Krakau

Kleinpolen: Wo sich der Papst einst treiben ließ

Unterwegs mit den Góralen: Langsam bewegen sich die Flöße auf dem südpolnischen Dunajec-Fluss auf die felsigen Berge des Pieninen-Gebirges zu.

Unterwegs mit den Góralen: Langsam bewegen sich die Flöße auf dem südpolnischen Dunajec-Fluss auf die felsigen Berge des Pieninen-Gebirges zu.

Wie der Kapitän eines großen Schiffes steht Rafal Grywalski stolz im Bug seines kleinen Floßes. Gemeinsam mit seinem Begleiter Andrzej im Heck stakt er mithilfe eines langen Holzstabes seine zehn Passagiere den südpolnischen Dunajec-Fluss hinunter.

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Meist stakt aber nur Andrzej, Rafal hält derweil Reden über seine Heimat, das Flößen und das Pieninen-Gebirge, dessen steile Felsen rechts und links von uns bis zu 300 Meter steil in die Höhe ragen. Wir treiben auf dem mal ruhigen und mal durchaus wilden Fluss durch eines der ältesten Naturschutzgebiete Polens an der Grenze zur Slowakei. Unser Ziel ist das kleine Städtchen Szczawnica.

Die Flößer sind Góralen, so heißen die Bewohner der hiesigen Bergregionen

Aus vier Dörfern stammen die Männer, die von April bis Oktober Touristen über die rund zehn Kilometer lange Passage zwischen den Felsen bis nach Szczawnica bringen. Der Rückweg mit Lastwagen ist für die Flößer etwa doppelt so lang.

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Rafal ist ein perfekter Fremdenführer. Mit seiner für die Region typischen bestickten blauen Weste und dem mit Muscheln behangenen schwarzen Filzhut kennt er zu jeder Flussbiegung wahlweise mindestens eine lustige oder spannende oder hanebüchene Geschichte.

An der engsten Stelle deutet er auf einen Felsen und erklärt, dass hier Janosik, der Held der Berge, über den Dunajec gesprungen ist. Dieser polnische Robin Hood, der den Reichen das Geld nahm, um die Armen zu beschenken, würde heutzutage eine Grenze übertreten. Denn auf der rechten Seite des Dunajec beginnt schon die Slowakei.

Von dort aus starten weitere Bootsführer ihre Fahrt. Die Flöße sind aus fünf Einzelteilen zusammengesteckte Holzkonstruktionen. Allein auf polnischer Seite sind zur Hochsaison 240 von ihnen auf dem Wasser. Dann kann es, auch dank der Wildwassersportler, die ebenfalls in diesem Flussabschnitt ihren Aktivitäten nachgehen, auch schon mal etwas enger werden.

Bekannter Besucher: Papst Johannes Paul II. stammt aus einer Kleinstadt bei Krakau. Der Geistliche war gern auf dem Fluss unterwegs.

Bekannter Besucher: Papst Johannes Paul II. stammt aus einer Kleinstadt bei Krakau. Der Geistliche war gern auf dem Fluss unterwegs.

Papst Johannes Paul II paddelte in jüngeren Jahren gern auf dem Fluss

Wieder auf dem Trockenen treffen wir auf den berühmtesten Kajakfahrer auf dem Dunajec am Ufer in Szczawnica als Standbild. Karol Wojtyła oder Papst Johannes Paul II., wie er später genannt wurde, hatte in seinen jüngeren Jahren auf dem Fluss seinen Spaß mit den schäumenden Wellen.

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Als Erzbischof von Krakau wird der inzwischen heiliggesprochene katholische Geistliche besonders in der Provinz Kleinpolen hochverehrt. So sind auch auf den Flößen und dem Wander- und Radweg am Ufer nicht selten kirchliche Würdenträger und Nonnen auf den Spuren ihres Idols unterwegs.

