Unterwegs im Ruhrgebiet: Ausflüge fernab der Pott-Klischees
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Mehr als 1200 Kilometer hält das Radwegenetz im radrevier.ruhr bereit. Warum also nicht mal eine Fahrradtour im Urlaub durchs Ruhrgebiet machen?
© Quelle: radrevier.ruhr / Jochen Tack
Das Ruhrgebiet hat keinen guten Ruf als Reiseziel. Klischees lauten, dass es staubig sei, alle in Jogginghosen herumlaufen und es neben Fußballstadien vielleicht gerade noch ein paar gute Currywurstbuden gibt. Dabei hat sich der Pott im Laufe der letzten Jahrzehnte von einer Industrieregion zu einer kulturellen Perle gemausert. Das Ruhrgebiet besitzt die dichteste Kulturlandschaft Europas!
Warum Urlaub im Ruhrgebiet machen?
Zwischen stillgelegten Hochöfen und Halden ist auch die Natur voll aufgeblüht und hat das Bild vom Ruhrgebiet total verändert. Höchste Zeit also, mit ein paar Klischees aufzuräumen und einen genaueren Blick auf die große Region in Nordrhein-Westfalen zu werfen, die mit zahlreichen Industriedenkmälern, viel Wasser und Grünanlagen, Kunst und Kultur und vor allem offenen Menschen, die eine klare und direkte Sprache sprechen, aufwarten kann. Wir fangen einfach mal mit ein paar Zahlen und Fakten an.
Zahlen und Fakten über das Ruhrgebiet
Elf Städte gehören zur Region, die sich über 116 Kilometer in Ost-West-Richtung und 67 Kilometer in Nord-Süd-Richtung erstreckt: Duisburg, Oberhausen, Essen, Bochum, Dortmund, Mülheim an der Ruhr, Bottrop, Gelsenkirchen, Herne, Hagen, Hamm, die zusammengewachsen sind und so ineinander übergehen. Außerdem die vier Kreise Ennepe-Ruhr-Kreis, Kreis Recklinghausen, Kreis Unna und Kreis Wesel.
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Deutschlands erster Fahrrad-Highway: Der Radschnellweg 1 (RS1). Das erste voll ausgebaute Teilstück von zehn Kilometern verbindet Essen und Mülheim an der Ruhr.
© Quelle: imago/Jochen Tack
Mehr als fünf Millionen Menschen leben hier auf fast 4500 Quadratkilometern in einem der wichtigsten Ballungsräume Europas. Damit ist es etwa fünfmal so groß wie Berlin und doppelt so groß wie das Saarland. Ihren Namen hat die Region von einem Fluss, der an ihrem Südrand vorbeifließt: der Ruhr. Diese entspringt in Winterberg im Sauerland und mündet nach 219 Kilometern bei Duisburg in den Rhein.
Auf der Ruhr unterwegs und an anderen Gewässern
Und obwohl die Ruhr kein imposanter, langer Fluss ist, lässt es sich mit ihr und den anderen Gewässern der Region trefflich urlauben. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Besuch im RheinPark Duisburg, der zu den beliebtesten Ausflugszielen der Stadt gehört und mit echtem Strandfeeling aufwartet. Auf 60 Hektar wurde hier aus einer alten Industriefläche ein tolles Naherholungsgebiet geschaffen. Auch Kletterer, Skaterinnen und Spaziergänger sind hier richtig, ebenso wie Beachvolleyballerinnen, Basketballer und Kids mit ihren Drachen.
Ein Highlight im Ruhrpott ist das Werksschwimmbad der Zeche Zollverein. Der strahlend blaue Pool inmitten der Kokerei ist fantastisches Kunstprojekt, Austragungsort des sagenhaften Arschbomben-Contests und heiß geliebter Treffpunkt für Menschen, die hier zu Hause sind. Außerdem ist es Sinnbild für den Strukturwandel, den das Ruhrgebiet gerade vollzieht.
Auch ein besonders beliebter Radweg führt am Wasser entlang: Der RuhrtalRadweg folgt der Ruhr von ihrer Quelle im Rothaargebirge bis zur Rheinmündung in Düsseldorf. Auf dieser drei- bis fünftägigen Tour über 240 Kilometer verbindest du Natur und Kultur und kommst an zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbei: Museen und Schlösser, Industriekultur und Möglichkeiten zum Shoppen – denn auch dafür ist die Gegend bekannt.
Wer die Region gemütlich vom Wasser aus entdecken will, muss nach Mülheim an der Ruhr. Hier starten die Haustretboot-Touren der Grünen Flotte. Mit kräftigem Tritt in die Pedale schipperst du ohne Stress ruhraufwärts nach Essen. Dabei kommst du an den romantischen Altstädten von Kettwig und Essen-Werden und dem schönen Baldeneysee vorbei, der als größter Ruhr-Stausee zum Baden einlädt.
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Erholung mit viel Grün am Baldeneysee in Essen.
© Quelle: Ruhr Tourismus / Stefan Ziese
Industriekultur im Ruhrgebiet
Einst prägten Kohle und Stahl die Region, heute begeistern eindrucksvolle Industriedenkmäler aus dieser Zeit. Wo früher hart malocht wurde, empfangen heute Museen, Parks und rekultivierte Halden und Zechen ihre Gästinnen und Gäste. Genau genommen sind es 3500 Industriedenkmäler, die von der bewegten Geschichte des Ruhrgebiets erzählen, Hochseilklettergärten beherbergen oder zum Tauchen einladen.
