Abenteuer Albanien: 7 Insidertipps für deine Reise
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Sonnenuntergang über Saranda.
© Quelle: Pixabay.com/12019
Albanien ist auf den ersten Blick kein typisches Urlaubsziel. Das liegt an der Geschichte des Landes. Wo in Nachbarländern wie Griechenland oder Montenegro der Tourismus boomte, blieb es in Albanien ruhig. Das Land war lange isoliert vom Rest der Welt.
Bis 1985 regierte hier der Stalinist Enver Hodscha Albanien, der Albanien von der Außenwelt abschottete. Das hinterließ auch nach seiner Herrschaft Spuren. Das Land stand selten auf der Bucketlist von Vielreisenden.
Albanien: Geheimtipp für Entdecker
Heute hat sich der Wind in Albanien gedreht: Das Land mag auf den ersten Blick noch unentdeckt wirken, ist aber gerade wegen seiner Ursprünglichkeit ein Geheimtipp und ein unkonventionelles Reiseziel für Entdecker.
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1. Bunker-Suche in Albanien
Schon beim Anflug auf die Hauptstadt Tirana sind sie zu sehen: unzählige Bunker, die von oben aussehen, als würden sich kleine Pilze über das ganze Land verteilen. Was auf den ersten Blick ulkig wirkt, ist eine Erinnerung an jene Zeiten, in denen der Stalinist Enver Hodscha Albanien von der Außenwelt abschottete.
Mehr als vier Jahrzehnte lang führte er mit eiserner und kommunistischer Hand das Land. Er war davon überzeugt, dass die USA, die Sowjetunion oder China eines Tages das Land angreifen – und ließ besagte Bunker bauen. Von 1972 bis 1983 entstanden insgesamt 173.371 Bunker. Sein Motto? „Je mehr Schweiß beim Befestigen fließt, desto weniger Blut fließt im Krieg!“
Heute werden die Bunker nicht mehr militärisch genutzt. Die meisten rotten vor sich hin und verfallen, wurden zu Lost Places. Manche dienen als Müllhalde, als Viehstall, als Toilette, als Ort für Sex. Seit 2011 erlaubt der Staat, dass die Bunker abgerissen werden dürfen. Es gibt aber auch Menschen, die den Bunkern ein neues Leben einhauchen und von ihrer Vergangenheit befreien.
Einer von ihnen ist Keq Marku: In Koplik in Nordalbanien hat er aus in einem Bunker ein Tattoostudio eröffnet und stellt gleichzeitig seine Kunst aus. In Golem war ein Bunker der Startschuss für die Karriere von Kujtim Roçi: Erst nutzte er den Bunker als eine Art Kiosk, machte dann ein Bunkerrestaurant auf und baute im Laufe der Jahre ein Hotel um das pilzartige Gebilde: das „Hotel Elesio“.
Und in Tirana versteht sich das Geschichts-Projekt „Bunk’art“ als kultureller Gegenpol zur Geschichte von einst: Am Stadtrand befindet sich in einem vierstöckigen unterirdischen Bunker auf 200.000 Quadratmeter ein Museum, das sich mit dem Leben der albanischen Bevölkerung während der Diktatur im Allgemeinen befasst, aber auch ein Veranstaltungsort, in dem Jazz und Rock-Konzerte veranstaltet werden – Musikrichtungen, die unter den Kommunisten verboten waren. Der Eintritt kostet vier Euro.
Tipp: 2016 eröffnete mit „Bunk'Art 2“ eine der beliebtesten, aber auch bedrückendsten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt. Unter der Erde haben die Ausstellungsmacher im Auftrag der heutigen Regierung unter anderem Verhörkeller der berüchtigten Geheimpolizei Sigurimi nachgebaut. Der Eintritt kostet vier Euro.
