Bhutan: Ein Königreich, in dem Glück wichtiger ist als Geld
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Wer in Bhutan den Tempel „Tigernest“ besuchen will, muss einen Wanderweg nehmen und die Kamera draußen abgeben.
© Quelle: imago images/Westend61
Bhutan öffnet sich erst seit wenigen Jahren der Welt, ganz langsam und behutsam. Denn die kulturellen Schätze und fast unberührten Landschaften sollen vom Massentourismus verschont bleiben. Nepal und Indien gelten hier als Negativschablonen. Deshalb ist der Tourismus streng reglementiert, und eine Reise ist teuer.
Neben der Einreisegebühr von 40 US-Dollar sowie den Kosten für Unterkunft und Verpflegung müssen Reisende seit Herbst 2022 eine „Gebühr für nachhaltige Entwicklung“ zahlen, teilt das Tourismusministerium des Bhutan mit. Und die beträgt 200 US-Dollar – pro Tag! Außerdem sind Reisen nur mit einem persönlichen Tourguide möglich, der auch bezahlt werden muss.
In unserem 360-Grad-Video entführen wir dich in ein Land, das nicht viele Menschen vor dir gesehen haben. Denn:
Video: Was Bhutan als Reiseziel auszeichnet
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Bhutan: Umweltschutz in der Verfassung verankert
Der Naturschutz ist in Bhutan Teil der Verfassung: Ein Gesetz schreibt vor, dass etwa 60 Prozent der Landesfläche von Wald bedeckt sein müssen. Wilder Bauwut ist damit also schon von vornherein eine Grenze gesetzt. Und auch beim Bau selbst gibt es Vorschriften: Neue Häuser sollen dem traditionellen Look entsprechen, Hochhäuser wirst du hier nicht finden.
Auf dem Land siehst du schnell: Das Leben der Bauern ist sehr einfach. Aber der Erzählung, die Bhutaner seien die glücklichsten Menschen der Welt, wirst du schnell Glauben schenken, wenn du ein paar Nächte mit deinen Gastgebern in einem Bauernhaus verbringst. Als Gast wirst du das größte und schönste Zimmer im Haus bekommen. Nur fließend Wasser und Heizung gibt es nicht. Dafür aber alle Bettdecken für dich, die die Gastgeber zur Verfügung haben.
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Im Phobjika-Tal in Zentralbhutan sind die Highlights die berühmten tibetanischen Schwarzhalskraniche.
© Quelle: Christiane Wittenbecher
Viele Bauern betreiben Landwirtschaft ganz ohne Maschinen. In Regionen wie dem Phobjika-Tal in Zentralbhutan sind die Highlights nicht Kino oder Konzerte, sondern die berühmten tibetanischen Schwarzhalskraniche. Auf die wartet man im Herbst schon ganz sehnsüchtig.
Etwas, das dir überall begegnen wird, sind die bunten buddhistischen Gebetsfahnen. Sie sind mit vielen kleinen Mantras bedruckt. Der Wind soll sie zu allen fühlenden Wesen hinaustragen und ihnen Glück bringen. Je ausgeblichener eine Gebetsfahne, desto besser also.
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Je ausgeblichener eine Gebetsfahne, desto besser.
© Quelle: Christiane Wittenbecher
Bunte Phallus-Symbole überall
Bei dieser Entdeckung müssen westliche Touristen meist kichern: An vielen Hausfassaden finden sich witzige Phallussymbole. Manchmal auch mit lustigen Gesichtern und bunten Schleifen. In allen möglichen Varianten, meist finden sich auf einer Wand gleich mehrere in verschiedenen Größen.
Der Tour-Guide, der das Gekicher nicht wirklich versteht, erklärt es so: „Diese Zeichnungen haben nicht unbedingt etwas mit Sexualität zu tun. Sie sollen vielmehr die Bewohner davor beschützen, dass über sie schlecht geredet wird.“
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An vielen Hausfassaden finden Phallussymbole.
© Quelle: Christiane Wittenbecher
Die Verbindungswege von der Hauptstadt im Westen Richtung Zentralbhutan werden gerade umfassend erneuert. Sogar eine Inlandsfluglinie gibt es seit Kurzem. Gerade in der Hauptstadt Thimphu nimmt der Autoverkehr immer mehr zu. Eine neue Entwicklung, der der Straßenbau noch etwas hinterherhinkt.
Das Schöne ist aber: Thimphu ist die einzige Hauptstadt der Welt, in der es (noch) keine Ampel gibt. Auf den Verkehrsinseln in Kreisverkehren stehen deshalb uniformierte Männer, die den Verkehr regeln. Ihre Bewegungen sind so grazil und eigen, dass es eher wie ein Tanz anmutet.
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Auf den Verkehrsinseln in Kreisverkehren stehen uniformierte Männer, die den Verkehr regeln.
© Quelle: Christiane Wittenbecher
Angst vor „Westvergiftung“
Einige Bewohner sehen die Modernisierung und Öffnung des Landes allerdings auch kritisch. So sagt der Touristenführer Tashi Peylang Lhendup, der Tourismus führe dazu, dass die Kultur verwässert werde.
Er sagt: „Unsere Tourismuspolitik ist sehr gut. Wir ermuntern nicht gerade viele Leute, hierherzukommen. So verhindern wir eine Westvergiftung.“ Er befürchtet, dass die Moderne zu Gewalt und Verbrechen führen und dass die Lücke zwischen Arm und Reich sich vergrößern könnte.
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Blick auf das Himalaya-Gebirge – das kleine Königreich Bhutan befindet sich im östlichen Bereich der Berge.
© Quelle: Christiane Wittenbecher
Eine echte bhutanische Tradition lässt sich aber auch in der Hauptstadt noch gut beobachten. Was bei uns der Fußball ist, ist hier das Bogenschießen. Zwei Gruppen treten gegeneinander an und müssen die Zielscheibe im gegnerischen Feld treffen. Auch wer die Regeln nicht gleich versteht, hat hier wirklich Spaß beim Zuschauen. Denn die Männer sind in traditionellen Roben gekleidet, den sogenannten Ghos. Und: Die rituellen Jubelchöre der Teams sind der Knaller!
Bhutan: Land des Glücks
Das kleine Königreich im östlichen Himalaya bietet ungemein schöne Schätze. So wie den Tempel „Tigernest“, die heiligste Pilgerstätte des Landes. Wer den Tempel besuchen will, muss einen Wanderweg nehmen und die Kamera draußen abgeben.
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Der Tempel „Tigernest“ ist die heiligste Pilgerstätte des Landes.
© Quelle: Christiane Wittenbecher
Drinnen hat man dafür einen Wunsch frei. Solche magischen Orte gibt es in Bhutan überall. Und jeder Bhutaner kann tolle Legenden dazu erzählen. Bhutan ist ein einzigartiges Reiseziel, nicht nur wegen des Glücks. Denn das findet man nicht in der Ferne, sondern nur in der Tiefe des eigenen Herzens, wie ein bhutanisches Sprichwort sagt.
Reisereporter