Im Luxuszug durch Südostasien
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Fein gedeckte Tische erwarten dich in den Speiseräumen des Luxuszuges Eastern and Oriental Express.
© Quelle: „Restaurant car - Eastern Oriental Luxury Train“ von Simon Pielow unter CC BY 2.0/flickr.com
Natürlich bin ich aufgeregt. Und viel zu früh am Hualampong Bahnhof in Bangkok. Die Stadt mit knatternden Tuktuks, qualmenden Garküchen und fliegenden Händlern ist hektisch wie immer. Aber Bahnhöfe toppen das alles noch einmal. Überall sind Backpacker. Und auf zehn Metern höre ich Gesprächsfetzen in fünf verschiedenen Sprachen. Informationsdurchsagen, Trillerpfeifen der Taxigehilfen und laute Werbebotschaften aus den Lautsprechern gellen durch die Bahnhofshalle. Heute nehme ich das alles aber kaum wahr. Ich will mir einen langgehegten Traum erfüllen, ich will mit dem Eastern & Oriental Express fast 2.000 Kilometer durch Asien hahren! Der Zug startete bereits in Chiang Mai, ich steige jetzt zu.
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Am Bahnsteig acht wartet die rollende Legende auf mich. Der Zug ist fast 400 Meter lang, hat 22 in Jaguar-Grün und Beige gehaltenen Wagons für 132 Passagiere und bis zu 47 Bedienstete. Für vier Tage wird der Eastern & Oriental Express auf der Reise von Bangkok über Wang Po zum River Kwai und von dort über Kuala Lumpur durch Malaysia bis nach Singapur mein Hotel auf Schienen sein. Ein Steward in weißer Jacke und weißen Handschuhen begrüßt mich freundlich, nimmt mir mein Gepäck ab und geleitet mich in eines von 36 Pullman Superior Abteilen. Der Luxus auf Schmalspurgleisen kann beginnen!
Erster Tag: Ich staune…
Verglichen mit anderen Zügen fühlt sich der Reisende in etwa so als würde er von der U-Bahn in einen Rolls-Royce umsteigen. Mein Abteil verfügt über eine flauschige Sitzbank, die zur Nacht in ein bequemes Bett umgewandelt wird, überall edle Hölzer mit asiatischen Intarsien, glänzende Messingbeschläge, schwere Vorhänge, sowie frische Blumen in einer Vase vor dem kleinen Tisch am Fenster. Der Steward zeigt mir die private Dusche und WC, die zu jedem Abteil gehören und wo ich meine Hemden und Anzüge aufhängen kann. Natürlich verfügt das Abteil über eine Klimaanlage. Sollte ich irgendwelche Wünsche haben, steht mir der Steward per Klingel Tag und Nacht zur Verfügung. Der Lärm Bangkoks ist vergessen und ich beobachte durchs Fenster die Fahrgäste mit Raffles Hotel Aufklebern auf sündhaft teuren Koffern.
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Luxus auch beim Dinner im Speisewagen. Asiatische Haute Cuisine auf Schienen. Abendgarderobe ist Pflicht, um der Atmosphäre der zwei Speisewagen mit Rosenholzvertäfelung gerecht zu werden. Kristallgläser, erlesenes Porzellan, schweres Silberbesteck. Die Speisenkarte kann mit jedem Luxushotel konkurrieren. Filets vom Wasserbüffel, Gourmet Dumplings und andere Leckereien der asiatischen Cuisine. Das alles will auf beengten Raum in einer schaukelnden Küche zubereitet werden. Das verdient höchsten Respekt.
Endlich haben wir den Moloch Bangkok hinter uns gelassen. Der Blick aus dem Fenster offenbart jetzt einen herrlichen Sonnenuntergang über lindgrünen Reisfeldern. Nach dem Dinner schlendere ich in den Wagon mit der Bar, wo ein Pianist von den Philippinen für musikalische Untermalung sorgt. Es duftet nach Portwein und altem Whisky. Viele Gäste hier scheinen eine lange Anreise hinter sich zu haben und so endet der erste Abend bereits früh. Wohl auch, weil man den Anblick des anbrechenden Morgens vor der Kulisse des Wang Po Viadukts nicht verpassen möchte.
Vor dem Einschlafen lese ich noch in der Broschüre des E&O Express etwas über die Geschichte des Zuges, der von dem Amerikaner James B. Sherwood erdacht und auf die Gleise gestellt wurde. Er kaufte alte Eisenbahnwagons in Neuseeland und ließ sie in Singapur zu einem Luxuszug umbauen. Nun rollt der E&O Express bereits seit 1993 auf den Gleisen zwischen Singapur und Chiang Mai im Norden Thailands, bis hin nach Vientiane in Laos.
Zweiter Tag: Die Brücke am River Kwai
Nach einem exzellenten Frühstück im Abteil, mit frisch gebackenen Croissants, Kaffee oder Tee, Saft und Obst, heißt es um 8 Uhr 30: Der River Kwai naht. Mancher Fahrgast ist erstaunt, dass die berühmte Brücke des Flusses so gar nichts mit der im berühmten Film gemeinsam hat. Die 1942 unter japanischer Besatzung erbaute Holzbrücke, bei deren Bau die Hälfte der eingesetzten Kriegsgefangenen starb, wurde durch eine Beton- und Eisenkonstruktion ersetzt und die bergige Kulisse des Films liegt in Sri Lanka, wo der Film gedreht wurde.
