Berlin

Lost Places: Das olympische Dorf von 1936 bei Berlin

Das olympische Dorf von 1936 mit Sportlerunterkünften und dem „Speisehaus der Nationen“ im Hintergrund, bevor schweres Baugerät anrückte.

Das olympische Dorf von 1936 mit Sportlerunterkünften und dem „Speisehaus der Nationen“ im Hintergrund, bevor schweres Baugerät anrückte.

Elstal? Nie gehört! Man muss sich schon selbst gut zureden, um auf dem Weg nach Berlin von der Schnellstraße abzufahren und sich im Vorstadt-Dschungel auf die Suche nach einem historischen Lost Place zu machen: dem olympischen Dorf von 1936.

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Wieso eigentlich? Es stand nie auf der Liste der Top-Sehenswürdigkeiten von Berlin, machte keine Schlagzeilen mit Superlativen.

Lost Place olympisches Dorf steht vor ungewisser Zukunft

Technisches Meisterwerk: Die Fensterfront der Turnhalle von 1936, die sich an Schönwettertagen weit öffnen ließ.

Technisches Meisterwerk: Die Fensterfront der Turnhalle von 1936, die sich an Schönwettertagen weit öffnen ließ.

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„Schulklassen kamen zu öffentlichen Führungen, Betriebsausflügler, Geschichtsinteressierte, internationale Insider. Und Filmteams, unter anderem für ‚Homeland‘, Fotografen und Fans von Lost Places“, erklärt mir eine Mitarbeiterin der DKB-Stiftung für gesellschaftliches Engagement auf Nachfrage.

Die Stiftung hatte sich in den vergangenen 15 Jahren um den Erhalt des 54 Hektar großen Geländes gekümmert. „Aber Sie haben Recht: Als Tourismusmagnet wurde es nie beworben.“ Dabei umweht diesen merk- wie denkwürdigen Ort ein unbeschreiblicher Hauch Mief, Melancholie und Olympia. Und eine ungewisse Zukunft.

Programmhefte aus der Ausstellung im olympischen Dorf.

Programmhefte aus der Ausstellung im olympischen Dorf.

Kurzer geschichtlicher Rückblick: Für die Propaganda-Spiele von 1936 wurden in Elstal rund 150 Gebäude aus dem Boden gestampft: Sportlerunterkünfte, das „Speisehaus der Nationen“, Turnhalle, Schwimmhalle, Gemeinschaftsgebäude für Unterhaltung, Training und Gottesdienste, eine Aschenbahn und ein Park mit Sauna und Schwimmteich. Das ferne Olympiastadion immer im Blick.

Fast 4.000 männliche Athleten und Betreuer aus 40 Ländern lebten und trainierten in dieser Sportler-Oase der Spiele, die den afroamerikanischen Sprintstar Jesse Owens mit vier Goldmedaillen unsterblich machten.

Die Nazis nannten es fälschlich „Dorf des Friedens“ – doch die weitere Nutzung war beim Bau längst geplant.

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Sprossenwand in der Turnhalle von 1936.

Sprossenwand in der Turnhalle von 1936.

Nach den Olympischen Spielen zog die Wehrmacht ein. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam die sowjetische Armee und blieb bis zum Abzug 1992. Kurz darauf wurde das Gelände unter Flächendenkmalschutz gestellt – und gleichzeitig Verfall und Vandalismus preisgegeben.

Es fehlten finanzielle Mittel; das ehemalige olympische Dorf fiel in einen zerstörerischen Dornröschenschlaf, bis im Jahr 2005 die DKB-Stiftung substanzerhaltend und geschichtsvermittelnd eingriff.

Bis vor Kurzem, bis zum Spätherbst 2019, war das olympische Dorf geöffnet und konnte im Rahmen von Führungen besichtig werden.

Die Schönheit des Verfalls: Tür in der Schwimmhalle.

Die Schönheit des Verfalls: Tür in der Schwimmhalle.

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Doch damit ist jetzt Schluss. Das gesamte historische Areal bleibt für die Öffentlichkeit geschlossen. Vorerst. Hintergund: „Die Stiftung ist nicht mehr Eigentümer des Geländes“, sagt die DKB-Mitarbeiterin. „Ich gehe davon aus, dass es 2020 keine Führungen geben wird.“

Jede teilnehmende Nation hatte 1936 ihre eigene Küche im „Speisehaus der Nationen“. Es wird derzeit in Wohnungen umgewandelt.

Jede teilnehmende Nation hatte 1936 ihre eigene Küche im „Speisehaus der Nationen“. Es wird derzeit in Wohnungen umgewandelt.

Zwischen „Museumsdorf“ und „Lost Place“ entsteht gerade unter hohen Denkmalschutz-Auflagen neues Leben im alten olympischen Dorf. Das ehemalige „Speisehaus der Nationen“ wird bereits zu modernen Wohnungen ausgebaut. 

Dem restlichen Gelände droht ein neuer Dämmerschlaf. Die Nutzung ist noch unklar. Heißt: die Nutzung der Turnhalle mit dem historischen Turnpferd, dem originalen Holzfußboden, den Fenstern aus den 30er-Jahren.

Die Nutzung der Schwimmhalle mit dem 25-Meter-Becken, dem 15 Meter hohen Tonnengewölbe und der zum Gelände hin zu öffnenden Fensterfront.

Zwischen Melancholie und Mythos: Die Turnhalle vom olympischen Dorf.

Zwischen Melancholie und Mythos: Die Turnhalle vom olympischen Dorf.

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Unklar ist, was mit den damals modernen Sportlerunterkünften passieren wird. Darunter ist das „Jesse-Owens-Haus“ mit einem komplett eingerichteten Sportlerzimmer.

Vom Drei-Meter-Brett zur Abkühlung: Im ersten Stock der Schwimmhalle gab es eine Sauna.

Vom Drei-Meter-Brett zur Abkühlung: Im ersten Stock der Schwimmhalle gab es eine Sauna.

„Die Fremdenführer geben keine Ruhe, das historische Wissen darf nicht verloren gehen“, sagt die DKB-Mitarbeiterin. Die Nachfrage nach neuen Führungen durch die alten Hallen sei noch immer groß. Egal welche Nutzungskonzepte zukünftig erarbeitet werden: „Es ist wichtig, das Dorf zu erhalten. Es ist faszinierend, was hier in den 30er-Jahren entstanden ist: ein wahrlich historischer Ort von internationalem Interesse.“

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