Inseltour: Die besten Sehenswürdigkeiten auf Helgoland
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So sehen die Hummerbuden auf der Nordsee-Insel Helgoland aus.
© Quelle: imago images/McPHOTO
Urlaub auf Helgoland ist besonders und hat nicht viel gemeinsam mit den Hamsterkauf-Tagesfahrten, von den die Tante immer berichtet hat. Denn der Felssockel in der Nordsee hat mehr zu bieten als Krabbenbrötchen und Duty-free-Shops. Wir zeigen dir hier unsere Sightseeing-Highlights.
Auf der Insel heißt es dann: „Welkoam Iip Lunn“, also „Willkommen auf Helgoland“ im friesischen Dialekt Halunder. Vielleicht nur noch rund 150 Insulaner verstehen und sprechen ihn. Dennoch ist Halunder Amtssprache – und das allein zeigt schon, wie besonders Helgoland ist.
Insel im Überblick: Das kannst du auf Helgoland entdecken
Klein, bunt und wie an einer Perlenschnur aufgereiht, liegen die Helgoländer Hummerbuden am Binnenhafen und begrüßen die Gästinnen und Gäste mit ihrem strahlenden Aussehen. Ab 1956 gebaut, dienten sie den Fischern als Materialschuppen. Netze und Fangkörbe wurden dort untergebracht und was man als Seemann noch so brauchte.
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Heute gibt es weniger Fischer, weniger Hummer, dafür mehr Touristinnen und Touristen – und so wurden die Buden umfunktioniert: Lokales Kunsthandwerk wird dort verkauft, frische Knieper (Taschenkrebse), Krabben- und Fischbrötchen oder Crêpes. Besucher und Besucherinnen können sich über den insularen Naturschutz informieren, durch Kunstgalerien schlendern oder sogar im Standesamt heiraten.
Museum Helgoland – alles rund um Hummerfischer
Da die Hummerbuden so beliebt sind, hat das Museum Helgoland (Kurpromenade 1430) sie noch einmal und noch kleiner nachgebaut. In den Hüttchen werden Spezialthemen gezeigt, etwa das Leben des Helgoländer Kinderbuchautors James Krüss – er schrieb unter anderem „Timm Thaler“.
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Das Museum Helgoland.
© Quelle: PantherMedia / Wolfram Wildner
Darüber hinaus informiert das Museum detailreich, wie die Hummerfischer dort einst gelebt haben. Besucherinnen und Besucher erfahren aber auch viel über den Alltag der Menschen und die Inselgeschichte – ein guter Überblick über Helgoland und was es noch alles zu entdecken gibt.
Öffnungszeiten:
- November bis April: mittwochs, freitags und sonntags von 10 bis 14.30 Uhr
- Mai bis Oktober: täglich von 10 bis 14.30 Uhr
- Eintritt: 5 Euro
Besuch in der dunklen Vergangenheit: Der Luftschutzbunker
Mitten in der Nordsee scheint Helgoland ein friedliches Fleckchen Erde zu sein. Das ist es auch – aber das war es nicht immer. Seine Lage ist strategisch günstig. Und so suchten dort Seeräuber Unterschlupf, Staaten gierten nach der Insel, die oft den Besitzer wechselte: Dänen, Engländer, Deutsche besaßen sie schon.
Die Nazis bauten Helgoland zu einem wichtigen Marinestützpunkt aus, wo Schiffe und U‑Boote neu betankt und munitioniert werden konnten. Sie legten dazu auch ein unterirdisches Bunker- und Tunnelsystem an – und damit wurde Helgoland zur Zielscheibe der Alliierten. Ausgerechnet die Engländer nahmen am 18. April 1945 die Insel unter starken Beschuss: 1000 Kampfflugzeuge warfen innerhalb von 104 Minuten etwa 7000 Bomben ab. Ziel: die Insel unbewohnbar machen. Die Insulaner überlebten den Angriff in den Luftschutzbunkern und wurden tags darauf evakuiert.
