Spitzbergen

Spitzbergen – wo mehr Eisbären als Menschen leben

Vorsicht, Eisbären. Auf Spitzbergen soll es mehr Eisbären als Menschen geben.

Vorsicht, Eisbären. Auf Spitzbergen soll es mehr Eisbären als Menschen geben.

Am 79. Breitengrad: Wir sind gerade auf dem nördlichsten Linien-Flughafen der Welt gelandet. In Longyearbyen auf Spitzbergen– mitten in der Arktis. „Ein Eisbär!“, ruft ein Mitreisender und zeigt auf ein ausgestopftes Exemplar, das am Gepäckband steht. Auf Spitzbergen oder Svalbard, wie die Norweger die Inselgruppe nennen, soll es mehr Eisbären geben als Menschen. Gute Chancen also, einen vor die Kamera zu bekommen. 

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Es ist Februar, früher Nachmittag. Draußen vor der Flughafenhalle weht ein eisiger Wind – bei 20 Grad unter null. Brrr! An die Kälte musst du dich erst mal gewöhnen. Zum Glück ist es nicht ganz so dunkel, wie wir befürchtet hatten. „Nach vier Monaten Finsternis sehen wir endlich wieder Licht“, erklärt uns Tourguide Ellen. Von halb elf bis halb drei lugt die Sonne jetzt über den Horizont. Immerhin. „Aber mit jedem Tag bleibt es 20 Minuten länger hell. Ab dem 19. April scheint sogar um Mitternacht die Sonne“, sagt Ellen. 

Eindrucksvoll: Blaue Stunde auf Spitzbergen oder Svalbard, wie die
Norweger sagen.

Eindrucksvoll: Blaue Stunde auf Spitzbergen oder Svalbard, wie die Norweger sagen.

Spitzbergen: so groß wie Irland

Rund 2.600 Menschen leben auf dem Insel-Archipel Spitzbergen, der etwa so groß wie Irland ist und von Norwegen verwaltet wird. Allein 2.100 Einwohner zählt die Hauptstadt Longyearbyen, eine ehemalige Minenarbeiter-Siedlung. Es ist eine bunte Gesellschaft aus 43 Nationen: Norweger, Schweden, Dänen, Thailänder, Deutsche, Japaner, Brasilianer, Australier. Das Durchschnittsalter: 35. Quasi alle Erwachsenen sind erwerbstätig – es gibt keine Arbeitslosen, keine Sozialhilfeempfänger, keine Rentner.

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Es kann zwar jeder ohne Visum einreisen, aber wer hier wohnen will, braucht einen Job, eine Unterkunft, und er darf nicht auf die Hilfe der Gemeinschaft angewiesen sein. Nach Spitzbergen kommen die meisten deshalb nur aus einem Grund: zum Geldmachen. Jobs gibt es reichlich, und es werden so gut wie keine Steuern erhoben. Wer genug Geld gespart hat, geht auch wieder. Die Verweildauer beträgt im Schnitt vier bis fünf Jahre.

Aber nicht nur deshalb begegnest du kaum einem Einheimischen. Geboren wird hier fast niemand, auch zum Sterben eignet sich der Ort sehr schlecht, nicht nur, weil der Permafrostboden die Leichen konserviert. „Schwangere werden drei Wochen vor dem Geburtstermin ausgeflogen. Wir haben keinen Kreißsaal und keine Hebamme. Und die sechs Betten im Krankenhaus sind nur für Notfälle“, sagt die Festland-Norwegerin Ida, die es vor zwölf Jahren auf die arktische Insel verschlagen hat. Auch ein Altenheim gibt es in den hochpolaren Breiten nicht. Das ist auch der Grund, warum die Menschen die Region spätestens im Rentenalter verlassen. 

Longyearbyen: Einkaufsmeile, Hotels und Restaurants

Ansonsten punktet Longyearbyen mit einer sehr modernen Infrastruktur. Außer dem Krankenhaus gibt es eine Einkaufsmeile, ein vielfältiges Hotel- und Restaurantangebot, mehrere Kindergärten, eine Schule, ein Schwimmbad, ein Kultur- und ein Sportzentrum, ein Kino, ein Theater, diverse Museen, eine Post, eine Tankstelle, einen Hafen und einen Flughafen.

Kriminalitätsrate? Gleich null. „Du musst keine Angst um deine Kinder haben, du kannst die Haustür offen lassen – es passiert nichts“, berichtet Ida, die mit Mann und drei Kindern in einem der bunten Holzhäuser in Longyearbyen lebt. 

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Häuser im Städtchen Longyearbyen. Auch im Frühling liegt hier Schnee.

Häuser im Städtchen Longyearbyen. Auch im Frühling liegt hier Schnee.

Abenteuer mit dem Schneemobil

Am nächsten Tag wartet ein Abenteuer: ein Schneemobil-Trip durch den Fjord. Schon das Einkleiden ist ein Erlebnis. Wir steigen in riesige, wattierte, winddichte schwarze Overalls, darüber die Boots, dann die Sturmmaske, Helm und zwei Paar Handschuhe übereinander. „Die Ausrüstung braucht ihr, sonst bekommt ihr Erfrierungen bei dem Fahrtwind und der Kälte“, erklärt uns Magne, der unsere Gruppe auf der Fahrt begleitet.

