Nijmegen: Die grüne Stadt, die nur wenige kennen
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Luftansicht der Stadt Nimwegen mit der Stevenskerk.
© Quelle: imago images/Westend61
Nur zehn Kilometer von der deutschen Grenze entfernt liegt die Stadt Nimwegen, oder auf Niederländisch: Nijmegen. Noch nie gehört? Tatsächlich fliegt die holländische Stadt im Vergleich zu beliebten Zielen wie Amsterdam, Den Haag oder Maastricht unter dem Radar.
Aber ein genauerer Blick lohnt sich, denn die fortschrittliche Universitätsstadt mit rund 178.000 Einwohnerinnen und Einwohnern hat von zauberhaften historischen Gebäuden über coole Street-Art und spannende Museen bis hin zu herrlicher Natur eine ganze Menge zu bieten. Also, aufgepasst: Wir stellen dir die Stadt vor.
Nijmegen – die älteste Stadt der Niederlande?
Im Jahr 104 nach Christus gründeten die Römer auf dem heutigen Gebiet der Niederlande eine Siedlung namens Noviomagus. Am Fluss Waal, wo heute die Stadt Nijmegen steht, war damals die Legio X Gemina stationiert. Bei Ausgrabungen werden in der Region heute noch regelmäßig Gegenstände aus der Römerzeit gefunden.
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Wegen ihrer langen Geschichte behauptet Nijmegen von sich, die älteste Stadt in den Niederlanden zu sein. Ganz unumstritten ist das aber nicht, denn Maastricht erhebt ebenfalls Anspruch auf diesen Titel. Alt ist Nijmegen aber allemal.
Spuren der Vergangenheit in Parks und im Museum
Viel zu sehen ist von dieser langen Geschichte in Nijmegen heute leider nichts mehr. Im Zweiten Weltkrieg wurde die niederländische Stadt stark beschädigt – und das ausgerechnet durch US-amerikanische Soldaten. Dahinter steckte ein folgenschwerer Irrtum: Die Piloten glaubten, eine Bombe über der deutschen Stadt Kleve abzuwerfen. Stattdessen befanden sie sich über Nimwegen. Rund 800 Menschen starben und das Stadtzentrum lag größtenteils in Trümmern.
Viele der zerstörten Gebäude wurden später wieder aufgebaut und restauriert. Im Kronenburgerpark findest du aber noch echte Überbleibsel aus der Vergangenheit: den Kruittoren (auf Deutsch: Pulverturm) und Teile der alten Stadtmauer, die den Park von der Innenstadt trennen. Und auch im Hunnerpark kannst du an einem intakten Teil der historischen Stadtmauer entlangschlendern.
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Der Kruittoren im Kronenburgerpark ist ein Überbleibsel der alten Mauern von Nimwegen.
© Quelle: IMAGO/YAY Images
Wenn du mehr über die alten Römer in den Niederlanden erfahren möchtest, dann lohnt sich ein Besuch im Museum Het Valkhof. Dort sind allerlei archäologische Funde ausgestellt und du bekommst spannende Einblicke in den Alltag der römischen Armee. Die Ausstellung ist mit vielen interaktiven Elementen ausgestattet – langweilig wird die kleine Zeitreise in die Vergangenheit von Nijmegen also garantiert nicht.
Lebendige Universitätsstadt Nijmegen
Trotz ihrer langen Geschichte: Antiquiert und staubig ist die Stadt keineswegs, sondern jung, sauber und hip. Das liegt in erster Linie an der Radboud-Universität, die Studierende aus aller Welt anzieht. Sie haben die Stadt in mehrfacher Hinsicht geprägt.
In den 1960er-Jahren war Nijmegen das Zentrum der Studentenbewegung in den Niederlanden. Aus Protest gegen bestehende Strukturen, konservative Moralvorstellungen und das traditionelle Bildungssystem gingen Studierende auf die Straße. 1963 gründete ein Student in Nijmegen eine nationale Studentenvereinigung und 1968 wurde hier das erste Universitätsgebäude in den Niederlanden von Studierenden besetzt.