Wie es gewesen sein muss, im Luftschutzbunker auszuharren, kannst du nun während einer Führung nachempfinden.
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Der Luftschutzbunker von Helgoland.
© Quelle: imago images/teutopressHelgoland
Anmeldung für Bunkerführungen nur in der Tourist Info unter (04725) 808808 oder info@helgoland.de.
Folgende Standardtermine werden ab Anfang April bis Ende Oktober angeboten:
- Montag – Samstag: 16.30 Uhr
- Sonntag: 10 Uhr
- Preis: 12,50 Euro pro Person
- Dauer: circa 90 Minuten
- Kinder unter zehn Jahren dürfen an der Führung leider nicht teilnehmen!
- Teilnehmerzahl pro Führung: derzeit maximal 25 Personen
Öffnungszeiten der Tourist Information:
- Montag bis Freitag: 9 bis 16 Uhr
- Samstag, Sonntag, Feiertage: 11 bis 15 Uhr
Und wie ging es mit Helgoland weiter? Die Zerstörung der Insel gelang 1945 nicht. Das holten die Briten exakt zwei Jahre später nach. Mit dem sogenannten Big Bang zerstörten sie deutsche Munition, darunter 4000 Torpedoköpfe, fast 9000 Wasserbomben und über 91.000 Granaten. Insgesamt sollen es 6700 Tonnen Sprengstoff gewesen sein, die im U‑Boot-Bunker sowie im Tunnellabyrinth an der Südspitze gestapelt waren und um 13 Uhr zur Explosion gebracht wurden. Ein riesiger Feuerstrahl und Tonnen von Gestein schossen in einem neun Kilometer hohen Rauchpilz in den Himmel – die größte nicht nukleare Explosion der Welt.
So entstand das Helgoländer Mittelland. Eine riesige Sprengmulde ist noch zu sehen. Heute steht dort das Inselkrankenhaus. Die Hafenanlagen und Küstenschutzmauern blieben bei der Explosion intakt, ebenso der Zivilschutzbunker. Erst ab 1952 kamen die Insulanerinnen und Insulaner zurück und begannen mit der Wiederbesiedlung.
Helgolands Neuanfang mit besonderer Architektur
Nach dem Zweiten Weltkrieg war auf Helgoland alles zerstört. Für den Wiederaufbau wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den der Hamburger Georg Wellhausen gewann.
1953 entstanden dann die ersten Gebäude von ihm, die „Versuchswohnhäuser Bremer Straße“ am Fuß des Helgoländer Felsens sowie später die bunten Hummerbuden. Die Wohnhäuser sollten Helgolands typisches, verschachteltes Straßenbild mit seiner dichten Bebauung aufgreifen, aber gleichzeitig modern, hell und luftig sein. Entstanden sind Häuser in bauhausartigem Stil mit Pultdächern und Balkonen, die von fast jedem Haus den Blick aufs Wasser freigeben. Auch dänische Architektur floss beim Neuaufbau ein, etwa bei der Schule oder der Kirche.
Wenn du mehr über Helgolands Gebäude erfahren möchtest, kannst du den „Architekturweg“ mit seinen 16 Stationen begehen. Pyramiden und Tafeln oder die Informationsbroschüre samt Karte aus der Tourist-Information weisen den Weg.
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Die Gebäude der Hauptinsel.
© Quelle: imago images/imagebroker
Helgoland: Shopping und Kultur auf hoher See
Zolltechnisch unterliegt Helgoland nicht dem Steuerrecht der Europäischen Union. Das heißt: Waren wie Parfüm, Tabakwaren, Schmuck, Uhren und Spirituosen werden auf dem roten Felseiland ohne Zollgebühren und Mehrwertsteuer verkauft. Allerdings müssen spezielle Zollbestimmungen beachtet werden.
Ebenso vielfältig wie das Shoppingangebot auf der Insel ist auch das kulturelle Programm. So werden von Mai bis September jeden zweiten Dienstagabend Evergreens und Kino-Klassiker auf der Kurpromenade gezeigt. Der Eintritt ist frei.
