Ostseefjord Schlei: Insider-Tipps für deine Reise
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Straßenstände, Hofläden, Automaten mit Bio-Wurst: Rund um die Schlei kommen regionale und saisonale Spezialitäten oft frisch vom Erzeuger.
© Quelle: Christina Mänz
Sightseeing an der Schlei
Für Archäologen: Haithabu und Schloss Gottorf in Schleswig
Am westlichen Ende der Schlei liegt Schleswig, eine der ältesten Städte Nordeuropas. Handelsplatz, Bischofssitz, Königspfalz – im neunten Jahrhundert wurde Schleswig zum ersten Mal erwähnt. Im Schloss Gottorf, einst Residenz der dänischen Könige, ist heute das wunderbare Landesmuseum untergebracht, das sich seit Jahrzehnten nicht wirklich verändert hat.
Ein Glück! Highlight ist noch immer die archäologische Abteilung mit den ganz fantastisch erhaltenen Moorleichen, die schon Generationen von Viertklässlern fasziniert, verstört und erschreckt haben. Ein weiteres Highlight für Jäger, Sammler und Steinzeitfans ist das gigantische Nydam-Boot.
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Und noch ein Must-do: Im Barockgarten hinter dem Schloss steht der Nachbau vom „Gottorfer Globus“ (das Original entstand 1651). Zu seiner Zeit war der begehbare Globus das größte Modell von Erde und Himmel – und somit das älteste Planetarium der Welt.
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Das Kind von Windeby: Wissenschaftler fanden über diese Moorleiche heraus, dass es sich um einen Teenager handelt, der im ersten Jahrhundert nach Christus gelebt hat.
© Quelle: Christina Mänz
Vor den Toren Schleswigs, am Westufer des Haddebyer Noors, entstand bereits im achten Jahrhundert einer der umtriebigsten Handelsplätze Nordeuropas: Haithabu! Die Hochzeit erlebte der Wikinger-Ort im zehnten Jahrhundert. Heute erinnert hier Deutschlands einziges Wikingermuseum mit einzigartigen Exponaten an jene Zeit.
In der Nähe vom Museum kannst du dir von Ostern bis Herbst sieben rekonstruierte Wikinger-Häuser anschauen. Haithabu wurde übrigens 1066 von Slawen in Schutt und Asche gelegt. Heute ist der Ort Unesco-Welterbe.
Die Landschaft ist überaus idyllisch, fast mystisch – vor allem außerhalb der Öffnungszeiten, wenn du dir die Wiesen nur mit den neugierigen Schafen teilst.
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Heute romantisch, damals strategisch günstig: Hier befand sich einst die bedeutende Wikinger-Siedlung Haithabu.
© Quelle: Christina Mänz
Für Fischer, Seefahrer, Meerjungfrauen: Holm, Kappeln und Missunde
Die Schlei-Region ist nichts für Wasserscheue. Segler, Bootsbauer, Hochseeangler sind natürlich in Maasholm (Fischerdorf an der Schleimündung) und Arnis (Peninsula bei Kappeln) in ihrem Element. Es lohnt aber auch der Ausflug zu folgenden Orten:
Holm ist eine überaus charmante, historische Fischersiedlung am Rand von Schleswigs Altstadt. Kein Freilichtmuseum – hier wird auch heute noch gefischt. „Hauptsächlich Schlei-Aal und Butt – aber gerade nach einem Sturm sieht’s eher dürftig aus“, erzählt mir einer der Fischer, während er seinem Boot einen neuen Anstrich verpasst. „Die Restaurants warten schon auf Lieferung.“
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Netzplatz in Holm.
© Quelle: Christina Mänz
In Kappeln liegt unterhalb der Drehbrücke das Wahrzeichen der Hafenstadt: der letzte mittelalterliche Heringszaun Europas. Auch eine Methode, um an den Fisch zu kommen. Hafenkneipen und Fischrestaurants direkt an der Schlei gibt’s hier zum Glück auch noch reichlich. Und mittlerweile immer mehr moderne Läden als olle Spilunken.
In Missunde verkehrt an der schmalsten Stelle des Ostseefjords die Schleifähre Missunde und verbindet die beiden Landesteile Angeln und Schwansen. Die kurze Überfahrt hat etwas rührend Romantisches.
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Die Schleifähre Missunde befördert Fußgänger, Radfahrer und Autos und fährt täglich.
© Quelle: Christina Mänz
Und dann ist da noch der klassische Ausflugsdampfer „Wappen von Schleswig“, mit dem du dich fröhlich pfeifend von Schleswig über Missunde nach Ulsnis und zurück schippern lassen kannst.
Für Romantiker und Nostalgiker: Herrenhäuser, Windmühlen und Mittelalter-Kirchen
Es hat durchaus einen Vorteil, dass die Schlei am Ende des Tages doch „nur“ 42 Kilometer lang ist und die Region am nördlichen und südlichen Ufer hinter jeder Kurve so viel Schönes und Sehenswertes zu bieten hat. Herrenhäuser zum Beispiel. Eines der berühmtesten ist Louisenlund bei Güby.