Der fortschrittliche Geist ist in der Stadt bis heute lebendig. So ist das Thema Nachhaltigkeit an der Radboud-Universität zum Beispiel ein wichtiger Bestandteil der Lehrpläne in allen Studiengängen.
Aber auch im Stadtbild ist der Einfluss der vielen jungen Einwohnerinnen und Einwohner aus aller Welt zu sehen: Nimwegen ist voll von schönen Cafés, Bars und Restaurants, in denen du leckeres Essen aus verschiedensten Nationalitäten bekommst – von Afrikanisch über Arabisch und Französisch bis hin zu Indisch und Vietnamesisch.
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In Nimwegen laden jede Menge hübscher Restaurants und Cafés zum Durchfuttern ein.
© Quelle: imago images/NurPhoto
Die Lange Hezelstraat: Lebendige Fußgängerzone
Viele dieser Restaurants findest du in der Langen Hezelstraat und den angrenzenden kleinen Gassen im Stadtzentrum. Auf der Kopfsteinpflasterstraße, die als älteste Fußgängerzone in den Niederlanden gilt, ist immer etwas los. Viele Bäume, wenig Müll und die hübschen traditionellen Stadthäuser machen sie zum perfekten Ort für einen entspannten Stadtbummel.
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Die Lange Hezelstraat in Nimwegen ist einer der lebendigsten Orte der Stadt.
© Quelle: IMAGO / agefotostock
Typische Ladenketten gibt es in der Fußgängerzone nur wenige. Stattdessen säumen unabhängige Geschäfte und hübsche Vintage-Boutiquen die Straße und verkaufen alles von Kleidern über Schuhe, Souvenirs, Schmuck, Antik und Kitsch.
Dabei steht vielerorts auch die Nachhaltigkeit besonders im Fokus. Im Öko-Kaufhaus Het Duurzame Warenhuis beispielsweise findest du umweltfreundliche und fair gehandelte Kleidung, einen nachhaltigen Friseur und vegane Küche.
Nachhaltig schlemmen kannst du im Restaurant De Nieuwe Winkel: Das vegetarisches Gourmetrestaurant bietet fleischfreie Menüs aus Kräutern, Wurzeln, Nüssen und Pflanzen an, die alle aus einem „Food Forest“ im nahe gelegenen Dorf Groesbeek stammen. Das zwei Hektar große Stück Land erscheint auf den ersten Blick wie ein normaler Wald – mit dem Unterschied, dass jede der rund 400 Pflanzenarten dort essbar ist.
Wahrzeichen der Stadt: Die Stevenskirk
Die Lange Hezelstraat führt dich direkt zum großen Marktplatz. Dort ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt kaum zu übersehen, die hoch über die restlichen Häuserdächer hinausragt: die Stevenskerk, umgangssprachlich auch einfach die Grote Kerk (Große Kirche) genannt.
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Nimwegen ist voll von historischen Gebäuden wie der Stevenskerk (rechts) und der alte Lateinschule (links).
© Quelle: imago images/Madrabothair
Eingeweiht wurde das beeindruckende Bauwerk im gotischen Stil schon 1273. Aber auch die Stevenskerk fiel wie viele Gebäude in der Stadt dem amerikanischen Bombardement zum Opfer und der Wiederaufbau wurde erst 1969 fertiggestellt.
Nicht nur von außen macht die Kirche viel her. Im Inneren sorgen das hohe Gewölbe, zahlreiche Kronleuchter und das Licht, das durch die Spitzbogenfenster fällt, für eine ganz besondere Atmosphäre. Wenn du die Gelegenheit hast, dann besuche ein Konzert oder einen Gottesdienst, bei dem die berühmte Königsorgel zu hören ist. Bei gutem Wetter lohnt sich auch der Aufstieg auf den Stevenstoren (Stefansturm): Von hier aus hast du einen tollen Ausblick über die Stadt.
