Safarireise nach Kenia: Erlebe die Stärke der Löwen
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Wenn der Löwe vorbei will, müssen die Safariautos Platz machen. Dieses männliche Tier hat sich gerade den Bauch vollgeschlagen.
© Quelle: Geißler
Der Löwe fixiert mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen, mit geschmeidigen Schritten kommt er auf den Geländewagen meiner Safarigruppe zu. So nah, dass sein Körper beinahe die Motorhaube streift. Plötzlich sprintet er los, in Richtung eines Büffel-Kadavers, an dem sich eine Hyäne und ein Geier zu schaffen machen. An seiner Beute.
Der Löwe schnappt nach der Hyäne, die sich ängstlich bellend verzieht, mit einem Brüllen treibt er auch den Geier in die Flucht. Dann legt sich der Löwe neben den Kadaver – an dem hatte er sich bereits einige Zeit vorher satt gegessen. Ich atme durch: keine Gefahr. Hier ging es nicht um Hunger. Es ging nur um eines: Stärke beweisen.
Der Löwe als Spiegelbild der Massai
Das macht den Löwen zu einem Spiegelbild der Massai – Namensgeber für das tierreichste Reservat Kenias, der Masai Mara. Stärke zählt auch bei ihnen zu den wichtigsten Eigenschaften. Die Männer müssen ihre bei zahlreichen Zeremonien und Ritualen immer wieder unter Beweis stellen:
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Bei der Beschneidung dürfen sie nicht mit der Wimper zucken. Beim traditionellen Tanz Adumu müssen sie so hoch wie möglich springen. Und früher gehörte es für einen jungen Massai zum Mannbarkeitsritual Olamayio dazu, einen Löwen zu töten. Erst danach durfte er heiraten.
Doch die Löwenbestände sind zurückgegangen, heute ist die Jagd in der Masai Mara verboten. „Lebende Löwen sind wertvoller, sie bringen Einnahmen durch den Tourismus – das wissen auch die Massai“, sagt Simon Saitoti, selbst ein Massai und der Leiter der kenianischen Abteilung der Africa Foundation. Die Stiftung entwickelt seit rund 25 Jahren Bildungs- und Gesundheitsprojekte. Zudem hilft sie der Volksgruppe, mit kleinen Betrieben eigenständig vom Tourismus zu profitieren.
Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen Kenias
Der ist eine der wichtigsten Einnahmequellen Kenias und hat, neben der Kolonialzeit, den größten Einfluss auf den Lebensstil der insgesamt 43 dort lebenden Volksgruppen. Die bei Touristen wohl bekannteste sind die Massai. Früher waren sie Nomaden – „in den 90er-Jahren haben sie damit aufgehört“, sagt Saitoti.
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Simon Saitoti leitet den kenianischen Ableger der Africa Foundation. Sein Vater William Ole Saitoti kommt immer mal vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.
© Quelle: Geißler
Zunächst wurde ihr Stammesgebiet während der Zeit als britische Kolonie zwischen 1920 und 1963 durch die Einrichtung von Jagdrevieren und ethnischen Reservaten sowie später dann durch die Nationalparks immer weiter verkleinert.
Das Leben als reines Hirtenvolk – mit Rindern, Schafen und Ziegen als einziger Lebensgrundlage –, es funktioniert heute in dieser Form nicht mehr.
„Manche Elemente unserer Kultur werden mit der Zeit aussterben und vergessen“, sagt Saitoti. „Aber wir werden immer die Kühe nutzen. Und die rote Farbe der Gewänder wird nie verschwinden, sie ist so etwas wie der Pass der Massai.“
Und der Tourismus ist für die Massai auf der anderen Seite auch eine gute Möglichkeit, mehr Geld zu verdienen. Einige Dörfer sind zur Touristenattraktion geworden. Doch die Frauen verkaufen nicht mehr nur handgefertigten traditionellen Schmuck an Urlauber. Die Dörfer Kipas und Ndorobo etwa haben sich mithilfe der Africa Foundation Bienenstöcke angeschafft. Den Honig verkaufen sie an die Lodges von And Beyond in der Masai Mara. Der südafrikanische Luxussafari-Veranstalter und die Stiftung arbeiten zusammen.
Die Kultur der Massai ist im Umbruch
Simon Saitoti vereint diese beiden Welten, den Tourismus und das traditionelle Leben in den Massai-Gemeinden. Zu Hause ist der 33-Jährige am Rande der Masai Mara, er lebt mit Dutzenden Rindern, Frau, Kindern, seiner Mutter und seinen Brüdern in einem kleinen Dorf.
Der Vater lebt mit seinen zwei anderen Frauen ein Dorf weiter. „Als ich umziehen wollte, hat er mir einen Platz zugewiesen“, erzählt Saitotis. Und dann fragte der Vater die Mutter sowie die Brüder: „Wollt ihr bei mir bleiben oder mit Simon gehen?“ Sie gingen mit Simon, und der erbte damit die große Verantwortung, musste jedem ein Haus bauen und für alle sorgen. Zu Hause im Dorf trägt er das traditionelle Massai-Gewand.
Doch für das Arbeitsleben tauscht er es gegen Hemd, Stoffhose und Boots. Das spielt sich größtenteils im Umfeld der And-Beyond-Touristenunterkünfte ab, in denen Touristen Luxus mitten in der kenianischen Savanne erleben. Bei einem Sundowner auf der privaten Terrasse oder im Pool, wo sie den Blick über die 1.510 Quadratkilometer große Masai Mara genießen. Die scheinbar endlose Weite, gesprenkelt mit einzeln stehenden Bäumen. Das brachte ihr den zweiten Namensteil „Mara“ ein, was in der von den Massai gesprochenen Maa-Sprache „gepunktet“ heißt.
