Blütenmeer in Holland: Auf Tulpenspuren in Flevoland
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In Flevoland in den Niederlanden verwandeln sich die Felder zur Tulpenblütezeit in wahre Gemälde.
© Quelle: Claire Droppert/NBTC
Sie leuchten rot, gelb, weiß, rosa oder sogar violett und strecken, so weit das Auge reicht, ihre kleinen Kelche der Sonne entgegen: die Tulpen in der niederländischen Provinz Flevoland am Ijsselmeer. Im Frühjahr gleicht die Landschaft hier einem farbenprächtigen Gemälde. Millionen Tulpen blühen dann rund um Noordoostpolder, Dronten, Zeewolde und Lelystad.
Flevoland ist eine der wichtigsten Blumenregionen
Mit mehr als 5000 Hektar Tulpenfeldern ist Flevoland eine der wichtigsten Blumenregionen des Landes. Auf den hiesigen Feldern wachsen aber auch Lilien, Gladiolen und Traubenhyazinthen. Die jüngste Provinz des Landes bietet beste Voraussetzungen für die Pflanzen. Denn sie entstand beim größten Landgewinnungsprojekt der Welt auf dem Meeresboden der Zuidersee. Heute sind deshalb die Felder besonders fruchtbar. Die Blütezeit der Tulpen dauert meistens von Anfang April bis Mitte Mai.
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Während der Blütezeit von April bis Mitte Mai gibt es in den Niederlanden vielerorts Tulpen, so weit das Auge reicht.
© Quelle: Claire Droppert/NBTC
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Auf den Tulpenrouten die Felder entdecken
Die Felder lassen sich dann am besten mit dem Fahrrad erkunden, aber auch zu Fuß und mit dem Auto – zum Beispiel auf den Tulpenrouten. Die besonderen Strecken werden jährlich neu festgelegt, weil die Felder nicht mehrere Jahre nacheinander bepflanzt werden. Die Website tulpenrouteflevoland.nl informiert nicht nur über die jeweiligen Routen, sondern auch über den Blühfortschritt der Tulpen am Wegesrand, falls das Wetter für eine etwas verzögerte Blütezeit sorgt.
Informationen zu Zucht und Pflege der Tulpen gibt es im Tulpeninformationszentrum, das sich auf dem Wrakkenpfad zwischen Creil und Rutten befindet. Und wer sich eine blühende Erinnerung mit nach Hause nehmen möchte, hat natürlich auch die Chance dazu: Im Tulpenpluktuin etwa, dem Pflückgarten in Marknesse, dürfen Besucher die Blumen selbst pflücken. 50 unterschiedliche Sorten stehen hier zur Wahl.
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An vielen Orten kannst du gegen eine günstige Gebühr selbst Tulpen pflücken.
© Quelle: Nationale Beeldbank/NBTC
Wer will, sieht sich die Felder bei einem Helikopterflug aus der Vogelperspektive an – zum Beispiel bei Creil. Aus der Luft hat man übrigens auch einen besonders guten Blick auf eine weitere Attraktion der Region: Im Wolderwijd bei Zeewolde gibt es eine Halbinsel in Form einer Tulpe. Tulpeiland besteht aus mehreren kleinen Inseln. Im Frühjahr wachsen darauf rund 150.000 Tulpen.
Carolus Clusius brachte Zwiebeln und Samen einst ins Land
Ob weiß, rosa, rot oder gelb, gefedert oder geflammt: Keine andere Blume steht so sehr für die Niederlande wie die Tulpe. Dabei stammt das Nationalsymbol ursprünglich gar nicht aus unserem Nachbarland, sondern aus Zentralasien. Der flämisch-niederländische Botaniker Carolus Clusius (1526–1609) brachte die ersten Zwiebeln und Samen in die Niederlande und gilt heute als erster erfolgreicher Tulpenzüchter des Landes.
Clusius hatte zuvor in Wien als Hofbotaniker für Kaiser Maximilian II. gearbeitet und die österreichische Hauptstadt zum Zentrum der europäischen Blumenzucht gemacht. 1592 übernahm er die Leitung des zwei Jahre zuvor gegründeten Hortus botanicus, des botanischen Gartens, in Leiden. Der Garten, der heute einer der ältesten botanischen Gärten in den Niederlanden ist, wurde 1590 für die Ausbildung der Studenten der Universität Leiden gegründet. 1594 wurde die Anlage erstmals bepflanzt – unter anderem mit den Zwiebeln und Samen, die Clusius mitgebracht hatte.