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Bei dem Bau der River Kay Brücke starben viele Kriegsgefangene.
© Quelle: pixabay.com/dsavop
Auf einer organisierten Tour geht es per Boot auf dem Fluss vorbei an schwimmenden Restaurants auf eine nahegelegene Bergkette zu. Hier werden wir über die unmenschlichen Bedingungen der Kriegsgefangenen beim Eisenbahnbau auf der gesamten Strecke von Singapur durch Malaysia bis Kanchanaburi aufgeklärt Viele Mitreisende aus England, Australien und Neuseeland nehmen die Gelegenheit wahr, die Gräber von entfernten Verwandten auf dem Don Rak War Cemetery zu besuchen.
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Die River Kwai Brücke hat mit dem berühmten Film nichts gemeinsam. Bei dem Bau der River Kay Brücke starben viel Kriegsgefangene.
© Quelle: pixabay.com/Watcharapong Hongsaeng
Gegen 11 Uhr besteigen wir wieder den Zug, Weiterfahrt Richtung Malaysia. Viele bewundern auf dem Aussichtsdeck die abwechslungsreiche Landschaft, während der Express mit stattlichen 80km/h durch Thailand rollt. In Malaysia ist lediglich eine Geschwindigkeit von 65km/h erlaubt, da die Gleise nicht für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt sind. Der 5’o Clock Tea wird auf die feine englische Art, mit Earl Grey oder Darjeeling im Abteil serviert.
Dritter Tag: Butterworth (Penang), Malaysia
Während wir durch Palmölplantagen, dichtbewachsenen Dschungel und vorbei an bizarren Gebirgsformationen fahren, lerne ich Hiruchi kennen, einen Japanischen Verleger, der seiner Frau vor 23 Jahren eine standesgemäße Hochzeitsreise versprach, aber nie die Zeit dazu fand. Nun hat sie darauf bestanden und sich diese Reise gewünscht. Und ist offenbar glücklich.
Ab und zu fächeln auf der endlosen Schneise durch tropischen Regenwald Palmwedel über das Dach, an Bahnübergängen winken uns die Einheimischen zu und man kann den warmen Wind auf dem Aussichtsdeck genießen. Am Nachmittag erreichen wir Butterworth etwa 150km hinter der Grenze in Malaysia. Gelegenheit, um bei einem Stopp die Insel Penang (Betelnuss Insel) und ihre geschichtsträchtige Stadt Georgetown (über 400.000 Einwohner), die man über die 13,5 km lange Penag Bridge erreicht, per Fahrradrikscha zu erkunden.
Das scheint ein Ausflug zu sein, wie ihn sich viele der Mitreisenden gewünscht haben. Die Altstadt von Georgetown ist tatsächlich noch so, wie man sich beispielsweise in Europa das exotische Asien vorstellt. Händler aus Arabien neben chinesischen Garküchen und indischen Curry-Restaurants in alten Shophouses. Es gibt Basare, Moscheen neben Kirchen und Synagogen, und überall kulturelle und architektonische Einflüsse aus ganz Asien. Gegen 5 Uhr besteigen wir wieder den Zug. In der Provinz Perak geht es entlang der Berge mit dicht bewaldetem Dschungel Richtung Süden, während wir etwas später erneut das feine Dinner genießen und darauf warten, dass gegen Mitternacht die prächtig erleuchteten Paläste und Moscheen des nächtlichen Kuala Lumpur an unseren Fenstern vorbeiziehen.
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Penang: Bei Nacht zeigt der Ort seine volle Pracht.
© Quelle: pixabay.com
Vierter Tag: Endstation Singapur
Der Morgen vergeht und wir schauen auf die bewaldeten Hügel, Flüsse und Palmen Malaysias. Hier und da stehen riesige Wasserbüffel in der Landschaft die weiße Reiher auf dem Rücken tragen. In Johor Baru gehen die Grenzformalitäten zügig vonstatten und über eine kurze Brücke erreichen wir Singapur. Dennoch befinden wir uns auch hier noch auf Malaysia Territorium.
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Malaysias Tierwelt ist abwechslungsreich und vielfältig.
© Quelle: pixabay.com/hbieser
Eine Kuriosität der Bahnlinie ist, dass Gleise und der Bahnhof nach wie vor zu Malaysia gehören. Dies war eine der Bedingungen des Nachbarstaats, als Singapur unabhängig wurde. Aber diese Vereinbarung gibt immer noch Anlass zu Streitereien.
In Singapur weht ein anderer Wind als an unserem Ausgangspunkt. Keine Klongs, fliegende Händler oder gar Motorbike Taxis. Vorbei an riesigen Hafenanlagen, Hochhäusern mit Glasfassaden und grünen Villenvierteln, stoppt der Zug nach 1.943 Kilometern puren Asiens, am Ziel im „aufgeräumten“ Singapur, in der Keppel Road Station.
Die Rückfahrt habe ich als Kontrastprogramm in regulären Zügen bewältigt. Aber das war ein völlig anderes Abenteuer.
Foto-Lizenz: CC BY 2.0
Reisereporter