Von Belgrad bis nach Skopje: Roadtrip über den Balkan
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Sarajevo, die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, liegt inmitten des Dinarischen Gebirges am Fluss Miljacka.
© Quelle: unsplash.com/Damir Bosnjak
Die eine ist wahrscheinlich das Berlin des Balkans, in der anderen stehen immer noch Häuser mit Einschusslöchern in den Wänden, und in der letzten wurde das Zentrum kürzlich mit prächtigen Marmorbauten aufpoliert. Belgrad, Sarajevo und Skopje ergänzen sich.
Was du in der einen Stadt nicht hast, findest du in der anderen. Eins haben sie gemeinsam: Geraucht werden darf überall. Ein Besuch in drei Hauptstädten des Balkans.
Belgrad in Serbien
Wer Belgrad besucht, kann sich entscheiden, ob er lieber in dunklen Kneipen bei Live-Musik Fleischberge verdrücken möchte, bei indirektem Licht Fusionküche genießt oder auf einem Partyboot die Donau entlangschippert.
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Belgrad ist wahrscheinlich die modernste Hauptstadt des Balkans, gleichzeitig ist sie mit fast 1,4 Millionen Einwohnern eine der größten.
Der Nahverkehr funktioniert gut. Zur Rushhour quetschen sich so viele Menschen wie möglich in die Busse. Wer feiern möchte, ist hier richtig. Im Stadtteil Savamala, der von der Donau und der Sava umflossen wird, gibt es genauso viele Graffiti wie Bars, Pubs und Diskotheken.
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Alte Fassaden treffen auf neue Graffiti.
© Quelle: Nadine Wolter
Außerdem findet in Belgrad, oder besser gesagt im vorgelagerten Stadtteil Zemun, einer der extravagantesten Flohmärkte des Balkans statt. Jeden Sonntag um 6 Uhr morgens breiten die Verkäufer ihre Waren auf Decken aus, um sie schnell einsammeln und verstauen zu können.
Legal ist der Großteil des Marktes nicht, nur auf einem kleinen Platz scheinen angemeldete Händler zu stehen, die als einzige unbeeindruckt mit dem Verkaufen fortfahren, wenn gegen acht Uhr die serbische Polizei anrückt.
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Flanieren auf dem Flohmarkt in Belgrad – schon am frühen Morgen bereiten die Händler alles vor.
© Quelle: Nadine Wolter
Dann beginnt ein fast schon automatisiertes Schauspiel, für das allein sich der Besuch des Flohmarkts lohnt. Die Polizisten fahren im Schritttempo die Straßen des Marktes entlang, und die Händler warten bis zum letzten Moment mit dem Verstauen ihrer Waren. Wer zu langsam ist, dessen Sachen landen ausnahmslos in einem Müllwagen der Polizisten.
Der Zemun-Flohmarkt ist nicht mit einem normalen Flohmarkt zu vergleichen. Es gibt nur wenige stylische Vintagestände im Sortiment, dafür Rohre zum Hausbau, Angeln, Barbies ohne Köpfe, teilweise dreckige Kleidung – die du trotzdem unbedingt durchforsten solltest –, Berge an Tabak, vereinzelte Tiere, Socken aus China, Hütchenspieler und Händler, die wirkungsvoll einen selbst zusammengebrauten Teppichreiniger anpreisen.
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Mit Berlins Vintage-Flohmärkten ist die angebotene Ware nicht zu vergleichen.
© Quelle: Nadine Wolter
Ein Besuch lohnt sich trotzdem, Bäckereien verkaufen frischen Börek und Kaffee zum Frühstück direkt am Straßenrand, und zwischen dem vielen Gerümpel verstecken sich, wenn man etwas sucht, sehr schöne Einzelteile für überraschend wenig Geld.
Ein traditionellerer Markt mit serbischem Rakia, dem typischerweise selbst gebrannten Schnaps des Balkans, Steinpilzen und Honig findet sich unweit des Stadtzentrums. Die Verkäufer auf dem Kalenić-Markt sprechen teilweise Englisch und lassen ihre Kunden gern probieren, bevor gekauft wird. Es gibt Obst, Blumen, Gemüse und auch einige Stände mit Fisch, Fleisch und Käse. Kleine Imbisse umgeben den Markt und verkaufen unter anderem Gegrilltes und Börek. Der Kalenić-Markt ist jeden Tag von 6 Uhr morgens bis 17 Uhr abends geöffnet.
