Lesehotel in Österreich: Im Urlaub mit 12.000 Büchern
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Das Lesehotel im österreichischen Salzkammergut ist ein Highlight für Buchliebhaber.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
Der Dachsteingletscher wirkt so nahe, als könne man die schneebedeckten Spitzen seiner Gipfel vom Bett aus berühren. Den Himmel zieren Schäfchenwolken, die Konturen der Berge sind scharfgezeichnet, darunter verschwimmt der Hallstätter See wie ein blauer Klecks in der Ferne.
Doch das Panorama ist nur Statist. Die Hauptrolle im „Lesehotel“ spielen Bücher, und so gleitet der Blick zurück zu Buchstaben und Papier, Seite für Seite.
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Das Lesehotel liegt auf 1000 Metern, mit Ausblick auf den Dachsteingletscher und den Hallstätter See.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
Die Naturkulisse ist gewaltig auf 1000 Meter Höhe am Predigtstuhl im österreichischen Salzkammergut. Umgeben von Wiesen, Wäldern und Wanderwegen steht hier nur ein Haus: das neue Lesehotel.
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Wo einst ein Skilift Halt machte und ein Ausflugslokal im Stil der 1970er-Jahre Wintersportler versorgte, eröffnete 2021 das einzigartige Hotel. Wer hier eincheckt, verbringt den Urlaub mit 12.000 Büchern.
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Jedes der 20 Zimmer wird von einem Verlag ausgestattet.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
Die Idee zu diesem außergewöhnlichen Projekt hatte die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin Silke Seemann. Die Quereinsteigerin im Tourismus bricht gerne mit Konventionen.
Bei der Umsetzung ihres Lesehotels hielt sie sich nicht an klassische Tourismus-Traditionen, sondern setzte um, was ihr selbst gefällt: Frühstück den ganzen Tag, ein rundum digitalisierter Aufenthalt, Kaffeemaschine und Weinkühlschrank nach dem Ehrlichkeitsprinzip, Haus- statt Straßenschuhe im ganzen Haus und natürlich Bücher, viele viele Bücher.
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Im Lesehotel wird das Frühstück den ganzen Tag lang serviert.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
Stöbern und schmökern, lesen und loslassen
Die Idee, ein Hotel wie eine Buchhandlung zu kreieren, in der man schlafen kann, setzte sie mit Profis um und schloss mit 20 Verlagen Kooperationsverträge ab.
In den vier Suiten und 16 Hotelzimmern liegen jeweils die neuesten Bücher eines Verlages auf, die Räume sind entsprechend benannt, von Goldmann über Suhrkamp bis Kremayr & Scheriau. Umgeben von seitenweise Leseglück liegt man im Bett, das Gipfelpanorama vor der Nase, die man tief in die Bücher steckt.
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Kuschelig: In einigen Zimmern gibt es ein Lesenest.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
Die Betten sind eine Sonderanfertigung und nicht nur herrlich weich, sondern auch besonders lesetauglich und ergonomisch. An der Rückwand ist ein Bücherregal montiert, in dem die Bücher platziert sind. Die Betten sind beweglich und lassen sich je nach Laune im Zimmer verschieben.
Wer sich vorlesen lassen möchte, kann das machen: Das Plug&Play-Lesebett lässt sich mit dem Handy verbinden, Lautsprecher befinden sich in der gepolsterten Seitenwand des Bettes. Einige der Zimmer haben ein Lesenest: eine weich gepolsterte Bank in Doppelbettgröße am Fenster, ausgestattet mit einer Bücherzeile und vielen Kissen.
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Die Betten im Lesehotel sind eine Sonderanfertigung.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
Seite für Seite, Buch für Buch
Vor der eigenen Zimmertüre führt der Weg auf leisen Sohlen ins Treppenhaus, das die nächste Überraschung bietet. Hier befindet sich die gigantische vertikale Bibliothek, die über vier Etagen vom Keller bis unters Dach reicht. Zusammen mit einem Designer, Tischler, Statiker und Stahlbauer schuf Silke Seemann eine einzigartige Konstruktion, in der ein großer Teil der rund 12.000 Bücher steht.
