Lappland

Lappland-Trip: Meine Reise ins Farbenmeer Finnlands

„Walking in a winterwonderland“ hat sich für reisereporterin Leonie nie besser angefühlt als in Levi, Lappland.

„Walking in a winterwonderland“ hat sich für reisereporterin Leonie nie besser angefühlt als in Levi, Lappland.

Ich habe verlernt, wie sich richtige Kälte anfühlt. Nicht die feuchte Matschschneekälte, die sich in weiten Teilen Deutschlands als Winter ausgibt. Nein. Ich meine die schneidende, klirrende Kälte. Mit Schnee und Eis. Deshalb fahre ich dahin, wo es sehr viel von beidem gibt: nach Lappland.

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Ich befinde mich 170 Kilometer nördlich des Polarkreises, in Levi, Finnlands größtem Skiresort. Hierher kommt, wer die unberührte Natur mit allen Sinnen erleben will. Und vor allem: wer Polarlichter sehen möchte. Das möchte ich auch. Unbedingt!

An bis zu 200 Tagen im Jahr sollen die mystischen Lichter in diesem Teil Finnlands über den Himmel tanzen. Ich drücke im Geiste meine behandschuhten Daumen, damit sie das auch an den beiden Abenden tun, an denen ich mich in ihr arktisches Revier begebe.

Anfang Dezember begrüßt der Weihnachtsmann die Fluggäste bei der Ankunft in Kittilä.

Anfang Dezember begrüßt der Weihnachtsmann die Fluggäste bei der Ankunft in Kittilä.

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Heißkalte Extreme

In Levi lerne ich schnell wieder, wie sie sich anfühlt, diese Kälte. Spätestens, als ich nur mit Badeanzug und Wollmütze bekleidet vor einem Loch im Eis eines zugefrorenen Sees stehe und mich frage, was zum Teufel ich hier eigentlich mache. Es sind minus 20 Grad.

Ich weiß nicht, welcher versteckte Teil meines Ichs meinen Körper gerade kommandiert, aber wider allem, was ich jetzt eigentlich will (zehn Schichten Kleidung mehr, eine heiße Schokolade, mein Bett!), ertappe ich mich dabei, wie ich eine vereiste Leiter ins tiefschwarze Wasser hinabklettere.

Meine Füße kleben am Metall, drohen bei jedem Schritt festzufrieren. Dann durchbrechen sie die Wasseroberfläche. Ich tauche ein – und finde das Wasser tatsächlich fast warm. Zumindest wärmer als oberhalb des Eises.

Das Eisbad im See Immeljarvi sieht einladender aus, als es ist.

Das Eisbad im See Immeljarvi sieht einladender aus, als es ist.

Wie genau ich es ohne Kälteschock die paar Meter aus dem See Immeljarvi, dem „See der Götter“, bis in die Sauna geschafft habe, weiß ich nicht mehr. Ich finde mich einfach plötzlich zwischen den anderen Frauen meiner internationalen Reisegruppe in einem kleinen, rauchigen Raum wieder. Bei muckeligen 80 Grad beglückwünschen wir uns gegenseitig zu unserem Mut.

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Eine „finnische Tradition“ sei das, wird mir von einer der Frauen erklärt. Und gerade, als meine Knochen wieder warm sind, werden wir erneut im Badeanzug nach draußen gescheucht: Schneeengel machen. Als ich mich in den 50 Zentimeter tiefen Schnee fallen lasse, bin ich mir ziemlich sicher, dass sie sich das mit der Tradition ausgedacht hat. Sie will uns nur ärgern.

Lapplands Farben

Die Polarlichter ärgern uns heute auch. Denn die sind in dieser Nacht tatsächlich ziemlich aktiv – wir können sie nur nicht sehen, weil Wolken und Dunst den Himmel über Levi bedecken.

Levis Einkaufsstraße am Morgen. Die Lichter der Skipiste verschwimmen im Nebel, der reisereporterin Leonie einen Strich durch die Polarlichtrechnung machte.

Levis Einkaufsstraße am Morgen. Die Lichter der Skipiste verschwimmen im Nebel, der reisereporterin Leonie einen Strich durch die Polarlichtrechnung machte.

Bis jetzt dachte ich immer: Winter in Lappland ist schwarz-weiß. Schwarz der Himmel, tagsüber wie nachts, weiß der Schnee. Dabei ist er ein Kaleidoskop an Farben: hellblau in der Morgendämmerung, rosa und lila, wenn die Sonne aufgeht, golden, wenn sie über den Horizont lugt, pink und orange, wenn sie wieder untergeht, grünlich in der Abenddämmerung.