2. Hipster-Tour in Tirana
Natürlich führt kein Weg an der Hauptstadt Tirana vorbei. Schön ist die Stadt nicht, dafür eigenwillig und charmant. Tirana ist ein Wirrwarr aus verwitterten Plattenbauten, modernen Gebäuden und sozialistischen Protzbauten. Oft wirst du den Eindruck haben, als spielten die Bewohner mit ihrer kommunistischen Vergangenheit, wenn es mancherorts so aussieht, wie es immer schon war. Dann kommst du wieder an Stellen, deren Buntheit vom Fortschritt erzählt.
Das liegt am ehemaligen Bürgermeister und späteren Premierminister Edi Rama. Der war Maler und dachte, dass es die Menschen glücklicher mache, wenn die sozialistische Klotzarchitektur farblich charmanter würde. Und so ließ er die Gebäude der Stadt mit knallbunten Mustern überziehen.
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Die Hauptstadt Albaniens, Tirana, ist bekannt für ihre bunte Architektur.
© Quelle: Wolter
Tirana wächst, in jede Richtung; vor allem die junge Szene haucht der Stadt neues Leben ein. Viele Studenten sorgen für ein ausschweifendes Nachtleben, auch die Café-Kultur hat eine lange Tradition. In Folge gibt es viele gemütliche und hippe Cafés. Blokku gilt zur Zeit als das aufstrebendstes und aufregendstes Viertel der Stadt.
Wo zu Kommunismuszeiten die reiche Elite wohnte, hat sich das Image gedreht. Heute reihen sich hier angesagte Cafés, Bars und Läden aneinander. Abends gelten die Weinbar „Bufe“, die 50er-Jahre Bar „Radio“ und die Cocktailbar „Nouvelle Vague“ als besonders hip.
Tipp: Foodies müssen unbedingt auf den „Markata E Fruta Perimeve“ im Osten der Stadt gehen. Die zu allen Seiten offene Markthalle hat so gut wie alles in Sachen albanische Spezialitäten zu bieten. Perfekt für einen Snack zwischendurch!
3. Relaxen an der albanischen Riviera
Albanien ist ein Land der Kontraste: Berge treffen auf Seen, Klippen auf die Küste. Hinter dem Llogara-Pass beginnt die albanische Riviera: auf der einen Seite eine imposante Bergkette, auf der anderen eine nahezu unbebaute Küste mit Sandstränden und türkisblauem Wasser. Nicht grundlos wird der südliche Küstenabschnitt mit Regionen in Frankreich oder Italien verglichen.
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Insgesamt erstreckt sich die albanische Riviera über 362 Kilometer an der Adria und am Ionischen Meer. Bist du mit dem Auto unterwegs, solltest du die Strecke von Vlora über den Llogara-Pass nach Himara fahren, eine der schönsten Routen an die albanische Riviera. Der Weg führt dich über insgesamt 72 Kilometer zu den besten Ausblicken: auf das Dukat-Tal im Norden und die albanische Riviera im Süden.
Das Besondere ist erneut ein Kontrast: Du kannst auf einsamen Strände relaxen, aber wenig später durch eine trubelige Hafenstadt flanieren. Touristisches Zentrum im Süden ist die Hafenstadt Saranda. Hierher kommen viele Touristen, allerdings fast nur Locals. Das verleiht dem Städtchen eine Portion Lokalkolorit.
Ein Must-See in Saranda ist nicht nur die Küste, sondern auch das Kulturerbe. Der nächste Kontrast führt dich nämlich vom Badestrand zur Ausgrabungsstätte Butrint, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Schon der römische Dichter Vergil war überzeugt: Butrint das neue Troja. Zu sehen gibt es Tempel, Theater und Kirchen von den alten Griechen, den Römern, den frühen Christen und Osmanen.
