Island

Island, endlich einsam – eine Reise während der Pandemie

Der Wasserfall Kirkjufellsfoss vor dem Berg Kirkjufell auf der Halbinsel Snæfellsnes ist normalerweise ein Touristenmagnet. In den vergangenen Monaten war es hier wie vielerorts auf Island eher einsam.

Der Wasserfall Kirkjufellsfoss vor dem Berg Kirkjufell auf der Halbinsel Snæfellsnes ist normalerweise ein Touristenmagnet. In den vergangenen Monaten war es hier wie vielerorts auf Island eher einsam.

Mühsam holpert der Mietwagen über die Schotterpiste, die eigentlich eher eine Steinpiste ist. Die paar Hundert Meter runter von der Hauptstraße zum Svínafellsjökull, einem der Ausläufe des größten Gletschers Europas, dem Vatnajökull, sie sind eine Belastungsprobe. Für unsere Nerven, aber mehr noch für das kleine Auto, das wir uns für eine Woche auf Island gemietet haben.

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Bei der Abfahrt in Reykjavík hatten wir noch zwei andere Reisende mit einem vergleichbaren Kleinwagen gefragt, ob die Tour mit diesem Auto machbar ist. „Mit Vorsicht und Geduld in jedem Fall“, hatten sie uns gesagt. Das Gute, als wir mit viel Vorsicht und gelegentlichen Stoßgebeten zu der blaugrünlich glänzenden Eismasse hinabholpern: Niemand hinter uns drängelt.

Das Eis auf der Gletscherlagune Jökulsárlón nahe dem Diamantstrand gehört zu den Naturschönheiten, die sonst viele Reisende anziehen.

Das Eis auf der Gletscherlagune Jökulsárlón nahe dem Diamantstrand gehört zu den Naturschönheiten, die sonst viele Reisende anziehen.

Island ganz ohne Touristenströme

Island in der Pandemie – das bedeutet, die sagenhafte Natur gehört uns weitestgehend allein. Oder besser: Wir dürfen hier allein sein.

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Island hatte sich im vergangenen Sommer vom Virus befreit, vorangegangen waren unter anderem sehr strikte Einreisebestimmungen. Deutschland gehörte dann im August zu den Ländern, die nicht als Risikogebiet galten: Die Einreise war sogar ohne Test möglich. Plötzlich kamen wieder Touristen. In den Bars und Restaurants an Laugavegur, der berühmten Haupteinkaufsstraße Reykjavíks, war Corona fast vergessen. Maske? Meist optional. Keine gute Idee, zeigten die Zahlen. Bereits im Herbst wurden die Einreisebestimmungen wieder drastisch verschärft.

Jene, die die Zeit hatten, sich erst einmal in Quarantäne zu begeben – oder das kleine Fensterfenster erwischten, in dem die Einreise unkompliziert verlief, hatten Glück. Denn wo zwischen ewigem Eis, Vulkanen, Geysiren und Mythen um Trolle und Elfen vor der Pandemie Busse voller Pauschalreisender umherfuhren, ist es während der Pandemie eher einsam geworden.

Einwohner haben sich schnell an Leere gewöhnt

„Es war zuerst merkwürdig, Island so leer zu sehen“, sagt Lissie Eglis, die mit Freunden in einer Bar isländisches Bier trinkt und sich darüber freut, „mal wieder mit Menschen von außerhalb zu reden“. Die 30-Jährige lebt in Reykjavík. „Wir haben uns schnell an die Leere gewöhnt – auch, weil es sehr nett wurde. Die Luftqualität verbesserte sich, im Stadtkern war plötzlich weniger los, alles war entspannter.“ Allerdings machten sich auch bald die Schattenseiten bemerkbar – etwa als die ersten Geschäfte aufgaben.

Die Basaltsäulen am Strand nahe Vík í Mýrdal im Süden Islands sind während der Pandemie auch wenig besucht.

Die Basaltsäulen am Strand nahe Vík í Mýrdal im Süden Islands sind während der Pandemie auch wenig besucht.

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Isländerinnen und Isländer entdeckten ihre Heimat neu

Nach einem kurzen, intensiven Lockdown im Frühjahr 2020 kamen die Lockerungen im Sommer mit einem Appell der Regierung an die Isländer, genau jetzt das Land als Ganzes zu unterstützen – mit Reisen. Die Kampagne „Ferðumst innanlands”, also „Reise lokal”, rief die Menschen dazu auf, die quasi komplett touristenfreie Landschaft zu erkunden. Ganz Island sei zeitweise „on the road“ gewesen, berichtet Eglis. Die Botschaft der Kampagne wirkte. „Uns wurde vermittelt, dass wir diese Zeit nur gut überstehen, wenn wir uns gegenseitig unterstützen“, sagt Eglis. Die Leute seien losgeströmt „in alle Ecken des Landes und entdeckten die natürliche Schönheit noch einmal neu“.

Bester Ausgangspunkt für alle Erkundungen auf Island ist Reykjavík – hier von der berühmten Hallgrimskirche aus gesehen.

Bester Ausgangspunkt für alle Erkundungen auf Island ist Reykjavík – hier von der berühmten Hallgrimskirche aus gesehen.


