Kapverden

Kapverden: Die Inseln der Glückseligkeit

Sonnenuntergang am Strand in Santa Maria – Romantik pur.

Sonnenuntergang am Strand in Santa Maria – Romantik pur.

„Das hier“, sagt Paolo Teixeira mit einem breiten Lächeln und macht eine kunstvolle Pause, „ist die Route 66.“ Er deutet mit weit ausgebreiteten Armen auf die schnurgerade asphaltierte Straße, auf der er den Geländewagen abrupt gebremst hat. Rechts und links von der Sonne verbrannte Erde mit tiefen Rissen, vor uns ein erodierter Vulkanschlot – und mittendrin jene einsame Straße, auf der wir stehen. „Die Route 66 heißt aber nicht so, weil sie wie die US-Version aussieht“, setzt der Guide erklärend hinterher, „sondern weil sie exakt 6,6 Kilometer lang ist.“

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Inselgruppe liegt vor der afrikanischen Westküste

Humor ist eine Eigenschaft, die man an vielen Orten der Kapverdischen Inseln findet. Die Inselgruppe liegt etwa 570 Kilometer vor der afrikanischen Westküste im Atlantik. Sie besteht aus 15 Inseln, von denen neun bewohnt sind – mit etwa 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Kapverdier und Kapverdierinnen gelten als aufgeschlossen, kreativ und humorvoll, das merkt man nicht nur an lustigen Namen für Straßen, sondern auch an der Geschichte mancher Insel.

Zum Beispiel auf Boa Vista. Als hier vor 40 Jahren das spanische Frachtschiff „Santa Maria“ vor der Küste auflief, reagierten die Inselbewohnerinnen und Inselbewohner blitzschnell: Sie brauchten gerade mal eine Stunde, bis sie die komplette Ladung an Land gebracht hatten. Die Bevölkerung konnte sich ein Jahr lang von der Fracht ernähren.

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An der Boa Esperança im Norden der Insel Boa Vista ist das Wrack des Frachtschiffes „Santa Maria“ eine Attraktion.

An der Boa Esperança im Norden der Insel Boa Vista ist das Wrack des Frachtschiffes „Santa Maria“ eine Attraktion.

Dabei ist die „Santa Maria“ nicht das erste Schiff, das hier strandete. Im Lauf der Jahrhunderte sind rund 120 Schiffe zerschellt. Die Theorien darüber, warum es so viele waren, sind wild – und wieder humorvoll. Die einen beharren auf kosmischen Kräften: Der höchste Berg der Insel, der Monte Estância, galt lange als magnethaltig und schien Schiffe anzuziehen. Andere vermuten schlechte Seekarten.

Die lustigste Theorie dreht sich um die Insulaner: Noch heute behaupten viele, dass die Bewohner von Boa Vista die Lichter in den Leuchttürmen ausschalteten und Lampen an die Schwänze von Ziegen banden. Weil die dann aufgescheucht am Strand entlangrannten, hatten die Schiffe keinen Fixpunkt mehr, verloren die Orientierung – und kenterten.

Von Juli bis September legen Schildkröten ihre Eier auf Boa Vista ab. Ganzjährig sind die Tiere als Souvenir aus Ton in der Töpferei des Dorfes Rabil erhältlich.

Von Juli bis September legen Schildkröten ihre Eier auf Boa Vista ab. Ganzjährig sind die Tiere als Souvenir aus Ton in der Töpferei des Dorfes Rabil erhältlich.

Kapverden gelten als besonders aufgeschlossen

Die Kapverden sind eines der kleinsten Länder der Welt, mit einer Fläche von nur 4033 Quadratkilometern dafür aber groß im Kommen. Der Tourismus steckt zwar noch in den Kinderschuhen, hat aber Potenzial. Die Vereinten Nationen (UN) stuften die Kapverden 2008 von der Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder zu einem Land mit mittlerem Einkommen hoch; auch die US-Organisation Ethic Traveler, die jährlich eine Liste mit den zehn ethisch vertretbarsten Reisezielen der Welt erstellt, zeichnete die Kapverden zweimal aus. Und das ausnahmsweise nicht wegen des Humors der Kapverdier und Kapverdierinnen, sondern wegen ihrer Aufgeschlossenheit: Auf der Inselgruppe gibt es weibliche Ministerposten, Frauen in Führungspositionen, Familien ohne Trauschein – und Homosexualität ist von Gesetzes wegen erlaubt. Für Afrika ist das visionär.

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Jobs im Tourismus sind sehr begehrt

Auf Boa Vista befindet sich der schönste Strand der Kapverdischen Inseln. Im Süden erstreckt sich die Praia de Santa Mónica über mehr als 18 Kilometern. Urlauberinnen und Urlauber spazieren hier völlig einsam über schneeweißen Strand, umgeben von Salzwiesen und Akazien. Zumindest noch. Ein britischer Milliardär kaufte unlängst 15 Kilometer der Küste und verhökert nun Abschnitte an die höchstbietenden Hotelketten.

Wer die Einsamkeit der Insel genießen will, sollte also zeitnah reisen. In wenigen Jahren wird hier eine künstliche Touristenstadt stehen. Das muss nichts Schlechtes sein, die authentische Seite des Küstenabschnittes wird aber so nicht erhalten bleiben. Die Belebung des Tourismus ist für die Kapverdierinnen und Kapverdier jedoch eine gute Nachricht. Das durchschnittliche Monatseinkommen liegt bei 100 Euro, in Tourismusjobs sind es 250 Euro, daher sind diese sehr begehrt.