Tipp: Viele haben nicht auf dem Schirm, dass sie im Süden Albaniens an der Straße von Korfu sind, einer Meerenge zwischen dem nördlichen Ende der griechischen Insel Korfu im Westen und dem albanischen Festland im Osten. An der engsten Stelle ist das Meer nur etwa 2.050 Meter breit. Deshalb ist es nur ein Katzensprung nach Korfu. Es gibt 14 Überfahrten pro Tag zwischen den Ionischen Inseln und Albanien, ei nTicket kostet etwa 20 Euro.
4. Abenteuer in den albanischen Alpen
Wer die einsame und ruhige Seite des Landes kennenlernen möchte, sollte sich auf ein Abenteuer in die Albanischen Alpen begeben. Die bis zu 2.700 Meter hohen Berge im Norden des Landes bezaubern mit dichten Wäldern, grünen Tälern, kleinen Dörfern und herzlichen Menschen – vor allem aber mit Einsamkeit und Abgeschiedenheit. Hier wirkt das Leben meist so, als sei die Zeit stehen geblieben.
Der Tourismus tröpfelt in den Bergen bisher nur sanft, das mag an der kaum vorhandenen Infrastruktur liegen. Lässt du dich auf das Abenteuer ein, musst du dich auf holprige Fahrten und unasphaltierte Straßen einstellen. Genau das macht aber den Zauber der Gegend aus. Es ist beinahe so, als wärst du in einem völlig anderen Land. Kein Wunder, dass der Name der albanischen Alpen – Prokletije – übersetzt „Verwunschene Berge“ bedeutet.
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Spannend: Die Berge liegen im Grenzgebiet von Albanien, Kosovo und Montenegro, du befindest dich dann also in einem Drei-Länder-Eck. Auf albanischer Seite erreichst du das Gebirge über Shkodra oder Bajram Curri, den größten Orten im Norden des Landes.
Ein Highlight sind die Täler von Thethi und Valbona. Beide Orte liegen in traumhaft schönen Nationalparks. Denn insgesamt verfügt Albanien über 15 verschiedene Nationalparks!
Tipp: Der Trail „Peaks of the Balkans” ist der schönste Weitwanderweg der „Verwunschenen Berge“ im Drei-Länder-Eck von Albanien, Montenegro und Kosovo. Die Strecke führt über 192 Kilometer, du kannst aber auch Teiletappen gehen. Die Trails sind gut markiert und mittlerweile gibt es unterwegs mehrere Gaststätten und Pensionen.
5. Abtauchen in den albanischen Seen
Das „Naturwunder“ geht weiter, wenn du das glasklare Gegenteil der albanischen Riviera aufspürst: die magischen Seen Albaniens. Europas älteste Seen liegen nämlich im Dreiländereck von Albanien, Mazedonien und Griechenland. Der Skutari-See ist der größte See auf der Balkanhalbinsel. Hier liegt eine der ältesten Städte des Landes: Shkodra, auch bekannt als Kulturhauptstadt des Landes, wurde bereits im 3. Jahrhundert vor Christus begründet.
Früher wurde hier viel gehandelt, heute ist der Ort bekannt für seine musikalischen und literarischen Traditionen. Die Altstadt wurde kürzlich erst renoviert. In den engen Gassen und Straßen staunst du über historische osmanische Gebäude und gut erhaltene Steinmauern mit modernen Bauwerken.
Der zweitgrößte See der Balkanhalbinsel liegt zu größten Teilen in Nordmazedonien. Nur ein kleinerer Teil des Ohrid-Sees ist in Albanien. Was dieses Gewässer so einzigartig macht? Dass der Ohrid-See als ältester See der Welt gilt.
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Der Stausee Koman.
© Quelle: unsplash/YvesAlarie
Genauso sehenswert ist der Koman-Stausee, der sich über 34 Kilometer durch die Schluchten des Flusses Drin zieht. An der schmalsten Stelle ist er kaum mehr als 50 Meter breit und du kannst in kleinen Fähren und Booten auf dem Wasser schippern.
