auf die Azoren
Anreise: Von deutschen Flughäfen mit Tap Air Portugal über Lissabon.
Es empfiehlt sich, alle Flüge in eine Buchung zu integrieren, das heißt, die Anschlussflüge mit der azorianischen Airline Sata nach Faial gleich mitzubuchen. Dann kann auch das Gepäck durchgecheckt werden.
Wetter: Auf den Azoren ist das Wetter in der kalten Jahreszeit wechselhaft. Es gibt viele sonnige Tage, aber zwischendurch kann es auch mal regnen und sehr windig sein. Die Durchschnittstemperaturen liegen in den Wintermonaten zwischen zwölf und 18 Grad Celsius.
Essen: Peter Café Sport: Rua José Azevedo 9, Horta, geöffnet: montags bis samstags 9 bis 24 Uhr, sonntags 10 bis 24 Uhr.
Restaurante Genuíno: Areinha Velha 9, Horta, geöffnet: täglich von 12 bis 23 Uhr.
Cantina da Praça: Rua Serpa Pinto 38, Horta, geöffnet: dienstags bis sonntags 12 bis 15 und 19 bis 23 Uhr.
Aldina: Estrada Regional, Cedros, geöffnet: täglich 7.30 bis 15 Uhr.
Touren: Wandern, Trailrunning, Mountainbiking, Bootsausflüge – das Team von Our Island organisiert nachhaltige ein- und mehrtägige Touren auf Faial und weiteren Azoren-Inseln.
Trailreiten auf Faial: Ob für anderthalb Stunden, einen halben oder ganzen Tag oder einen kompletten Reiturlaub – Pátio bietet Urlaub auf dem Rücken der Pferde an.
Die Reise wurde unterstützt von der Faial Island Sustainable Tourism Association. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.
Reisereporter