Islands Norden: Wale, heiße Quellen und noch viel mehr
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Bei Akureyri in Islands Norden können Reisende mit etwas Glück Wale beobachten.
© Quelle: imago images/Cavan Images
Für die meisten Menschen ist eine Begegnung mit einem Wal in freier Wildbahn ein unglaubliches Erlebnis. Möglich wird es im Norden Islands! Doch der Norden der Insel hat noch viel mehr Höhepunkte für deinen Urlaub zu bieten. Der reisereporter hat den Überblick.
Whale Watching in Island: Schweinswale beobachten
Schon nach wenigen Minuten auf dem Boot ist es zum ersten Mal soweit: In der Ferne lässt sich eine Gruppe kleiner Schweinswale treiben. Doch genau so schnell, wie sie aufgetaucht sind, sind die besonderen Säugetiere auch schon wieder verschwunden.
Auf dem Whale-Watching-Boot blicken sich alle Mitfahrenden um, auf der Suche nach einer Schwanzflosse oder einer Fontäne auf dem Wasser. Dann ist es wieder soweit: „Wal auf elf Uhr“, sagt der Kapitän, und alle drängen sich an die Reling. Immer näher kommt der Kahn den zwei Buckelwalen, die wieder und wieder ihre Fontäne nach oben schießen lassen, seelenruhig auftauchen und wieder verschwinden.
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Ein Buckelwal taucht immer wieder auf und ab, die Besucher auf dem Boot danken es mit Jubelschreien.
© Quelle: Lisa-Marie Leuteritz
Fjord bei Hauganes lockt viele Wale an
Möglich ist diese besondere Begegnung nahe des 120-Seelen-Dorf Hauganes, etwa 35 Kilometer nördlich von Akureyri. Die Tiere kommen jedes Jahr im Februar hierher und schlemmen sich dann unter anderem durch die Fischgründe im Fjord Eyjafjörður. Diese Fischgründe macht sich übrigens auch der kleine Fischereibetrieb zunutze, der die Boote der Whale-Watching-Touren im Winter zum Kabeljaufischen umfunktionieren.
Chef Elvar Reykjalín bezeichnet sich selbst als „König des gesalzenen Kabeljaus“, einer Spezialität, die die Fischerei in ihren Hallen herstellt. „Mein Ururgroßvater gründete die Fischerei vor 100 Jahren“, erzählt Reykjalín, der inzwischen selbst eine Enkeltochter hat und kaum abwarten kann, bis sie ins Unternehmen einsteigt – doch sie ist ein halbes Jahr alt und wird wohl noch etwas Schonfrist haben.
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Vom kleinen Hafen von Hauganes aus geht es mit dem Boot für etwa eineinhalb Stunden aufs Meer hinaus – etwa mit dem Anbieter Whale Watching Hauganes, der sich selbst als älteste Whale-Watching-Company Islands bezeichnet.
© Quelle: Lisa-Marie Leuteritz
Kabeljaufischen: Islandische Tradition
Der Fisch wird nach dem Filetieren etwa fünf Monate in Salz eingelegt und damit haltbar gemacht – ein Verfahren, das in Island schon seit Generationen zum Alltag dazugehört, um über den langen und rauen Winter hinweg etwas zu essen zu haben.
Doch nicht immer landet nur Kabeljau in den Netzen der Fischerinnen und Fischer. Auch Haie verirren sich manchmal dort – und werden zu fermentiertem Grönlandhai, besser bekannt als Gammelhai oder Hàkarl, weiterverarbeitet. Anstatt die verendeten Tiere wegzuwerfen, nutzen die Fischerinnen und Fischer auch sie, um für den Winter Nahrung einzulegen.
Skurriles Nebenprodukt: Fermentierter Grönlandhai
Dass der Grönlandhai über viele Monate fermentiert wird, hat einen wichtigen Grund: Der Grönlandhai enthält für den Menschen gesundheitsgefährdende Stoffe und sollte nicht einfach so gegessen werden. Durch das Fermentieren verliert er diese – ob sein Geschmack dann ein Gewinn ist, muss jeder Mutige bei einer Kostprobe selbst entscheiden. Natürlich weiß Elvar Reykjalín sofort, was gemeint ist, und auf die Frage, ob den Touristen auch hier probieren können, muss er lachen und sagt: „Die Leute würden aus der Halle rennen oder sich direkt übergeben.“
Das Fischen gehört in Island bei vielen Familien zum Alltag und sorgt für den Lebensunterhalt. Das ist aber nicht der einzige natürliche Vorteil des Landes, den sich die Einwohnerinnen und Einwohner zunutze machen.
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In Akureyri stehen viele bunte Häuser.
© Quelle: Lisa-Marie Leuteritz
Heiße Quellen sorgen für Entspannung in Nord-Island
Auch die heißen Quellen gehören dazu. Immer wieder steigen auch im Norden Islands Rauchsäulen in der Landschaft auf: Sie sind sichtbarer Zeuge der Geothermie. Und von dessen Kraft ist so viel vorhanden, dass im Winter in Akureyri und Reykjavik sogar Straßen und Gehwege beheizt werden. Das ist kein Hexenwerk, die Leitungen werden lediglich nah unter der Oberfläche verlegt und geben Wärme ab.
