Tirana: Warum die Stadt trotz Plattenbau so schön ist
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Ausblick vom Sky Tower auf Tirana – trotz der hohen Betonbauten ist die Stadt echt schön.
© Quelle: imago/imagebroker
Als Edi Rama, der jetzige Ministerpräsident Albaniens, noch Bürgermeister von Tirana war, ließ er viele Hauswände im Stadtzentrum mit bunten grafischen Mustern bemalen. Aufsehenerregende Neubauten konnte sich die Gemeinde damals nicht leisten, um das Stadtbild zu verschönern, den Griff zum Farbeimer schon.
Die Einwohner sehen die Initiative heute pragmatisch: „Es ist immerhin unmöglich, an diesen grellen Wänden vorbeizulaufen und schlechte Laune zu haben“, erzählt unser Stadtführer.
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Und sie sind nicht die einzigen Kunstwerke in Tiranas Innenstadt. An der Fassade des nationalen historischen Museums auf dem Skanderberg-Platz, benannt nach dem wichtigsten Volkshelden der Albaner, prangt ein riesiges sozialrevolutionäres Mosaikrelief.
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Auf ihm ist die Geschichte des Landes dargestellt. Ein paar Gehminuten weiter sind die Wände wieder grafisch gestaltet. Auch ein paar wandumspannende Grafitti gibt es in der Innenstadt.
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Tirana liebt Kunst. Auch Ministerpräsident Rama malt selbst – und ist auch als Politiker Künstler geblieben ist. Ramas Bilder wurden schon in São Paulo, auf der Biennale in Venedig und zuletzt in Rostock ausgestellt. Seine Vorliebe für die Kunst hat der Ministerpräsident mit in den Regierungssitz am Boulevard Dëshmorët e Kombit genommen.
Während im ersten Stock des Gebäudes nach Feierabend die Lichter ausgehen, wird dessen Erdgeschoss für Besucher geöffnet: Diese können hier von montags bis freitags wechselnde Kunstaustellungen besuchen, bis Januar 2019 hingen dort Werke von Marc Chagall.
Tirana: Diese Stadt liebt die Kunst
Im größten Kunstmuseum des Landes, der staatlichen Kunstgalerie, erzählen die Werke dagegen von der sozialistischen Vergangenheit Albaniens. Viele der Bilder und Skulpturen stammen von albanischen Künstlern aus dem 20. Jahrhundert und gehören zum sozialistischen Realismus.
Dazu gibt es meistens zwei wechselnde Ausstellungen. Die Kunstgalerie ist nicht überladen. Man schafft es, an einem Nachmittag alles anzusehen. Die Galerie ist eines der interessantesten Museen der Stadt.
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Reja, auch Cloud genannt, ist eine moderne Kunstinstallation vor der National Art Gallery.
© Quelle: Nadine Wolter
Vor ihrem Eingang, der so verspiegelt ist, dass man beim ersten Mal die Tür nicht findet, steht die „Cloud“. Das riesige weiße Metallgerüst ist eine Kunstinstallation des Japaners Sou Fujimoto und gleichzeitig ein Treffpunkt.
Die „Cloud“ ist der Selfie-Hotspot von Tirana
Vor allem im Sommer finden im Inneren der „Cloud“ Themenabende und Festivals statt. Bevor sie zu einem von Tiranas Selfie-Hotspots wurde, stand Fujimotos „Cloud“ in London.
Etwa 250 Meter Luftlinie entfernt von der futuristischen „Cloud“ steht die Pyramide und erinnert bei allem Fortschritt der Stadt an die Vergangenheit. Die Pyramide wurde zu Ehren des ehemaligen sozialistischen Diktators Enver Hoxha gebaut – und deswegen mögen viele Tiraner sie heute nicht. Seine Tochter hat das Gebäude entworfen.
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Tirana hat sogar eine Pyramide...
© Quelle: Nadine Wolter
Das Gebäude war erst Kultstätte für den verstorbenen Hoxha, nach dem Untergang des sozialistischen Regimes wurde es unter anderem zum Kulturzentrum und heute steht es leer. 2010 beschloss das albanische Parlament, die Pyramide abzureißen und an ihrer Stelle ein neues Parlamentsgebäude zu errichen.
Spätestens als 2013 mit Edi Rama die Sozialisten in die Regierung zogen, wurden die Pläne auf Eis gelegt. Nun soll aus der Pyramide ein Jugendzentrum werden – 5rgendwann.
Aus der Pyramide soll ein Jugendzentrum werden
Die Marmorplatten auf der Oberfläche der Pyramide wurden bereits 2010 demontiert. Viele Tiraner und Touristen erklimmen heute die nackte und deswegen nicht mehr ganz so rutschige Betonfassade der Pyramide zu Fuß. Das sollte man in Turnschuhen versuchen – niemals in Flip-Flops.
Was es in Tirana außer Kunst noch zu sehen gibt: Überall in Albanien stehen Bunker. Und aus einem der größten der Stadt hat Tirana ein Museum gemacht: Bunk’Art steht im Nordosten der Stadt, etwa 30 Minuten Busfahrt vom Zentrum entfernt.
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Es bietet eine informative, allerdings nicht sonderlich spannend aufbereitete Austellung über die sozialistische Geschichte und Vergangenheit des Landes im Zweiten Weltkrieg. Der Besuch lohnt sich, vor allem wegen der riesigen Dimension des Bunkers, den Enver Hoxha für sich und die politische Elite bauen ließ: Er führt mehrere Stockwerke tief unter die Erde auf einer Fläche von insgesamt fast 3.000 Quadratmetern. Die privaten Räume Hoxhas sind möbliert erhalten – samt schwarzem Scheibentelefon.
Wer genug von Museen hat, kann sich im Parku i madh, einer Parkanlage mit See und verschiedenen Restaurants, entspannen – oder ein Fußballspiel besuchen. Sitzplätze für die Partien des Tiraner Vereins FK Partizani Tirana kosten maximal 1.000 Lek, umgerechnet rund 8 Euro. Im Stadion gibt es Sonnenblumenkerne statt Bier und albanische Fußballfans, die freundlicher sind, als sie auf den ersten Blick wirken.
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