Ab auf die Insel: Tipps für einen Tag auf Poel
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Ute Bahr schaut sich vor dem Inselmuseum mit ihren Enkeln Frida (9) und Thore (2) ein Modell des ehemaligen Schlosses an.
© Quelle: Wolfgang Maxwitat
Die Überfahrt vom mecklenburgischen Festland auf die Insel erfolgt fast unbemerkt. Hinter dem kleinen Ort Groß Strömkendorf beginnt der befahrbare Damm Richtung Poel. Richtig übers Wasser geht es aber nur 14 Meter, berichtet Anke Uhlemann, Mitarbeiterin des Inselmuseums. „So lang ist die Brücke über die Ostsee.“ Bis zu 100.000 Tagesgäste kommen über diesen Weg oder eines der Ausflugsschiffe jedes Jahr nach Poel.
10 Uhr: Inselmuseum. Das kleine Museum befindet sich in einer ehemaligen Dorfschule in Kirchdorf, dem Hauptort der Gemeinde. Insgesamt gibt es 15 Orte, einige haben nur wenige Einwohner. Im Untergeschoss des Museums können sich die Besucher über die Geschichte der Insel informieren – von der Fischerei über Post- und Gesundheitswesen bis zur Landwirtschaft. „Wir haben in den 70er Jahren mit einer kleinen Heimatstube angefangen“, sagt Uhlemann. „Dann brachten uns die Inselbewohner immer mehr Ausstellungsstücke.“
Inzwischen sind auf 350 Quadratmetern rund 450 Gegenstände zu sehen, darunter ein Zahnarztstuhl und eine Schaukelbadewanne von 1900, eine Brautkrone von 1750 und Porträts der alten Inselfischer auf Leinwand. Das Obergeschoss widmet sich dem Güstrower Maler Karl Christian Klasen, der viele Jahre auf Poel verbracht hat.
Inselmuseum | Möwenweg 4 | Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10 Uhr bis 16 Uhr
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Anke Uhlemann steht vor den Seefahrer-Porträts im Inselmuseum.
© Quelle: Wolfgang Maxwitat
11 Uhr: Inselkirche. Vom Museum ist es nur ein kurzer Fußweg die Straße hinauf bis zu Inselkirche. Wer vor dem Gelände die Stufen links auf den Wall hochgeht, bekommt einen tollen Blick über den Hafen von Kirchdorf bis hinüber zum Festland geboten.
Die Backsteinkirche mit ihrem 47 Meter hohen Turm wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im romanisch-gotischen Stil errichtet. „Früher wurde bei den Gottesdiensten in der Mitte der Kirche ein weißes Leinentuch gespannt. Vorne haben die Schlossherren gesessen, dahinter die normalen Inselbewohner“, berichtet Andreas Wittchen.
Er kennt sich hier bestens aus, arbeitet als Friedhofsgärtner, Küster und Hausmeister bei der Kirchengemeinde. Das Schloss befand sich nur wenige Meter von der Kirche entfernt, „dort, wo jetzt die Freilichtbühne steht“, sagt Wittchen. Das Schloss wurde 1614 bis 1620 gebaut, bereits nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) verfiel es komplett.
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Der Hauptaltar steht seit etwa 1430 in der Poeler Inselkirche. Er zeigt unter anderem die „Krönung der Maria“.
© Quelle: Wolfgang Maxwitat
12 Uhr: Rundfahrt mit dem Kleinbus. Vom Hafen Kirchdorf bietet Wilfried Boldt eine 90-minütige Rundfahrt an. Im Kleinbus mit 16 Sitzplätzen geht es über die Insel, dazu gibt es viele Informationen und Anekdoten. „Jeder Ort ab 30 Einwohnern hat einen Briefkasten, so eine Dichte gibt’s sonst nirgendwo mehr“, berichtet der 58-Jährige den Teilnehmern. Der Name Poel stamme übrigens aus dem Slawischen und bedeute frei übersetzt „flaches Land“.
Die Rundfahrten starten dienstags bis sonntags um 10.15, 12 und 13.45 Uhr am Hafen in Kirchdorf, samstags zusätzlich um 15.45 Uhr. Dienstags um 15.45 Uhr wird zudem eine dreistündige Fahrt angeboten.
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Reiseführer Wilfried Boldt (58, hi.) zeigt Touristen die Steilküste.
