Kambodscha: Tourismus als Chance abseits des Trubels
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Das Smiling Gecko ist eine kleine Welt für sich: Zu dem Gelände gehören außer dem Farmhouse Resort & Spa (vorn rechts) auch Orte wie die Schreinerei, die Fischzucht und die Wohnquartiere der Farmfamilien.
© Quelle: Manuel Behrens
Eine goldene Statue auf dem Felsen des Tempelbergs verabschiedet die untergehende Sonne. Der Abendhimmel leuchtet in Rot, Orange, Gelb, Pink und Blau. Klosteranlagen, wie auf diesem Berg, stechen immer wieder aus dem kambodschanischen Flachland hervor.
Die goldenen Pagoden und Statuen sind prachtvolle Farbtupfer in einem schier endlosen Reisfeldermeer, das nur von ruckeligen Feldwegen unterbrochen wird.
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Von der Pagode am Tempelberg bietet sich eine wunderschöne Aussicht – vor allem zum Sonnenuntergang.
© Quelle: Manuel Behrens
Wer aus der gerade mal 100 Kilometer südöstlich gelegenen Hauptstadt Phnom Penh anreist, wird kaum einen Wald oder eine unbestellte Wiese zu sehen bekommen. Und das, obwohl sich die Siedlungen mit den traditionellen Stelzenhäusern bald lichten. Denn ein Großteil der kambodschanischen Natur wurde in den Siebzigerjahren ebenso zum Opfer der Schreckensherrschaft der Roten Khmer wie seine Menschen.
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Mean Bora ist einer der Zeitzeugen
Was sich in dieser Zeit in Kambodscha zugetragen hat, musste Mean Bora als junger Mann erfahren. Er hat den Genozid unter der Herrschaft der Roten Khmer und Diktator Pol Pot zwischen 1970 und 1975 mit erlebt und überlebt. Zwischen 1,7 bis 2,2 Millionen Menschen wurden getötet oder kamen ums Leben.
Stadtbewohnerinnen und -bewohner wurden aufs Land deportiert, um – ohne jegliches Vorwissen – Landwirtschaft zu betreiben. Kambodschas Elite wurde nahezu vollständig eliminiert. Eine Brille zu tragen reichte, um als vermeintlich Intellektueller identifiziert zu werden.
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Reiseleiter Mean Bora: Er überlegte den Genozid der Roten Khmer, studiert in Leipzig und brachte sein Wissen über Landwirtschaft zurück nach Kambodscha.
© Quelle: Manuel Behrens
Fremdenführer ist auch Landwirt
Heute ist Bora 62 und Fremdenführer in Teilzeit. Kurz nach dem Ende der Roten Khmer verließ er selbst sein Land – um es zu retten. Mit einem Stipendium und ohne jegliche Deutschkenntnisse kam er an die Universität Leipzig. Er hatte einen klaren Auftrag: „Ich sollte alles lernen, was es zu Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft zu lernen gibt.“
Während er studierte, hungerte sein Volk. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs kehrte er 1990 zurück. Bis heute arbeitet er als Landwirt und gibt sein Wissen weiter. Denn die Probleme der Vergangenheit halten das Land der Khmer bis heute fest in ihrem Griff.
Schweizer Fotograf will Entwicklung vorantreiben
Hunger, Analphabetismus, Einsamkeit, Krankheit – die verschiedenen Ausprägungen von Armut hat auch der Schweizer Fotograf Hannes Schmid kennengelernt. Das Leben und die Bilder des 76-Jährigen füllen ganze Bücher. In Kurzform: Schmid lebte mit indigenen Stämmen in Indonesien, er begleitete Rockbands wie AC/DC, Queen und Motörhead. Schmid fotografierte die weltbekannte Werbekampagne eines großen Tabakkonzerns (es geht um Cowboys in den Weiten der amerikanischen Natur).
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Hannes Schmid wurde als Fotograf weltberühmt. Mit dem Smiling Gecko will er nachhaltigen Tourismus nach Kambodscha bringen.
© Quelle: Manuel Behrens
Bislang zog der mittlerweile 76-Jährige nach seinen Aufträgen immer weiter. In Kambodscha ist er geblieben. Einige Kilometer vom Tempelberg entfernt zeigt Schmid, wie sich Urlaub und Fortschritt in einem der ärmsten Länder Asiens vereinbaren lassen. Im vermeintlichen Nichts, 60 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Phnom Penh, hat der Fotograf mit Investoren sowie Einheimischen das Projekt Smiling Gecko wortwörtlich aus dem Boden gestampft.