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Louisenlund ist seit 70 Jahren ein Elite-Internat.
© Quelle: Christina Mänz
Eines der schrägsten Herrenhäuser ist Saxtorf bei Rieseby, ein Dreiflügelbau im Tudorstil.
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Saxtorf ist leider nicht im besten Zustand – aber trotzdem grandios.
© Quelle: Christina Mänz
Außerdem typisch für die Region: Windmühlen. Die größte steht in Kappeln, ist von 1888 und heißt Amanda.
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Amanda ist über acht Stockwerke hoch und kann besichtigt werden.
© Quelle: Christina Mänz
Und: Bei einer Tour durch die Schlei-Dörfer solltest du unbedingt einen Blick in die vielen Seefahrer- und Dorfkirchen werfen. In Brodersby, Ulsnis und Rieseby stehen einige der schönsten, liebenswertesten und ältesten Kirchenhäuser Schleswig-Holsteins.
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Die weiß gekalkte Kirche von Brodersby.
© Quelle: Christina Mänz
Für Nichtstuer und Naturfreunde: Wilde Strände
Die Schlei-Region überrascht durch die vielen unbebauten Uferabschnitte mit Boots- und Badestegen und kleinen, wilden Stränden. Ulsnis und Bienebek (Thumby) sind zum Beispiel solche Orte, wo du dich durchpusten lassen kannst. Liegestühle und Strandkörbe gibt es hier allerdings nicht. Handtuchkriege auch nicht.
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Urwüchsig: Die Mini-Strandbucht von Bienebek.
© Quelle: Christina Mänz
Essen und Trinken an der Schlei
Saisonal und regional und am besten aus biologischem Anbau und artgerechter Aufzucht. Viele der Höfe und Restaurants in der Schlei-Region setzen um, wovon vielerorts noch diskutiert oder geträumt wird. Die Küche ist einfach und einfach gut. Richtig gut.
Wer Fisch liebt, ist im Himmel: Aal, Hering, Butt, Dorsch. Aus dem Rauch, aus der Pfanne. Mit Bratkartoffeln oder im Brötchen gleich auf die Hand. Lecker. Außerdem ist Angeln die Heimat des Angler Sattelschweins.
Und noch ein Tipp: In fast jedem Schlei-Dorf gibt’s mindestens ein Hofcafé. Da kommen noch echte, selbst gebackene Torten auf den Tisch. Dazu wird explizit Filterkaffee serviert. Reicht. Klare Ansagen, kein Gedöns – das gilt auch bei Essen und Trinken!
Arnis: Strandhalle 54
Das neue Strandbistro direkt am Wasser bringt ein Heuchelchen shabby chic Beachclub in die kleine Traditionsstadt. Tut dem Ort dosiert ganz gut. Auf der angenehm reduzierten Karte stehen unter anderem Kabeljau, Fischbrötchen und Kartoffelsuppe mit Speck. Herrlich entspannte Atmosphäre. Da willst du nicht gleich nach dem letzten Happen aufbrechen.
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Die Strandhalle in Arnis.
© Quelle: Christina Mänz
Kappeln: Fischräucherei Föh
Seit mehr als 100 Jahren kommt bei Föh alles frisch aus dem Rauch: Aal, Lachs, Makrelen, Sprotten. Zum Mitnehmen oder im Bistro „Fiete’s Fisch und Bierterrasse“.
Allein schon wegen des Werbeslogans muss man den Laden feiern: „Sage Kappeln nie Adieu ohne einen Fisch von Föh.“ Aber wirklich: Können die mal die Rezeptur für ihre Fischfrikadellen rausrücken?!
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Frisch aus dem Rauch: Die Auslage bei Fisch Föh.
© Quelle: Christina Mänz
Sieseby: Gasthof Alt Sieseby
Im zauberhafen Restaurant von Maria von Randow werden die besten Bratkartoffeln serviert, die ich je gegessen habe. Ich schwöre. Dazu ein fantastisches Roastbeef, hausgemachte Remoulade.
Aber das Beste überhaupt: Auf der Karte steht Sonntagsbraten. Das allein wäre schon Grund genug für einen schnellen Wochenendausflug. Tipp: Du solltest für abends unbedingt vorreservieren.
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Leibgericht zum Mittag im Gasthof Alt Sieseby.
© Quelle: Christina Mänz
Boren: Café Lindauhof
Manchmal muss man Orte auch wider besseres Wissens ansteuern. Zum Glück schlage ich noch vor dem Reisebus aus Röbel/Müritz vor der entzückenden Reetdachkate auf, die ein echter Anziehungspunkt für organisierte Kaffeefahrten ist; nicht nur wegen des Kuchens, der – zugegeben – lecker ist (ich empfehle die Gewittertorte mit Rhabarber und Baiser).
