Singapur

Singapur: Die günstigste Sterne-Küche der Welt

Der Stadtstaat Singapur ist der kleinste Staat Südostasiens. Genießer schätzen
das vielfältige und abwechslungsreiche Restaurantangebot der Metropole.

Der Stadtstaat Singapur ist der kleinste Staat Südostasiens. Genießer schätzen das vielfältige und abwechslungsreiche Restaurantangebot der Metropole.

Es ist laut. Es ist voll. Und es ist unschlagbar preiswert. Von billig mag man nicht reden, wenn es um ein Restaurant geht, das einen Michelin-Stern trägt. Prompt machte es weltweit Schlagzeilen, als im vergangenen Sommer der renommierte „Michelin“-Restaurantführer gleich zwei Garküchen in Singapur einen seiner begehrten Sterne verlieh. Und weil von beiden der „Hawker Chan“ der geringfügig billigere ist, wirbt er gern mit dem Slogan „The Cheapest Michelin starred Meal in the World“.

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Gut und günstig ist das Essen tatsächlich, aber wer sich vor Ort umsieht, darf die Klischees schon mal nachjustieren. Das beginnt damit, dass im südasiatischen Stadtstaat Singapur die Hawker mit jenen Straßeneck-Ständen wenig zu tun haben, die es von Mexiko bis Vietnam gibt. Die Hawker sind durchweg in Foodmarkets organisiert. 

Chan Hong Meng bietet das günstigste mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete
Menü der Welt an.

Chan Hong Meng bietet das günstigste mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Menü der Welt an.

Du reservierst dir erst einmal einen Platz an einem der Tische in der Mitte. Im notorisch unterkriminalisierten Singapur darfst du dazu, wie ein Einheimischer beteuert, schon mal das I-Phone als Platzhalter nutzen. Dann holst du dir an einem der Imbissstände sein Mahl.

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Bei „Hawker Chan“ aber ist das anders, weil Chef Chan Hong Meng im Herbst 2016 in sein eigenes Restaurant am Rande von Chinatown umgezogen ist. Es ist klein, zu klein für den Andrang. Zur Mittagszeit warten Gäste schon mal zwei bis drei Stunden, in schwächeren Zeiten immer noch eine Stunde. Sie können immerhin schon mal die Karte studieren. Drinnen wartet dann ein Terminal auf die Kunden, bei dem der Gast sieht, was er bestellen kann. Wer bezahlt hat, bekommt einen Pieper und setzt sich in Warteposition. Und wenn es piept, geht’s zurück an die Theke, um das Tablett abzuholen.

„Hawker Chan“: Essen mit Splastikbesteck

Und was gibt es? Natürlich und zuallererst das Soya Sauce Chicken Rice – für noch nicht einmal (umgerechnet) drei Euro. Die mit Soja-Soße glacierte Hühnerkeule ist außen knusprig und innen saftig. Nicht unbedingt raffiniert, aber gekonnt gemacht, wenn man die Räuchernote der hausgemachten Soja-Soße goutiert, die fünf Stunden lang köchelt.

Mit klassischen europäischen Sterne-Restaurants ist das „Hawker Chan“ nur schwer vergleichbar. Ihr Essen holen sich die Gäste zum Beispiel an der großen Theke

Mit klassischen europäischen Sterne-Restaurants ist das „Hawker Chan“ nur schwer vergleichbar. Ihr Essen holen sich die Gäste zum Beispiel an der großen Theke

Im „Hawker Chan“ gibt es übrigens nur Plastikgabel und Plastiklöffel, das Fleisch dagegen ist nicht entbeint – aber mit einem Beil splitterfrei zerteilt. Es gibt etwa dreierlei Schweinefleisch: glasiert, lackiert und als knuspriger Bauch. Handwerk in bester Tradition (und für sieben Euro unschlagbar günstig). Das teuerste Gericht ist ein ganzes Hühnchen (16 Euro), es gibt eine köstliche Wonton-Suppe und für Vegetarier auch Thai-Style-Tofu.

Interessant ist auch das mit zwei Sternen beglückte „Shisen Hanten“ im renommierten Mandarin Oriental Hotel an der Orchard Street, der Luxus-Shopping-Meile von Singapur. Hier wird chinesische Szechuan-Küche mit französischem Akzent serviert. Dann gibt es als Gruß aus der Küche schon mal eine Art Panna cotta von Foie Gras. Und besonders stolz ist das Restaurant auf die Foie Gras Chawanmushi mit Crab-Roe-Soup.

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Die Mitesser an meinem Tisch, eine Gruppe schreibender europäischer Genussexperten, ist begeistert; mir kommt das eher vor wie eine luxuriöse Methode, Gänsestopfleber zu entwerten: keine Konsistenz, kaum Eigengeschmack, der Eierstich (Chawanmushi) dominiert. Das kalte gedämpfte Hühnchen mit Qualle ist da schon raffinierter, wenn auch mit Essstäbchen recht fies zu essen. Was auch für die herausgebackenen großen Shrimps in sehr würziger Soße gilt. 