Smiling Gecko soll Einheimischen helfen
Das Gecko ist ein autarkes Dorf, in dem sich die Menschen selbst ausbilden: Kinder aus umliegenden Siedlungen erhalten hier Bildung, die sie an staatlichen Einrichtungen wahrscheinlich nicht erhalten würden. Junge Menschen können hier Ausbildungen abschließen – in der Schreinerei, der Bäckerei, der Metzgerei, dem Restaurant, auf den Gemüsefeldern, bei der Fischzucht oder vielem mehr.
Zeitgleich bietet das Smiling Gecko Touristinnen und Touristen die Möglichlichkeit für eine besondere Verschnaufpause. Kein Smog, kein Verkehrshupen – es gibt hier überhaupt gar keinen Verkehr –, keine Straßenstände, keine Stadt. In den Morgenstunden weckt ein Chor aus Hähnen aus der benachbarten Zucht die Gäste in ihren Stelzenhäusern. Es gibt einen Salzwasserpool, Spa-Anlagen und traditionelle Gerichte der Khmer-Küche.
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Im Smiling-Gecko-Ressort in Kambodscha wohnen Reisende in traditionellen Stelzenhäusern, die in der eigenen Schreinerei hergestellt und gebaut werden.
© Quelle: Manuel Behrens
DER Touristik Foundation fördert Projekt
Gecko-Gründer Schmid strotzt trotz schwerer Krankheit vor Energie. „Ich habe keine Zeit mehr, aber eine große Aufgabe“, sagt er. Sein Traum ist, dass sich das Farmhouse möglichst bald von selbst finanziert. Corona und die strikten Lockdowns in Südostasien haben die gesamte Tourismusbranche zum Erliegen gebracht. Seit 2019 unterstützt die DER Touristik Foundation das Projekt. Die Förderung ermöglichte bislang die Ausbildung von zehn Fachkräften.
Trotzdem hat das Projekt seit seiner Gründung 2014 erstaunliche Biografien hervorgebracht. Wie die von Mariya Un Noun. Die 33-Jährige ist Chefköchin im Restaurant des Smiling Gecko. Nur drei Jahre konnte sie eine Schule besuchen, bevor sie als Zwölfjährige für eine chinesische Familie als Hausmädchen dienen musste. Danach arbeitete sie in einer der vielen Textilfabriken.
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Mariya Un Noun hat als Heranwachsende in einer chinesischen Textilfabrik gearbeitet. Heute ist sie Chefköchin im Smiling Gecko.
© Quelle: Manuel Behrens
Neue Aufgabe – neues Selbstbewusstsein
Inzwischen hat sie dem Label „Made in Cambodia“ ihren eigenen Stempel aufgedrückt: Als erster Mensch des Landes ist sie vom Restaurantführer „Gault-Milllau“ für eine Auszeichnung nominiert.
Auf ihrem Weg hat die 33-Jährige ein kraftvolles Selbstbewusstsein entwickelt, das auch für das gesamte Gecko gilt und vielleicht auch für die Zukunft des Landes. „Ich bin nicht mehr das Mädchen aus der Textilfabrik“, sagt Mariya. In ihrer Kindheit habe sie nie jemand nach ihren Träumen gefragt. „Jetzt fange ich an, mein eigenes Leben zu leben.“
Tipps für deine Reise nach Kambodscha
Anreise: Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh ist über Hanoi (Vietnam) oder Bangkok (Thailand) erreichbar.
Einreise: Für Kambodscha wird ein Visum benötigt. Die Ausstellung ist bei der Einreise möglich oder vorab elektronisch.
go-cambodia-online.com/de/
Beste Reisezeit: Empfohlen werden die Monate von Oktober bis Ende März, dann herrscht Trockenzeit – auch, wenn diese durch den Klimawandel schwerer vorauszusagen ist. Warm ist es grundsätzlich das ganze Jahr über, vor allem im April kann es aber deutlich heißer werden. Im September fällt am meisten Niederschlag.
Rundreise: DER Touristik bietet bei seiner sechstägigen Privatreise „Kambodschas Schätze“ auch den Besuch des Hilfsprojektes Smiling Gecko an. Weitere Highlights der Reise sind ein Besuch des Weltkulturerbes Angkor Wat und der Künstlerstadt Battambang. Die Reise mit deutschsprachiger Reiseleitung im klimatisierten Auto ist ab 2145 Euro pro Person im Doppelzimmer buchbar (inklusive Flug mit Vietnam Airlines).
Die Reise wurde unterstützt von DER Touristik. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.
Reisereporter