Der instagramtauglichste See ist aber „Das blaue Auge": Gelegen im Süd-Osten Albaniens ist der See bekannt für seine Farbe: Das Wasser wechselt zwischen strahlendem Blau und sattem Türkis.
Tipp: Bist du im Süden unterwegs, kannst du einen Halt am Butrinti-See machen. Der Vivari-Kanal verbindet hier den See mit dem Ionischen Meer. Schwimmen kannst du allerdings nicht: Vom Grund des Sees tritt nämlich von Zeit zu Zeit Schwefel hervor.
6. Berat, die Stadt der tausend Fenster
Eine der schönsten Städte Albaniens erstreckt sich entlang eines Gebirgshangs. Berat ist berühmt als "Stadt der tausend Fenster". Diesen Namen verdankt Berat den Osmanen, die einst die Stadt besiedelten und sich auf beiden Seiten der Hänge über dem Osumi Fluss niederließen.
Dass die Stadt seit 2008 zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, liegt an der charakteristischen Bauweise der Häuser. Die Häuser stehen dicht beieinander und haben alle große Fenster. Neben der Festungsanlage Kalaja haben die Ortsteile Mangalem und Gorica mit ihren engen, gepflasterten Straßen und vielen kleinen Kirchen und Moscheen einen besonderen Schutzstatus. Die Errichtung von Neubauten ist verboten, damit das historisch bedeutende Stadtbild erhalten bleibt. Von der Burg bietet sich der beste Blick auf die Altstadt.
Tipp: Abends lohnt sich ein Spaziergang durch die Altstadt. In Albanien nennt man das „Xhiro“: Zum Sonnenuntergang macht man sich hübsch, um sich anschließend draußen zu treffen und zu flanieren. In Berat findet dieses Schaulaufen nicht nur in der Altstadt, sondern auch in der Neustadt auf dem Boulevard Republika statt. Zum Dinner gelten „Lili Homemade Food“ und „Antigone“ als Tipp für frische, albanische Küche. Und: Berat ist bekannt für seine Weine, ein prima Stopp ist deshalb das „Weingut Cobo“.
7. Gjirokastra, die Stadt der Steine
Gleichzeitig mit Berat wurde auch Gjirokastra in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen, eine weitere eindrucksvolle osmanische Stadt voller Geschichte. Bei einer Rundreise durch Albanien wird dir relativ schnell klar: Irgendwie waren sie alle hier.
Wegen der Lage zwischen Griechenland und Italien kamen viele Landsmänner und prägten Albanien: Griechen und Römer, Goten und Byzantiner, Serben und Bulgaren, Sizilianer und Venezianer und natürlich die Türken: Die herrschten fast 500 Jahre lang.
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Die bunten Straßen in Gjirokaster.
© Quelle: pixabay/Gjataervin
Die Stadt wirkt wie ein Basarviertel, voller Gebäude mit weiß getünchten Wänden, großen Holzfenstern und kleinen Innenhöfen. Der Anblick wirkt beinahe surreal, denn die historischen Häuser der Altstadt scheinen an den steilen, umliegenden Hängen zu kleben.
Den Namen als „Stadt der Steine“ bekam Gjirokastra aus einem einfachen Grund: Die Dächer der Altstadt werden seit vielen Jahrhunderten mit Steinplatten gedeckt. Durch die engen Gassen gehst du hoch zur Befestigungsanlage.
Spannend: Im Felsen unterhalb der Burg befindet sich eine große, unterirdische Bunkeranlage aus kommunistischer Zeit. In der Altstadt indes ist das ethnographische Museum, in dem einst Albaniens berüchtigter Diktator Enver Hoxha lebte. Er wurde in Gjirokastra geboren!
Tipp: Auf dem Weg nach Gjirokastra lohnt sich die Route entlang der SH4 durch den spektakulären Distrikt Tepelenë und das Drino-Tal. Letzteres wurde durch den düsteren Autor Lord Byron und seine Briefe über Albanien bekannt.
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