Oktoberfest oder Wiesn? Egal. O'zapft is!
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Erst Schlange stehen, dann Bier genießen!
© Quelle: Pixabay
Ein Hendl, eine Maß Bier und dazu ein netter Sitznachbar: Mehr braucht der Münchner/Bayer/Deutsche/Weltbürger nicht, um im Himmel der Glückseligkeit anzukommen. Das Oktoberfest zieht jedes Jahr 6,5 Millionen Besucher an. Und ist damit der größte Botschafter von bayerischer Lebensart und Münchner Tradition.
Zusammen mit Schloß Neuschwanstein und vielleicht noch König Ludwig II. sind das leuchtende Riesenrad, die prostenden Menschen in Tracht und die Bedienung mit ihren zwölf getürmten Bierkrügen der Inbegriff einer Stadt, die sich zwischen „Laptop und Lederhosn“ zu Recht als eine der schönsten Deutschlands sieht.
Am Samstag, den 16. September 2017, Schlag zwölf Uhr, ist es wieder soweit: Der Oberbürgermeister von München sticht das erste Bierfass an. Rund 7,5 Millionen Liter bayerisches Bier fließen dann für zwei Wochen aus den Fässern in die Krüge und in die durstigen Kehlen der Besucher. „O’zapft is“ – für den Münchner ein Satz, der wohlige Schauer der Vorfreude auslöst. Und, zugegeben, das Portemonnaie schmerzt: 10,40 bis 10,70 Euro kostet ein Liter.
Der erste Schluck Oktoberfest-Bier - das mit sechs Prozent Alkohol nicht zu unterschätzen ist - schmeckt dennoch so gut, wie wenn man gerade eine lange Bergwanderung hinter sich hat.
Von Grantlern (auf Hochdeutsch: Dauer-Nörglern) wird „die Wiesn“, wie der Bayer sagt, gerne als Massenbesäufnis abgetan. Doch so redet nur der Unwissende.
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Die Wiesn ist ein Fest, das seit 207 Jahren Tradition hat. Anlass war 1810 die Hochzeit von Kronprinz Ludwig von Bayern mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Der König wollte ein volksnahes Fest mit Unterhaltung, freier Verpflegung für alle Bürger. Fünf Tage wurde gefeiert, Höhepunkt war das Pferderennen außerhalb der Stadt, auf der heutigen Theresienwiese, benannt nach der Braut. Die Münchner liebten das Fest so sehr, dass königliche Beamte König Max I. baten, es zu wiederholen. So wuchs das Oktoberfest zu einem Symbol der Stadt heran. Aber auch zu einem enormen Wirtschaftsfaktor: Knapp 450 Millionen Euro werden jedes Jahr direkt auf der Theresienwiese ausgeben, 54 Euro pro Person; Hotels, Gastronomie, Shopping und Anfahrt nicht mitgerechnet.
Und obwohl die Promis wie Thomas Gottschalk, Arnold Schwarzenegger, selbst Paris Hilton oder Olympiaheld Usain Bolt es regelmäßig herzieht - am Ende existieren hier Stand und Standesdünkel nicht. Der Wirtschaftsboss hockt im Bierzelt neben dem Mauerer, die Familie rückt zusammen, damit ein frisch verliebtes Pärchen sich eine Radler-Maß teilen kann. Viele Deutsche, auch viele Italiener, Engländer, Amerikaner, Australier, Japaner und Chinesen, haben Sehnsucht nach einer Tradition, wie sie in Bayern seit Jahrzehnten gepflegt wird. Sie wollen ein Teil davon sein. Und sei es nur kurz, für eine Nacht auf der Bierbank. Und einen langen verkaterten Tag danach...
Wenn der Duft von gebrannten Mandeln und dem Hopfen der Brauereien als Dunst über der Innenstadt liegt, dann sind die Münchner stolz auf ihre Heimat. Und teilen ihre Lebensweise gerne. Dem „ Zugroasten“ zeigt der Bayer gerne, wie man das Hendl stilecht abfieselt, so ganz ohne Messer und Gabel. Ein mildes Lächeln für den Fremden ist dabei, ja sicher. Schließlich ist der Münchner ein Münchner. Hat er doch alleine dieses einmalige Fest bei sich in der Stadt. Das an Lebensfreude in der Welt seines Gleichen sucht. Na denn: Oans, zwoa, gsuffa!
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