Das heiße Wasser, das direkt aus der Erde kommt, nutzen die Isländerinnen und Isländer auch für ihre geothermalen Bäder, für die das Wasser sogar noch mit kaltem gemischt werden muss, weil es sonst zu heiß ist. Auf diese Art ergibt sich in der Regel eine wohlige Badetemperatur von rund 38 Grad Celsius. Offizielle Bäder nutzen die Einheimischen als soziale Treffpunkte und baden dort gemeinsam, gern auch mit einem Bier oder Wein in der Hand.
Island: Geothermie mitten im Grünen
Besonders idyllisch ist das unter anderem in der Forest Lagoon möglich. Zwischen 10 und 24 Uhr kann hier gebadet werden – mit Aussicht auf den Ort Akureyri, der oft als Hauptstadt von Islands Norden bezeichnet wird.
Dass sie überhaupt im Vaðlaskógur-Wald eröffnen konnte, ist einem Zufall zu verdanken. 2013 begann man, in Akureyri einen Tunnel zu bauen, durch den seit 2018 die Ringstraße führt. Die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter stießen bei ihren Grabungen auf eine heiße Quelle im Berg. Ein Ehepaar erkannte ihr Potenzial und ergriff die Chance: Sie kauften das Stück Land nahe der Quelle und errichteten Geothermalspa mitten im Grünen.
Eine 2,8 Kilometer lange Pipeline leitet das heiße Wasser aus der Quelle direkt in die Lagune. Dort kommt es mit einer Temperatur von 50 Grad Celsius an und wird auf 38 Grad für den großen Pool heruntergekühlt. Wer es wärmer möchte, kann den kleineren 44 Grad warmen Pool nutzen.
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Das Wasser in den Becken der neuen Forest Lagoon bei Akureyri kommt direkt aus dem Berg und wird heruntergekühlt auf rund 38 Grad Celsius.
© Quelle: Lisa-Marie Leuteritz
Auf dem Gelände gibt es auch eine Sauna. Das Gebäude ist mit Holz aus Österreich gebaut. Im Inneren führt der Gang zu den Umkleidekabinen direkt an einer Felswand entlang. Um Platz zu schaffen, mussten 7000 Kubikmeter Stein gesprengt werden. Die so entstandenen Gesteinsbrocken wurden anschließend als Baumaterial verwendet.
Reiseführer zeigt Islands Norden
Wer noch mehr rund um Akureyri kennenlernen möchte, ist bei Gísli Rúnar Víðisson genau richtig. Er wohnt gemeinsam mit seiner Frau, den Kindern sowie 30 Pferden und 150 Schafen auf einer Farm nahe Akureyri. „Meine Familie lebt schon seit dem Jahr 880 hier“, erzählt er.
Der Isländer arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Reiseführer und hat seit diesem Jahr eine eigene Firma, die unterschiedliche Touren anbietet. Er hat jede Menge über die Kirchen im Fjord zu erzählen und kennt die besten Spots, um Nordlichter zu sehen, und seine Frau kümmert sich um kulinarische Köstlichkeiten wie in karamellisiertem Zucker geschwenkte Kartoffeln, dazu stundenlang im Ofen geschmortes Lamm und Fisch direkt aus dem Fjord.
So macht sich auch Familie Víðisson die natürlichen Vorteile Islands für ihren Lebensunterhalt zunutze und begeistert die Touristinnen und Touristen während der Touren mit der einzigartigen Natur gepaart mit dem entspannten und freundlichen Lebensgefühl.
Tipps für deine Reise nach Island
Anreise nach Island: Direktflüge Reykjavik oder nach Keflavik, rund 60 Kilometer entfernt, gibt es ab Berlin und Frankfurt am Main dreimal wöchentlich. Von dort geht es ins nördliche Island weiter mit einem Mietwagen.
Walbeobachtungen:Whalewatching Hauganes bietet täglich Touren ab 76 Euro pro Person an. Die Fahrt dauert rund eineinhalb Stunden. An Bord gibt es Snacks und Heißgetränke. Zahlreiche weitere Anbieter für Whale-Watching-Touren gibt es in Husavik, rund 75 Kilometer nordöstlich von Akureyri.
Heiße Quellen:Forest Lagoon: Vaðlaskógur 605, Akureyri. Geöffnet: täglich 10 bis 24 Uhr. Eintritt: 5990 Isländische Kronen, also etwa 43 Euro pro Person.
Unterkünfte: Direkt in Akureyri gibt es zahlreiche Hotels, ebenso entlang der Ringstraße und des Arctic Coast Highway. Wer einen Blick auf Nordlichter erhaschen möchte, sollte eine möglichst abgelegene Gegend ohne Lichtverschmutzung aufsuchen. Dafür ist das Hotel Natur zu empfehlen. Es liegt auf der anderen Seite des Fjords rund 15 Kilometer nördlich von Akureyri. Das Hotel hat einen Turm mit Glaskuppel, in dem man geschützt Nordlichter genießen kann. Eine Übernachtung im Doppelzimmer kostet rund 150 Euro.
In Husavik gibt es ein Fosshotel, direkt im Zentrum. Zimmer gibt es ab 274 Euro pro Nacht.
Die Reise wurde unterstützt von Visit Iceland und Visit North Iceland. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.
Reisereporter