Marokko

Essaouira: Ganz entspannt im Wind

In Essaouria ist das Meer zum Greifen nah. Bei Flut kommt es bis zu den Festungsmauern.

In Essaouria ist das Meer zum Greifen nah. Bei Flut kommt es bis zu den Festungsmauern.

Am Himmel balgen sich kreischend ein paar Möwen und immer mehr verliert sich dein Blick in den graugrünen Wellen, von denen jetzt die ersten an die alten Festungsmauern klatschen. Mit einer Wucht und Kraft plötzlich, so groß und stark, dass die Gischt fast bis hoch an die Fenster des Hotels schäumt.

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Das Meer zum Greifen nah. Einschlafen und Aufwachen mit dem Rauschen der Brandung. Unser Zimmer liegt im ersten Stock, kaum fünf Meter über dem Wasser, im Riad Mimouna, einer ehemaligen Mühle in Essaouira an der marokkanischen Atlantik-Küste. Riads – so werden in Marokko Hotels in historischen Gebäuden im Herzen der Altstädte genannt.

Der Ausblick aus dem Hotel Riad Mimouna: ein Traum.

Der Ausblick aus dem Hotel Riad Mimouna: ein Traum.

Von außen wirken sie oft unscheinbar und wenig einladend, doch hast du sie erst einmal betreten, schließt sich der Mund nicht mehr angesichts der orientalischen Pracht, die sich hinter ihren rohen Mauern entfaltet: Innenhöfe mit Palmen, Springbrunnen, Galerien und Glaskuppeln, schwere Kristalllüster, kunstvolle Schnitzereien, Mosaike und mit Marmor ausgelegte Dampfbäder.

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Essaouira ist bekannt für seine Riads. Viele von ihnen sind besonders liebevoll und individuell ausgestattet. Aber genauso bekannt ist Essaouira auch für seinen Wind, der uns – bis auf zwei Tage – die nächste Woche um die Ohren blasen wird. Empfindlich kalt und böig ist er jetzt im Dezember, aber immer noch sehr zur Freude der Kite-Surfer, die sich in der Bucht auf der Südseite der Stadt mit ihren Gleitschirmen auch bei Windstärke 7 über die Wellen jagen lassen.

Kilometerlange breite Sandstrände, kaum Badegäste – und immer Wind: Die ersten, die dieses Surfparadies entdeckten, kamen in den 80er Jahren aus dem spanischen Cádiz und weckten Essaouira aus ihrem Dornröschenschlaf, in den die Stadt Ende des 19. Jahrhunderts gefallen war: Salz, Zucker, Öle, Datteln, Stoffe, aber auch Sklaven – bis dahin war sie wichtigster Handelsplatz am Atlantik.

Spaziergang durch Essaouira 

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Mit dem Niedergang des Karawanenhandels endete auch die Blütezeit dieser alten Hafenstadt. Was blieb, war die über 600 Meter lange Festungsmauer, die Sultan Ben Abdallah vor über 250 Jahren um das alte „Mogador“ errichten ließ, und die auch heute noch die Medina, die Altstadt, umschließt.

Hier, zwischen dem „Bab Doukkala“ und dem „Bab El Minzah“, den beiden größten Stadttoren, lässt sich am besten ahnen, welch geschäftiges Treiben damals zwischen diesen Mauern geherrscht haben muss. Kaum ein Haus in den engen Gassen und Bogengängen, in denen auch heute kein Geschäft, keine Werkstatt, kein Restaurant oder Café zu finden ist. Und sei der Laden oder Friseur-Salon auch manchmal nur drei Quadratmeter groß.

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Kunstvolle Schnitzerei aus Thujaholz

Lederwaren, Silberschmuck, farbenprächtige Teppiche und handgewebte Decken, selbst gestrickte Pullover und Mützen, Schuhe, Kupfer-Lampen, Schmiedearbeiten und immer wieder kunstvolle Schnitzerei aus Thujaholz – das Warenangebot ist verlockend, doch genaues Hinschauen lohnt sich. Denn mit dem Tourismus hat die wachsende Nachfrage nach billigen Souvenirs oft auch die Qualität gedrückt.