Zudem gibt es Sommerkonzerte, Lesungen, Sportveranstaltungen und allerhand Führungen.
Hinauf in die Natur: Das Helgoländer Oberland
Sollte es dir im Unterland zu trubelig sein, dann steige die Treppen hinauf zum Oberland – oder benutzt den kostenpflichtigen Aufzug.
Oben angekommen, weht im wahrsten Sinne des Wortes gleich ein anderer Wind: Ruhiger ist es, grüner dank viel Natur, den Menschen kann man mehr aus dem Weg gehen.
Verschiedene Wege gibt es hier, darunter den Klippenrandweg, der dich einmal auf dem Plateau herumführt und die wichtigsten Spots zeigt, darunter:
Die Lange Anna – Helgolands Wahrzeichen
Ein roter, frei stehender Felsen unmittelbar vor Helgoland – so kennt man die meisten Bilder von Helgoland. Kein Wunder, schließlich ist „Nathurn Stak“, die „Nordhorn-Felssäule“, das Wahrzeichen der Insel. Besser bekannt ist die 48 Meter hohe Felsnadel als Lange Anna.
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Die Lange Anna ist ein 47 Meter hoher Brandungspfeiler im Nordwesten der deutschen Nordseeinsel Helgoland.
© Quelle: imago images/blickwinkel
Sie steht im Nordwesten der Insel und dient vielen Vögeln als Wohnhaus. Leider bröckelt Anna vor sich hin. Bis 1860 war sie noch durch einen natürlichen Steinbogen mit der Insel verbunden. Doch Wind und Wasser haben sie vor fast 160 Jahren einbrechen lassen. Rund eine Tonne Gestein soll sie pro Jahr verlieren, das Meer unterspült ihren Sockel. Um einen weiteren Verfall zu verhindern, wurde eine 1300 Meter lange Uferschutzmauer errichtet – leider keine optische Schönheit und auf lange Sicht nicht die Lösung.
Derzeit darf man sie aus Sicherheitsgründen nur von Weitem bestaunen, denn Fachleute vermuten, dass die Lange Anna irgendwann abbrechen wird. Wird dann aus ihr die „Kurze Anna“? Ja, aber der Name ist schon vergeben, denn die Kurze Anna steht etwa 50 Meter von der großen Schwester entfernt.
Vögel in Sicht – der Lummenfelsen
Nur ein paar Meter von der Langen Anna entfernt, an den Westklippen Helgolands, haben es sich zahlreiche Vögel bequem gemacht. Der Lummenfelsen ist Deutschlands kleinstes Naturschutzgebiet.
Besonders spektakulär ist der „Lummensprung“. Gemeint ist der Zeitraum von Anfang Juni bis Juli, wenn die knapp 2500 Trottellummen-Küken in der Abenddämmerung hinunter ins Meer springen.
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Vom Lummenfelsen springen Trottellummen-Küken hinunter ins Meer: Das ist bekannt als der „Lummensprung“.
© Quelle: imago images/neurobite
Neben den Lummen brüten am Felsen auch Dreizehenmöwen, Eissturmvögel und Basstölpel. Überhaupt ist Helgoland eine Art Drehscheibe des internationalen Vogelflugverkehrs: Etwa 430 Vogelarten sind hier und auf der Nachbarinsel Düne zu finden – ein Paradies für Ornithologinnen und Ornithologen.
Logisch, dass es auf Helgoland auch eine Vogelwarte auf dem Oberland gibt. Seit 1910 gibt es sie, und sie soll damit die zweitälteste der Welt sein. Neben der Erforschung des Vogelzugs und der Seevogelökologie werden im Herbst und im Frühjahr um die 15.000 Vögel von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beringt.
Die lebendige Natur beim Wandern entdecken
Magst du noch mehr von Fauna und Flora entdecken, empfehlen wir dir den Naturweg. Er beginnt an der Landungsbrücke im Unterland, führt dich ostwärts über das Oberland bis zur Langen Anna und an den Westklippen vorbei zurück zum Startpunkt. 22 Tafeln und Pyramiden passierst du dabei, die über Flora und Fauna der Insel informieren.