Sonnenaufgang und -untergang: Extended Version

Genau dieses Kaleidoskop erlebe ich am Tag nach dem Saunaabenteuer. Der Morgen beginnt graublau. Es ist zehn Uhr, minus 25 Grad und der fast volle Mond scheint hell. Mit der Gondel fahren wir auf den Levi-Fjell, den Haushügel von Levi. Hier tummeln sich fast 50 Skipisten. Auf dem Weg zum Gipfel durchbrechen wir die Dunstdecke. Das Licht der aufgehenden Sonne und das Pastellaquarell, das sie an den Himmel malt, rauben mir den Atem.

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Gut, vielleicht liegt es auch an dem rauen Wind, der ungeschützt über die Hügelkuppe pfeift. Die Kälte nagt mit spitzen Zähnen an meinen Zehen. Für die Schneeschuhwanderung trage ich zwei Paar Strümpfe und zwei Paar Handschuhe. Den Auslöser der Kamera zu betätigen wird zum Geschicklichkeitsspiel. Meine vom Atemdunst feuchten Haare frieren ein bisschen ein – was ich irgendwie ziemlich hübsch finde.

reisereporterin Leonie als wanderndes Michelin-Männchen auf dem Levi-Fjell.

reisereporterin Leonie als wanderndes Michelin-Männchen auf dem Levi-Fjell.

Genau wie die Winterlandschaft. Wobei „irgendwie ziemlich hübsch“ in diesem Fall schlicht untertrieben ist. In Schneeschuhen wandern wir durch den weichen Schnee zum Restaurant Tikkiu, vorbei an Tannen in dicken Daunenmänteln. Ein Schneehase hoppelt vorbei. Wie gut, dass meine Zehen schmerzen, sonst wär’ ich mir nicht sicher, ob ich nicht vielleicht einfach nur träume.

Die Schneekleider der knorrigen Tannen leuchten rosa, als würde ihnen das Erscheinen der Sonne schmeicheln. Es ist Anfang Dezember, und das heißt: In wenigen Tagen werden die Menschen in Levi zum letzten Mal die Sonne sehen, bis sie erst Anfang Februar wieder aufgeht.

Und schon jetzt schiebt sich der glühende Ball nur für knapp zwei Stunden am Tag behäbig über den Horizont. Das heißt aber auch: An klaren Tagen ist das Tageslicht wie ein stundenlanger Sonnenaufgang, der direkt in einen lang gezogenen Sonnenuntergang übergeht. Golden Hour, Extended Version sozusagen.

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Um zwölf Uhr erreicht die Sonne ihren Höhepunkt und geht wieder unter. Die Bä̈ume auf den Fjellen leuchten dann pastellrosa.

Um zwölf Uhr erreicht die Sonne ihren Höhepunkt und geht wieder unter. Die Bä̈ume auf den Fjellen leuchten dann pastellrosa.

In der Ferne drücken sich Fjell-Hügel wie weiße Baiser-Häufchen durch den Dunst im Tal. Ville, unser Schneeschuh-Guide von Lapin Luontoelamys, ist sehr groß, sein rotblonder Bart ist von einer Frostschicht überzogen. Er zeigt mit seinen Fäustlingen auf einige der benachbarten Hügel. „Dort drüben gibt es die sauberste Luft Europas.“ Ich atme tief ein, meine Nase fühlt sich an, als würde sie von innen gefrieren. Um ehrlich zu sein: Ich finde die Luft hier auch schon ziemlich rein.

Wenn ich schon keine Polarlichter zu sehen bekomme, will ich zumindest einen anderen Lappland-Standardprogrammpunkt genießen: eine Fahrt im Huskyschlitten. Und dieser Wunsch ist wesentlich einfacher zu erfüllen. Bei Husky Safari, ein paar Kilometer außerhalb von Levi, begrüßt mich das aufgeregte Gebell Dutzender Hunde.

Unter ungeduldigem Gebell warten die Schlittenhunde auf ihren Auslauf.

Unter ungeduldigem Gebell warten die Schlittenhunde auf ihren Auslauf.

Schlittenziehen ist sozusagen der Beruf der weißgrauen Huskys – auch wenn einige von ihnen sogar schon Filmkarriere gemacht haben, wie mir eine Mitarbeiterin später bei heißem Saft und Würstchen erzählt. „Bei Rennen können sie bis zu 100 Kilometer am Stück laufen und nach ein paar Stunden Pause direkt noch mal so viel“, erklärt sie. Mit meiner Gruppe bekommen sie gerade mal zwei Kilometer Auslauf.