© Quelle: Wolfgang Maxwitat
14 Uhr: Seehundsandbank. Nächste Station ist Timmendorf. Mehrmals pro Woche besteht die Möglichkeit, vom dortigen Hafen eine Fahrt mit der „MS Seebär“ zur rund zehn Kilometer entfernten Seehundsandbank in der Wismarer Bucht zu unternehmen.
Du solltest aber rechtzeitig da sein, denn die Fahrt ist beliebt, und an Bord gibt es nur 48 Plätze. „Bis zu 25 Seehunde können wir sehen“, sagt Kapitän Marco Weiße. „Sie erholen sich auf der Sandbank vom Jagen.“ Die Trefferquote sei hoch, allerdings gebe es keine Garantie. „Wir sind ja kein Zoo, die Tiere werden nicht angefüttert.“ Und so haben wir an diesem Tag Pech. Es sind zwar jede Menge Kormorane, Möwen und Schwäne zu sehen, aber keine Seehunde.
Die „MS Seebär“ legt dienstags, donnerstags und samstags um 14 Uhr von Timmendorf ab. Die „Adler“-Schiffe fahren täglich um 9.30, 12.30 und 15.30 Uhr von Kirchdorf nach Wismar.
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Kapitän Marco Weiße (45) fährt dreimal pro Woche mit der „MS Seebär“ von Poel zur Seehundsandbank.
© Quelle: Wolfgang Maxwitat
15 Uhr: Timmendorf. Zurück im Hafen lohnt es, sich den Ort Timmendorf noch einmal etwas genauer anzuschauen. Vor 80 Jahren habe es hier erst drei Häuser gegeben, berichtet Wilfried Boldt. Inzwischen ist ein lebhafter Ort entstanden. Wer möchte, kann sich in Timmendorf - wie beim Namensvetter in der Lübecker Bucht – im Strandkorb sonnen. Eines hat sich aber über all die Jahre nicht verändert: Der 1871 erbaute Leuchtturm ist noch immer in Betrieb.
16 Uhr: Kunstcafe Frieda. Zeit für eine kleine Pause. Dafür geht es nach Oertzenhof ins Kunstcafe Frieda. Früher lebten ihre Großeltern auf dem Gut, 2010 entschloss sich Kathy Gordon, im ehemaligen Schweinestall ein Kunstcafe mit selbstgebackenen Torten zu eröffnen, das sie nach ihrer Großmutter benannte. Bis zu acht Ausstellungen sind dort pro Jahr zu sehen.
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Kathy Gordon (45) kehrte auf die Insel zurück und eröffnete in einem ehemaligen Schweinestall ein Kunstcafé.
© Quelle: Wolfgang Maxwitat
17 Uhr: Traditionsräucherei. Zum Abschluss des Inseltages schauen wir auf dem Poeler Forellenhof im Ortsteil Niendorf vorbei. Dort haben wir einen tollen Blick über das Wasser auf den Hafen von Kirchdorf. Früher gab es in Niendorf die größte Forellenzucht im Osten, inzwischen konzentriert sich Besitzer Manfred Hanekamp aufs Räuchern.
Hering, Scholle, Dorsch, Heilbutt, Forelle, Makrele und Rotbarsch lande bei ihm im Ofen, berichtet der 63-Jährige. „Geräuchert wird nach alter Rezeptur mit einer speziellen Holzmischung.“
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Manfred Hanekamp (63) räuchert Rotbarsch – nach alter Rezeptur.
© Quelle: Wolfgang Maxwitat
Was du noch über Poel wissen solltest
Die Insel Poel liegt in der Wismarer Bucht, nahe der Stadt Wismar, im Kreis Nordwestmecklenburg. Sie ist mit 37 Quadratkilometern die siebtgrößte Insel Deutschlands. 2.700 Menschen leben dort, verteilt auf die 15 Ortschaften Brandenhusen, Fährdorf, Gollwitz, Kaltenhof, Kirchdorf, Malchow, Neuhof, Niendorf, Oertzenhof, Am Schwarzen Busch, Seedorf, Timmendorf, Vorwerk, Wangern und Weitendorf.
Im Jahr 1163 wurde Poel erstmals urkundlich erwähnt. Zu Zeiten der DDR wurde die Insel auch militärisch genutzt. Zwischen Timmendorf und Am Schwarzen Busch lagen an der Steilküste die Horchposten in Richtung Westen.
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