Der Lindauhof war für 16 (!) Staffeln einer der Hauptdrehorte der ZDF-Vorabendserie „Der Landarzt“. Um ganz genau zu sein: Er war die Praxis von Dr. Karsten Matthiesen (Christian Quadflieg). Also ich erinnere mich noch gut.
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Gut Lindauhof: Draußen noch ein Hauch „Landarzt“ – innen ein geschäftiges Café.
© Quelle: Christina Mänz
Für Selbstversorger: Automaten, Straßenstände und Hofläden
Hinten suhlt sich noch die Sau im Schlamm – und vorne steht ein gut bestückter Automat mit Bio-Produkten frisch vom Hof. Leberwurst, Currywurst, Bratwurst… Eine Art „Späti“ fürs Land.
Eine ganz wunderbare Einrichtung, die man gerade in den Dörfern am nördlichen Schlei-Ufer häufig findet. Auch die Straßenstände mit allem, was der Acker gerade so hergibt, kann ich nur empfehlen. Frischer geht’s nicht.
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Ich geh mal Bratwurst ziehen. Der „Regiomat“ ist eine geniale Erfindung für die Wurst nach Ladenschluss. Diesen hier habe ich in Brodersby schräg gegenüber von der Kirche entdeckt.
© Quelle: Christina Mänz
Übernachten an der Schlei
Brodersby: Fährhaus Missunde
In diesem mehr als 200 Jahre alten Haus weht ein frischer Wind. Die Zimmer (Schlei-Suiten) sind in modernem Landhausstil eingerichtet. Und auch das Restaurant hat einen guten Ruf. Herausragend ist allerdings die Lage: Das Fährhaus liegt direkt an der schmalsten Stelle der Schlei, mit Blick auf den kleinen Jachthafen und die Fähre.
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Toplage: Das Fährhaus Missunde.
© Quelle: Christina Mänz
Arnis: Lütt-Arnis-Ferienensemble
Keine Angst vor Mief! Von außen herrlich gemütlich, von innen modern und hochwertig: Die Vermieterin bietet mehrere Häuser (zum Teil unter Denkmalschutz) und Wohnungen an, die mitten in Arnis um einen kleinen Garten herum platziert sind. Zum Ensemble gehört auch die Lütt-Arnis-Butik („mit Tüdelkram und Plünnen“) – und außerdem betreibt die tüchtige Besitzerin auch das Café zur Schleiperle direkt neben der Werft.
Oehe (bei Maasholm): Gut Oehe UND Campingplatz Gut Oehe
Die Lage des historischen Gutshofs Oehe aus dem 14. Jahrhundert ist unschlagbar: zwischen Ostsee und Schlei, von Wald und Feldern umgeben – und trotzdem mit Blick aufs Meer, praktisch direkt am Strand. Die Besitzer haben auf dem Gut 18 rustikal gemütliche Ferienwohungen geschaffen, dazu auch ein Café und Bistro; und nebenan den Campingplatz Ostseecamping Gut Oehe.
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Auf Gut Oehe wurden die Nebengebäude zu Ferienwohnungen ausgebaut.
© Quelle: Christina Mänz
Alternative für Camper in Maasholm: Direkt am Jachtahfen gibt es rund 40 Stellplätze für Wohnmobile.
Sieseby: Fjorde-Sieseby
Hier haben die Besitzer stilsicher aus alter Bausubstanz traumhafte, ganz außergewöhnliche Ferienhäuser auf einer Hofanlage gestaltet. Etwas teurer – dafür überaus stilvoll, nordisch elegant. Cottage, Tenne und Loft eignen sich für einen Aufenthalt mit sehr guten Freunden oder der liebsten Familie.
Ausflüge
Der ganze Trip rund um die Schlei ist ein einziger Ausflug. Wenn du die Städte, Dörfer, Herrenhäuser an beiden Ufern abklapperst, hast du genug zu tun und noch mehr zu sehen, weshalb du wahrscheinlich noch nicht einmal ins nahe Dänemark oder nach Flensburg fahren willst. Wäre aber alles problemlos machbar. Die Frage ist also nur: Wie fortbewegen?
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Segelrevier Schlei. Es kann aber auch ganz schön stürmisch zugehen.
© Quelle: Christina Mänz
Anreise
Von Hamburg aus über die A7 immer Richtung Norden bis zur Ausfahrt Schleswig/Schuby. Das dauert bei freier Fahrt (A7?!) etwa 90 Minuten. Das Gute liegt so nah – du musst also wirklich nicht lange fahren, um gefühlt weit weg zu sein.
Von Schleswig aus bietet sich eine Rundtour an: Auf der Schleidörfer Straße durch Angeln am nördlichen Schleiufer bis zur Schleimündung nach Maasholm – und über Kappeln und die Halbinsel Schwansen südlich der Schlei zurück Richtung Schleswig. Das sind zusammen gerade mal – je nach Zahl der Abstecher – rund 100 Kilometer.
Reisereporter