Die kleine Stadt Szczawnica mit rund 6.000 Einwohnern erblühte in den vergangenen Jahren neu. Den Anstoß gaben Helena Mankowska und ihre beiden Brüder Nicolas und Christophe. Nach der Wende erhielt ihre Familie das Kurzentrum zurück, das bis 1945 von ihrem Großvater aufgebaut worden war. Zurück aus dem Exil in Paris, wo die drei aufgewachsen sind, machten sie sich daran, ihre Erbschaft wieder aufzubauen. Anfänglichen Widerständen zum Trotz drängen die drei seither den Verfall im Ort zurück.

Die im Stil der klassischen Moderne gebaute Villa Modrzewie Park verwandelte sich auf diese Weise in ein Fünf-Sterne-Hotel. Das Kurtheater Dworek Goscinny, das 1962 einem Feuer zum Opfer gefallen war, entstand neu – im alten Stil, aber als modernes Veranstaltungszentrum mit Jazzclub.

In der kleinen Stadt Szczawnica wurde das Kurzentrum liebevoll restauriert. Es ist heutzutage ein beliebtes Ziel von Reisenden.

In der kleinen Stadt Szczawnica wurde das Kurzentrum liebevoll restauriert. Es ist heutzutage ein beliebtes Ziel von Reisenden.


Eher wie eine moderne Bar wirkt dagegen die Trinkhalle. Sechs Mineralwasserquellen und eine Kunstgalerie sind hier unter einem Dach vereint. Den Trinkkuren werden therapeutische Wirkungen gegen zahlreiche Leiden zugeschrieben, von Übergewicht bis Osteoporose.

Die sechs verschiedenen Wassersorten, die allesamt nach Familienmitgliedern benannt sind, werden sogar in bunten Kartons vertrieben. Ein echter Gaumenschmeichler sind sie allerdings nicht. Der hohe Mineraliengehalt macht den Genuss zur Überwindung – für mehr als zum Probieren ist es nur etwas für jemanden, der damit wirklich ein Gebrechen behandeln will.

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Inzwischen läuft der Kurbetrieb auf vollen Touren

Behandelt werden Atemwegserkrankungen sowie Allergien und sogar Schädigungen am Bewegungsapparat. Und die Gemeindeverwaltung hat sich vom Engagement der Rückkehrer überzeugen lassen: Bei der Erneuerung des Kurparks steuerte auch die Kommune eigene Investitionen bei.

Und auch in der Großstadt Krakau sieht man Entwicklungen wie die in Szczawnica inzwischen sehr wohlwollend. Man betreibe große Anstrengungen, Attraktionen im Umland zu stärken, erklärt Magdalena Osuch vom städtischen Tourismus- und Promotionsbüro in Krakau, wohl wissend, dass der Weg ins Umland fast ausschließlich über das Drehkreuz Krakau führt, zahlreiche Aufenthalte in der Hauptstadt Kleinpolens inklusive.

Anders als im am Fuß des Tatra-Gebirges gelegenen Zakopane oder dem nahen Wintersportort Białka Tatrzanska spielen schnelle Abfahrten im Pulverschnee oder ausgedehnte Touren in Langlaufloipen im Pieninen-Gebirge keine große Rolle. Allerdings muss man sich hier auch nicht vor Wölfen oder Bären fürchten.

Vor allem kleinen Tieren begegnet man. Im Sommer schwirren Schmetterlinge in allen Farben und Formen umher – etwa 1.800 verschiedene Arten sollen hier gezählt worden sein. Zu den optischen gesellen sich aber auch akustische Schönheiten. So tummeln sich rund 200 Vogelarten in den Wäldern. Ihre Rufe bilden eine einzigartigen Sinfonie der Klänge.

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Bei einem Ausflug ins slowakische Lesnické Sedlo lohnt sich der mühsame Aufstieg mit dem Rad – vor allem wenn plötzlich die Wolkendecke aufreißt und eine beeindruckende Fernsicht möglich wird.

Bei einem Ausflug ins slowakische Lesnické Sedlo lohnt sich der mühsame Aufstieg mit dem Rad – vor allem wenn plötzlich die Wolkendecke aufreißt und eine beeindruckende Fernsicht möglich wird.