Und zu entdecken gab und gibt es eben vieles. Reykjavík ist dafür der richtige Ausgangspunkt. Schon auf dem Weg vom Flughafen Keflavík in die Hauptstadt geht es zum Beispiel vorbei an der Blauen Lagune. So rau die Natur, so einladend ist Reykjavík: Hier ist es so gemütlich, so bunt. Letzteres nicht nur wegen der in Regebogenfarben bemalten Straße Skólavördustígur, die zur alles überragenden Hallgrímskirkja, der Hallgrimskirche, hinaufführt, sondern wegen der vielen farbenfroh gestrichenen Fassaden, der Blumen, der Straßenmalereien.

Reykjavík ist der ideale Ausgangspunkt für Touren

Von Reykjavík ist man mit dem Mietwagen oder bei einer Bustour ruck, zuck auf dem Golden Circle unterwegs, jener Rundstrecke, die zu den absoluten Höhepunkten des Landes führt. Und die sind mitunter gar nicht so weit entfernt. Im Thingvellir-Nationalpark etwa gehen Besucher und Besucherinnen keine 45 Minuten Autofahrt von Reykjavík entfernt zwischen der amerikanischen und der eurasischen tektonischen Platte spazieren. Island liegt auf diesem Graben, gelegentliche Erdbeben zeugen von den Mächten, die unter den Füßen die Welt kontinuierlich formen.

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Selbst rundum die in Regenbogenfarben bemalte, normalerweise eher belebte Straße Skólavördustígur in Reykjavík ist während der Pandemie nicht viel los.

Selbst rundum die in Regenbogenfarben bemalte, normalerweise eher belebte Straße Skólavördustígur in Reykjavík ist während der Pandemie nicht viel los.


Keine Fahrtstunde entfernt liegt das Geysir-Geothermalgebiet in Haukadalur. In den Becken des Tals voller brodelndem Wasser entlädt sich alle zehn Minuten der Geysir Strokkur in Form einer bis zu 40 Meter hohen Fontäne. In der anderen Richtung ist der Wasserfall Gullfoss gut erreichbar. Mit lautem Getöse stürzen hier Abertausende Liter Wasser in die Tiefe. Die Kraft der Natur, allein an diesen drei Stationen wird sie begreiflich. Und die Einsamkeit scheint die Eindrücke fast noch zu verstärken.

Ringstraße führt einmal um das ganze Land

Wer mehr sehen will, macht die große Runde. Die Ringstraße führt – halbwegs gutes Wetter vorausgesetzt – in 15 bis 16 Stunden reiner Fahrtzeit einmal um das gesamte Land, die rauen Westfjorde ausgenommen. Mit knapp bemessener Zeit empfiehlt sich zumindest eine Fahrt bis Höfn im Südosten – vorbei am schwarzsandigen Diamantstrand mit den angeschwemmten Eisbrocken, den Klippen, auf denen die Papageientaucher nisten, unweit der Basaltsäulenformationen bei Vík í Mýrdal. Wer wirklich Zeit mitbringt, erkundet von den kleinen Städten an der Hauptstraße aus das Landesinnere. Kaum eine Wanderung, die sich nicht lohnen würde.

Bei einer Fahrt in den Südosten des Landes stehen die Chancen gut, an der Küste auch Papageientaucher zu sehen.

Bei einer Fahrt in den Südosten des Landes stehen die Chancen gut, an der Küste auch Papageientaucher zu sehen.

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Atemberaubende Bilder beim Vulkanausbruch

Eigentlich könnte man überall aussteigen, losgehen, eine besondere Welt entdecken, im Zweifel einfach über die riesigen Areale abgekühlter Lava staunen – wenn gerade keine frische dazukommt. Etwas, von dem uns Lissie Eglis aus Reykjavík Monate nach dem Besuch schreibt. Die aktiven Vulkane, die zuletzt auf Island für atemberaubende Szenerien sorgten, waren aufgrund der wenigen Reisenden für die Einwohner und Einwohnerinnen besonders eindrucksvoll.

„Wäre das in der Hochsaison geschehen, wäre eine sichere Infrastruktur für Tausende Gäste nicht möglich gewesen“ – die Isländer und Isländerinnen hingegen konnten mit Respekt und Abstand das Schauspiel betrachten – im Einklang mit der Umgebung: „Die kostbare Natur um die Vulkane herum wäre von den Besuchermassen nachhaltig geschädigt worden.“ Island ist endlich wieder etwas einsam. Lange wird das sicher nicht so bleiben.

Tipps für deine Reise nach Island

Aktuelle Situation: Das Auswärtige Amt rät aktuell von nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Island ab. Deutsche müssen vor der Einreise ein Registrierungsformular ausfüllen. Bei Einreise müssen sie eine abgeschlossene Impfung vorweisen, einen Nachweis über die Genesung von Corona erbringen oder einen negativen PCR-Test vorlegen. Nach einem Test am Flughafen können eine fünftägige häusliche Quarantäne und ein weiterer Test folgen.

Anreise: Von verschiedenen deutschen Flughäfen gibt es Direktflüge nach Reykjavík.

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Unterkünfte: In der Hauptstadt gibt es Hotels in unterschiedlichen Preisklassen.

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