Unweit von ihm steht der Dom des Heiligen Sava, eine der größten orthodoxen Kirchen der Welt und in den letzten Zügen der Fertigstellung. Letztes Jahr wurde das von Russland finanzierte Kuppelmosaik in der Krypta eingeweiht. Es zeigt Szenen aus dem Neuen Testament und ist beeindruckend umfassend golden.
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Der Dom der Heiligen Sava wurde der Hagia Sophia in Istanbul nachempfunden.
© Quelle: Nadine Wolter
Sarajevo in Bosnien und Herzegowina
Die Ankunft in Sarajevo konfrontiert dich unmittelbar mit der Vergangenheit der Stadt. 1996 endete die Belagerung der Stadt von bosnischen Serben, der jugoslawischen Armee und Paramilitärs. Die Folgen des Bosnien-Kriegs sind hier bis heute präsent: Wer mit der Bahn durch Sarajevo fährt, sieht von Kugeln durchlöcherte Häuserfassaden, die nicht restauriert wurden.
Die einstige Nationalbibliothek ist dagegen zwar schön restauriert und wiedereröffnet worden, lockt aber nicht mit einer Menge an interessanten Ausstellungsstücken. Die meisten ihrer Bücher verbrannten im Krieg.
Das beliebteste Museum der Stadt ist derzeit das Kinderkriegsmuseum, das von einem Fotografen im Alleingang aufgebaut wurde. Unterstützung von der Regierung gab es nicht. Für die Ausstellung hat Jasminko Halilovic Menschen seiner Generation befragt, die während des Bosnien-Krieges Kinder waren, und darum gebeten, ihre Geschichte anhand eines Gegenstandes zu erzählen, den sie noch aus der Kriegszeit besitzen.
Im War Childhood Museum stehen nun ein paar Dutzend dieser Gegenstände, darunter eine von Schrapnellen durchlöcherte Tafel und eine Schneemannkerze. Daneben steht auf Tafeln die Geschichte ihrer Besitzer. Das Museum vermittelt den Gästen ganz leise ein intimes Bild vom Leben im Bosnien-Krieg. Es braucht dafür keine blutigen Fotos und militärischen Ausstellungsstücke.
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In der Altstadt Sarajevos stehen Kirchen, Moscheen und Synagogen nebeneinander, dazwischen die Lädchen der Straßenhändler.
© Quelle: Nadine Wolter
Ein Besuch in Sarajevo ist trotz der Vergangenheit, unter der die Stadt sichtlich immer noch leidet, überhaupt nicht deprimierend, sondern höchst spannend.
Die Altstadt um den osmanischen Brunnen Sebilj ist voller Menschen, die sehr starken bosnischen Kaffee aus sehr schönen kupfernen Tassen trinken und sehr viele Zigaretten rauchen. Andere ziehen durch die Geschäfte oder gehen essen.
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Ist das wirklich Bosnien? Der Bascarsija-Platz ist der Hotspot in dem osmanisch geprägten Marktviertel.
© Quelle: Nadine Wolter
In dem kleinen Viertel sind die typischen Fast-Food-Gerichte des Balkans komprimiert zu finden: Es gibt vor allem Börek mit Joghurt oder Cevapi mit Zwiebeln und Pita aus dem Steinofen. Hier steht auch die Gazi-Husrev-Beg-Mosche, die größte Moschee der Stadt. Sie ist außerhalb der Gebetszeiten für Besucher geöffnet.
Nicht weit davon entfernt in der Fußgängerzone sieht es anders aus: Hier steht die Herz-Jesu-Kathedrale. Um sie herum sitzen Menschen in Cafés, trinken Bier oder Aperol Spritz.
Stylische Bars und hippe Cafés wie in Belgrad haben es noch nicht nach Sarajevo geschafft, das Restaurant Cakum Pakum versucht allerdings, das zu ändern. In dem mit Vintagekoffern vollgestopften kleinen Lokal bekommen die Gäste unter anderen Begova Corba serviert, eine traditionelle Hühnersuppe, die entfernt an Hühnerfrikassee erinnert. Natürlich darf auch hier geraucht werden.