In der Spitzengastronomie zahlst du in Singapur Preise, die denen in Deutschland vergleichbar sind, dafür sind Weine (deutlich) und Bier (etwas) teurer. Wer sich in dieser Genussmetropole bodenständiger beköstigen lässt, kommt deutlich preiswerter davon. Kein Wunder, dass die meisten Einheimischen morgens, mittags und abends außer Haus essen. Falls sie nicht etwas Fertiges mitnehmen.

Das Zauberwort heißt „Chicken-Curry“

Jindran Suhail, unser Stadtguide, dem das Essen sichtlich Spaß macht, erklärt uns die Mentalität seiner Landsleute, die zwei Hauptthemen kennen: Essen und Einkaufen, Ersteres sei ihre Leidenschaft, Zweiteres ihre Besessenheit.
Als Mantra bei der Nahrungsaufnahme gilt dabei das Stichwort Chicken-Curry. Falls ein Singapurer in Ohnmacht fällt, soll ihn dieses verheißungsvoll ins Ohr geflüsterte Zauberwort sofort wiedererwecken.

Trotzdem ist kulinarisch nicht alles automatisch gut in dieser Metropole. Am Hintereingang des Buddha-„Zahntempels“ am Rand von Chinatown kannst du Eis im Brot erstehen: Eine Eisschnitte in einer zusammengeklappten laschen Toastbrotscheibe! Es gibt 63 Mc Donald’s (Stand November 2016) und eine kleine deutsche „Brotzeit“-Kette. Weit mehr als 100 Starbucks warten auf Kunden, aber eben auch genügend Kaffeeläden, wo die Gäste einen tiefschwarzen und spottbilligen „Kofi“ mit sündhaft-süßem Gebäck verzehrt. Nicht zu vergessen die Gelegenheiten, eine traditionelle Teezeremonie mitzuerleben.

Es gibt in Singapur natürlich Chinesisches in allen Varianten und Indonesisches in allen Schärfegraden. Am spannendsten aber ist die Nonya-Cuisine der Peranakans. Die sind Nachfahren früher chinesischer Einwanderer, die sich mit den Einwohnern Malaysias verbunden haben. Entstanden ist eine hochinteressante Mischkultur mit einer ganz eigenen Küche.

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Im Restaurant „Candlenut“ serviert der junge Küchenchef Malcolm Lee, was er nach seiner eigenen Aussage „bei Mutter und Großmutter gelernt hat“. Das passt zu einer Küche, die nach dem alten Malai-Wort für eine ehrenwerte Frau benannt ist. Was Lee serviert, ist sehr, sehr verfeinert. Ein Menü aus vier kleinsten Vorspeisen, einer grandiosen Suppe, fünf Hauptgerichten und drei Desserts ist entwaffnend gut.

Der sehr eigene, für diese Küche aber typischen Geschmack der Buah-Keluak-„Nuss“ ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber wenn Malcolm Lee die Eiscreme aus dieser Frucht des Pangi-Baums mit Kaffee ausbalanciert oder als Vorspeise mit Zunge vom Wagyu-Beef kombiniert, eröffnen sich Geschmacksentdeckungen. Und seine Pong-Tahau-Soup mit Bällchen aus den sündhaft teuren galicischen Carabineros (rote Riesengarnelen) ist schlicht eine Sensation. 

Küchenerlebnisse wie im „Candlenut“ sind ein guter Grund, in Singapur einen Stopover einzulegen, auch wenn du weiter nach Australien oder Bali will. Und in zwei, drei Jahren kannst du wiederkommen, um zu prüfen, ob hier dann vielleicht der gewiss verdiente zweite Michelin-Stern strahlt.

Singapur: Tipps zur Reise

Anreise: Als großes Drehkreuz im Fernen Osten ist Singapur mit vielen großen Airlines zu erreichen. Singapore Airlines fliegt zum Beispiel direkt ab Frankfurt am Main, München und Düsseldorf. Bei einer Flugdauer von rund zwölf Stunden sollten Reisende das Buchen der deutlich bequemeren Premium Economy Class erwägen. Der örtliche Changi-Airport wird regelmäßig in Umfragen auf Spitzenplätze gehoben. 

Beste Reisezeit: Die Temperaturen am Tag liegen ganzjährig meist um die 30 Grad Celsius, abends um 25 Grad. Tägliche kurze Regenschauer sind eher die Regel, in der Monsunzeit häufiger und heftiger. Die Einheimischen benennen vier Jahreszeiten: heiß, sehr heiß, schwül und sehr schwül.

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Einreise: Deutsche benötigen einen mindestens noch sechs Monate gültigen Reisepass.

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