Im Landschaftspark Duisburg-Nord zum Beispiel, der früher mal ein Eisenhüttenwerk war und heute zu den bedeutendsten Industriedenkmälern Europas zählt, kannst du in einer einzigartigen Kulisse den Ausblick von einem Hochofen genießen, abends die Lichtinstallationen auf den Schloten bewundern oder in der Erzbunkeranlage von Hochofen zu Hochofen klettern. Du hast Höhenangst? Dann wäre vielleicht das größte Indoor-Tauchbecken Europas was für dich. Im ehemaligen Gasometer des Parks kannst du auch auf Tauchstation gehen.
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Die Zeche Zollverein ist bekannt als die „schönste Zeche der Welt“.
© Quelle: Ruhr Tourismus / Jochen Schlutius
Einer der bekanntesten Spots ist sicher die Zeche Zollverein in Essen. Bis 1986 wurde hier in der größten Steinkohlenzeche der Welt noch Steinkohle gefördert, heute ist sie Unesco-Weltkulturerbe und lädt auf 100 Hektar dazu ein, die Welt von Kohle, Koks, Kunst und Kultur zu entdecken. Auf dem Denkmalpfad Zollverein kannst du den Weg der Kohle nachvollziehen, in verschiedenen Museen geht es um die Geschichte des Ruhrgebiets, aber auch um modernes Design, außerdem finden zahlreiche Festivals und Konzerte auf dem beeindruckenden Gelände statt. Im Winter wartet eine Eisbahn auf dich.
Aktiv im Ruhrgebiet – beim Wandern oder auf der Radtour
Ein ganz anderer Teil der Industriekultur sind die Halden, die die sonst flache Landschaft des Ruhrgebiets prägen. 250 dieser „neuen Berge“ gibt es hier, die durch Aufschüttung von Abraum, Schlacke und Bauschutt entstanden sind. Auf ausgedehnten Wanderwegen zu Fuß, beim Joggen oder mit dem Rad kannst du die Halden erobern.
Die Radwege rund um und auf den Halden sind eingebunden in das radrevier.ruhr, das auch für MTB-Fahrer und -fahrerinnen einige herausfordernde Trails und Strecken parat hat. 1200 Kilometer hat das Radwegenetz zu bieten, das der ADFC als erste urbane RadReiseRegion Deutschlands zertifiziert hat. Auf Bahntrassen radeln, an Kanalufern entlang und an den berühmten Industriedenkmälern vorbei – das Radfahren im Ruhrgebiet ist etwas ganz Besonderes. Schwing dich doch mal zu einer der 15 Revierrouten in den Sattel!
Mal etwas anderes ist eine Tour auf dem Segway, die du auf einigen der Halden unternehmen kannst. Oder du nutzt die Erhebung gleich als Startpunkt für einen Gleitschirmflug, zum Beispiel von der Halde Norddeutschland, und schaust dir das Ganze aus der Vogelperspektive an.
Weit nach oben geht es auch mit der begehbaren Achterbahn-Skulptur Tiger & Turtle. Bei Tag und bei Nacht ist diese Sehenswürdigkeit kostenfrei begehbar. Wenn du die Stufen bis zum Looping – den kannst du natürlich nicht schaffen – erklimmst, wirst du mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Bei Dunkelheit illuminieren 800 LEDs die Konstruktion und erleuchten den Nachthimmel des Ruhrgebiets.
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Die Achterbahn-Skulptur Tiger & Turtle in Duisburg ist weithin sichtbar.
© Quelle: imago images/CHROMORANGE
Kunst und Kultur, Theater und Museen
Allein die Liste der Museen ist lang, sodass hier nur einige aufgezählt werden sollen: Technische Museen sind zum Bespiel das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum, das Museum der Binnenschifffahrt in Duisburg, das Umspannwerk Recklinghausen, das Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen, das Westfälische Industriemuseum und das Rheinische Industriemuseum. Doch auch einige bekannte Kunstmuseen, die vor allem zeitgenössische Kunst zeigen, sind hier zu Hause, etwa das Museum Folkwang in Essen, das Lehmbruck-Museum und das Museum Küppersmühle in Duisburg, die Ludwig-Galerie im Schloss Oberhausen, das Karl-Osthaus-Museum in Hagen und das Museum am Ostwall in Dortmund.
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Das Schauspielhaus in Bochum, wie es sich abends seinen Gästen und Gästinnen präsentiert.
© Quelle: Martin Steffen
In Sachen Bühnenkunst spielt die Ruhrgebiets-Szene ebenfalls in der obersten Liga: Unter den elf Theatern befindet sich eines der besten Häuser Deutschlands, das renommierte Schauspielhaus in Bochum, in Essen steht das älteste Stadttheater im Ruhrgebiet, das Grillo-Theater, und weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt ist das Musical-Highlight „Starlight Express“, das seit seit 1988 ein absoluter Publikumsmagnet ist.
Die Liste an sehenswerten Orten, spannenden Erlebnissen und actionreichen Ausflügen ließe sich noch um viele Punkte verlängern. Es ist ein Anfang, der Lust machen soll auf ein zu Unrecht unterschätztes Reiseziel tief im Westen: das Ruhrgebiet.
Reisereporter