Die Schlitten sind festgebunden, die Huskys zerren stark an ihrem Gespann. Einige hüpfen aufgeregt auf und ab. Es ist offensichtlich: Bewegung und Kälte liegen in ihrer Natur. Ich bin froh, dass ich mich in dem schmalen Schlitten unter eine Decke kuscheln kann.

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Sobald der Schlittenführer das Seil löst, preschen wir davon. Schneller als gedacht rumpeln die Kufen über den Waldboden. Die Huskys kennen die Strecke, folgen ihrem gewohnten Pfad und scheinen an einer Abzweigung nur widerwillig die kleinere Route einzuschlagen.

Die Husky Safaris in Levi bieten auch Fahrten im Rentierschlitten an.

Die Husky Safaris in Levi bieten auch Fahrten im Rentierschlitten an.

Danach geht’s noch mal auf dieselbe Strecke. Diesmal allerdings in gemächlicherem Tempo, weil ein Rentier meinen Schlitten zieht. Mittlerweile fühle ich mich so weihnachtlich, als wäre ich Weihnachtsmann und Christkind in einer Person.

Mit dem langsamen Rentier-Popo im Blick kann ich den verschneiten Wald noch einmal im Gedächtnis abspeichern. Überhaupt keine schlechte Idee: So kann ich mir dieses Bild immer wieder ins Gedächnis rufen, wenn mich der heimische Winter zu sehr deprimiert.

 

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Viel zu schnell ist die Fahrt dann vorbei. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich darüber traurig bin. Angesichts der Kältestarre meiner Extremitäten scheint die Länge genau richtig zu sein. 

Echten Winter – den habe ich in Lappland wahrhaftig gefunden. Viel zu schnell ist auch meine Zeit in Finnlands Norden vorbei. Als das Flugzeug in Kittilä abhebt, sehe ich nichts außer den Leuchten der Skipisten auf dem Fjell. Eine Perlenkette Licht im Dunkel. Ich bilde mir ein, es ist Levis Abschiedsgruß an mich.

Und jetzt in Gedanken die Titelmusik von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel abspielen“.

Und jetzt in Gedanken die Titelmusik von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel abspielen“.

Gut zu wissen für die Lappland-Reise

Hinkommen: Die Finnair fliegt, mit Zwischenstopp in Helsinki, beispielsweise ab Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München nach Kittilä. Vom Flughafen sind es 15 Kilometer bis Levi.

Wann? Die Gegend um Levi und Kittilä bietet für jede Jahreszeit Outdoor-Möglichkeiten, die Skipisten und 60 Kilometer Wanderwege sind erst der Anfang. Im Sommer gibt’s zum Beispiel einen Golfplatz, auf dem auch gern mal Rentiere grasen. Die Saison für Nordlichter geht von Ende August bis Anfang Mai.

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reisreporterin Leonie in der Schneekapelle.

reisreporterin Leonie in der Schneekapelle.

Unterkünfte: In Levi gibt es zwölf Hotels und Apartmenthotels und zahlreiche Cottages. Letztere liegen oft etwas außerhalb der Ortschaft und sind besonders gut geeignet, um Polarlichter zu bestaunen, da hier weniger „Lichtverschmutzung“ durch künstliches Licht die Sicht auf das Lichterspiel am Himmel trübt. In der Northern Lights Ranch beispielsweise kannst du in einer von sechs „Sky View Cabins“ dank gläserner Decke mit Blick auf die Nordlichter einschlafen. Zentraler liegt das Break Sokos Hotel. Die Zimmer haben jeweils eine private Sauna.

Essen: Viele Nachspeisen enthalten in irgendeiner Form Moltebeeren, das Wahrzeichen Lapplands. Sie erinnern an orangefarbene Brombeeren und enthalten viermal so viel Vitamin C wie Orangen.

Einige finnische Spezialitäten sind zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftig, beispielsweise Rentier- oder Elchfleisch. Karjalan Piirakka ist eine Art Pirogge mit dünner Roggenkruste aus der Region Karelien. Die Füllung besteht aus Reis und die warmen Piroggen werden mit einer Mischung aus Butter und klein geschnittenen, gekochten Eiern bestrichen.

Mitbringen: Lokales Handwerk oder finnisches Design, wie Gläser von Iittala oder Kleider, Taschen und Stoffe von Marimekko.

Reisereporter

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