Wandern in Österreich: Viele Höhepunkte am Koasa-Trail
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Die Einsiedelei Maria Blut ist einer der Höhepunkte der ersten Etappe des Koasa-Trails.
© Quelle: Bernd Haase
Nach rund zwei Kilometern Wanderung von St. Johann in Tirol zum Niederkaiser steht auf 850 Metern Höhe an einer Bergwiese ein Haus mit Schindeldach, Türmchen, einer kleinen Kapelle mit Altar, Garten und einem grandiosen Weitblick über St. Johann auf das gegenüberliegende Kitzbüheler Horn. Auf der Wiese weiden Kühe, aber die stören die Ruhe nicht.
Es ist die im Jahr 1696 erstmals erwähnte Einsiedelei Maria Blut. Bis vor Kurzem war sie die älteste noch bewohnte Einrichtung ihrer Art in Tirol, aber dann musste Schwester Wilbirg vom Orden der Kreuzschwestern aus Altersgründen das Anwesen verlassen. Die Marktgemeinde sucht nun eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger.
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Die Einsiedelei Maria Blut liegt bietet Einkehr – und zwar innere.
© Quelle: Bernd Haase
Der richtige Ort zum Aussteigen
„Bei uns kann man immer aussteigen“, sagt Wanderführerin Elisabeth Klöbl. Damit meint sie nicht nur ein mögliches Leben in der Eremitage, sondern die Art des Wanderns, für die sie wirbt. Es geht ihr nicht um Höhenmeter und Gipfelstürmerei, sondern um Ruhe in der Bewegung, tiefes Durchatmen und Achtsamkeit für die Natur. Dann gilt die Aufmerksamkeit weniger dem Panorama als dem Seidelbast, der mit seinen roten Beeren kleine Farbtupfer im Bergwald setzt – oder dem Oregano, der an sonnigen Stellen wächst und ebenso intensiv duftet wie schmeckt.
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Wilder Kaiser prägt die Landschaft
Maria Blut liegt, wie auch ein wenig später die in den Fels des Niederkaiserkamms gebaute spätbarocke Gmailkapelle, am Koasa-Trail. Koasa – so nennen die Leute hier das die Landschaft prägende Bergmassiv des Wilden Kaisers. „Du bist die Krone über einem begnadet schönen Fleck Tiroler Erde“, hat der Alpinist und Schriftsteller Fritz Schmitt über diesen Berg geschrieben.
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Schöne Aussicht: Der sogenannte Ursula-Blick vom Niederkaiserkamm auf das St. Johann und das Kitzbüheler Horn.
© Quelle: Bernd Haase
Was an Schmitts pathetischen Worten dran ist, kann man auf dem Koasa-Trail erkunden. Der Weitwanderweg über fünf Etappen mit insgesamt 86 Kilometern Länge und 4.700 Höhenmetern führt durch die Region um St. Johann und bietet stets neue Perspektiven auf den Kaiser.
Wanderroute gilt als mittelschwer
„Man muss sich dabei nicht übernehmen“, sagt Elisabeth Klöbl. Der Trail ist als mittelschwer eingestuft. So bringt es etwa der höchste Punkt der ersten Etappe, der Schatterkopf auf dem Niederkaiserkamm, auf gerade einmal 1.276 Meter, bietet dafür am sogenannten Ursulablick aber dafür eine traumhafte Aussicht auf den Talkessel, das Kitzbüheler Horn, die Leoganger Gipfel und die schroffen Loferer Steinberge. Klöbl plädiert sehr dafür, sie schweigend zu genießen.
Vom Schatterkopf aus geht es bergab auf einem schmalen Pfad hinunter Richtung Gasteig. Auf dem Weg dorthin passiert der Trail die Bacheralm, die nicht nur wegen ihres üppigen Blumenschmucks und der typischen Tiroler Bauweise mit grünen Klappfensterläden ein Schmuckstück unter ihresgleichen ist.
„Bei Hunger oder Durst bitte läuten – die Sennerin“, steht auf einem Schneidbrett an der Tür geschrieben. Man sollte das tun. Gisi Widauer, gebürtige Münchnerin, serviert nicht nur selbst gemachte Limonaden, Schinken oder Käsespezialitäten, sondern auch Suppen. Dafür verwendet sie Kräuter aus dem eigenen, umfangreich bestückten Garten. Wer wissen will, welche gesundheitsfördernde Wirkung hinter den einzelnen Kräutern steckt, kann in einer handgeschriebenen Zettelsammlung nachschauen.
Hinter Gasteig geht's bergauf
Hinter Gasteig folgt noch ein kurzer, steiler Forstweg als letzte Bergwertung des Tages, bevor die erste Etappe des Koasa-Trails mit einem Weg durchs liebliche Kaiserbachtal endet. Am Schluss des Tales liegen Berggipfel im Abendlicht. Zu wem sie gehören, ist nicht schwer zu erraten.
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Der Erpfendorfer Wasserfall gehört zu den Naturschönheiten am Wanderweg Koasa-Trail.
© Quelle: Bernd Haase
Wenn man schon weder Höhenrekorde erreichen noch berühmte Alpengipfel als bestiegen in die persönliche Sammlung einbuchen kann, warum muss man dann den Koasa-Trail erwandern? Das kann man außer Elisabeth Klöbl auch Gernot Riedel fragen, Geschäftsführer des örtlichen Tourismusverbandes und ebenfalls Wanderführer.
Griesbachklamm und Eifersdorfer Wasserfall sind Höhepunkte
„Weil sich Naturschauplätze wie auf einer Perlenkette aneinanderreihen“, antwortet er. Einsiedelei und Ursulablick in der ersten Etappe, die Griesbachklamm in der vierten oder der Eifersdorfer Wasserfall in der fünften sind nur einige Beispiele, die er nennt. Am Eingang zur Schlucht kann man am Theresienbrunnen etwas für seine Gesundheit tun. „Hier war früher ein kleiner Badeort, weil das Wasser angeblich gegen Gicht und Rheuma hilft. Man muss aber wohl dran glauben“, sagt Riedel.
Dann wäre da noch die Teufelsgasse in dem dritten Teilstück. Bei Letzterer handelt es sich um ein gassenähnliches Labyrinth zwischen steilen Felswänden, das der Sage nach der Höllenfürst in den Berg geschlagen hat, damit sich sündige Seelen darin verlaufen. Auf dem Koasa-Trail ist aber auf diese Weise noch nie jemand verloren gegangen.
Tipps für deine Reise nach Tirol
Anreise: Mit dem Auto über München und dann weiter über die Autobahn 8 bis zum Inntal-Dreieck. Auf der Inntal-Autobahn 93 geht es bis zur Ausfahrt Kufstein-Süd. Von dort führt die Bundesstraße 173 nach St. Johann in Tirol. Mit der Bahn gelangt man ebenfalls über München und dann mit einem Umstieg in Wörgl auf die Regionalbahn Richtung Schwarzach/St. Veit zum Ziel.
Beste Reisezeit: Weil der Weitwanderweg nicht durch hochalpines Gelände führt, ist er in der Regel vom Frühjahr bis in den Spätherbst begehbar. Am besten geht es von Anfang Juni bis Mitte September.
Diese Reise wurde unterstützt vom Tourismusverband St. Johann in Tirol. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.
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