Und auch ein bisschen Grafitti findet sich dann noch in Sarajevo, wenn nicht in der Stadt, dann dort, wo du es eigentlich nicht vermutest: auf dem Hausberg Trebevic. Hier kannst du auf der Bobbahn 3, die einst für die Olympischen Winterspiele von 1984 gebaut wurde, spazieren gehen.
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Die Olympischen Spiele 1984 in Sarajevo waren die ersten auf dem Balkan.
© Quelle: Nadine Wolter
Die mittlerweile verfallene und bemalte Betonbahn kreuzt einen Wanderweg, über den du zum Aussichtspunkt des Hausbergs gelangst und Sarajevo noch einmal von oben siehst: Die sozialistischen Plattenbauten im Osten, daneben die Gebäude aus dem 19. und dem frühen 20. Jahrhundert der österreichischen Besatzung und ganz im Westen der Stadt die Altstadt mit ihren Minaretten.
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Die Spuren des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 sind im Stadtbild Sarajevos noch immer zu sehen. Langsam erholt sich die Stadt von der einstigen Belagerung.
© Quelle: Nadine Wolter
Skopje in Nordmazedonien
Überall stehen riesige Marmorbauten. Skopjes Zentrum ist eine kleine Überraschung, wenn man es zum ersten Mal besucht. Der Kern der gerade einmal 550.000 Einwohner umfassenden Stadt wurde unter dem mittlerweile wegen Korruption verurteilten ehemaligen Regierungschef Nikola Gruevski radikal umgestaltet.
„Skopje 2014“ kostete schätzungsweise 560 Millionen Euro, 480 Millionen mehr als anfangs angegeben. Von dem Geld wurden Brunnen mit Alexander dem Großen, grimmig dreinschauenden Kriegern und Frauen aus weißem Marmor gebaut, die nachts bunt angestrahlt werden.
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Der Brunnen in Skopje ist nach dem antiken Herrscher Alexander dem Großen benannt.
© Quelle: Nadine Wolter
Außerdem besitzt die Stadt nun die Porta Macedonia, einen Torbogen, der an den Pariser Arc de Triomphe erinnert, und ein archäologisches Museum, dessen Fassade ein bisschen wie das Brandenburger Tor aussieht.
Du kannst das Ganze unsagbar kitschig oder auch schön finden, keine Meinung zu den meterhohen Marmorskulpturen und Gebäuden zu haben ist unmöglich.
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Das archäologische Museum in Skopje: Hier verbergen sich unter anderem byzantinische Schätze und 3-D-Rekonstruktionen von frühen makedonischen Gesichtern.
© Quelle: Nadine Wolter
Die Altstadt Skopjes kommt ohne weißen Marmor aus und ähnelt der von Sarajevo zumindest äußerlich. Statt Geschäften mit Taschen und Lederwaren gibt es hier unzählige Juweliere, die vor allem Goldketten und -armbänder verkaufen. Das Verschenken von Schmuck sei Tradition, erklärt ein mazedonischer Stadtführer.
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Der Sonnenuntergang in Skopjes Altstadt.
© Quelle: Nadine Wolter
Und auch eine weitere Sache ist anders als in Belgrad und Sarajevo: Das traditionelle mazedonische Gericht auf den Tischen der Restaurants in der Altstadt kommt ohne Fleisch aus.
Tavče Gravče ist ein Auflauf aus gebackenen Bohnen und in Kombination mit einem Rakia genau das Richtige, um sich nach einer kaltnassen Stadttour im Winter wieder aufzuwärmen. Dazu gibt es Schospka, den typischen Salat des Balkans mit Fetakäse, Paprika, Tomaten, Gurken und Zwiebeln.
Obwohl es bei unserem Besuch im Skopje durchgängig regnet und somit alle Ausflüge in die nahe gelenden Berge ausfallen, langweilen wir uns nicht.
Skopje kann auf den ersten Blick vielleicht nicht mit der Urbanität Belgrads und der Geschichte Sarajevos mithalten, aber die Stadt gleicht dies mit ihrer sehenswert skurillen Architektur, einem exzellenten Stadtführer, ihrem freundlichen und unaufgeregten Umgang mit Touristen, der schönen Altstadt, sehr gutem und günstigem Essen und dem leckersten Rotwein des Balkans selbst im verregneten Winter mühelos wieder aus.
Reisereporter