Essaouira ist eine Stadt des Handwerks.

Essaouira ist eine Stadt des Handwerks.

Den Händlern und Ladenbesitzern ist es nicht zu verdenken. Auch dass die Ginseng-Wurzeln in den Gewürzständen inzwischen als das „Viagra der Berber“ angepriesen werden. Die Ausflügler, die aus dem rund zwei Autostunden entfernten Marrakesch angekarrt werden, sind oft ihre einzige Einnahmequelle am Tag.

Trotzdem sind die Verkäufer nicht so aufdringlich, wie du das vielleicht in einem orientalischen Basar erwartest. Meist genügt ein freundliches „Non merci“, und sie lassen dich weiterbummeln zum nächsten Geschäft, vorbei an den vielen Katzen, die fast in jedem Hauseingang in der Sonne dösen. 

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Die Katzen sehen gut genährt und selbstbewusst aus. Die wenigen Hunde auf den Straßen gehen ihnen respektvoll aus dem Weg. Und wo es der Katze gut geht, scheint es auch dem Menschen gut zu gehen. Überall nur lächelnde und freundliche Gesichter. Keine Hektik, kein Stress. Kein Lärm selbst im dichtesten Gedränge. Über der Stadt liegt eine entspannte Ruhe, die auch den Schritt des Neuankömmlings schon nach wenigen Stunden automatisch langsamer werden lässt. Laut wird es hier nur, wenn der Muezzin zum Gebet ruft. Oder an diesem Morgen, als ich das Bab Doukkala durchschreite:

Bildhauer, Musiker und Literaten

Gleich neben dem Geldautomaten hat sich eine größere Menschenansammlung gebildet, aus deren Mitte ein kleiner, schielender, bärtiger Mann auf seine Zuhörer einschreit. Um ihn herum stehen nur Männer. Mit ernster Miene und zustimmend nickenden Köpfen. Ein fanatischer Prediger? Ein radikaler Fundamentalist etwa? Vorsichtig schiebe ich mich durch die Menschenmenge – und schäme mich im selben Moment für mein vorschnelles Urteil: Das Buch, das der „Prediger“ in seiner Hand hält, ist kein Koran.

 

Die Seite, die er gerade seinen Zuhörern zeigt, ist der schematische Querschnitt des männlichen Unterleibs. Und was der kleine bärtige Mann mit der überkippenden Stimme ihnen erklären will, ist wohl die Funktion der Prostata … Im Gegensatz zu Casablanca oder Agadir ist Essaouira mit rund 80.000 Einwohnern eher eine „Kleinstadt“. Vielleicht ist das der Hauptgrund dafür, dass das Leben hier so sanft und gemächlich abläuft, genauso wie die Flut, die jeden Morgen und Abend für Stunden die spitze Halbinsel umspült, auf der Essaouira hinaus ins Meer ragt.

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Vielleicht liegt es aber auch an den vielen Künstlern, die hier ihr Atelier aufgeschlagen haben. Über 1.000 sollen es sein, wie uns der Inhaber der Galerie Othello erzählt. Bildhauer, Musiker, Literaten, in der überwiegenden Mehrzahl aber Maler, von denen sich die meisten der Kunst und Bildersprache verschrieben haben, der schwarzen Sklaven, die einst der Sultan zum Bau seiner Festungsmauer hierher verschleppen ließ. Womit wir auch bei deren Musik und Jimmy Hendrix wären, der in Essaouira heute noch so präsent ist wie wohl in keiner anderen Stadt auf der Welt.

Jimi Hendrix – in Essaouira überall präsent

Das Konterfei des 1970 verstorbenen amerikanischen Rockgitarristen begegnet dir in Essaouira auf Schritt und Tritt. Ob auf einem Poster neben dem Mannschaftsfoto von Real Madrid beim Barbier oder als Graffiti an einer Hauswand. Und sein Foto mit Widmung hängt immer noch im Eingang des legendären Fischrestaurants im Hafen, gleich neben alten Schallplatten von Ray Charles und Louis Armstrong. Hendrix kam in den 60er Jahren nach Essaouira. Angeblich, um sich von der Musik der Gnaoua inspirieren zu lassen. Andere sagen, dass es ihm wohl mehr um gutes Haschisch gegangen sei.