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Auf Helgoland und Düne kannst du viel Natur entdecken.
© Quelle: imago images/imagebroker
Zu entdecken gibt es beispielsweise Pflanzen, die es nur auf Helgoland gibt, etwa den Klippenkohl. Als Wildkohl gilt er als Mutterpflanze aller gezüchteten Kohlsorten. Auf den weiten Grünflächen und an den steilen Klippen wachsen seltene Pflanzen wie der Meerfenchel, auf den Wiesen blühen im Frühjahr und im Sommer Orchideen, Pfeilkresse, Huflattich und viele andere farbenfrohe Pflanzenarten. Schmetterlinge taumeln von einer Blüte zur nächsten. Im Herbst leuchten die Sanddornbüsche mit ihren Früchten.
Zwischen März und April kannst du ein weiteres Naturspektakel erleben und vom Oberland gut beobachten. Dann kommen Hunderte Kegelrobben nach Helgoland, um ihr Fell zu wechseln.
Die Tiere lassen sich auf den zwei Inseln, besonders auf Düne, gut beobachten – aber bitte mit ordentlichem Abstand, schließlich sind es Deutschlands größte Raubtiere.
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Eine Robbe am Strand der Nordsee-Insel Helgoland.
© Quelle: imago images/imagebroker
Strand in Sicht – die Insel Düne
0,7 Quadratkilometer Urlaubsglück: Das ist Düne mit den weißen Feinsandstränden. Gleich zwei hat die Insel davon zu bieten. Bei sonnigem Wetter kommt mit dem türkis Wasser Karibikfeeling auf. Anders als sonst an der Küste kannst du hier unabhängig von den Gezeiten fast immer im Wasser baden.
Am Südstrand ist das Wasser ruhig – ideal für Familien. Der Nordstrand dagegen hat mehr gischtende Brandung zu bieten. Das mögen auch die Seehunde gern, die teilweise doch keine Scheu zu kennen haben. Strandkörbe können gemietet werden, und du kannst sogar auf Düne übernachten, beispielsweise in Tiny Houses.
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Ein Leuchtturm mit Strandkörben am Südstrand der Insel Düne.
© Quelle: imago images/blickwinkel
Früher einmal, bis zur Sturmflut 1720, gehörten Helgoland und Düne zusammen. Seit dem Unwetter trennt ein 1000 Meter langer Wasserstreifen die zwei Inseln voneinander. Mehrmals am Tag, meist halbstündlich, setzen die Börteboote oder die Dünenfähre von den Landungsbrücken zur Badeinsel über. Oder du setzt gleich zur Landung an und kommst per Flugzeug auf dem Flugplatz Helgoland-Düne an.
Zwei weitere Besonderheiten machen den Besuch auf Düne lohnenswert, darunter der rote Helgoländer Feuerstein. Ausschließlich auf Düne existiert er. Geologen bezeichnen ihn auch gern als „roten Diamanten“. Wie ein normaler Feuerstein ist er weiß ummantelt, gefolgt von schwarzem Gestein und einem roten Kern. Heute werden sie gern zu Schmuck verarbeitet.
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Leuchtturm Helgoland-Düne: Blick auf die Dünenlandschaft mit dem Leuchtturm von der Nordsee aus.
© Quelle: imago images/blickwinkel
Zu finden sind die Steine vor allem am Oststrand von Düne. Aber sie sind gar nicht so leicht zu unterscheiden von den gewöhnlichen Feuersteinen.
Ebenfalls gut verborgen mitten in den Dünen von Düne befindet sich der Friedhof der Namenlosen. Hier haben die Einheimischen jahrhundertelang Menschen anonym in Seesäcken beigesetzt, deren Körper an Land gespült wurden. Liebevoll und mit Fantasie haben sie Grabsteine gestaltet – ein wahrer Ort der Ruhe.
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