Der Grote Markt: Zentrum des Stadtlebens
Direkt vor der Kirche erstreckt sich der Grote Markt, der Marktplatz von Nimwegen. Jeden Samstag findet dort ein großer Wochenmarkt statt, auf dem du frisches Gemüse, Eier, Fleisch und Fisch bekommst. Wenn du das rege Treiben lieber mit ein wenig Abstand beobachten möchtest, dann mache es dir mit einem Kaffee auf einer der vielen Terrassen am Marktplatz bequem.
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Auf dem Marktplatz von Nimwegen findest du die alte Stadtwaage, in der die Kaufleute ihre Waren wiegen lassen mussten.
© Quelle: imago images/Mediagram
Ebenfalls sehenswert auf dem Grote Markt: die Booterwag, ein altes Renaissance-Gebäude in der Mitte des Marktplatzes, in dem früher Kaufmannsgüter gewogen wurden, und die Fassade der Latijnse School (Lateinschule) aus dem 16. Jahrhundert.
Museen, Street-Art, Kinos, Festivals: Das kannst du in Nijmegen unternehmen
Kulturelle Highlights stehen in Nijmegen aber nicht nur auf dem Grote Markt. Für Kultur-Fans lohnt sich neben dem bereits erwähnten Kunst- und Archäologiemuseum auch ein Besuch im Velorama. Hier dreht sich alles um das wohl beliebteste Fortbewegungsmittel der Niederländer: das Fahrrad. In dem einzigen Fahrradmuseum in den Niederlanden sind zahlreiche besondere Räder ausgestellt, von originalen Laufrädern bis hin zu königlichen Zweirädern.
Wie fühlt es sich an, blind oder sehbehindert zu sein? Das kannst du im muZieum eindrucksvoll erleben. In vollkommener Dunkelheit musst du dich ganz auf das Riechen, Hören, Tasten und Schmecken verlassen, um deine Umgebung zu erkunden.
Deine Augen brauchst du dagegen für unseren nächsten Tipp: Nimwegen ist nämlich voll von professioneller Street-Art. Bei einem Spaziergang durch die Stadt kannst du an vielen Ecken aufwendige Wandmalereien entdecken, die Hauseingänge und Wände verzieren.
Auch für Kino-Fans ist Nimwegen ein kleines Schlaraffenland. In der Stadt gibt es mehrere Kinos mit vielfältigem Programm: Im Pathé Nijmegen und in den beiden VUE-Kinos laufen aktuelle Blockbuster, während im LUX täglich Arthouse-Filme, internationale Kunst, Musik und Theater gezeigt werden.
Wenn du am Wochenende in Nijmegen unterwegs bist, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass es gerade irgendwo ein Festival oder ein Konzert gibt. Im Sommer findet dort mit dem Vierdaagsfest sogar die größte mehrtägige Wanderveranstaltung der Welt statt. Besucherinnen und Besucher aus aller Welt reisen an, um vier Tage lang durch Nijmegen und die Umgebung zu wandern. Drum herum sorgen mehrere Bühnen für Party-Stimmung und das Festival-Feeling.
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Menschen feiern beim Vierdaagsefest in Nimwegen.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
Darüber hinaus finden über das ganze Jahr verteilt viele weitere kleine und große Festivals statt, wie das jährliche Kurzfilmfestival Go Short im Frühling, die Theater Avenue im Sommer, das literarische Jugendfestival im Herbst und das Wissenschaftsfilmfestival InScience im Winter.
Waalstrandje und Ooijpolders: Nijmegens Natur-Oasen
Genug vom Trubel der Stadt? Egal, wo du dich in Nijmegen aufhältst, ist es nie weit bis in die Natur. Die Stadt liegt direkt am Fluss Waal, einem Mündungsarm des Rhein. An seinen Ufern kannst du im Sommer herrlich entspannen oder sogar baden gehen. Der Waaldstrandje überrascht sogar mit herrlich feinem hellem Sand. Auch bei vielen jungen Einheimischen ist der Stadtstrand ein beliebtes Ausflugsziel.
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Der Sandstrand am Fluss Waal ist besonders im Sommer ein beliebter Ort bei Einheimischen und Besucherinnen und Besuchern.