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In der Masai Mara wurden Teile von „Jenseits von Afrika“ gedreht. Der Film basiert auf der Geschichte von Karen Blixen.
© Quelle: Geißler
In dieser Landschaft wurden Teile des Klassikers „Jenseits von Afrika“, mit Meryl Streep und Robert Redford in den Hauptrollen, gedreht. Er basiert auf der Biografie von Karen Blixen, die aus Dänemark kam und in Kenia eine Kaffeeplantage aufbaute, fasziniert von den Menschen, der Landschaft und den wilden Tieren in der Savanne.
Die sind heute noch der Hauptgrund für die meisten Kenia-Reisenden. Ihr Highlight ist es, die Big Five vor die Kamera zu bekommen: Löwe, Elefant, Nashorn, Büffel und Leopard. Möglichkeiten gibt es genug in Kenias tierreichstem Reservat bei Game Drives, einer Walking Safari, einer Ballonfahrt und mit etwas Glück sogar beim Lunch auf der Lodge-Terrasse in einem Sessel im Kolonialstil.
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Ein ganz besonderer Anblick: Gleich zwei von insgesamt nur 14 schwarzen Nashörnern in der Masai Mara.
© Quelle: Geißler
Bei diesem Ausblick gibt Simon Saitoti den Gästen einen Einblick in seine Arbeit und in aktuelle Projekte der Africa Foundation. So zum Beispiel die Saparingo-Grundschule, die von rund 200 Kindern aus den umliegenden Dörfern besucht wird.
Die Saparingo-Grundschule ist noch im Aufbau
Gefördert wird das Projekt durch Spendengelder sowie einen Teil der Einnahmen der Lodges von And Beyond. 2006 wurde das erste Gebäude auf dem fünf Hektar großen Stück Land fertiggestellt, aktuell laufen die Arbeiten für einen großen Speisesaal und einen Schlafblock für die Jungen. Für die Mädchen gibt es bereits einen. Sie lernen hier gemeinsam – heute ist das selbstverständlich, lange war es das nicht.
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Ein Klassenraum in der Saparingo-Grundschule – insgesamt besuchen sie rund 200 Schülerinnen und Schüler.
© Quelle: Geißler
„Meine Mutter ist nicht zur Schule gegangen“, sagt Esther Baridi, Managerin des Bateleur-Camps – eines von zweien, die And Beyond in der Masai Mara betreibt. Sie ist eine Taita und stammt aus der südöstlichen Küstenregion Kenias – „unser Volk lebt noch sehr traditionell“, erzählt sie. Im Gegensatz zu anderen Familien hätten sich ihre Eltern aber dafür eingesetzt, dass alle zehn Kinder, auch die drei Töchter, zur Schule gehen. „Sie haben uns wertgeschätzt, nur deswegen konnte ich es so weit bringen.“
Auch ihr Großvater habe sie immer unterstützt, sagt Baridi. „Er hat mich gefragt: Was willst du später mal machen? Und ich wusste schon immer, dass ich einen Beruf möchte, in dem ich mich um Menschen kümmern kann. Zur Wahl standen Krankenhaus oder das Hotelgewerbe.“
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Esther Baridi managt das Bateleur Camp seit zehn Jahren. Sie hatte es als Frau zunächst nicht leicht, vom überwiegend männlichen Team als Chefin respektiert zu werden.
© Quelle: Geißler
Um dort Fuß zu fassen, ging Baridi nach der Grundschule zunächst auf die weiterführende – der Mädchenanteil wurde geringer. „Und am Utalii College in Nairobi waren außer mir dann nur noch wenige Frauen“, erinnert sich Baridi. Doch sie zog ihr Ding durch, kämpfte für ihren Traumjob – und nach zwei Einstiegsjobs kam im Jahr 2008 ein Anruf: „Wir suchen eine weibliche Camp-Managerin, haben Sie Lust?“ Baridi hatte.
Nach einem Jahr als Leiterin im Service erhielt sie die Beförderung – und managt seitdem nicht nur die Luxuslodges mit acht Zelten und Restaurant, sondern auch einen Betrieb, in dem 14 verschiedene Volksgruppen arbeiten und zumeist Männer.
„Zu Anfang war es nicht einfach für mich als Frau, nicht alle haben mich als Chefin respektiert. Aber ich war immer fair und ehrlich, habe Kritik offen geäußert. Das hat mir mit der Zeit Respekt eingebracht. Du musst stark sein als Frau in Kenia.“ Stark wie eine Löwin…
Tipps für deine Reise nach Kenia
Reisezeit: Von Juli bis Oktober findet die große Wanderung der Gnus aus der Serengeti statt. Gut geeignet sind auch Januar und Februar, die Regenzeit von März bis Mai ist für Safaris eher ungünstig, denn hohes Gras kann die Sicht behindern und einige Camps sind geschlossen.
Gesundheit und Einreise: Malariaprophylaxe und die Hepatitisimpfung werden empfohlen, eine Gelbfieberimpfung ist bei direkter Einreise aus Europa nicht nötig, wird aber nach Zwischenlandungen (beispielsweise in Addis Abeba und Daressalam) verlangt. Die Einfuhr und Nutzung von Plastiktüten ist in Kenia seit August 2017 verboten – bei Zuwiderhandlung drohen hohe Geldbußen.
Anreise: Nairobi und Mombasa werden von Deutschland aus direkt oder mit Zwischenhalt angeflogen. Von dort geht es per Flugzeug oder Auto weiter in den Masai-Mara-Park.
Diese Reise wurde unterstützt von And Beyond und Karibu Safaris. Über den Inhalt entscheidet allein die Redaktion.
Reisereporter