Dann geht’s los. Aufsitzen, Gas geben, unsere Kolonne setzt sich in Bewegung. Allerdings brauchen wir etwas, um auf Touren zu kommen. Doch nach ein paar Kilometern haben wir den Dreh raus. Mit 40 Kilometern pro Stunde gleiten wir durch die weiße Schlucht. Die Sonne schafft es zwar noch nicht über die Berge, aber es ist atemberaubend. Hellblau, dunkelblau, lila und rosa leuchten die Eisberge um uns herum, jede Minute sehen Licht und Landschaft anders aus.

Dann rattern wir einen Berg hinauf und schalten die Maschinen ab. Kein Surren, kein Summen – einfach nur unglaubliche Stille. Plötzlich taucht auf dem Plateau vor uns, wo der Wind den Schnee weggeblasen hat, ein grau-weißes Tier auf, und noch eins und noch eins. Es ist das Svalbard-Rentier, das es nur in dieser Gegend gibt.

Das Svalbard-Rentier gibt es nur in der Gegend auf Spitzbergen.

Das Svalbard-Rentier gibt es nur in der Gegend auf Spitzbergen.

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Am Abend fahren wir raus in das Adventstal zum Camp Barentz. Mitten in der Tundra zehn Kilometer vor der Stadt ist dort eine Holzhütte aufgebaut – im Stil wie in den Pioniertagen. In der Mitte brennt ein offenes Feuer, ringsum sind gemütliche, mit Rentierfellen ausgelegte Sitzgelegenheiten, auf denen wir auch schlafen können. „Die norwegische Königsfamilie hat hier schon Weihnachten gefeiert“, erzählt uns Gastgeberin Marte, die uns mit Rentiereintopf, Kaffee und selbstgebranntem Kräuterschnaps verwöhnt.

Polarlichter: Spontanes Naturschauspiel

Marte weiß viele Geschichten zu erzählen – über die alten Walfänger, über die Flora, Fauna und Tierwelt von Spitzbergen und über das Schauspiel der Polarlichter. Als wir später hinausgehen in die dunkle, klare Winternacht, haben wir riesiges Glück. Wir werden Zeuge eines wundervollen Spektakels.

Grüne Lichter tanzen in bizarr anmutenden Formen in alle Himmelsrichtungen. „Man kann nie sagen, wann sie kommen“, erzählt Marte. „Manchmal schaut man nach oben und plötzlich sind die Polarlichter da.“ So schnell, wie sie auftauchen, können sie auch wieder verschwinden. Doch diesmal dürfen wir Aurora borealis, wie das Naturschauspiel auch genannt wird, mehr als eine Stunde lang bewundern. Einfach magisch.

Viel zu schnell gehen die Tage in Spitzbergen vorüber. Wir erleben Abenteuer, Natur pur und gewinnen viele köstliche kulinarische Eindrücke. Probiert haben wir auch eine heimische Spezialität, die bei uns Tierschützer auf die Barrikaden bringen würde: Kattsko (Robbensteak). „Warum soll man Robben nicht essen?“, wundern sich die Norweger. Es gebe doch so viele. Das Fleisch schmeckt jedenfalls gut – ähnlich wie Reh. 

Dann müssen wir „farvel“ sagen. Doch bevor es zurück in die Heimat geht, wartet noch ein besonderes Erlebnis auf uns: eine Hundeschlittentour. „Vorkenntnisse braucht man nicht“, weiß Ellen. Vielleicht sollte man keine Angst vor Hunden haben. Aber die Huskys sind sehr sanftmütig. Sie bellen nur etwas lauter, wenn sie wissen, dass sie gleich den Schlitten ziehen dürfen. Noch einmal rauschen wir durch die märchenhafte Winterlandschaft, sehen Rentiere, Polarfüchse und Schnee, Schnee, Schnee. Nur Eisbären, die bekommen wir nicht vor die Kamera.

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Tipps und Infos für Spitzbergen

Anreise: Norwegian fliegt zweimal täglich ab Berlin direkt nach Oslo. Ab Hamburg und Frankfurt gibt es mit Lufthansa/Germanwings Direktflüge nach Oslo. Von Düsseldorf aus geht es mit SAS/Lufthansa via Kopenhagen nach Oslo. Innerhalb Norwegens fliegt SAS ab Oslo teilweise mehrmals täglich nach Longyearbyen, teilweise mit Zwischenstopp in Tromsø.

Beste Reisezeit: Von Anfang Mai bis Ende August steht die Sonne rund um die Uhr im Zenit – der ideale Zeitraum für Wanderungen. Der sogenannte Lichtwinter im März und April ist mit Temperaturen von bis zu minus 30 Grad Celsius sehr kalt, bietet aber stundenlange Sonnenauf- und -untergänge. In diesen Monaten herrscht Hochsaison.
 

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