© Quelle: imago images/Pro Shots
Wenige Gehminuten davon entfernt führt die Waalbrug (Waalbrücke) über den Fluss und verbindet das Stadtzentrum mit dem Stadtteil Lent. Rund um die Brücke finden im Sommer zahlreiche Veranstaltungen wie Konzerte, Festivals und Kirmes statt.
Wenn du noch mehr Ruhe suchst, findest du die auf der anderen Seite der Brücke im Naturschutzgebiet Ooijpolders. Dort ist ganz viel Platz, um in Ruhe zu wandern oder Fahrrad zu fahren. Mit etwas Glück entdeckst du dort auch die halb wilden Konik-Pferde und Galloway-Rinder, die in der weitläufigen Landschaft zu Hause sind.
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Von der Stadt ist es nicht weit bis in das grüne Naturschutzgebiet Ooijpolder.
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Fortschrittliche Vorzeigestadt
2018 wurde Nijmegen als Grüne Hauptstadt Europas ausgezeichnet. Das historische Zentrum ist autofrei, rund 60 Kilometer Radschnellwege führen durch die Stadt, und die Busse werden mit grünem Kraftstoff betrieben. 2016 wurde ein Kohlekraftwerk in einen Solarpark umgewandelt, der fast 400 Haushalte in der Stadt mit Strom versorgt, und bis 2030 will die Stadt klimaneutral werden.
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Die Innenstadt von Nimwegen ist autofrei – dafür sind Fahrräder als Fortbewegungsmittel sehr populär.
© Quelle: imago images/NurPhoto
Der Grund für Nijmegens eifrigen Einsatz für Klimaschutz und Nachhaltigkeit dürfte nicht nur die junge Stadtbevölkerung sein, sondern auch die Stadtlage. In den letzten Jahrzehnten haben viele Einwohnerinnen und Einwohner die Folgen des Klimawandels am eigenen Leib zu spüren bekommen, als der Fluss Waal über die Ufer trat und schwere Schäden anrichtete.
Um die Stadt zu schützen, entschied die Gemeinde schließlich, den Fluss umzuleiten – mitten durch die Stadt. Knapp 60 Häuser wurden abgerissen oder verlegt, um dafür Platz zu schaffen. Mitten im Fluss liegt nun die kleine Insel Veur-Lent, die Besucherinnen und Besucher zu Fuß oder mit dem Rad über mehrere Brücken erreichen können.
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Die kleine Insel Veur-Lent in Nimwegen wird von Besucherinnen und Besuchern gerne zum Entspannen genutzt.
© Quelle: imago/Hollandse Hoogte
Bislang gibt es dort vor allem viel Natur und mehrere Strände, in Zukunft sollen auf der Stadtinsel auch Häuser und Geschäfte gebaut werden.
Tipps für die Reise nach Nijmegen
Wenn du jetzt Lust bekommen hast, Nijmegen einmal selbst zu entdecken, bietet sich dafür am besten ein langes Wochenende an. Schließlich gibt es in der Stadt eine ganze Menge zu entdecken, dank kurzer Wege kommst du aber ziemlich schnell von einem Ort zum anderen.
Im Frühling und Sommer kannst du Nijmegens Strände und Naturschutzgebiete besonders gut genießen. Aber auch im Winter lohnt sich eine Reise in die Stadt: Zum Weihnachtsmarkt ist die Lange Hezelstraat wunderschön geschmückt. Und bei schlechtem Wetter kannst du dir die Zeit wunderbar in einem der vielen Museen vertreiben.
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Auch in den Wintermonaten ist Nimwegen eine Reise wert.
© Quelle: imago images/NurPhoto
Nijmegen ist von vielen deutschen Städten sehr gut mit dem Zug erreichbar und der Bahnhof liegt in Fußnähe zum Zentrum. Wenn du mit dem Auto anreisen möchtest, solltest du beachten, dass die Innenstadt von Nijmegen autofrei ist. Es gibt aber ein Park-and-ride, von wo aus du mit einem kostenlosen Bus ins Zentrum kommst.
Reisereporter