 

Aber egal: Die Musik der ehemaligen Sklaven aus dem Sudan, aus Mali, Ghana und dem Senegal zählt heute zu den erfolgreichsten Exportartikeln Marokkos. Ursprünglich gespielt mit einer dreisaitigen Geige, der Ghambri, und einem kastagnettenähnlichen Metallinstrument (Quarqarba), wurde sie inzwischen mit den aktuellen Klängen der modernen Musikszene „fusioniert“, was du auf dem seit 1998 alljährlich stattfindenden Festival in Essaouira hören kannst. Zehntausende strömen dann im Juni auf das Festivalgelände am Hafen, wo die Stars der Szene und Nachwuchsbands ihre vielfältigen Variationen dieser Musik präsentieren.

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Festival am Hafen

Das ganze Jahr über ist Gnaoua-Musik in vielen Restaurants zu hören. Live oder von der CD. Als musikalische Untermalung beim Abendessen. Sehr zur Freude mancher Gäste. Oder auch nicht.

Und wie bei der Musik sind auch beim Essen die Geschmäcker bekanntlich verschieden. Und – ich muss es gestehen – die „Cuisine Marocaine“, die in den meisten Restaurants in Essaouira angeboten wird, war mir auf die Dauer doch etwas eintönig. Denn auch in den „besseren“ Restaurants wird die Speisekarte hauptsächlich von der beherrscht, die überall auch gleich schmeckt.

 

„Tajine“ ist eigentlich der Name für ein rundes, aus Lehm gebranntes Schmorgefäß, das traditionell auf einem Holzkohlefeuer erhitzt wird, in etwa dem Römertopf vergleichbar. Auf der Speisekarte steht die „Tajine“ für die Gerichte, die darin gegart werden: Zur Auswahl stehen: „Tajine poulet“ (Hähnchen), „Tajine viande“ (Rind oder Lamm), „Tajine poisson“ (Fisch) oder „Tajine légumes“ (Gemüse).

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Wie gesagt: Die Auswahl ist nicht übermäßig groß. Hinzu kommt, dass es die gleichen Fleischspeisen meist dann auch noch als gegrillte „Brochettes“ gibt, also aufgespießt auf Holzstäbchen. Und ob als „Kebab“ oder Tajine“, für meine Zunge waren beide Variationen zwar interessant, aber auch etwas fade gewürzt.

Paradies für Fisch-Liebhaber

Dafür ist Essaouira ein Paradies für den Fisch-Liebhaber. Frischer als hier kann er schwerlich auf den Tisch kommen. Von der Kaimauer, wo die Fischer ihren Tagesfang entladen, sind es nicht einmal hundert Meter zu den Grillständen, wo du die Qual der Wahl hast. Tintenfisch oder Sardine? Languste oder Krebs? Scholle oder Muräne? Rotbarsch oder doch vielleicht nur Krabben? Und das alles zu „demokratischen Preisen“, wie dir strahlend versichert wird. 

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Das stimmt. Eine Portion Sardinen gibt es schon ab 25 Dirham, also rund 2,50 Euro, den Grillteller ab 5 Euro. Trotzdem empfiehlt es sich, vor der Bestellung die Menge und den Preis auszuhandeln, ehe die Verkäufer deinen Hunger überschätzen.

Fisch muss schwimmen. Die Flasche Mineralwasser zum Essen kostet nicht mehr als 1,50 Euro. Doch Wein oder Bier werden hier draußen, im Freien, nicht ausgeschenkt. Alkohol ist in den geschlossenen Restaurants erhältlich. Aber bis auf Bars nur zum Essen und das dann durchaus zu deutschen Preisen.

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Deutschland aber ist an diesem Abend noch weit weg. Über dem Hafen kreisen die Möwen, genüsslich nagen die Katzen an den Fischabfällen, die ihnen die Fischer überlassen haben. Und langsam setzt wieder die Flut ein. Sanft und gemächlich wie das Leben hier.

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