Eine Ordnung nach Verlagen gibt es hier nicht, im Gegenteil: Die Ordnung ist bewusst unordentlich, Biographien stehen neben Boulevard, Reiseführer neben Romanen, Tolstoi neben Tolkin, E. L. James neben E. E. Cummings.
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Die vertikale Bibliothek reicht über vier Stockwerke.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
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Wer will, kann in einer Sitznische lesen.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
So schlendert man in Zeitlupe von Stufe zu Stufe, von Etage zu Etage, lässt den Blick schweifen, scannt die Buchtitel ab, schmökert, blättert, liest quer. Ins Regal wurden Sitznischen eingebaut, falls man gleich mit dem Lesen beginnen möchte oder bei der Buchauswahl eine kleine Sitzpause braucht. Lesen darf, nein, soll man sogar alles.
Die Gästinnen und Gäste sind angehalten, so viele Bücher wie möglich in die Zimmer oder nach unten mitzunehmen, wo in drei großen Bereichen genug Raum und Ruhe herrscht, um in Geschichten einzutauchen und sich in Büchern zu verlieren.
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Frisch eingetroffen im Lesehotel.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
Im Erdgeschoss reihen sich Speisesaal, Wohnzimmer und Bibliothekzimmer aneinander, verbunden miteinander doch hohe Flügeltüren. An den Wänden Bücherregale, dazwischen aufladbare LED-Lampen, die jeder dorthin mitnehmen kann, wo er lesen möchte.
Raum dafür gibt es genug. Im Speisesaal mit Gästeküche sitzt man an schwarzen Tischen mit samtbezogenen Sesseln, hier wird auch das Essen serviert: Frühstück den ganzen Tag, abends ein Drei-Gänge-Menü, dazwischen bedient man sich an der Kaffeemaschine, am Weinkühlschrank oder dem Teesortiment.
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Im Wohnzimmer wird Frühstück und Abendessen serviert, auch hier gibt es viele Bücher.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
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Im Lesezimmer findet jeder das richtige Plätzchen zum Lesen.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
Nebenan im Wohnzimmer liegen kuschelige Sitzsäcke neben von Orthopäden entwickelte Stühlen, die beim Lesen die Lendenwirbelsäule schonen sollen, im Bibliothekzimmer mit flackerndem Feuer im Kamin stehen Sofa und breite Lesesessel bereit.
Damit man sich wie zu Hause fühlt, gibt es eine Vielzahl an Kissen und kuschelweichen Decken, unter denen man sich vergraben kann. Und wieder: überall Bücher, bis hoch unter die Decke, auf kleinen rollbaren Servierwägen, kunstvoll drapiert auf Regalen an der Wand.
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Im Bibliothekszimmer herrscht besondere Ruhe: Hier sollen keine Gespräche geführt werden.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
Der Prozess, im Lesehotel anzukommen und einzutauchen in diese Welt der Bücher, dauert bei jedem unterschiedlich lange. Manche verbringen Stunden damit, das erste Buch auszuwählen, andere lesen einen Stapel Bücher quer. Man geht vorsichtig von Leseplatz zu Leseplatz und lotet aus, wo man sich auf die erste Geschichte einlässt.
Dann, sobald der ideale Ort gefunden ist, schwenkt der Blick vom Buchcover noch einmal zu den Bergen. Ein kurzes Blinzeln, dann gleitet der Blick glückselig und gespannt auf Buchstaben und Papier, Seite für Seite, Buch für Buch.
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Reisereporter-Autorin Jasmin beim Schmökern im Lesenest.
© Quelle: Jasmin Kreulitsch
Preis für die Übernachtung: Doppelzimmer ab etwa 158 Euro plus Frühstück, Buchungen nur online
Der Aufenthalt wurde unterstützt vom Lesehotel Salzkammergut. Über Auswahl und Inhalt entscheidet die Redaktion.
Reisereporter