Portugiesen entdeckten einst die Inselgruppe

Von den 15 Kapverdischen Inseln sind neun bewohnt und zwei touristisch erschlossen: Sal und Boa Vista. Dass die Inseln überhaupt entdeckt wurden, verdanken wir den Portugiesen, die im Jahr 1456 zufällig auf die Inselgruppe stießen. Zuerst sichteten sie Boa Vista, deshalb gaben sie der Insel auch ihren Namen: gute Aussicht.

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Anfangs waren die Pläne für das neu entdeckte Land groß. Die ideale Lage im Drehkreuz zwischen Europa, Amerika und dem Indischen Ozean brachte die Seefahrer auf die Idee, die Kapverden nicht nur als neuen Handelsposten, sondern auch als Exil für politische Häftlinge zu nutzen. Doch im Lauf der Jahrhunderte entwickelte sich eine andere Dynamik.

Freie Bewohner und Sklaven lebten friedlich und selbstverständlich Seite an Seite. So entstand ein spannender Mix der Ethnien und eine neue, kreolische Kultur. Noch heute staunen Urlauberinnen und Urlauber über die gelungene Mischung aus afrikanischer Geschichte und portugiesischem Charme. Kein Wunder: Erst im Jahr 1975 wurden die Kapverden eine unabhängige Republik; zuvor war der Inselstaat portugiesisches Überseegebiet.

Musik spielt auf den Kapverden eine wichtige Rolle, vor allem auf der Insel São Vicente. Mindelo, die zweitgrößte Stadt der Kapverden, zieht mit ihrer Musikszene viele Besucherinnen und Besucher an.

Musik spielt auf den Kapverden eine wichtige Rolle, vor allem auf der Insel São Vicente. Mindelo, die zweitgrößte Stadt der Kapverden, zieht mit ihrer Musikszene viele Besucherinnen und Besucher an.

Das spürt man vor allem, wenn man in die Hauptstädte der Inseln fährt und dort durch die Straßen schlendert. Hier reihen sich afrikanische Shops an portugiesische Läden, und das Einkaufserlebnis könnte nicht unterschiedlicher sein. Während man in den afrikanischen Geschäften permanent angesprochen und zum Kaufen animiert wird, kann man in den portugiesischen Läden stundenlang stöbern. Dafür gibt es hier nur Fixpreise, während andernorts gehandelt werden darf.

Das Motto lautet „No stress, 200 percent happiness“

Wesentlich ist, dass sich die Insulanerinnen und Insulaner gern Zeit lassen, entspannt sind und gern und viel lachen. Denn das Motto der Kapverden lautet „No stress“. Auf Hektik hat hier niemand Lust, deshalb findet man den Leitspruch auch überall auf den Inseln: auf Wände gemalt, auf T‑Shirts und Taschen gedruckt: „No stress, 200 percent happiness“, führt Paolo genauer aus und grinst erneut so breit, dass seine weißen Zähne in der Sonne blitzen.

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Fischfang hat eine lange Tradition

Entspannung und Entschleunigung gehören einfach zu einem Urlaub auf den Kapverden, genauso wie das Nationalgetränk: Pontche ist eine Mischung aus Grog und Zuckerrohrmelasse, die mit Zitrusfrüchten und Nelken verfeinert wird. Auch kulinarisch haben die Inseln viel zu bieten. Fischfang hat eine lange Tradition, deshalb gibt es eine große Auswahl an Fischgerichten, der „catch of the day“, also der Fang des Tages, ist häufig Beef de Atum, ein Thunfischsteak. Typisch sind auch Makrele, Muräne, Hummer, Langusten und viele Krebs- und Muschelarten.

Das eigentliche Nationalgericht ist aber Cachupa, ein Eintopf aus Mais, Bohnen, Fleisch und Fisch. Im Hafen der Inselhauptstädte reihen sich viele kleine Restaurants aneinander, in denen man günstig essen kann. Manchmal fällt allerdings der Strom aus, dann dauert es ein wenig länger, bis das Essen auf den Tellern landet. „No stress“, sagen die Kapverdierinnen und Kapverdier dann wieder und lächeln breit.

Tipps für deine Reise auf die Kapverden

Anreise: Direktflüge nach Boa Vista und Sal gibt es für gewöhnlich mehrfach pro Woche etwa ab Hannover, Stuttgart, Köln/Bonn und Frankfurt am Main. Die Flugzeit beträgt knapp sechs Stunden.

Beste Reisezeit: Die Kapverdischen Inseln zeichnen sich durch ein warmes, ozeanisch geprägtes Klima mit geringen Temperaturunterschieden zwischen Sommer und Winter aus. Mit 350 Sonnentagen im Jahr sind die Inseln eine Ganzjahresdestination. Die schönsten Reisemonate sind November bis Juni.

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Währung: Auf den Inseln sind Escudo de Cabo Verde (CVE) das Zahlungsmittel. Geld zu wechseln ist aber nicht nötig: Auf den touristischen Inseln Sal und Boa Vista ist auch der Euro völlig etabliert.

Reisereporter

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