Skifahren während der Polarnacht: Ab nach Lappland!
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Skifahren in Lappland: Die Pisten sind hell erleuchtet, und mit Glück sind bei klarem Winterwetter sogar Polarlichter am Himmel zu sehen.
© Quelle: Harri Tarvainen
Nach über einer Stunde geht der Flug AY 637 aus Helsinki in den Sinkflug. Die tief verschneite Landschaft, eben noch ein Gewimmel aus Ebenen und Seen, verändert sich. Zwei große Hügel, Fjelle, die auf finnisch Tunturi heißen, tauchen auf, von denen hell erleuchtete Abfahrten strahlen: Die Skigebiete von Ylläsjarvi und Levi.
Als die Maschine auf dem kleinen Flughafen aufsetzt, ist sie nicht allein: Schon fünf Charterflieger stehen vor dem Terminal, allesamt aus Großbritannien. Hier im Norden Finnlands, 160 Kilometer nördlich des Polarkreises, ist ein abgeschiedenes Touristenzentrum entstanden. Das Passagieraufkommen in Kittilä wächst kontinuierlich, von 214.493 im Jahr 2010 auf 325.160 im Jahr 2017.
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Bei kräftigem Wind übers Rollfeld: Am Flughafen Kittilä steigen die Passagiere in den Flug nach Helsinki.
© Quelle: Florian Hanauer
Guter Schnee und leere Pisten in Finnland
Reisebusse warten auf die Gäste aus London und Manchester, um sie auf Hotels und Apartments zu verteilen. Im Westen liegt Ylläs gut 50 Kilometer entfernt, im Norden kommt nach zehn Kilometern Levi, ein durch Weltcup-Abfahrten bekanntes Wintersportzentrum.
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Später, im Sessellift, erklärt ein begeisterter Brite, dass er häufig hier Urlaub mit der Familie macht und dass der Weg von England in die Alpen auch nicht einfacher als der Flug nach Nordfinnland sei. Aber der bessere Schnee, die weitläufigen, leeren Pisten – das sei attraktiver.
Kittilä gibt sich bei allem Rummel auch kleinstädtisch: Der Mietwagen steht vor dem Flughafen, der Zündschlüssel steckt, der Motor läuft wegen der eisigen Kälte – wir werden mit minus 15 Grad empfangen, in den nächsten Tagen sinken die Temperaturen bis auf minus 25 Grad.
Hotel oder Apartment in Lappland?
Wer nach Finnisch-Lappland reist, um in einem Ort wie Äkaskompolo das Quartier aufzuschlagen, hat die Wahl zwischen Hotels und Apartments, die wir beide ausprobieren: Während das größte Hotel am Ort leider hoffnungslos überteuerte und ungemütlich-neonbeleuchtete Zimmer bietet, ist das Apartment ein Glücksgriff: Es hat nicht nur jeden Komfort bis hin zur eigenen Sauna, sondern ist auch großzügig eingerichtet – zu einem Drittel des Hotelpreises.
Entspannt geht es auf den Pisten zu. Das beginnt schon beim Skiverleih, wo Verleiher Ahvo nicht nur die neueste Ausrüstung hat, sondern sich auch kulant zeigt: Gemietet für drei Tage, können wir die Bretter auch gleich fünf behalten, sagt er und ändert mit seinem Kugelschreiber die Quittung.
Die Berge glühen in der Polarnacht
Die Tage sind kurz, da die Sonne hier oben gar nicht mehr aufgeht, zumindest nicht im Januar. Ab 10 Uhr vormittags beginnt der Morgen im Dämmerlicht, ab 13 Uhr schließt sich sofort der Nachmittag an, bis es gegen 15 Uhr wieder dunkel wird. Aber was für ein Spektakel: Die Berge glühen förmlich in der Polarnacht, da die Pisten großzügig mit Flutlicht ausgeleuchtet sind.
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Souveniers im Schnee: Am Fuße der Pisten an Levis Hausberg warten im Ort Marktstände mit finnischer Handwerkskunst auf die Gäste.
© Quelle: Harri Tarvainen
Der Kontrast im Schnee ist gut, so dass man sich schnell an das Fahren bei Kunstlicht gewöhnt. Und die Abfahrten, vornehmlich leicht, können sich in ihrer Abwechslung und Länge durchaus mit den Alpen messen. Dafür ist es eisig kalt, dicke Skikleidung ist Pflicht. Und wegen der Dunkelheit wird manche Piste, etwa die Verbindung vom Skigebiet bei Äkäslompolo nach Ylläasjärvi, schon mittags wieder geschlossen.
Sonne scheint im April über 14 Stunden
Im Frühling hat sich die Dunkelheit erledigt: In diesen Tagen im April geht die Sonne erst um 20.45 Uhr unter und scheint nun über 14 Stunden. Die Skigebiete in Lappland schließen erst Anfang bis Mitte Mai. Und der Schnee hat eine eigene Qualität, er ist trocken und pulvrig – kein Wunder bei der Kälte.
Dass die Finnen erkannt haben, dass man auch in der Abgeschiedenheit Lapplands mit Touristen Geld verdienen kann, zeigt das breite Angebot von Aktivitäten, die an jeder Ecke angepriesen werden. Sie reichen von der Hundeschlittensafari mit Glühweinstopp bis zum fast schon obligatorischen Eishotel mit Schneekapelle. Neben den Finnen und Briten gehören wohlhabende Russen zu den häufigsten Besuchern.
Saunavergnügen für 1.350 Euro in Ylläs
Ein Marketing-Geniestreich ist die Saunagondel von Ylläs: Mit dem Angebot einer beheizten Seilbahnkabine für vier Personen, die den Berg hinauf und hinunter fährt, hat der Ort es auf die Reiseseiten zahlreicher Publikationen weltweit geschafft. Die Gondel gibt es tatsächlich, der Spaß ist nur nicht interessant für das Gros der Touristen: Aktuell liegt der „fixe Preis“ für das Saunavergnügen bei 1.350 Euro für zwei Stunden.
Dann lieber eine der preisgünstigeren Attraktionen besuchen: Etwa die Holzfällerhütte Elämänluukkuun, die mitten im Wald liegt, einige Kilometer nördlich des Sees Kukaslompolo gelegen. Wanderer und Langläufer treffen sich hier, bestellen hausgebackenen Kuchen und heiße Getränke.
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Kittilä – die Stadt der Zweckbauten
Fern vom Trubel der Touristen in den Skiorten geben sich die Einheimischen im eigentlichen Ort Kittilä am Flughafen. Statt moderner Holzarchitektur reihen sich hier Zweckbauten aneinander, Supermärkte, Parkplätze und Wohnhäuser.
In den zwei Pizzerien des Ortes, bei Kittilänpiste oder Kotipizza, oder im Kiosk vor dem Spielautomaten, verbringen Lappländer lange dunkle Abende – vornehmlich schweigend, fast wie in einem finnischen Film. Auch das gehört zu Lappland, zumindest bis es Frühling wird.
Wenn der Schnee zu schmelzen beginnt, erwacht die Natur aus ihrem Winterschlaf – und die Einheimischen freuen sich auf die Sommergäste, die ihnen den nächsten Umsatz bescheren.
Reisereporter