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Der Botaniker Carolus Clusius, hier als Büste, gilt als erster erfolgreicher Tulpenzüchter der Niederlande.
© Quelle: imagebroker/imago images
Dank ihrer Exotik und Exklusivität wurde die Tulpe schnell immer beliebter bei den Niederländern. Es dauerte nicht lange, bis sie vom Statussymbol zum Spekulationsobjekt wurde, das sogar an der Börse gehandelt wurde. Die Tulpenmanie führte zum ersten Börsencrash der Weltgeschichte. Viele Niederländer verloren dabei ihr gesamtes Vermögen.
Heute produzieren die Niederlande jedes Jahr 1,7 Milliarden Schnittblumen. Das entspricht rund 60 Prozent des weltweiten Handels. Fast 27 Prozent der Exporte gehen nach Deutschland.
Und längst haben sich die Niederländer Wege einfallen lassen, um aus den Tulpenzwiebeln mehr als schöne Blüten zu machen. Im Restaurant Flantuas am Flugplatz Lelystad etwa macht der Koch Gerhard Flantua sie zum Bestandteil eines Menüs. Und im Herzen der Tulpenregion Bollenstreeck in Südholland entsteht Wodka aus Tulpen.
Tulpenzwiebeln werden zu exklusivem Wodka
Dafür haben Bart Bouter und Joris Putman die Clusius Craft Distillers gegründet – auch als eine Art Hommage an Carolus Clusius. In ihrer Brennerei in Katwijk machen sie aus ausschließlich niederländischen Tulpenzwiebeln und natürlich gefiltertem Wasser aus den Sanddünen den Dutch Tulip Vodka. „Er zeichnet sich durch einen frischen, fruchtigen Geschmack und mineralische Noten aus“, sagt Destillationsleiter Joris Putman.
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Bart Bouter (links) und Joris Putman stellen aus Tulpenzwiebeln den ersten Tulpenwodka der Niederlande her: Dutch Tulip Vodka.
© Quelle: Clusius Craft Distillers
Für jede Flasche werden mindestens 350 Tulpenzwiebeln benötigt. Das hat natürlich seinen Preis: Für eine Flasche des Dutch Tulip Vodka Pure werden 295 Euro fällig. Die Premium-Blend-Version, die aus nur 40 Tulpenzwiebeln besteht, kostet 48 Euro pro Flasche.
Blumenkorsos im Frühjahr und Spätsommer
Tulpen spielen auch bei den Blumenkorsos, die ein fester Bestandteil des niederländischen Kalenders sind, eine wichtige Rolle. Im Frühjahr werden damit sowie mit Hyazinthen und Narzissen die riesigen Wagen geschmückt. Im August und September haben dann die Dahlien ihren großen Auftritt bei den Blumenkorsos. Das Gestalten der Wagen ist eine Art Nationalhobby. 75.000 Niederländer beteiligen sich daran pro Jahr. „Freunde, ganze Familien machen mit“, berichtet Paul Bastiaansen von Corsokoepel, einer Vereinigung der niederländischen Paraden. „Vor allem für Jüngere ist es ein Ansporn, dass die Blumenparaden Wettbewerbe sind.“
Bis aus den Baumaterialien und Blumen rollende Kunstwerke werden, ist einiges zu tun. Zunächst müssen die Gerüste der Wagen gebaut werden, dann erst können sie mit den Blumen geschmückt werden. Bis zu einer halben Million davon stecken die ehrenamtlichen Helfer auf die bis zu 20 Meter langen Wagen – einzeln und per Hand.
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Bei den Blumenkorsos in den Niederlanden, hier zum Beispiel in Lichtenvoorde, werden Tulpen, aber auch Dahlien und andere Blumen zu fahrenden Kunstwerken gemacht.
© Quelle: Corsokoepel
Korsokultur ist Unesco-Weltkulturerbe werden
Seit Ende des Jahres 2021 ist die Korsokultur sogar von der Unesco als immaterielles Kulturerbe anerkannt. „Die Korsokultur ist mehr als nur Parade und Wettbewerb. Das Gefühl sozialen Zusammenhalts und die gelebte Solidarität sind in der Regel ausschlaggebend für die Teilnahme“, schreibt die Unesco zur Begründung.
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