Mit dem Mountainbike fahren wir im dunstigen Nebel durch verschlafene Dörfer, in denen das Pferdefuhrwerk noch gängiges Transportmittel ist, und ausgedehnte Felder hinauf ins slowakische Lesnické Sedlo. Hier reißt plötzlich der Himmel auf und gibt eine atemberaubende Fernsicht bis zur Hohen Tatra frei.

Nur von wenig Autoverkehr gestört, geht es hinunter zum Roten Kloster am Ufer des Dunajec. An einer alten Handelsstraße von Ungarn nach Polen gab es hier einst eine Furt durch den Fluss, an der das alte Gemäuer im 14. Jahrhundert errichtet wurde.

Heute verweisen Polen und Slowaken stolz auf einen Brückenschlag wenige Meter flussaufwärts, ein Projekt aus der Nachwendezeit, das die Völker verbinden soll – allerdings ist sie nur für Fußgänger und Radfahrer passierbar.

Das Drei-Kronen-Massiv ist ein Teil des Pieninen-Gebirges

Auf der polnischen Seite greifen wir tags darauf nach der Krone, besser gesagt nach einer von drei Kronen. Die mittlere der so benannten drei spitzen Felsgipfel ist mit 982 Metern die höchste Erhebung der Pieninen, und sie ist mit steilen Wanderwegen erschlossen. Trotz vieler akkurat angelegter Stufen ist festes Schuhwerk beim Aufstieg sehr hilfreich, um die für ungeübte Wanderer durchaus schweißtreibenden rund 500 Höhenmeter zu bewältigen.

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Unterwegs im Gebirge: Der Aufstieg auf das Drei-Kronen-Massiv führt auch durch felsige Schluchten.

Unterwegs im Gebirge: Der Aufstieg auf das Drei-Kronen-Massiv führt auch durch felsige Schluchten.


Oben angekommen heißt es erst mal Schlange stehen. Nur wenige Besucher haben auf der kleinen Aussichtsplattform Platz, die schwindelerregend auf die spitze Felsnadel montiert ist. Aber auch hier ist ein berauschender Ausblick die lohnende Entschädigung für alle vorausgegangene Mühe.

Rund 500 Meter weiter unten sind die Flöße der Góralen kaum auszumachen. Viele kleine dunkle Punkte bewegen sich in der von hier aus sichtbaren Flussbiegung mit fast unmerklicher Geschwindigkeit – völlig geräuschlos, als würde die Zeit stillstehen. Und doch ist eines sicher: Irgendwo auf einem dieser Flöße erzählt gerade Rafal Grywalski seinen Mitfahrern gestenreich die Geschichte von Janosik, dem Helden der Berge.

Tipps für deine Reise nach Polen

Anreise: Direktflüge nach Krakau in Polen sind etwa ab Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Nürnberg, Stuttgart oder über Warschau ab verschiedenen deutschen Flughäfen buchbar. Die langwierige Anreise mit der Bahn über Warschau nach Krakau lohnt sich eher bei längeren Aufenthalten oder wenn noch weitere Zwischenstopps eingeplant werden.

Per Auto führt die Route über Dresden, Görlitz und Breslau nach Krakau. In Polen sind die Autobahnen zum größten Teil mautpflichtig (Zahlung vor Ort auch mit Euro möglich). Von Krakau nach Szczawnica sind es noch einmal gut 100 Kilometer. Ein Bus fährt mehrmals täglich in einer Direktverbindung Szczawnica vom Busbahnhof Krakau aus an.

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Beste Reisezeit: Szczawnica und der Dunajec-Fluss sind während der polnischen Sommerferien ziemlich überlaufen. Im September ist es ruhiger, die Blattfärbung der umliegenden Wälder ist abwechslungsreicher, und in den Booten lässt es sich auch besser aushalten, wenn die Sonne nicht so intensiv scheint.

  

Die Reise wurde unterstützt vom Polnischen Fremdenverkehrsamt. Über die Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.

 

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