Suppe statt Kuchen: Die echte Wiener Kaffeehaus-Kultur
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Das Café Hawelka gehört zu den ältesten Wiens, die Wände sind mit Plakaten aktueller Ausstellungen und Veranstaltungen tapeziert.
© Quelle: imago/viennaslide
Die Wiener Kaffeehaus-Kultur ist immaterielles Kulturerbe der Unesco, sie ist alt, wirklich alt. Die Entstehung verdankt sie zwar dem Kaffee, doch kulinarisch geht es um sehr viel mehr. In der Tradition sind die Grenzen zwischen Kaffeehaus und Wirtshaus etwa schon lange verschwommen.
Das erste Kaffeehaus von Wien war nur ein Zimmer
Bereits im 17. Jahrhundert eröffneten in Wien die ersten Kaffeehäuser. Die Türken brachten das Getränk nach Österreich. In der heutigen Rotenturmstraße im ersten Gemeindebezirk soll das allererste Kaffeehaus gestanden haben, wobei es nur ein Zimmer war, in dem eben Kaffee ausgeschenkt wurde. Weil das Heißgetränk so beliebt war, wurden es schnell immer mehr – und immer größere Stuben.
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In der Rotenturmstraße, hinter der Marienbrücke, soll das erste Wiener Kaffeehaus beziehungsweise -zimmer gewesen sein.
© Quelle: imago/Arkivi
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Künstler prägen die Hochzeit der Kaffeehäuser
Ihre Hochzeit hatten Kaffeehäuser Ende des 19. Jahrhunderts bis in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts, damals war es auch üblich, dass Literaten und Künstler einkehrten und vor Ort arbeiteten. Es gibt sogar eine eigenständige Gattung, die Kaffeehausliteratur, zu deren Vertretern Robert Musil, Ernst Polak und Arthur Schnitzler gehören. Künstler wie Gustav Klimt, Egon Schiele oder der Architekt Adolf Loos gesellten sich dazu.
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Das Café Museum wurde 1899 vom Architekten Adolf Loos gestaltet.
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Im Kaffeehaus war es warm und gemütlich
Aber warum arbeiteten diese Menschen nicht daheim, und warum kamen so viele Menschen in eines der Kaffeehäuser oder sogenannten „Beisl“, also Wirtshäuser? Bis in die 1950er-Jahre war einer der Gründe die Heizung. Die Leute hatten kleine Wohnungen, oft nur mit Öfen, und wenig Geld zum Heizen. In den Lokalen war es warm.
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In den Kaffeehäusern liegen bis heute Zeitungen für die Gäste zum Lesen.
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Es war und ist üblich, dass man nur einen kleinen Kaffee bestellt und trotzdem stundenlang an einem der Tische sitzt – auch allein. Dort kann man in Ruhe die ausliegenden Zeitungen lesen. In klassischen Kaffeehäusern gibt es immer auch Tische, die perfekt für eine Person sind.
Treffpunkt und Spiel-Kultur
Kaffeehaus-Kultur ist zudem Spiel-Kultur. Schon sehr früh wurden in den Gaststuben Billardtische aufgestellt. Maria Theresia sah sich 1745 veranlasst, eine Regulierung anzuordnen, es folgte eine Abgabe für Gastwirte, die Spiele anboten.
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Senioren treffen sich im Kaffeehaus zum Kartenspielen, das Foto ist aktuell.
© Quelle: imago/viennaslide
Und auch heute treffen sich in vielen Lokalen die Leute zum Spielen. Manche haben extra mit Filz überzogene Tischplatten, andere Tische mit eingelassenen Brettspielen. Nebenbei ließ sich damals prima das ein oder andere Geschäft in den oft von Zigaretten und Zigarren verqualmten Läden abschließen.
Zwischen Kuchen und Innereien
Neben dem Kaffee hat es früh auch etwas zu essen gegeben. Natürlich gehört dazu Kuchen und die für die österreichische Küche bekannten Mehlspeisen. Auf den Speisekarten findet man aber auch kleine Speisen wie Würstel, häufig gibt es einen Alt-Wiener Suppentopf, klare Brühen mit Frittaten, Grießnockerln oder Leberknödeln, kleine Portionen Gulasch und Gebäck dazu.
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Zum Wiener Tafelspitz gehört im Meissl & Schadn auch Zunge, Innereien sind in Österreich üblich.
© Quelle: Foto: Weiß
Oftmals verschwimmt die Grenze zwischen Kaffeehaus und Restaurant – in traditionellen Wirtshäusern kommen klassischerweise neben Schnitzel und Tafelspitz auch Innereien auf den Tisch.
Abends wird aus Kaffee Weinschorle
Hinzu kommt, dass der Wiener beileibe nicht nur Kaffee trinkt, sondern vor allem auch gern alkoholische Getränke. Es ist nicht unüblich, im Kaffeehaus neben einer Melange den Weißen Spritzer gleich mitzubestellen, also eine Weißweinschorle. Und manchmal auch ein paar mehr, denn Kaffeehäuser sind abends teilweise noch voller als am Nachmittag.
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Das Kaffee Alt Wien ist abends zumeist gut besucht, die Leute trinken, rauchen und reden.
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Na dann: „Prost und an Guaden!“
Reisereporter